Foto 1940 Traudl und Maria Schuster in: Pfadfinderarchiv Hall in Tirol. Maria und Traudl Schuster - zwei Frauen mit Zivilcourage Bei der NS-Machtübernahme wurden in Hall alle bestehenden katholischen Vereine aufgelöst. In Hall war der St. Georgs Pfadfinder Verein unter der Leitung von Hans und Maria Schuster im März 1938 von der Auflösung betroffen. Das Pfadfinder Heim, Schmiedgasse 24, diente in weiterer Folge als HJ-Heim für die NS-Organisation. Dennoch trafen sich die Pfadfinder-Gruppen im Geheimen auch nach ihrer offiziellen Auflösung und bildeten eine Opposition gegen das herrschende NS-System. Maria Schuster fuhr im Sommer 1938 mit ihren Wölflingen, sieben bis elfjährige Buben, ins Sommerlager. Hans, Maria und Traudl Schuster führten ihre Arbeit mit der Pfadfinderjugend weiter. Denn es erhielten sich Fotos von einem Zeltlager aus dem Jahr 1940. Foto 1940 Hans, Maria und Traudl Schuster Pfadfinderarchiv Hall in Tirol
Quelle: Haller Lokal-Anzeiger, 5. Mai 1934, Nr. 18, 16. Jahrgang in: Stadtarchiv Hall in Tirol. Foto 1926 - Koop. Lambichler Jugendtreffen auf der Pletzer Wiese in Hall in Tirol (rechst St. Georgs Pfadfinder), in: Pfarrchronik 1893-1945 in: Pfarrarchiv Hall in Tirol. Quelle: Trupptreffen der St. Georgs Pfadfinder Tirol, 1931, in: Archiv der St. Georgs Pfadfinder Hall in Tirol. Quelle: Absam 1933 in St. Georgs Pfadfinder Archiv Hall in Tirol. Foto Zubereitung des Essens, 1933, in: Archiv der St. Georgs Pfadfinder Hall in Tirol. Quelle: Bergtour-am Gipfel, 1933 in: Archiv der St. Georgs Pfadfinder Hall in Tirol. Quelle: Pfadfinder - Radtour 1934 in: Archiv der St. Georgs Pfadfinder in Hall in Tirol. Die Lage der St. Georgs Pfadfinder in Tirol 1938 - 1945 (Bericht von Fridolin Dörrer) Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Geschichte der St. Georgs Pfadfinder in Hall in Tirol1. Die Anfänge der Pfadfinder in Hall in Tirol 1927 - 1930: Es gibt Hinweise darauf, dass bereits vor der Gründung des Korps St. Georg im Jahr 1927 Pfadfinder in Hall aktiv waren. Diese Vermutung stützt sich auf drei Quellen:
Die erste Patrouille hatte die „Haller Löwen“ zum Wappentier. Die Haller St. Georgs Pfadfinder wurden wegen ihrer Siebenzahl auch das „Fähnlein der sieben Aufrechten“ genannt. Als Kurat, geistlicher Betreuer von Pfadfindergruppen, amtierte Pater Clemens, obwohl er von seinen Ordensoberen nach Telfs versetzt wurde. Der Feldmeister (FM) der „Haller Löwen“ war Hauptschullehrer Sebastian Hackl. Tischlermeister Schuster wurde zum Landes Kommissar, das war die ehemalige Bezeichnung für den Landesfeldmeister, der Tiroler Pfadfinder des Korps St. Georg berufen. Dieser ersten „Haller Löwen“ Pfadfinder Gruppe gehörten, die folgenden Jugendlichen, zwölf bis 16-jährige, der Knabenhauptschule Hall an:
[1] Robert Baden-Powell, Scouting for Boys, The Original 1908 Edition. A Handbook For Instruction In Good Citizenship, London 1908. Die ersten Aktivitäten der Haller Pfadfindergruppe Die erste Sommerwanderung der Haller St. Georgs Pfadfinder führte über den Vögelsberg in die Wattener Lizum und weiter ins Navistal bis nach Matrei am Brenner. Die Buben übernachteten in Zelten und genossen die abendliche Lagerfeuerromantik. Diese Gruppenfahrt wurde vermutlich im Logbuch der Pfadfinder festgehalten, da jede Gruppe ein solches Buch führte, in dem alle Ereignisse des Jahres chronologisch notiert wurden. Am 10. August 1930 fand in Hall eine Gedächtnisfeier für Kaiser Franz Joseph statt. An dem Umzug nahm auch eine große Abordnung der St. Georgs Pfadfinder teil. Am Feldaltar bei der Gedächtniskapelle stand ein großes Kreuz, das der Bildhauer Andreas Crepaz aus Hall geschaffen hatte. Dieses Tiroler Kreuz wurde später nach Budapest gebracht und beim Jamboree 1933 in Gödöllö von Tiroler Pfadfindern, darunter vier Buben aus Hall, im Lager aufgestellt. Das Wort "Jamboree" bezeichnet bei den Pfadfindern ein Großlager. Im Oktober 1930 fand die erste Versprechensfeier mit Pater Clemens Röbl und den sieben Pfadfindern der Patrouille "Löwen" statt. Die Feier wurde von Hauptschullehrer Sebastian Hackl und Kornett Hubert Plank geleitet. Hackl hielt Heimstunden im Lehrmittelzimmer der Knabenhauptschule ab. Am 5. Dezember 1930 reichte Rechtsanwalt Dr. Reisinger die Vereinsgründung bei der Bezirkshauptmannschaft in Innsbruck ein. Er musste die Vereinssatzungen überarbeiten und erhielt am 18. Dezember 1930 den positiven Bescheid für die Vereinsgründung des Österreichischen Korps St. Georg in Tirol mit Sitz in Hall in Tirol. Laut Pfadfinderarchiv Innsbruck begann das Landeskorps mit folgenden Gruppen: Telfs-Pfaffenhofen, Hötting, vier Gruppen in Innsbruck und eine in Hall in Tirol. (Bernhard Linhofer, 6. Das Korps St. Georg in Tirol ab 1930 in der Chronik des LK Tirol ab 1929/1930, Innsbruck 2022, S. 70.) Die ersten Monate der Pfadfindergruppe in Hall (1930/31) Die erste Gruppe in Hall wurde von Feldmeister Sebastian Hackl, Fachlehrer in Hall, und Kurat Herculan Baldauf OFM geleitet. Am 10. Dezember 1930 fand die zweite Elternversammlung mit 30 Teilnehmern statt, und am 11. Dezember 1930 tagte der erste Elternrat. Ihm gehörten Frau Gräfin Stolberg-Stolberg, Frau Schwitzer, Frau Moser, Herr Weber Andreas und Herr Koch Gottlieb an. Die Pfadfinderei sprach sich schnell unter den Haller Kindern und Jugendlichen herum, sodass neue Pfadfinderpatrouillen ("Kibitz", "Falken" und "Marder") bei den Jugendlichen und neue Gemeinschaften bei den Wölflingen gegründet wurden. Dementsprechend stieg der Bedarf nach einem eigenen Pfadfinderheim. H.H. Kooperator Lambichler stellte den St. Georgs Pfadfindern im Jungtirolerheim auf der Pletzerwiese in Hall ein Zimmer zur Verfügung. Durch die Bemühungen von Landeskommissar Schuster, unterstützt vom Aufsichtsrat der St. Georgs Pfadfinder und mit Hilfe von Frau Hedwig Gräfin Stolberg-Stolberg (1896-1970) (I.K.H. Erzherzogin Hedwig von Österreich, Enkelin von Kaiser Franz Joseph I. und Tochter von Erzherzog Salvator und Erzherzogin Valerie) konnte im Haus Schmidgasse 26 ein gewölbter Keller als Heim erworben werden. Tischlermeister Schuster und die St. Georgs Pfadfinder besorgten den Umbau und richteten das nunmehrige St. Georgs Heim wohnlich ein. Im Jahr 1931 erfolgte das offizielle Ansuchen zur Vereinsgründung und am 3. Februar 1931 die amtliche Registrierung bei der Tiroler Landesregierung. Gleichzeitig gründeten sich zwei weitere Patrouillen, nämlich Kibitze und Nachtigallen. Als deren Leiter fungierte HFM Pius Reimaier. Am 4. Februar 1931 fand eine Elternversammlung mit bereits 100 Eltern statt. Im März wurde die Wölflings Gruppe unter Frau Maria Schuster und Lehrer Rupert Linser gegründet. Die Aktivitäten der Pfadfindergruppe Hall im Jahr 1932 Im Juni fand erneut eine Versprechensfeier mit neun Pfadfindern und 18 Wölflingen statt. Vom 15. bis 20. Juni führte die Ferienwanderung nach Matrei, Maria Waldrast, Serles, Fulpmes, Schlick und Axams. Die Kosten für jeden Buben betrugen 3-4 Schilling. Im Oktober wurden die Heimstunden in der Werkstatt von Pius Reinmaier abgehalten. Am 30. Dezember fand die Aufführung von Neumairs „Stille Nacht“ im Stadtsaal in Hall statt. Leitung und Aktivitäten im Jahr 1932 Im Jahr 1932 betreuten Kurat Pater Herculan OFM, Feldmeister Hauptschullehrer Sebastian Hackl und „Wölflings Mama“ Maria Schuster die Pfadfinder Gruppe. Im Jänner 1932 bildete sich auf Initiative von Dekan Jungblut eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den St. Georgs Pfadfindern und dem Reichsbund unter der Leitung von Marsoner. Im Jahr 1933 schloss Dekan Jungblut alle katholischen Vereine unter diesem Dachverband zusammen. Das Pfadfinderheim befand sich nun in der Pletzerwiese. Im Februar 1932 fand der Landesführerrat im Heim der St. Georgs Gruppe Innsbruck IV in der Hofburg statt. Am 19. März nahmen die St. Georgs Pfadfinder an der Namenstagsfeier für H.H. Kooperator Josef Lambichler teil. Der 25. April 1932, der St. Georgs Tag, wurde zu einer besonderen Feier für die Haller Gruppe. Frau Maria Schuster, die Gattin des Landeskommissars Hans Schuster, legte in die Hand ihres Mannes das Pfadfinderversprechen im Höttinger Steinbruch ab. Am 12. Juni 1932 veranstaltete die Christlich-deutsche Turnerschaft Alpenrose in Hall eine Frühjahrsschulung und ein Werbeturnen. Daran nahmen zahlreiche Haller Vereine teil, darunter auch die St. Georgs Pfadfinder. Am 3. Juli 1932 fand der Landesführerrat der St. Georgs Pfadfinder in Hall statt. Bei dieser Gelegenheit wurde das bestehende Führungsgremium wiedergewählt. Foto: Turner der Christlich-deutschen Alpenrose. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Am 3. Juli 1932 wurde in Hall in der Franziskanerkirche die Primiz von Pater Luitfried Obwalder, Stiefsohn von LK Hans Schuster, ausgerichtet. Sein Onkel Pater Clemens Röbl OFM hielt die Festpredigt.[1] An dieser Feier nahmen Pfadfindergruppen von Innsbruck, Telfs, Villach, Lienz, ungefähr 100 Buben als Gäste teil. Der Primiziant weihte anschließend die Gruppenfahne in der Wölflings Ausstellung im Arbeiterheim. Vom 14. bis 17. Juli 1932 erfolgte die Jung Tirol Hall Wanderung nach Volders, Lizum, Navistal und Matrei am Brenner. Der katholische Verein Jung Tirol Hall wurde von Kooperator Lambichler in Hall gegründet. Der Anlass der Fußwanderung war der Jahrtag der Annexion Südtirols. Ursprünglich sollte die Tour zum Brenner führen, das war aufgrund politischer Bestimmungen nicht möglich.[2] [1] Das Jahr 1932, in: Haller Pfarrchronik 1893 bis 1945 Kurzfassung, Pfarrarchiv Hall, S. 32. [2] Philipp Lehar/Bernhard Linhofer, Chronik der Haller Pfadfinder in der Zeit von 1930-1938, S. 4. Pfadfinderarchiv für Tirol. Quelle: Bernhard Linhofer, Einzug der St. Georgs Pfadfinder in die Haller Pfarrkirche, Primiz 1932, in: Archiv der St. Georgs Pfadfinder Tirol. Gemeinsame Aktivitäten mit dem katholischen Verein Jung Tirol Die St. Georgs Pfadfinder unternahmen gemeinsam mit dem katholischen Verein Jung Tirol Hall einen Ausflug, der vermutlich als Gedenkveranstaltung gegen die Auflösung des Habsburgerreiches und den Verlust Südtirols gedacht war. Die Wanderung kann als Statement gegen den Vertrag von St. Germain gesehen werden, der am 16. Juli 1920 in Kraft trat. Im Oktober 1932 veranstalteten die St. Georgs Pfadfinder und der Bund der Jungtiroler (kath. Verein Jung Tirol) unter der Leitung von Kooperator Lambichler einen „Trauerabend für Südtirol“ in Hall. (Philipp Lehar/Bernhard Linhofer, Chronik der Haller Pfadfinder in der Zeit von 1930-1938, S. 4. Pfadfinderarchiv für Tirol. Das Jahr 1932, in: Haller Pfarrchronik 1893 bis 1945 Kurzfassung, Pfarrarchiv Hall, S. 32.) Erzbischof Sigismund Waitz - Besuch St. Georgs Pfadfinder Tirol 1933Am 13. März 1933 wurde Theodoer Innitzer neuer Kardinal in Österreich. Im März 1933 kam es zu einem größeren Ereignis, denn Erzbischof Dr. Sigismund Waitz (1864–1941) besuchte das St. Georgs Korps von Tirol. An diesem Fest, das in Wilten bei Innsbruck stattfand, nahmen auch die Haller St. Georgs Pfadfinder teil. Bei dieser Gelegenheit wurde FM Sebastian Hackl das Woodbadge übergeben und das BK (Bundes Korps) teilte mit, dass das ÖPK St. Georg geschlossen der Vaterländischen Front beigetreten sei. (Linhofer, 6. Das Korps St. Georg in Tirol ab 1930 in der Chronik des LK Tirol ab 1929/30, S. 71.) Erzbischof Sigismund Waitz hatte eine besondere Verbindung zur Stadt Hall in Tirol, denn er war ab dem Jahr 1923 Ehrenmitglied der damals noch verbandsfreien Studentenverbindung Vindelicia in Hall in Tirol (1901 in Hall gegründet)[1]. Im Jahr 1927 übersiedelte die Vindelicia nach Innsbruck und schloss sich 1933 dem ÖCV an.[2] Der Haller Widerstandskämpfer Dr. Walter Krajnc wurde im Jahr 1935 in Innsbruck Vereinsmitglied der „Katholisch deutschen Studentenverbindung Vindelicia“- des ÖCV (Österreichischer Cartellverband, Korporationsverband katholischer nichtschlagender, farbentragender Studenten Österreichs). [1] Vindelicia in Hall in Tirol. Online unter, { https://de.wikipedia.org/wiki/AV_Vindelicia_Innsbruck}, eingesehen 19.3.2024. [2] Fritz Aldefeld (Hrsg.), Gesamt -Verzeichnis des R.K.D.B., Neuß 1931. Ekkart Sauser, Waitz Sigismund, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL) (Bd. 13), Bautz-Herzberg 1998, Sp. 160-163. Erzbischof Sigismund Waitz zeigte auch eine besondere Verbundenheit mit Innsbruck, denn er promovierte 1890 zum Dr. theol. an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Als Fürsterzbischof von Salzburg fiel die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch in seinen Zuständigkeitsbereich. Er widmete sich ab dem Jahr 1935 der hohen Arbeitslosigkeit und dem damit verbundenen sozialen Problemen der Bevölkerung. Den aufkommenden Nationalsozialismus lehnte er in der Zwischenkriegszeit ab. Er befürwortete den Aufbau des Ständestaates und die Einrichtung der paramilitärischen Heimwehr als Gegner zum paramilitärischen republikanischen Schutzbund.[1] Während der NS-Herrschaft stand Erzbischof Waitz der NSDAP distanziert gegenüber. Nach dem Anschluss wurde er von den Nationalsozialisten zeitweise unter Hausarrest gestellt. Denn mehrmals protestierte er bei den NS-Behörden gegen Rechtsbrüche des NS-Regimes.[2] [1] Andreas Gottsmann, Ludwig Pastor und Enrico Sibilia - Diplomatie im Dienste des katholischen Österreich, in: Maddalena Guiotto/Wolfgang Wohnout (Hrsg.), Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit/Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerrre mondiali, Wien 2018, S. 292. [2] Michaela Sohn-Kronthaler, Art. Waitz Sigismund, Fürsterzbischof, in: Österreichisches Biografisches Lexikon 1815 – 1950, Bd. 15, S. 431. Bundespräsident Wilhelm Miklas in Hall in TirolAm 1. Mai 1933 fand das Jahreshaupt-Treffen des österreichischen Pfadfinder Korps (ÖPK) in Judenstein/Rinn unter der Leitung des Landeskuraten Monsignore Michael Weißkopf statt. An diesem Treffen nahmen Gruppen aus Hall, Innsbruck, Telfs und Wörgl teil. Am 26. Mai 1933 besuchte Bundespräsident Wilhelm Miklas (1872–1956) Hall in Tirol. Denn am nächsten Tag, dem 27. Mai 1933, wurde ein vaterländisches Fest abgehalten, in dessen Verlauf die Ehrung der im Ersten Weltkrieg Gefallenen stattfand. Es ist jedoch festzuhalten, dass im Nachlass von Bundespräsident Miklas private Notizen entdeckt wurden, in denen er sich kritisch zur Politik von Kanzler Dollfuß und dessen Nachfolger Kurt Schuschnigg äußerte. Besonders monierte er die Wiedereinführung der Todesstrafe, doch seine Kritik blieb öffentlich unausgesprochen. In seinem Tagebuch notierte er: "[...] Ist das noch ein Rechtsstaat? Nach der Zerstörung des Parlaments nun auch noch die Aushöhlung des Verfassungsgerichtshofs. Das soll ein katholisches Gewissen aushalten. [...]" (Zitiert nach Zeitschrift Profil, Wien, Nr. 46, 13. November 2006, S. 19.) Die Aktivitäten der Pfadfindergruppe Hall 1933-1935Am 28. Juni 1933 feierte der ÖPK St. Georg den Peter und Pauls Tag mit einem Fackelzug bei einer vaterländischen Kundgebung in Innsbruck bei der Bundeskanzler Dollfuß anwesend war.[1] Ab 2. Juli 1933 übersiedelten die St. Georgs Pfadfinder in ihr Pfadfinderheim in der Schmiedgasse 24 in Hall. Dieses Kellergewölbe wurde von Tischlermeister Schuster und 30 Pfadfindern in vielen Stunden freiwilliger Arbeit renoviert und für ihre Zwecke hergerichtet. Das neue Heim diente allen St. Georgs Pfadfinder Gruppen in Hall als Ort für Zusammenkünfte bis zum Frühjahr 1938. Die Wohnung von Frau Maria Schuster und ihrem Ehemann LK Hans Schuster war der Treffpunkt für die Gruppe der Wölflinge. Frau Schuster nähte Trachten und Zelte. Sie half zusammen mit ihrer Tochter Traudl den Buben bei den Hausaufgaben. Gemeinsam bastelten sie kleine Weihnachtskrippen mit den sieben bis elfjährigen Kindern. Tochter Traudl ging auch zu Freunden des Korps, um sie um Beiträge für die Wölflinge zu bitten. Es trafen sich ungefähr 24 bis 30 Wölflinge bei diesen Heimstunden. Frau Schuster spielte „Räuber und Gendarm“ bei Ausflügen auf den Kienberg nahe Hall. Sie wurde von den Pfadfindern liebevoll „Schuster Mami“ genannt.[2] Es ist festzuhalten, dass der Verein der St. Georgs Pfadfinder im gesellschaftlichen Leben Halls eine starke Rolle spielte. Aus dem Jahr 1934 erhielt sich die Einladung des Haller Bürgermeisters an viele Vereine Halls zu einem Jugendtag, beispielsweise an die St. Georgs Pfadfinder an Herrn Fachlehrer Sebastian Hackl als deren Obmann. Dieser Jugendtag fand am 27. Mai 1934 auf der Pletzerwiese in Hall statt. Das Stadtamt Hall/Tirol schrieb in der Einladung: „Ich beehre mich, zu dem am 27. Mai 1934 in Hall/T. stattfindenden T a g der J u g e n d einzuladen. Vertretungen der Vereine und Verbände treffen sich um ¾ 9 Uhr vorm. zur Feldmesse mit Fahne vor dem Rathause. Nachmittag Teilnahme am Jugendfeste auf der Pletzerwiese. Das nähere Programm wird in den Tageszeitungen bekannt gegeben werden. Der Bürgermeister: Kathrein (eigenhändige Unterschrift)“[1] [1] StAH, Schachtel Vereine Hall in Tirol, Einladungsschreiben des BGM. Kathrein zum Jugendtag am 17.Mai 1934, Stadtarchiv Hall in Tirol. [1] Innsbrucker Nachrichten, 30. Juni 1933. [2] Philipp Lehar/Bernhard Linhofer, Chronik der Haller Pfadfinder in der Zeit von 1930-1938, S.5. Pfadfinderarchiv Hall in Tirol. Dieser Jugendtag wurde von der Regierung Dollfuß in Wien für ganz Österreich angeordnet. Als Veranstalter trat der Österreichische Heimatdienst mit Sitz in Wien 1, Bäckerstraße Nr. 13 auf. In der veröffentlichten Ausschreibung wurde wie folgt berichtet: „Mitteilungen über den Tag der Jugend Im Auftrage des Herrn Bundeskanzlers Dr. Dollfuß und mit Unterstützung der zuständigen Bundesministerien, insbesondere des Unterrichtsministeriums, aller amtlichen Stellen (Landesregierungen, Bezirkshauptmannschaften, Landes-, Bezirksschulräte usw.) sowie der vaterländischen Verbände wird Sonntag, der 27. Mai 1934 in ganz Österreich als `Tag der Jugend` festlich begangen. Sinn und Zweck der Feier: Der Tag der Jugend ist vor allem ein Bekenntnis der Jugend zum Vaterlande! Die Einheitlichkeit der Durchführung in ganz Österreich soll jene Durchschlagskraft und Tiefenwirkung bringen, die damit beabsichtigt ist. Der Tag der Jugend wird erstmalig in diesem Jahre begangen, soll aber eine dauernde Einrichtung auch für die kommenden Jahre werden. Träger des Festes: Zum Tag der Jugend wird die Jugend vom 10. bis zum 18. Lebensjahr aufgerufen. Die Grenze nach oben ist nicht starr gesetzt. Jedenfalls soll hinsichtlich aktiver Teilnahme nicht über das 21. Lebensjahr hinausgegangen werden.“ [1] Aus obiger öffentlicher Mitteilung wird ersichtlich, dass die Regierung Dollfuß sich bewusst war, dass sie aktive Jugendförderung in ihrem politischen Verständnis gestalten musste. Es lässt sich klar die Absicht dahinter erkennen, denn die Jugend sollte im vaterländischen Sinn geprägt werden. „Der Rahmenvorschlag für die Gestaltung dieses Festtages lautete: Programm des Vormittags: Zeitlich morgens: Weckruf durch Musik. Vormittag: Heilige Messe. Anschließend: Hissen der österreichischen Fahne, Fahnengruß, kurze Rede über Sinn und Bedeutung des Festtages, anschließend Gang zum Kriegerdenkmale, Niederlegung eines Kranzes. Zum Vormittagsprogramme sei ergänzend gesagt: Der die heilige Messe leitende Priester wird gebeten, in die Predigt einige Gedanken über den Tag der Jugend einzuflechten. Der Fahnenmast möge in unmittelbarer Nähe der Kirche errichtet werden. Das Aufziehen der Fahne erfolgt unter Absingung der Bundeshymne. Bei dem Fahnenmast werden Ehrenwachen aufgestellt, deren Dienst abwechselnd bis zum Einholen der Fahne währt. Die Kranzniederlegung beim Kriegerdenkmal, die mit einer schlichten Feier verbunden werden kann, soll die Verbundenheit der Jugend mit den Kämpfern für Freiheit und Eher des Vaterlandes zum Ausdruck bringen. Programm des Nachmittags: Dieser soll mit einem kurzen Festzuge der Jugend zum Festplatz eingeleitet werden. Auf schöne und farbenfrohe Gestaltung dieses Festzuges ist besonders bedacht zu nehmen. Wo immer es möglich ist, sollen die heimischen Trachten zur Geltung kommen. Verbandliches Aufspalten ist zu vermeiden! Der Tag der Jugend soll dieser den Begriff `Volkswerdung` lebendig erstehen lassen. Daher Teilnahme der gesamten Jugend, auch jener, die bisher abseitsstand, das Ziel! Festplatz: Der Festzug der Jugend endet auf dem Festplatz, einem Platz im Freien, auf dem auch sonst die örtlichen Festlichkeiten durchgeführt werden; kein Gasthausgarten, wie überhaupt Alkohol Ausschank unmittelbar auf dem Festplatz vermieden werden muss. Zentrum dieses Festplatzes bildet der seitlich geschmückte Maibaum. Um diesen nimmt die Jugend nach ihrem Eintreffen im Kreise Aufstellung. Ein gemeinsam von der Jugend gesungenes Lied eröffnet den nachmittäglichen Festteil, in dem vor allem Volkstum und Brauch, Volkstanz, Volkslied, Spiele, einfache Wettkämpfe zur Durchführung kommen sollen. Diesbezügliche Vorschläge und Anregungen werden noch vom Österreichischen Heimatdienst ausgesendet. Das Volksbildungsreferat des Bundesministeriums für Unterricht, sowie Volksbildungsreferenten der einzelnen Bundesländer wurden um ihre Mitarbeit gebeten. Nach Beendigung dieses mit circa 2 bis 2 ½ Stunden zeitlich begrenzten Festteiles marschiert die Jugend in geschlossenem Zuge zum Platze vor der Kirche und nimmt beim Fahnenmast Aufstellung. Es folgt eine kurze Weihefeier – Lied, Weihegelöbnis der Jugend – die in der Bundeshymne und dem Einholen der Flagge ihren Abschluss findet. Auch die hierfür notwendigen Unterlagen werden noch ausgesendet. Durch Aufstellung und Verbindlich-Erklärung dieses Rahmenprogramms ist keinesfalls irgendeine Einengung beabsichtigt. Es liegt an den leitenden und durchführenden Kräften, die Vielfalt des heimischen Brauchtums gerade im nachmittäglichen Festteile zur vollen Entfaltung zu bringen. [...] Kosten der Veranstaltung: Die Gemeindeverwaltungen werden gebeten werden, die Veranstaltungen steuerfrei zu erklären. Die kleineren Kosten sollen durch den Vertrieb eines für ganz Österreich einheitlichen Abzeichens – Tag der Jugend – gedeckt werden. Darüber folgen fristgerecht noch entsprechende Mitteilungen. [...] Vaterländischer Staffellauf Unabhängig von den örtlichen Veranstaltungen wird am gleichen Tage ein großer `Vaterländischer Staffellauf` durchgeführt, dessen Laufstrecken sind: 1. Bregenz – Wien (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Ober-und Niederösterreich), 2. Lienz – Klagenfurt – Bruck a. d. Mur – Wien, 3. Straß (Steiermark) – Graz – Eisenstadt – Wien, 4. Mühlviertel – Waldviertel – Wien[...] Wir bitten um ihre freudige Mitarbeit! Möge der Tag der Jugend werden: Ein mächtiges Bekenntnis zum Vaterlande Österreich, seiner Kultur, seiner Sendung! Möge er das frohe Bewusstsein verwirklichen: Das Vaterland für seine Jugend! Die Jugend für das Vaterland! Der österreichische Heimatdienst Diese Mitteilungen über den Tag der Jugend ergehen an: Alle Pfarrämter, aller Bürgermeisterämter, an die Landesregierungen, Bezirkshauptmannschaften, Landes-, Bezirks-und Ortsschulräte, an die Landesführungen, Bezirksleitungen und Ortsgruppen der Vaterländischen Front, an die im Österreichischen Jungvolk vereinigten katholischen Jugendverbände, an die Landes-, Bezirksführungen und Ortskommanden des Österreichischen Heimatschutzes, an die Landes-, Bezirksführungen und Ortskommanden der Ostmärkischen Sturmscharen, an die Landes-, Kreis-, Bezirks- und Vereinsleitungen der Christlich-deutschen Turnerschaft.“ Die Organisation dieses Jugendtages gab in vielerlei Hinsicht Einblick in die politische Tätigkeit der Regierung Dollfuß und später Kurt Schuschnigg. Einerseits wurden die Stützen des Staates sichtbar, beispielsweise die römisch-katholische Amtskirche, die Bürgermeisterämter, alle Landesregierungen und Bezirkshauptmannschaften. Alle Landes-, Bezirks- und Ortsschulräte, die das Schulwesen abdeckten, standen hinter der vaterländischen Partei. Auch die katholischen Jugendverbände sollten unter dem Dachverband des Österreichischen Jungvolkes vereinigt werden, dies wurde aber von den österreichischen Bischöfen verhindert. Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) berief sich auf das Konkordat (Abschluss 1. Mai 1935) und konnte die Eigenständigkeit der katholischen Jugendvereine bewahren. Nichtsdestotrotz nahmen auch die katholischen Vereine an Heldengedenkfeiern des Ständestaates teil. Nicht zu vergessen waren die österreichischen Sturmscharen, die sich offensichtlich auch um die Nachwuchsförderung bemühten. Ebenso wurden die Vereine der Christlich-Deutschen Turnerschaft aufgerufen, am Tag der Jugend teilzunehmen, was wiederum auf ihre politische Abhängigkeit vom Staat hinwies. Es ist anzunehmen, dass ohne diese Zugehörigkeit zum staatlichen System kaum Unterstützungsgelder der Gemeinden für die Jugendarbeit geflossen wären. Hier wird ein allgemeines Abhängigkeitsverhältnis von staatlichen Institutionen erkennbar, das von der Regierung genutzt wurde, um die Jugend politisch zu beeinflussen. Auch die St. Georgs Pfadfinder in Hall waren Teil dieses vaterländischen Machtgefüges. Andererseits erfolgte diese Anordnung eines Tages der Jugend vor dem historischen Hintergrund, dass es im Februar 1934 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Österreich gekommen war. Die Februarkämpfe, ausgehend von Linz und übergreifend auf Wien, die von der österreichischen Sozialdemokratie mit Erbitterung geführt wurden, ließen ein staatliches Regierungssystem erkennen, das unter Kanzler Dollfuß die demokratischen Verhältnisse in Österreich beendete. Durch das Verbot der Sozialdemokratie und der Kommunisten, sowie ab Juni auch der Nationalsozialisten, wurde die Opposition in Österreich in den Untergrund getrieben. Dadurch entstand eine Spaltung in der Bevölkerung, die durch den Tag der Jugend als Schauspiel der nationalen Einheit nicht überbrückt werden konnte. Es lässt sich festhalten, dass die Jugend bzw. die Jugendorganisationen für den vaterländischen Staat dahingehend missbraucht wurden, dass sie die Lebendigkeit des vaterländischen Gedankens in der öffentlichen Wahrnehmung repräsentieren sollten, ohne dass es der Jugend selbst bewusst wurde. Im Jahr 1935 nahmen die St. Georgs Pfadfinder am 8. April 1935 an einer großen Dollfuß-Parade in Hall teil. Am 20. April 1935 wurden einige Wölflinge zu den Pfadfindern überstellt und diese leisteten ihr feierliches Versprechen auf der Guggerinsel in Hall ab. Bereits am 25. April 1935 konnten die St. Georgs Pfadfinder an einem „Kanzler Dollfuß-Gedächtnis-Staffellauf“ in Innsbruck teilnehmen. Am 28. Mai 1935 wurde eine Luftschutzübung in Hall abgehalten, bei der die Pfadfinder den Samariter- und Botendienst verrichteten. In Absam erfolgte am 8. Juni eine feierliche Fahnenweihe für die Ostmärkischen Sturmscharen, an der die St. Georgs Pfadfinder teilnahmen. Im Juli und August wurde das Sommerlager der Wölflinge im Reichsbundjugendheim in Tarrenz von „Schuster Mami“ abgehalten, während die Pfadfinder vier Wochen am Achensee unter Leitung von Hans Schuster verbrachten. Am 24. Juli 1935 besuchte ein Pfadfinder-Leiter mit Absamer Ferienkindern die Herrenhäuser im Halltal, wie aus dem Fremdenbuch (Hütten- oder Gästebuch) der Herrenhäuser hervorgeht: StAH, Eintrag im Fremdenbuch der Herrenhäuser 1934-1935, Besitz der Saline Austria, Herrenhaus am 23./24. Juli 1935, S.139, Stadtarchiv Hall in Tirol. Es wird hier anschaulich dargestellt, dass die erfolgten Einträge im Fremdenbuch der Herrenhäuser durch Besucher gelesen wurden. Das Zitat "Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern" vermittelt eine Botschaft der Einheit und Brüderlichkeit. Es drückt den Wunsch aus, dass alle Menschen, unabhängig von Unterschieden in Herkunft, Kultur oder Religion, als ein vereintes Volk zusammenleben sollen. Es ist ein Ausdruck des Idealismus und der Hoffnung auf eine harmonische Gesellschaft, in der Solidarität und Zusammenhalt im Vordergrund stehen. Der Kommentar des Lesers, der darauf hinweist, dass Zitate korrekt sein sollten und keine falschen Zitate in Büchern stehen sollten, kann als Aufforderung zur Genauigkeit und Authentizität in der Übermittlung von Botschaften und Informationen verstanden werden. Es betont die Wichtigkeit von korrekten Quellen und Zitaten, um eine klare und präzise Kommunikation zu gewährleisten. Die Aktivitäten der Pfadfindergruppe Hall 1936- Dezember 1937Das Jahr 1936 brachte einen Wechsel in der geistlichen Begleitung, denn Gruppenkurat wurde Pater Herkulan Baldauf OFM. Am 12. Jänner 1936 hielt er die Andachtsstunde in der Pfarrkirche in Hall, denn es galt 10 Jahre Österreichisches Pfadfinderkorps St. Georg zu feiern. Im März 1936 fand ein Einkehrtag für Pfadfinder im Sieberer Waisenhaus statt, und am 1. Mai 1936 nahmen die Pfadfinder an der Sammlung des Mutterschutzwerkes teil. Vom 18. bis 27. Juli 1936 fand ein Großlager der Pfadfinder in Laxenburg statt, bei dem das 10-jährige Bestehen des Österreichischen Pfadfinderkorps St. Georg gefeiert wurde. Im Jänner 1937 wurde der Jahresbericht 1936/37 präsentiert. Es wurde ein Stand von 30 Wölflingen, 17 Pfadfindern, 1 RO (Rover) und 3 FÜ (Führern) gemeldet. Am 7. Februar 1937 wurde eine Faschingsaufführung der Wölflinge im Seidner Hort Saal aufgeführt. Im März 1937 trat Hans Schuster als Landeskorpsleiter zurück. Nach Rücksprache mit Erzbischof Sigismund Waitz wurde der Regens des Innsbrucker Priesterseminars, Dr. Dr. Paulus Rusch, zu seinem Nachfolger ernannt. Im April 1937 kam es zu einem Zusammenschluss zwischen dem "Österreichischen Jungvolk-ÖJV", der Staatsjugendorganisation, und der Konkordatsjugend. Nun war das Österreichische Pfadfinderkorps St. Georg ein Teil dieses "ÖJV". Im Sieber'schen Waisenhaus in Hall wurde von Pater Clemens Röbl OFM am 10./11. April 1937 ein Einkehrtag abgehalten, an dem 40 Pfadfinder aus ganz Tirol teilnahmen. Im Mai 1937 wurde eine große St. Georgs Feier im Haller Stadtsaal veranstaltet, die von zahlreichen Festgästen besucht wurde, darunter Gräfin Stollberg, Landeskurat Monsignore Weiskopf und zahlreiche Freunde und Familienmitglieder. Am 19. September 1937 nahmen das Landeskorps Tirol und viele seiner Pfadfindergruppen an einer Kundgebung der Vaterländischen Front in Innsbruck teil. Bei dieser Veranstaltung rief Bundeskanzler Schuschnigg das Jahr der Jugend (1938) aus: „Wir St. Georgs Pfadfinder haben den Ruf des Kanzlers gehört. Die Parole des Kanzlers verpflichtet uns: Verpflichtet dich, Pfadfinder, Rover, Wölfling und kleiner Neuling. Du musst wissen, dass das neue Jahr ein Jahr der Pfadfinderjugend in Österreich werden muss.“ Für den Dezember 1937 organisierten die Haller Pfadfinder eine Krippenausstellung in Absam. Dies war die letzte Tätigkeit der Pfadfinder in Hall vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Die Aktivitäten der Pfadfindergruppe Hall 1938-1945 Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Tirol am 11. März 1939 erfolgt bereits am 13. März 1938 die offizielle Auflösung der Haller St. Georgs Pfadfinder durch die NS-Behörde. Dies war umso bedauerlicher, da zwölf neue Wölflinge ihr Versprechen nicht mehr ablegen konnten, wie es in der Haller Pfadfinder Chronik hieß.[1] Im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes wird über die Auflösung der St. Georgs Pfadfinder in Tirol wie folgt berichtet: „[...] Aufgrund der Abmachung vom 8.4. 1938 und 11.5.1948 ist die Frage der Jugendorganisationen geregelt. Dabei wird folgendes bestimmt: 1.) In ihrer religiösen Tätigkeit unbehindert sind folgende Jugendorganisationen: die marianischen Kongregationen und Marienvereine, die Pfarrstandesbündnisse mit ihren besonderen Formen der einzelnen Naturstände, Eucharistischer Kinderkreuzzug, Jugendgruppen der Drittordens Gemeinden, die Apostolatswerke, der Verein Jugendhilfe, katholischer Gesellenverein, Seraphisches Liebeswerk aufgrund der Zugehörigkeit zum Caritasverband. 2.) Aufgrund der Abmachungen vom 8.4. und 11.5. haben folgende Vereine zu liquidieren: Bund der Jungtiroler, Reichsbundvereine, St. Georgs Pfadfinder, Neuland, Burschenvereine, der Tiroler Mädchenverband. [...]“[2] 5.) Vereine, die sich freiwillige aufzulösen haben, haben die Liquidation ihrer Vermögenswerte durchzuführen.“[3] Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden in Österreich bzw. Tirol sogleich alle Pfadfinderheime mit der gesamten Einrichtung und allen beweglichen und unbeweglichen Gütern beschlagnahmt. Diese Heime dienten in weiterer Folge als Versammlungsorte für die Hitler-Jugend. Die Eigentumsverhältnisse vor der Beschlagnahme durch die NS-Organe waren unterschiedlich. Einerseits handelte es sich um Pfadfinderheime, die im Eigentum der Pfadfinderorganisation standen. Andererseits gab es Heime, bei denen die Möblierung im Besitz der Pfandfinder waren und die Liegenschaft selbst gehörte der jeweiligen Pfarre. Daher wurden die Räumlichkeiten von den Pfarreien oftmals den Jugendorganisationen überlassen. In Hall gehörte das Pfadfinderheim in der Schmiedgasse 24 von 1933 bis 1938 dieser St. Georgs Organisation. Diese Heimstätte der St. Georgs Pfadfinder in Hall wurde am 13. März offiziell von den NS-Machthabern, beispielsweise der HJ-Führung beschlagnahmt.[4] Bei der Übergabe der Pfadfinderheime kam es bereits zu deviantem Handeln durch die Feldmeister der jeweiligen Teilorganisationen. Dabei konnten einzelne Ausrüstungs-Gegenstände vor dem Zugriff durch die NS-Machthaber versteckt werden. Die österreichische rot-weiß-rote Fahne und die Fahne des österreichischen Pfadfinderkorps St. Georgs wurde von Vereinsmitgliedern nicht der Hitler-Jugend übergeben. Durch die Beschlagnahme der Pfadfinderheime sollte die Arbeit der Pfadfinder unmöglich gemacht werden.[5] Ein besonderer Aspekt war die Beschlagnahme des St. Georgs Heimes, sodass die Zusammenkünfte für die Jugend in Hall offiziell nicht mehr durchgeführt werden konnten. Dazu hieß es von Seiten der NS-Behörde an den Bürgermeister von Hall in Tirol: „HJ-Heimbeschaffungsaktion, Innsbruck 18. März 1939 Durch das Gesetz zur Förderung der HJ-Heimbeschaffung vom 30.1.1939, Gesetzblatt für das Land Österreich Nr. 246 vom 2.III.1939 wurden die sachlichen Voraussetzungen für die weitere praktische Durchführung der vom Führer und Reichskanzler befohlenen Erziehungsarbeit in der HJ einheitlich für Großdeutschland geschaffen. In den HJ-Heimen sollen die deutschen Jungen und Mädels zu nationalsozialistischen Männern und Frauen erzogen werden, die dazu berufen sind, die Zukunft des Reiches zu sichern. Ebenso wie es notwendig ist, für die Heranbildung der Jugend Volksschulen zu unterhalten, ist es für die politische Erziehung der Jugend notwendig, Jugendheime zu schaffen. Im Altreiche haben Hunderte von Gemeinden vor der gesetzlichen Regelung alle Kräfte angespannt, um HJ-Heime erstellen zu können. In der Ostmark ist es nunmehr ebenfalls Aufgabe der Gemeinden, den Altreichsgemeinden nachzueifern. Es ist mein Bestreben, dass der Landkreis Innsbruck in diesem wichtigen Aufgabengebiet an die erste Stelle im Gau tritt und ich hoffe, dass in nicht allzu ferner Zeit die ersten Heime des Gaues Tirol in meinem Landkreis erstehen. Mit der HJ-Bannführung Innsbruck-Land habe ich daher auf Grund eingehender Besprechungen nachstehende Vereinbarungen getroffen: 1.) Es wird in der nächsten Zeit der Bannführer der HJ Innsbruck-Land oder sein Vertreter bei den einzelnen Bürgermeistern vorsprechen, um mit ihnen grundsätzlich die Wahl des Grundstückes zu treffen, wohin das HJ-Heim einmal gestellt werden wird. Über die Grundstückswahl wird er Beauftragte der HJ mit den einzelnen Bürgermeistern kurze Gedenksprotokolle verfassen. 2.) Ich fordere die Herren Bürgermeister auf, in jenen Gemeinden, in welchen nicht die entsprechenden Gründe im Eigentum der Gemeinden stehen, für die Sicherung des Grundstückes, wohin das HJ-Heim einmal kommen soll, bei den betreffenden Grundbesitzern Sorge zu tragen. Hierbei ist die Möglichkeit eines Grundtausches zwischen der Gemeinde und dem betreffenden Grundbesitzer vorerst ins Auge zu fassen. 3.) Die Planung der HJ-Heime erfolgt grundsätzlich durch einen Beauftragten der HJ (Gebietsbeauftragten), sodass die zu erstellenden HJ-Heime allen Anforderungen entsprechen. Die HJ-Heime bleiben nach ihrer Erstellung Eigentum der Gemeinde, obwohl sie mit Zuschussmitteln der Reichsjugendführung, des Reichsschatzmeisters und seinerzeit mit den Mitteln des Landkreises und der Gemeinde erstellt wurden. 4.) Voraussetzung für die oben erwähnten Zuschussmittel ist jedoch die Genehmigung des geplanten HJ-Heimes durch die Reichsjugendführung, die dann den Bauschein ausstellen wird. Bei dieser Gelegenheit möchte ich den Herren Bürgermeistern nachstehende Worte des Führers besonders ins Gedächtnis rufen: `Die Heime der HJ sind Erziehungsstätten einer Generation, die dazu ausersehen ist, die Zukunft des Reiches zu sichern. Staat und Partei sind darum verpflichtet, unsere Jugend beim Bau ihrer Heime tatkräftig zu unterstützen. ` Ich erwarte, dass alle Bürgermeister diesem Appell des Führers Folge leisten werden. Bei etwaigen Unklarheiten mögen sich die Herren Bürgermeister an meinen Sachbearbeiter in dieser Frage, Herr Dr. Ditterich, Zimmer 122, wenden. H.H! Der Landrat: Dr. Hirnigel 1.) An die Bannführung der HJ-Innsbruck-Land, zu Hd. d. Bannführers Pg. Toni Kindl, Innsbruck 2.) an den Kreisleiter der NSDAP Pg. Dr. Primbs, Innsbruck 3.) Herrn Dr. Ditterich zur Kenntnis“[6] [1] Ebd. S.7. Logbuch Tiroler Pfadfinder, S. 193. [2] Helmut Tschol, Die katholische Kirche. Allgemeine Verfolgungsmaßnahmen, c.) Religionsunterricht und Jugendseelsorge, DÖW 69 Mitteilungen des Katholiken Sekretariats Innsbruck an die Seelsorger betreffend die mit dem Staat getroffene Regelung über katholische Jugendvereine und Organisationen, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Widerstand und Verfolgung 1934 – 1945. Eine Dokumentation (2), Wien/München 1984, S. 46 – 96, hier S. 47. [4] Chronik der Haller Pfadfinder, S.7. [5] Helmut Tschol, Die Katholische Kirche. Allgemeine Verfolgungsmaßnahmen, d) Gottesdienste und allgemeine Seelsorge, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.), Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation (2), Wien/München 1984, S. 96-125, hier S. 93-95. DÖW 157, Bericht von Fridolin Dörrer über die Arbeit der katholischen Jugend 1938 -1945 und deren Unterdrückung durch den Nationalsozialismus, insbesondere über die St. Georgs Pfadfinder, 5.8.1945, Privatbesitz Helmut Tschol, Schwaz. [6] StAH, Schachtel Miscellania 1938–1945, Schreiben des Landrates des Landkreises Innsbruck Zl. II-368/3; Innsbruck 18. März 1938, Betreff: HJ-Heimbeschaffungsaktion; Eingangsstempel: BGM. Hall in Tirol vom 21.4.1939, Stadtarchiv Hall in Tirol. Dieses Schreiben des Landrates Dr. Hirnigel machte besonders darauf aufmerksam, dass HJ-Heime den Zweck hatten, die politische Erziehung der Jugend im nationalsozialistischen Sinn zu fördern. Dadurch wurde ersichtlich, dass der NS-Staat nichts dem Zufall überließ und genaue Direktiven gab, um die Jugend für den Staat heranzuziehen. Gerade dadurch wurde der Widerstandswille bei den Pfadfindern und Wölflingen geweckt. Sie trafen sich privat an einem Treffpunkt im Freien oder bei Pfadfinderbrüdern in deren Wohnungen. Auch in Hall dürften trotz des Verbots der Pfadfinder geheime Treffen stattgefunden haben. Maria Schuster, genannt "Schuster Mami", fuhr im Sommer 1938 mit ihren Wölflingen auf Sommerlager, obwohl der Verein der St. Georgs Pfadfinder in Hall verboten war und jeder Heimbetrieb strengstens untersagt wurde. Während alles in der Uniform der Hitlerjugend herumlief, fuhr sie noch in der Pfadfindertracht zu den anderen Rudeln des Landes, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Ein weiterer Hinweis über illegale Pfadfindertätigkeit während der NS-Zeit in Hall findet sich auf der Karteikarte von Sigmund Kripp: "Versprechen Wölflinge: März 1938 überstellt zu den Pfadfindern im April 1939." Hier zeigt sich, dass die Pfadfinderleiter ihre Tätigkeit nicht einstellten, denn die Überstellung der Wölflinge erfolgte ein Jahr nach dem Anschluss. Über weitere Aktivitäten berichtete das Logbuch der Pfadfinder für Hall bis 1945 nichts mehr. Mündlich wurde erzählt, dass "Schuster Mami" bereits im März 1945 Kooperator Dr. Hermann Blassnig "beauftragt habe, mit den Wölflingen zu beginnen, da der Krieg bald vorbei sei!" Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. StAH, Schachtel Miscellania, Einladung zum Jugendtag 1934 in Hall in Tirol. In Stadtarchiv Hall in Tirol.
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Elisabeth Walder
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