Foto Johann Baumgartner (1938). Privatarchiv Reinhard Schwaiger Hall in Tirol. Johann Baumgartner, geboren am 21. Juli 1896 in Innsbruck, begann seine berufliche Laufbahn als Offizier und erreichte schließlich den Rang eines Hauptmanns. Johann Baumgartner war an verschiedenen Dienstorten tätig und war zuletzt in Kufstein stationiert, bevor er im Jahr 1938 als Standortältester in der Stadtkaserne von Solbad Hall die Position des Kommandanten übernahm. Während der Zeit der NS-Herrschaft von 1938 bis 1945 übte er diese Funktion aus. Er war ein österreichisch gesinnter Offizier und verabscheute die Machenschaften der NS-Regierung zutiefst. Johann Baumgartner engagierte sich im Widerstand gegen die NS-Regierung und schloss sich der Widerstandsbewegung in Solbad Hall an. Als Teil seines Engagements lieferte er dem Leiter des Haller Widerstandskreises, Anton Haller, wichtige Informationen über militärische Angelegenheiten. Durch seine Kontakte zur Wehrmacht war er eine wertvolle Stütze des Widerstandskreises um Anton Haller, der dadurch antinationalsozialistische Offiziere und Mannschaften für den Widerstand gewinnen konnte. Hauptmann Johann Baumgartner konnte die Haller Widerstandsbewegung am 20. April 1945 vor einer bevorstehenden Verhaftungswelle durch die Gestapo warnen. Durch zwei Tage hindurch wurden von den SS-Einheiten Bereiche von Solbad Hall, Baumkirchen, Gnadenwald, Tulfes und Volders nach NS-Gegnern durchsucht. Durch die Warnung von Hauptmann Baumgartner konnten sich die Angehörigen des Widerstandskreises von Anton Haller in Sicherheit bringen. Gegen Ende April meldete Hauptmann Baumgartner das Eintreffen noch einer weiteren SS-Einheit von 400 Mann aus dem Unterinntal. Auch der Führungsstab der SS und SD traf in Solbad Hall ein. Von Bürgermeister Ing. Jud wurde der Weißenbach Graben zur Wehrlinie bestimmt, sollte es zu einem Kampf um Solbad Hall kommen. Von der Widerstandsbewegung wurden durch Hauptmann Baumgartner Scharfschützen zur Bewachung der Brücken abgestellt, um bei einer Sprengung einzuschreiten und diese zu verhindern. In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945, die Nacht des Aufstandes gegen die Hitler Herrschaft in Solbad Hall konnte Hauptmann Baumgartner die Anführer des Haller Widerstandskreises zum zweiten Mal vor der drohenden Verhaftung durch die Gestapo und SS-Einheiten in Solbad Hall warnen. Es konnten sich Anton Haller, Anton Demanega, Heinz Ehrenreich Thöni, Anton Dosch und Anton Walder in Sicherheit bringen, sodass Hauptmann Baumgartner ihr Leben rettete. Hauptmann Johann Baumgartner hatte wesentlichen Anteil an der unblutigen Übergabe der Stadt Solbad Hall an die US-amerikanischen Truppen am 3. Mai 1945. Durch seine Umsicht gelang es hunderte Leben von Soldaten und Zivilisten in der Stadt zu retten. In enger Zusammenarbeit mit dem Kampfstab der Haller Widerstandsbewegung konnte durch Hauptmann Baumgartner die Zerstörung der Stadt und ein Panik Ausbruch verhindert werden. Foto Stadtkaserne Solbad Hall. Privatarchiv Federspiel 6067 Absam. Der Haller Lokalanzeiger vom Samstag, den 22. Februar 1958 brachte folgenden Nachruf für Hauptmann Johann Baumgartner: "Als am 14. Februar 1958 die Begräbnisglocken läuteten, wussten wohl nur wenige Haller, dass da ein Mann zu Grabe getragen wurde, dessen Herzensgüte und Selbstlosigkeit viele, viele ehemalige Soldaten alles verdankten, dem aber besonders die Stadt Hall und die Bevölkerung von Hall größten Dank schuldet. Ohne seine tatkräftige Mitarbeit wäre es wohl trotz aller Entschlossenheit am 2. und am 3. Mai 1945 nicht gelungen, Hall vor Zerstörungen zu bewahren, die jene der großen Fliegerangriffe noch übertroffen hätten. Waren doch jenseits des Weißenbaches schwere SS-Flakbatterien für den Erdbeschuss in Stellung gegangen, um an diesem letzten großen Panzergraben die vordringenden Amerikaner aufzuhalten. Das zu verhindern, setzte Hauptmann Baumgartner zusammen mit einer Handvoll Männer alles auf eine Karte: Dieser Wahnsinn durfte nicht mehr geschehen! Hall musste gerettet werden! Und dabei war die Mithilfe des nunmehr Verewigten entscheidend. Nur wenige wissen schon heute nach einem guten Jahrzehnt, um die Härte jener Stunden des Ringens um Leben und Tod gegen Fanatismus und Wahnsinn. Hauptmann Baumgartner war auch in dieser harten und wirren Stunde der Freund der Bedrängten, ein echter guter Mensch einer der besten Söhne seines Vaterlandes und seiner Heimatstadt Hall in Tirol." Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Obige Quelle ist das Tagebuch der Stadtkaserne Hall in Tirol, die von Hauptmann Johann Baumgartner geführt wurde, in: Stadtarchiv Hall in Tirol. Bericht aus dem Kriegstagebuch von Hauptmann Baumgartner- 10 Jahre nach Kriegsende (1955 Heute, 10 Jahre nach der Befreiung soll noch einmal jener Leistungen in Kürze gedacht werden, welche die österreichische Widerstandsgruppe Solbad Hall unter Führung des heutigen Bundesrates Toni Haller unter schwierigsten Bedingungen vollbrachte.
Lagen doch im Lager Eichat kampfstarke SS-Einheiten, ein Bl.- SD Himmler sowie die Ausbildungs-und Kampfeinheit des „Werwolfes“, geführt von fanatischen Hitleroffizieren, welche hinter der Kampffront den „Heckenkrieg“ organisieren und alle gegenteiligen Bestrebungen mit brutaler Gewalt verhindern sollten. Toni Haller gelang es, aus heimattreuen Österreichern einen Kampfgruppenstab aufzustellen, welcher bei der Durchführung des Planes zum Schutze der Stadt durch persönlichen Einsatz hervorragenden Anteil hatte. Oberster Grundsatz war, die Bewohner vor einer Panikstimmung und vor unüberlegten Handlungen zu schützen und jedes Blutopfer so weit als möglich zu vermeiden. Vorbildliche Disziplin, Ruhe und Besonnenheit, sowie hervorragende Einsatzbereitschaft und Kameradschaft dieser Männer und ihrer Kampfkameraden ermöglichten die klaglose Durchführung dieser Aufgaben, galt es doch, den Ausbau von Flakstellungen und Widerstandsnestern entlang der Bundesstraße westlich Halls als gedachte Vorstellung für die Hauptwiderstandslinie am Weißenbach (dieser als natürlicher Panzerschutzgraben) und das Sammeln der Reste der deutschen Kampftruppen, soweit sie nicht schon in Innsbruck kaltgestellt wurden, im Raume Hall zu verhindern. Durch Beunruhigung im Lager Eichat untergebrachten SS und SD-Einheiten (ca. 1200 Mann) von anderen Einsätzen abzuhalten u.a. den Einsatz dieser Einheiten zur Niederschlagung des erfolgreichen Widerstandes in Innsbruck, Verhinderung der Sprengung von Brücken sowie planmäßige Verlegung von wichtigen Lebensmitteln aus Heereslagern in gesicherte Lager durchzuführen. Es sind dies nur einige Ausschnitte aus dem Zeitgeschehen, welche zeigen, was damals im Stillen ohne irgendwelche Beunruhigung der Stadt geleistet werden musste, um ohne Opfer die Stadt und ihre Umgebung vor der unausbleiblichen Vernichtung zu bewahren, welche, ohne diesen Einsatz der Kampfgruppe Hall nicht zu verhindern gewesen wäre. Erleichtert wurde die Durchführung der Planung durch die ungeklärten Kommando Verhältnisse und dauernden Wechsel der Kommando Führung der deutschen[1] Truppen. Als der neuernannte Abschnitts-Kommandant in Hall eintraf, fand er keine Truppen mehr vor und da kein Ersatz vorhanden war, musste er notgedrungen von einer Verteidigung Halls absehen und wieder in Richtung Unterinntal unverrichteter Dinge abziehen. Als durch Verrat in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai durch überraschend eingesetzte motorisierte SS-Streifen die Aushebung des Kampfstabes der Haller Widerstandsgruppe drohte, gelang es im letzten Moment, alle bis auf Dr. Viktor Schumacher zu warnen und in Sicherheit zu bringen. Dr. Schumacher, einer der engsten Mitarbeiter im Kampfstab, wurde von der SS verhaftet und in das berüchtigte Lager Reichenau verschleppt. Der 3. Mai brachte endlich den Erfolg aller mühe-und gefahrvollen Einsätze und es konnten alle öffentlichen Stellen ohne Kampf oder Verluste besetzt werden. Die im Lager Eichat stehenden marschbereiten SS und SD-Einheiten verließen Hall erst wegen der Beunruhigung von den Wäldern her in den späten Abendstunden und als die ersten amerikanischen Panzer am Unteren Stadtplatz eintrafen, passierten diese Einheiten waffenstarrend in Richtung Volders den Kurpark. Bei der Volderer Brücke ging ein Geschützzug in Stellung, um die Sprengung der Brücke zu sichern, feuerten mehrere Schüsse auf die anrückenden Panzer, wurden jedoch von Patrouillen der Haller Kampfgruppe mit einigen Schüssen vertrieben, vor die Brücke gesprengt bzw. Kampfhandlungen mit den Amerikanern herausgefordert wurden. Es soll hier bei diesem Erinnerungsbild auf Einzelleistungen nicht eingegangen werden, es soll nur in Erinnerung rufen, dass bei Hintansetzen der eigenen Person von heimattreuen Männern mit selbstloser Disziplin, Opferfreude und Einsatzbereitschaft auch das unmöglich Scheinende möglich gemacht werden kann. Als die gleichen Männer dann die Geschicke der Stadt und der Wirtschaft in die Hand nahmen und hierbei trotz vieler Demütigungen in der 1. Besatzungszeit mit großer Geduld an den Wiederaufbau gingen, da war die innere Befriedigung, alles zum Schutze der Stadt erfolgreich getan zu haben, der Ansporn, weiter zu arbeiten am Wohl aller, im gemeinsamen Vaterland Österreich.[2] [1] StAH, Schachtel Haller Widerstand, Bericht aus dem Kriegstagebuch von Hauptmann Baumgartner, verfasst 1955, S.1 – 2, hier S.1. [2] StAH, Schachtel Haller Widerstand, Bericht aus dem Kriegstagebuch von Hauptmann Baumgartner, verfasst 1955, S.1 – 2, hier S.2.
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