![]() Foto: Franziskaner Kloster in Hall in Tirol. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Bis zum Jahr 1938 war das Franziskaner Kloster in Hall in Tirol ein herausragendes Zentrum humanistischer Bildung, das seine Studierenden erfolgreich gegen ideologische Einflüsse von rechts immunisierte. Zahlreiche ehemalige Absolventen des Franziskanergymnasiums in Hall traten bereits bei der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 aktiv der NS-Ideologie entgegen. ![]() Foto Studentenkonvikt Leopoldinum in Hall in Tirol. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Nach Hitlers Einmarsch in Österreich im März 1938 durften die Franziskaner in Solbad Hall bis zum 2. Juli 1938 das von ihnen seit fast 150 Jahren betreute Gymnasium weiterführen. Am 28. Juni 1938 forderte der Bürgermeister von Hall, Ing. Bauer, telefonisch, dass Räume des Leopoldinums dem Reichsarbeitsdienst zur Verfügung gestellt werden müssen. Am 20. Juli 1938 wurde das Gymnasium enteignet. Am 3. Oktober 1938 mussten die Schlüssel des Leopoldinums dem Gauleiter-Stellvertreter Edmund Christoph übergeben werden. Am frühen Morgen des 4. Oktober 1938 trug Regens Pater Josef Calasanz Rosenhammer, später Bischof des Apostolischen Vikariates Chiquitos in Bolivien, das Allerheiligste aus der Kapelle des Leopoldinums. Dabei äußerte er sich wie folgt: "Der Herr muss gehen, aber im Triumph wird er wieder einziehen!" Am 1. April 1940 wurde das Franziskaner Missionsmuseum gewaltsam enteignet. Die Aufhebung des Franziskanerklosters in Solbad Hall traf alle Beteiligten völlig unerwartet. Am 30. September 1940 gegen 10 Uhr morgens kam ein Polizeiauto zum Franziskaner Kloster in Solbad Hall. Mehrere Mitglieder der Gestapo aus Innsbruck stiegen aus dem Wagen, begleitet von Stadtarbeitern, die der SS angehörten. Etwa zwölf bis fünfzehn Männer waren beteiligt. Später gesellte sich auch der Bürgermeister Ing. Heinz Bauer hinzu. Frater Andreas Puff war der erste, der mit dieser Gruppe in Kontakt kam. NS-Kommissar Busch erklärte mündlich: "Das Kloster wird aufgrund staatsfeindlicher Aktivitäten beschlagnahmt." Es wurde keine schriftliche Bestätigung für die Schließung vorgelegt. Den Klosterbewohnern wurde mitgeteilt, dass sie das Haus innerhalb von zwei Stunden verlassen müssten. Sie durften nur persönliche Gegenstände mitnehmen, die unter Aufsicht der Gestapo separat verpackt werden mussten. Während die rund 50 Bewohner des Klosters in Solbad Hall ihre wenigen persönlichen Gegenstände zusammenpackten, kam Klostersyndikus Andreas Moser, ein Bauer beim unteren Brock in Solbad Hall den Franziskaner Patres zu Hilfe. Es war keineswegs ungefährlich für mutige Haller dem Kloster beizustehen. Während die Franziskaner ihre Habseligkeiten packten, begann die Gestapo mit dem Raub des Klosters. Die Klosterbibliothek mit rund 25.000 Bänden wurde in das aufgehobene Prämonstratenserstift Wilten gebracht. Die Kirche blieb vorerst geöffnet, aber es gab Pläne, sie nach dem Krieg in eine Turnhalle mit Theaterbühne umzuwandeln. Die Sakristei und das Oratorium sollten als Waschräume für die Jugend dienen. Viele Einrichtungsgegenstände im Kloster und in der Kirche gingen verloren, während Kelche und Patenen im Tresor des Bürgermeisters landeten. "Möbel, Kirchenbänke und das barocke heilige Grab wurden verheizt, aus den kirchlichen Gewändern wurden Theaterkleider geschneidert." ![]() Foto: Innenraum der Franziskaner Kirche in Hall in Tirol. Privatarchiv der Tiroler Franziskaner Provinz Hall in Tirol. Gegen etwa 17 Uhr verließ der letzte traurige Franziskaner das Kloster in Solbad Hall, wobei viele von ihnen beschimpft wurden, ihr Ordensgewand abzulegen. Zahlreiche Franziskanerbrüder fanden Zuflucht bei katholisch gesinnten Menschen in Solbad Hall und der Umgebung. In der Nacht veranstalteten die NS-Schergen im Kloster eine Siegesfeier, bei der Kelche und Hostienschalen geschändet wurden und als Aschenbecher dienten. Die Klosteraufhebung wurde durch eine Hetzversammlung in der Turnhalle in Solbad Hall gerechtfertigt. ![]() Foto Sakristei der Franziskaner Kirche in Hall in Tirol (1945). Privatarchiv der Tiroler Franziskaner Provinz in Hall in Tirol. Prof. Dr. Franz Egger berichtete über die Auflösung des Franziskaner Ordens in Hall in Tirol: „Die Franziskaner Patres, ohne die Hall kaum denkbar ist, wurden zuerst nur aus dem Gymnasium entfernt, das überdies zu einer bloßen Oberschule herabgewürdigt wurde. Im Oktober 1940 endlich nach den siegreichen Feldzügen wagte man es, die Kirche zu schließen, die in der Folge zum Magazin des Gautheaters benützt wurde, das Kloster zu besetzen und die Patres zu verjagen. Vorher hatte man schon den allseits beliebten Pater Guardian, Gaudenz Conci, wegen eines Almosens, das er einem Bettler, angeblich einem „Deserteur“, gegeben hatte, vier Monate eingesperrt samt den Pfortenbruder. Jetzt wurden die Patres Epiphan Redhammer, der Direktor des Gymnasiums, Professor Dr. Rupert Dullnig und Florian Schachl, sowie die Patres Gabriel Haider, Otto Matthys und Walter Rücker ins Gefängnis geworfen und nach allerdings nicht langer Haft des Landes verwiesen. Auch die St. Josefs Missionare traf zu Ostern 1941 das Los der Ausweisung und der Beschlagnahme ihres Besitzes." Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document.
0 Comments
Leave a Reply. |
Autorin
|
Proudly powered by Weebly