"Commemorating the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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Wehrmachtsangehörige im Ausland:
​Widerstand gegen das NS-Regime


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​

Soldaten aus Solbad Hall im Widerstand

8/25/2023

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Blog Members of the Wehrmacht abroad
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Im besetzten Ausland haben sich Angehörige der Wehrmacht oft von ihren Einheiten losgelöst und schlossen sich den örtlichen Widerstandsbewegungen an. Aufgrund des dichten Spitzelsystems des NS-Regimes lag der Fokus des Widerstands hauptsächlich auf individuellen Handlungen und kleinen, oft weniger zahlreichen Gruppen, da diese agiler agieren konnten. Kleinere Einheiten hatten den Vorteil, dass bei Verhaftungen durch die Gestapo und den darauffolgenden Verhören die Identität anderer Widerstandsmitglieder nicht preisgegeben werden konnte, da sie einander nicht kannten.

Einer der bekanntesten Haller im ausländischen Widerstand war Dr. Walter Krajnc, siehe eigener Blogbeitrag.

Vom Soldaten zum Widerstandskämpfer: Die Geschichte von Massimo Hermes ​

Dr. Massimo Hermes (1915 – 1999)

Massimo Hermes wurde am 14. Jänner 1915 in Innsbruck geboren. Er besuchte das Franziskaner Gymnasium in Hall in Tirol. Er engagierte sich als Jesuiten Frater in der Pfarrjugend Arzl bei Innsbruck. Er war als Gegner des Nationalsozialismus bekannt. Am 28. Juni 1939 zeigte ihn der NS-Ortsgruppenleiter von Arzl bei der Innsbrucker Kreisleitung an.
Im September 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen.Die Gebirgsjäger Kompanie, der er zugeteilt wurde, kam nach Norwegen, von Traufors (Mittelnorwegen) nach Kautokeino, mitten in die Tundren Nordnorwegens, nach Lappland. Seine Kameraden wussten, dass er kein Nationalsozialist war und diese Ideologie ablehnte. Es kam nie zu politischen Debatten unter den Soldaten, obwohl sich einige Blutordensträger als Unteroffiziere und Feldwebel bei der Kompanie befanden. Aber es gab Sticheleien unter den Kameraden, die Massimo als „weltanschauliche Niete“ bezeichneten. Er glaubte seinen Kameraden nicht, die ihn warnten, dass es in der Kompanie eine Gruppe SA-und SS-Leute gäbe, die ihn vor ein Kriegsgericht bringen wollten.


Kriegsgericht und Verurteilung

Dennoch wurde er am 30. März 1941 vor ein Kriegsgericht in Dalberg gestellt. Die nationalsozialistische Behörde hatte die Personalien von Massimo Hermes bestens recherchiert. Denn es wurden ihm bei Gericht Fotografien vorgelegt, die ihn bei der Pfarrjugend in Innsbruck-Arzl zeigten. Massimo hatte bei der Pfarrjugend gearbeitet, bevor er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Sie hielten ihm auch vor, dass sein älterer Bruder Wachtmeister im österreichischen Heer vor 1938 war. Er hatte sich nach dem Anschluss geweigert den Eid auf den Führer zu leisten und wurde vor ein Kriegsgericht gestellt. Seine Mutter weigerte sich in ihrem Papiergeschäft in Innsbruck, Anichstraße, Hitlerbilder und Ansichtskarten mit NS-Themen zu verkaufen. Deshalb wurde sie von der Gestapo inhaftiert und das Geschäft an einen Nationalsozialisten vermietet.

Die Anklage gegen Massimo in Norwegen lautete:
  1. Er habe behauptet, dass es zwischen Deutschland und Russland zum Krieg kommen würde.
  2. Dass die Nationalsozialisten Dollfuß ermordet hätten
  3. Er habe die Norwegerinnen beeinflusst, indem er sie von den deutschen Soldaten warnte. Sie sollten sich von ihnen fernhalten und sie ablehnen.
  4. Er habe 1 kg Schokolade an einen Norweger verschenkt, anstatt sie den Kameraden zu geben.
  5. Er habe seine Dienstreisen dazu missbraucht, den Angestellten des norwegischen Pelzmonopols zu raten, die Preise für Silberfüchse wesentlich anzuheben.
  6. Im Bereich Kautokeino habe er dafür gesorgt, dass die handgestrickten Wollsachen (Handschuhe, Pullover) teurer wurden.
  7. Er habe den Lappen/Samen geraten, für die Transporte mit Rentierschlitten und Booten höhere Preise zu verlangen.
    8. Er habe ihnen auch empfohlen keine Rentiere zum Schlachten zu verkaufen.

Massimo Hermes wurde zu vier Jahren Gefängnis wegen Zersetzung der Wehrkraft und schweren Bruchs der Kameradschaft verurteilt. 

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Foto Flagge nordische Widerstandsbewegung. Die freie Enzyklopädie Wikipedia. Online unter, {Von Budimir Jermolov - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46432216}, (Stand: 8.8.2024)
Was das Kriegsgericht nicht wusste, war, dass sich Massimo Hermes im September 1939 als Rekrut in Wörgl einer aus Offizieren und Unteroffizieren bestehenden Widerstandsgruppe anschloss. In Norwegen hatte er über den damaligen Bischof in Trondheim und den Studenten Kosmo Verbindung zur Widerstandsgruppe der königlichen Garde aufgenommen. Falls dies bekannt geworden wäre, hätte dies sein Todesurteil bedeutet. Nach Verbüßung eines halben Jahres in der Haft wurde er zu einer Strafkompanie abkommandiert. Nach Fronteinsätzen in Norwegen und in Russland kehrte er schwer verwundet nach Tirol zurück. Während eines Lazarettaufenthaltes in Innsbruck 1944/45 schloss er sich der österreichischen Widerstandsbewegung an und beteiligte sich an der Vorbereitung zur Befreiung Innsbrucks. Dieser Gruppe gehörten Leutnant Steiner, Major Schneeberger und Dr. Karl Gruber an.  Sein Bruder Pius Massimo kämpfte ebenfalls für die Freiheit Österreichs und wurde als Vertrauensmann zur Truppengewinnung in der Kaserne Landeck eingesetzt.
Nach dem Kriegsende begann er erst nach längeren Lazarettaufenthalten ein Philosophie Studium an der Universität in Innsbruck. Er promovierte im Jahr 1949 zum Dr. phil. mit dem Titel der Dissertation: „Der Begriff des Wagnisses bei Sören Kierkegaard“. Er arbeitete als Bibliothekar beim österreichischen Patentamt.

Einfache Soldaten im Widerstand 

Im Jahr 2002/2009 wurden Wehrdienstverweigerer und Desserteure der deutschen Wehrmacht offiziell als Opfergruppe des Nationalsozialismus anerkannt und in den Kreis derjenigen aufgenommen, die Anspruch auf Unterstützung aus dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus haben.

Adolf Häninger (1920 – 2004): Ein österreichischer Soldat im norwegischen Widerstand

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Foto: Norweger im Widerstand. Die freie Enzyklopädie Wikipedia. Online unter, { Von Autor/-in unbekannt - Мурманский краеведческий музей (оригиналы находятся в музее Варангера), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26183796}, (Stand: 8.8.2024).
Laut einer Aufzeichnung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes vom 27. November 1945 gehörte Adolf Häninger (1920-2004) zu den österreichischen Soldaten, die aus den Reihen desertierten und sich dem norwegischen Widerstand anschlossen. Adolf Häninger wurde am 26. Januar 1920 in Hall in Tirol geboren und war Mitglied der evangelischen Glaubensgemeinschaft. Bevor er eingezogen wurde, arbeitete er als Arbeiter beim Stadtbauamt in Innsbruck. Obwohl er in Solbad Hall geboren wurde, kehrte er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht dorthin zurück. Stattdessen blieb er in Norwegen und verstarb in der Kommune Hele-Norge 84-jährig im Jahr 2004.
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Bild in Downloads. Arolson Sucharchiv. Adolf Häninger, online unter, { DocID: 67311546 (Adolf HÄNINGER)
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67311546}, (Stand 8.8.2024).
In derselben Widerstandsgruppe befanden sich weitere Tiroler:
„Richard Huber aus Innsbruck, Österreich, war von Dezember 1944 bis März 1945 deutscher Soldat im Lager `Rotterdam` in Algard. In dieser Zeit stand er in Verbindung mit der norwegischen Widerstandsbewegung, und er hat derselben Informationen über die deutschen Truppen und ihre Verteidigungsmaßnahmen gegeben. Er hat auch erklärt, dass er im Falle einer Invasion sich auf die Seite der Norweger stellen wolle."

Unerlaubtes Verlassen der Einheit: Josef Pontois Entschluss mit schwerwiegenden Konsequenzen 

Josef Pontoi (1911 – 1943) 
Am 31. Juli 1911 kam Josef Pontoi in Hall in Tirol zur Welt. Er wohnte in der  Weissenbachstraße 12 in Hall in Tirol. Josef Pontoi lebte vor seiner Einberufung zur Wehrmacht in Ampass, nahe Innsbruck. Er arbeitete als Gärtner in Innsbruck. Er wurde in die Deutsche Wehrmacht einberufen und kam nach Lehrte, eine Stadt im Landkreis Hannover. 
Während seiner Dienstzeit als Jäger in Lehrte entfernte sich Josef Pontoi unerlaubt von seiner Einheit. Dies führte dazu, dass er am 7. August 1943 wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt wurde. Am 9. August 1943 um 16:30 Uhr erfolgte schließlich seine Exekution in Brandenburg-Görden.


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Quelle: Arolsen Sucharchiv. Rückseite Hinrichtung in Brandenburg-Görden. Online unter, DocID: 12118857
{DeepLink: https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12118857}, (Stand: 8.8.2024)
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Foto Hinrichtungsstätte Brandenburg-Görden. Online unter, {https://www.brandenburg-zuchthaus-sbg.de/hinrichtungsstaette/}, (Stand 8.8..2024)

Johann Anderle ein 18-jähriger Soldat

Johann Anderle wurde am 12. Oktober 1922 in Hall in Tirol geboren und wohnte bei seinem Vater Johann Anderle im Münzerhof 6 in Hall in Tirol. Er erhielt die Einberufung zur Wehrmacht und entfernte sich unerlaubt von der Truppe. Dies hatte für den 18-jährigen Burschen schwerwiegende Folgen. Er wurde am 4. Oktober 1940 ins KZ-Dachau deportiert und bis zum 28. August 1941 festgehalten. Er überlebte den Zweiten Weltkrieg, da er von den Britischen Behörden registriert wurde. Im Jahr 1946  kehrte er kurz zu seinen Eltern in Hall in Tirol zurück. Dann verlor sich seine Spur, und nach zehn Jahren wurde er von seiner Familie für tot erklärt. Trotz der intensiven Suche seiner Mutter und Schwester fand sich kein Lebenszeichen von ihm. 

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Quelle: Arolsen Sucharchiv. Online unter, {https://collections-server.arolsen-archives.org/H/Ous_partitions/29/@Maint/ac/qn/zl/001.jpg}, (Stand: 8..8.2024).
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    Autorin
    ​
    ​Elisabeth Walder
    ​BA, MA, MA

    Ethnologin-Historikerin

    Archive

    Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Massimo Hermes . In: Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945. Eine Dokumentation (2) . Wien/München 1984, S. 95, s. 530, S. 626.

    Arolsen Sucharchiv Online unter, {https://arolsen-archives.org/suchen-erkunden/suche-online-archiv/}. (Stand: 8.8.2024)

    Publikationen: 

    Kuhl, Manfred: Massimo Hermes. In: Krause,Peter /Reinelt,Herbert /Schmitt ,Helmut (Hrsg.):  Farbe tragen Farbe bekennen. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung.  Ergänzungsband-eine Biografie (2).  Wien 2020, S. 214.

    Quelle: 2.1. 2002 erfolgte die Anerkennung von Wehrdienstverweigerern und Desserteuren aus der Deutschen Wehrmacht als Opfergruppe vom Nationalfond der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Quelle: {https://www.nationalfonds.org/opferanerkennung}, eingesehen (Stand 8.8.2024).

    2009 – Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz 21.10.2009. (NS-Militärjustiz)
    Quelle: {https://www.nationalfonds.org/projektfoerderung} Projektförderung des Nationalfonds für alle Opfergruppen des Nationalsozialismus finden die gleiche Anerkennung.

     Häninger.,Adolf: Online unter: https://www.digitalarkivet.no/view/387/pc00000003288867}, (Stand: 8.8.2024)
    Quelle – Liste der für die norwegische Widerstandsbewegung agierenden Fahnenflüchtigen Österreicher, 27. 11. 1945, DÖW 1499, DÖW-Band 2, S. 520. 


    Kunzenmann, Werner: Widerstand in der deutschen Wehrmacht. Wehrdienstentziehung. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Widerstand in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, 
    S. 520.

    ​Bestätigung des Leiters der norwegischen Widerstandsgruppe in GJestal Sven Halgaard betreffend Widerstandstätigkeit des Richard Huber aus Innsbruck, 19.5.1945. Sowie Liste der für die norwegische Widerstandsbewegung agierenden Fahnenflüchtigen Österreicher, 27.11.1945.

    ​

    August 2023

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