Foto Dr. Ludwig Spötl. Privatarchiv der Marianischen Kongregation der Herren-und Bürger zu Hall in Tirol. Die Marianische Kongregation der Herren und Bürger in Hall in Tirol wurde im Jahr 1606 als Zweig der Marianischen Kongregation der Studenten des Haller Jesuiten Gymnasiums gegründet. Sie war eine Vereinigung erwachsener Männer, die sich der Förderung der Marienverehrung und der katholischen Religion verschrieben hatten. Marianische Kongregation im Widerstand: Haller Bürger und Studenten kämpfen gegen den Nationalsozialismus Nach der Machtergreifung der NSDAP in Tirol/Österreich wurden unmittelbar Mitglieder der Marianischen Kongregation verhaftet. Unter den Verhafteten befand sich auch Dr. Viktor Schumacher, ein angesehener Arzt, der seit 1937 Mitglied der Kongregation war. Foto Dr. Viktor Schumacher Bürgermeister v. Solbad Hall. Foto Privatarchiv Andreas Schumacher Hall in Tirol. Andreas Weber, ehemaliger Präfekt der Marianischen Kongregation, wurde während der gesamten Karwoche vom Palmsonntag bis zum Osterdienstag inhaftiert und grausam verhört. Nach den Misshandlungen wurde ihm verboten, sich weiterhin propagandistisch für die Kongregation einzusetzen. Ihm wurde mit der Einweisung in ein Konzentrationslager gedroht, falls er sich diesem Befehl widersetzen würde. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich wurde die Marianische Kongregation in Solbad Hall behördlich eingeschränkt. Im Jahr 1938 wurden sowohl die Prozession als auch das Stiftungsfest verboten. Erst am 26. März 1939 wurde die Prozession unter Auflagen erlaubt, wobei der Weg vorgeschrieben wurde. Dieses Stiftungsfest markierte das letzte bis zum Jahr 1946, da die Einträge in der Chronik der Kongregation ab diesem Zeitpunkt wieder aufgenommen wurden. Der Präfekt Andreas Weber legte sein Amt am 15. Jänner 1939 nieder, da er fortwährend von den Nationalsozialisten überwacht und bespitzelt wurde. Als sein Nachfolger trat der ehemalige Bürgermeister von Hall, Josef Wagner an, der jedoch am 20. Dezember 1939 ebenfalls zurücktrat. Daraufhin erklärte sich Johann Witsch, ein ehemaliger Salinen Schmied, bereit, das Amt des Präfekten zu übernehmen. Er wurde von Andreas Weber tatkräftig unterstützt. Mitglieder der Marianischen Kongregation schlossen sich dem aktiven Widerstand anMitglieder der Marianischen Kongregation schlossen sich dem aktiven Widerstand um Anton Haller und Dr. Viktor Schumacher an. Unter ihnen waren Paul Bruch (geb. 1897, Malermeister), Alois Tusch (geb. 1898, Installateur), Josef Viertl jun. (geb. 1905, Modelltischler), Josef Wagner (1875-?, ehemaliger Bürgermeister), Anton Haller (1907-1958, Schustermeister, seit Dezember 1938 Mitglied), Anton Walder sen. (1870-1943, Mesner der Pfarre St. Nikolaus, seit 1891 Mitglied) und Karl Zanger (geb. 1890-?, Mechanikermeister). Foto Pfarrarchiv Hall in Tirol. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Die katholischen Vereinigungen in Tirol wurden durch eine Verordnung des Reichsstatthalters Franz Hofer vom 15. Jänner 1941 aufgelöst. Dies betraf an die 2151 katholische Gemeinschaften in Tirol und Vorarlberg. Deren Vermögen wurde zugunsten des Aufbaufonds, Vermögensverwaltung Wien G. m. b. H. eingezogen. Gauleiter Hofer bedrohte jeden, der die katholischen Vereine, Standesbündnisse oder Kongregation aufrechterhielte mit einer Geldstrafe zwischen 150 und 15 000 Reichsmark und/oder Gefängnisstrafe von mindestens einem Monat.
Am 18. März 1941 wurde die Marianische Kongregation der Herren und Bürger in Hall in Tirol offiziell behördlich verboten und die Chronik berichtete: „Unmittelbar vor dem Hauptfest Maria Verkündigung 1941 wurde von der N.S.D.A.P. in Tirol die Aufhebung aller religiösen Vereine angeordnet und die Einziehung ihres gesamten beweglichen und unbeweglichen Vermögens verfügt. Damit war das Ende unserer Kongregation gekommen. Nach der Weisung der Kirchenfeinde ein endgültiges. Tatsächlich schien die Kongregation eingesargt und ausgelöscht zu sein. Aber es war nach Gottes Wille nur ein kurzer Schlaf." Im Jahr 1941 zählte der Verein 245 ordentliche Mitglieder aus der Stadt Hall und 377 außerordentliche Mitglieder aus der Umgebung von Hall. Das Vermögen der Kongregation, bestehend aus Sachwerten, wurde kurz vor der Aufhebung durch die Gestapo der Pfarrkirche Hall übergeben. Die verbliebenen Geldmittel konnten noch an bedürftige Bewohner von Hall verteilt werden. Die Chronik der Marianischen Kongregation erzählte darüber folgendes: „Die zwei beim H.H. Präses Lambichler erschienen Gestapobeamten mussten mit leeren Händen abziehen. Der Präfekt Johann Witsch wurde zur Partei vorgeladen und vom Sg. Dr. Wegescher (sic!) wegen des Kongregationsvermögens einem strengen aber ergebnislosen Verhöre unterzogen. Das Silberkreuz wurde in der Pfarrkirche im 1. Stuhle rechts zur allgemeinen Verehrung aufgestellt.-Die silberne Muttergottesstatue wurde beim Requiem für verstorbene Sodalen auf dem Katafalk aufgestellt.- Die Partisanen-Uniformen wurden zum Schein jedem einzelnen Partisanen in den persönlichen Besitz übergeben. Die Sodalen sind nach dem Sturz der nazistischen Unterdrückung mit Freude und Begeisterung wieder zur Fahne Mariens geeilt.- Während der großen Kriegsnöte haben in der Gnadenkapelle in der Pfarrkirche an Sonntagen um 14h Uhr Sodalen eine gemeinschaftliche Rosenkranzandacht abgehalten." Die Marianische Kongregation der Herren und Bürger in Hall in Tirol wurde am 15. August 1945 wieder errichtet. Die Chronik berichtete ausführlich über die Wiedererrichtung: „Aber es war nach Gottes Wille nur ein kurzer Schlaf. 1945 schon erfüllte sich, was in der Hl. Schrift allen gotteswidrigen Mächten als ihr Schicksal angekündigt ist“: „Bevor ihr Stamm im Erdreich Wurzeln treibt, bläßt Gott, der Herr, sie an und sie verdorren und fort treibt sie der Sturm wie Spreu.“ (Isaias 40/24) Von den 245 ordentlichen Mitgliedern aus der Stadt Hall in Tirol und den 377 außerordentlichen Mitgliedern aus der Umgebung von Hall sind im Zeitraum von 1941 bis 1945 etwa 47 ordentliche und 58 außerordentliche Mitglieder verstorben, gefallen oder verzogen. Am 20. Oktober 1946 wurde der langjährige Präfekt Oberbergmeister Andreas Weber mit großer Mehrheit wiedergewählt. Als 1. Assistent wurde Herr Karl Corazza, Sparkassendirektor, und als 2. Assistent Herr Johann Witsch, Salinenschmied, gewählt.
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