Mädchenschule der Tertiarschwestern des Hl. Franziskus in Hall in Tirol aufgehoben 1938-194511/9/2023 Foto Pfarrchronik 1892-1945, in Pfarrarchiv Hall in Tirol. Im Jahr 1845 wurde an der Stelle des alten Spitals ein neues Wohnhaus für die Tertiar-oder Schulschwestern mit Schulräumen erbaut. Die Tertiar- oder Schulschwestern unterrichteten seit 90 Jahren die weibliche Jugend in Hall in Tirol. Jedoch wurde ihnen über Nacht, im März 1938, ihr geliebtes Schulgebäude weggenommen. Die Schulschwestern wurden entlassen und durch Lehrkräfte ersetzt, die im nationalsozialistischen Sinn unterrichteten. Für alle aufgelassenen katholischen Schulen trat an die Stelle des Schulgebetes der Hitler Gruß und an die Stelle des stillen Lernens kam geräuschvolles Exerzieren und Kommandieren der Hajot Jugend und der Pimpfe, sowie Aufmärsche der BDM-Mädchen. Foto- Tertiarschwestern (1937). Pfarrchronik Hall in Tirol, in Pfarrarchiv Hall in Tirol. Den Franziskaner-Tertiar- oder Schulschwestern von Solbad Hall wurde ein Amtsenthebungs-Dekret des Bezirksschulrats Innsbruck-Land für die Hauptschullehrerin Schwester Alfonsa Brettauer (1893-1994) aus Hall in Tirol am 20. Juli 1938 zugestellt: „Der Bezirksschulrat enthebt Sie hiermit von der Lehrstelle an der Hauptschule in Hall i. T., die Sie in der Zeit vom 16. September 1937 bis 1. September 1938 in ständiger Eigenschaft innehatten. /Handschriftlicher Zusatz/: 1938/39 wieder verwendet ohne schriftlichen Bescheid.." Foto-Sterbebild Sr. Alfonsa (Josefa) Brettauer. Archiv der Franziskaner Tertiarschwestern Hall in Tirol. Schwester Alfonsa Brettauer wurde 1938/39 in Achenkirch wieder als Lehrerin eingesetzt. Nach ihren eigenen Aussagen wurde im Juli 1941 eine Lehrerversammlung abgehalten. Daraufhin wurde sie für 3 Jahre nach Bremen verbannt, wo sie in einem Rüstungsbetrieb im Büro arbeiten musste. Sie blieb nur bis vor Weihnachten 1941 und kehrte eigenmächtig nach Tirol zurück. Sie erzwang sich von Gauleiter Hofer durch Drohung des Verrats wichtiger Rüstungsgeheimnisse ans Ausland die Dienstverpflichtung in ihrer Heimat Tirol. Sie wurde bis Kriegsende 25-mal von der Gestapo verhört und war zweimal in Haft (1942 und 1944). Sr. Alfonsa wurde hernach als Pfarrschwester in Innsbruck/Pradl angestellt. Im Jahr 1943 am 16. November erfolgte ein schwerer Luftangriff auf Pradl, bei dem Sr. Alfonsa sich in großer Gefahr befand. Schwester Elisabeth Santer legte im Herbst 1937 die Hauptschulprüfung für Turnen ab, die Prüfungen für Eislaufen und Schwimmen hatte sie bereits absolviert. Zu weiteren Prüfungen kam es nicht mehr, denn mit Schulschluss Juli 1938 wurden alle jungen Lehrschwestern von der NS-Behörde aus dem öffentlichen Schuldienst entlassen. Die Schwestern kehrten ins Kloster zurück. Sie mussten sich mit Gelegenheitsarbeiten ihr Einkommen verdienen, beispielsweise erteilten Sr. Elisabeth Santer und Sr. Angelika Mayr Privatunterricht in Stenografie und Maschinschreiben für angehende Schreibkräfte in den neu errichteten Kanzleien von NS-Behörden. Sr. Elisabeth und Sr. Dominika erhielten am 19. Juli 1939 und Sr. Angelika im Jahr 1940 eine Anstellung als Sachbearbeiterinnen bei der Apostolischen Administratur in Innsbruck. Mitte Dezember 1939 kamen drei Schwestern in den Pfarrhof in Hötting. Sr. Elisabeth erlebte die Schrecken der NS-Macht: Verfolgung der katholischen Kirchengemeinschaft, Bombardierung Innsbrucks, Kriegs-und Flüchtlingselend, Hunger und Not. Am 15. Dezember 1943 kam es zur Bombardierung Innsbrucks. Sie betete mit zwei Mitschwestern in der Jesuitenkirche in Innsbruck und überlebte wie durch ein Wunder den schweren Bombenangriff auf die Kirche, die fast zur Gänze zerstört wurde. Nach Kriegsende arbeitete sie noch in der Apostolischen Administratur Innsbruck bis zum Herbst 1946, um hernach weitere Hauptschulprüfungen abzulegen, um in den Schuldienst zurückkehren zu können. Im Jahr 1942 wurden 18 Tertiarschwestern für das Lazarett in Feldkirch angefordert. Beim Fliegerangriff auf Feldkirch am 1. Oktober 1943 wurden drei Schwestern aus Hall getötet: Schwester Maria Creszentia Alger (1885 - 1943) - 58 Jahre Schwester Adelheid Hofmann-Norz (1909 - 1943) 34 Jahre Schwester Thaddäa Zabernigg (1914 - 1943) 29 Jahre Foto: Innsbrucker Nachrichten 21. September 1940. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Bombenangriffe auf Hall 1944 - 1945Am 7. Dezember 1944 kam es in Hall um 5:30 morgens zu einem Bombenabwurf, wobei die fünf Spreng-Bomben südöstlich der Stadt in den Wald fielen, und keine Menschenleben forderten. Am 25. Dezember 1944 erfolgte einer der schwersten Bombenangriffe auf Hall in Tirol. Leo Unterrichter berichtete, dass der nordwestliche Teil der Stadt und auch die Bahnlinie mit 60 Bomben belegt wurde. Dabei gab es sieben Volltreffer auf die Geleise der Bahnstrecke bei Loretto, die die Bahnkreuzung total zerstörte. Drei Gebäude wurden total, zehn schwer und zehn leicht zerstört. An Menschenleben forderte der Abwurf zwei Tote, nämlich Dollinger Josef, Haus 58a und Itterheim Anna, Haus 80a. Am 29. Dezember 1944 kam es zu einem Bombenabwurf von drei Sprengbomben auf der Walderalm/Gnadenwald. Am 14. und 15. Februar 1945 kam es zu Einschlägen von Bordwaffengeschoßen in Hall in Tirol in der Unteren und Oberen Lend. Am 16. 2. 1945 erfolgte der Hauptangriff auf Hall in Tirol von 12:45 bis 13:22 Uhr. Der Angriff erfolgte in dreizehn Wellen zu je sieben Flugzeugen. Der Bombenteppich reichte von der Thaurer Straße, Kugelanger und Bahnhof Hall bis Rinn. Das Bahnhofsgebäude, die Gleisanlagen und die umliegenden Gebäude wurden total zerstört, aber es fielen auch in anderen Stadtteilen Bomben. Es kam zu zahlreichen Bränden, einer Überschwemmung durch einen defekten Kanal. Insgesamt wurden 70 Tote in Hall gezählt. Viele von ihnen waren im Zufluchtshaus, darunter auch 24 Schwestern und Pfleglinge, die in einem Brotmagazin Schutz suchten. In der zerstörten Scheidensteinkapelle wurden sieben Tote geborgen. Fotos: 16. Februar 1945 Bombenabwurf auf Solbad Hall. Privatarchiv Reinhart Federspiel 6067 Absam. Erinnerung an Bombenopfer in Hall in Tirol-Magdalena Kapelle20. April 1945 - Bombenangriff auf Solbad HallFoto: 20. April 1945-Auszug Chronik der Tertiarschwestern Hall in Tirol. Archiv der Tertiarschwestern in Hall n Tirol. Foto: Tafel Tertiarschwestern des Hl. Franziskus in Hall in Tirol. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Am 7. Juli 1980 verfasste die Provinzialoberin SR. M. Elisabeth Santer aus Hall an Pater Johann Reiter in Innsbruck ein Schreiben, das die Entlassung von Tertiar- oder Schulschwestern aus dem Schuldienst während der NS-Herrschaft betraf: „Außer den in Schwaz genannten Lehrerinnen wurden noch 26 Schwestern aus dem Schuldienst enthoben bzw. nicht oder nicht mehr angestellt; geschlossen wurden drei Kindergärten (mit je einer Kindergärtnerin) und zwei Nähschulen (mit je einer Leiterin)". Foto: Ansicht Volksschule am Unteren Stadtplatz. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol.
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