Karl Glaubauf thematisiert bereits im Jahrbuch 2000 des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes in seinem Beitrag mit dem Titel „Generalmajor Erwin Lahousen, Edler von Vivremont. Ein Linzer Abwehroffizier im militärischen Widerstand“ die spärliche Anerkennung militärischen Widerstands in der öffentlichen Meinung. Österreicher im militärischen Widerstand, die sich aktiv an einem Sturz/Umsturz beteiligten, werden bis heute nicht als Widerstandskämpfer gesehen. Ihre Leistungen wurden von der militärhistorischen Forschung vernachlässigt, obwohl die aus Österreich stammenden Offiziere der Wehrmacht mit dem Generalmajor Erwin Lahousen (1897-1955), mit Generalstabsoffizier Oberstleutnant Robert Bernardis (1908–1944) sowie des Ritterkreuzträgers Generaloberst Heinrich Kodre (1899–1977) aktiv am Sturz des NS-Regimes beteiligt waren. Die öffentliche Meinung neigt bis heute aufgrund von Informationsdefiziten dazu, anzunehmen, dass die Mitglieder des soldatischen Widerstands Verräter und Saboteure wären. Dies wurde insbesondere durch das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verstärkt, da Hitlers Propaganda diesen Personenkreis als militärische Verschwörer darstellte. Allerdings wurde dabei verschwiegen, dass es sich um Patrioten und herausragende Soldaten handelte, darunter Ritterkreuzträger wie Generaloberst Kodre. Diese Personen hatten keinesfalls die Absicht, dem Deutschen Reich oder seiner Armee zu schaden, sondern sie wollten vielmehr beide vor dem drohenden Untergang bewahren. Die Mitglieder dieses Kreises nahmen ihre militärischen Pflichten äußerst ernst und setzten sich mit außergewöhnlichem Einsatz dafür ein. Entgegen der Vorstellung von Sabotage versuchten sie zunächst durch vernünftige Argumentation und Überzeugungsarbeit, die Haltung der NS-Führung zu ändern. Dies geschah vor dem Hintergrund von Menschenrechtsverletzungen, Verstößen gegen die Charta des Roten Kreuzes, Völkerrecht und der Missachtung fundamentaler militärischer Ethik. Mit genauer Kenntnis der tatsächlichen Lage und objektiven Informationen, die den Beteiligten unter strenger Geheimhaltung vorlagen, unternahmen sie Anstrengungen, um auf die Notwendigkeit einer Kurskorrektur hinzuwirken. Diese Gruppe traf nach schweren Gewissenskonflikten, die sowohl Zivilisten als auch Militärs betrafen, die Entscheidung, Hitler und seine Erfüllungsgehilfen entweder gefangen zu nehmen oder auszuschalten. Die Gruppe hatte das Ziel, den Krieg und das NS-Terrorregime so schnell wie möglich zu beenden. Daher versuchten Oberst Oster und Oberst Graf Stauffenberg einen Staatsstreich herbeizuführen, dessen Beginn der Anschlag auf die NS-Troika Hitler, Himmler und Göring in Rastenburg sein sollte. Dies hätte ein unmittelbares Ende der Massenmorde bedeutet, sowie einen Verlust von Millionen von Soldaten und Zivilisten durch einen Waffenstillstand verhindert. Im Falle eines Erfolgs wären die Bombardements auf deutsche Städte ausgeblieben, und die Bedingungen für einen Frieden wären keineswegs schlechter gewesen, denn dieser Schritt hätte die Möglichkeit eröffnet, eine "Befreiung von innen" zu initiieren. Trotzdem sah sich der militärische Widerstand nur als Auslöser für den Aufstand der gesamten Bevölkerung. Trotz politischer Differenzen waren alle Mitglieder als potenzielle Teilnehmer an einer zukünftigen demokratischen Regierung vorgesehen. Obwohl die Forschungsergebnisse über den Sinn des militärischen Widerstands seit Jahren in historischen Kreisen bekannt sind, wurden Offiziere und Soldaten, die ihr Leben für diese Ziele riskierten und oft verloren, bis heute nicht angemessen geehrt, beispielsweise der Linzer Generalstabsoffizier Robert Bernardis. Der österreichische Abwehroffizier Generalmajor Erwin Lahousen, Edler von Vivremont, gehörte, wie Bernardis, zu den Linzer Offizieren, die aufgrund ihrer Positionen die Möglichkeit hatten, das wahre Wesen der nationalsozialistischen Kriegspolitik zu durchschauen. Seine Aufzeichnungen und Aussagen vor dem internationalen Militärgericht in Nürnberg zählen zu den bedeutendsten österreichischen Quellen über die Aktivitäten des militärischen Widerstands, blieben jedoch weitgehend unbeachtet. (Quelle: Karl Glaubauf, Generalmajor Erwin Lahousen, Edler von Vivremont. Ein Linzer Abwehroffizier im militärischen Widerstand, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.), Jahrbuch 2000, Wien 2000, S. 7-33.) Generalmajor Erwin Lahousen (1897 – 1955)Foto: Erwin Lahousen. Im Zeugenstand beim Nürnberger Prozess. Erwin Lahousen. Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. Online unter, (23. Mai 2005), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163175 (Stand: 10.8.2024). Erwin Heinrich Rene Lahousen wurde am 25. Oktober 1897 als Edler von Vivremont in Wien geboren. Sein Vater, Wilhelm Carl Lahousen (1853 – 1921), diente als Oberst im österreichisch-ungarischen Infanterieregiment Nr. 88 und wurde später zum k.u.k. Feldmarschallleutnant befördert. Die Familie erhielt ihr Adelswappen bereits im Jahr 1590 und hatte ihren Sitz in der Hansestadt Osnabrück. Während eine Linie der Familie den Soldatenberuf ergriff, bestand die andere aus Pastoren und Ratsherren. Die Nachkommen sollten über acht Generationen hinweg den Beruf des Offiziers ausüben. Ein Vorfahre von Wilhelm Carl von Lahousen, Friedrich Christian von Lahousen, nahm an der Wiedereroberung Belgrads im Jahr 1789 teil. Dieser Vorfahre wählte Linz als seinen Wohnsitz, wo die Familie ihre Heimatberechtigung erhielt. Im Jahr 1880 wurde die Familie nobilitiert. Erwin Lahousen besuchte von 1910 bis 1913 das Militärgymnasium in Mährisch-Weißkirchen (Hranice na Morave, Tschechien) und schloss es mit der Reifeprüfung ab. Von 1913 bis 1915 setzte er seine Ausbildung an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt fort. Während des Ersten Weltkriegs diente er von 1915 bis 1918 an der Ostfront und ab März 1916 an der Alpenfront. Im Jahr 1916 wurde er zweimal schwer verwundet und verbrachte bis März 1917 in der Rekonvaleszenz. Ab September 1917 erlitt er erneut eine Verwundung und wurde dann als Oberleutnant im Kanzleidienst beim k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 14 eingesetzt. Von 1919 bis 1920 diente er beim Militär, der Volkswehr, in Korneuburg, Niederösterreich. Ab 1921 trat Lahousen in Linz in das österreichische Bundesheer beim III. Gebirgsjägerregiment Nr. 7 ein. Im Jahr 1922 lebte er in Freistadt, Oberösterreich. Von 1930 bis 1931 absolvierte er einen Generalstabslehrgang an der Kriegsschule in Wien. Im Jahr 1933 wurde er im Rang eines Majors als Nachrichtendienstoffizier in der 2. Brigade eingesetzt. Ab 1936 bekleidete er den Rang eines Oberstleutnants des Generalstabes und lebte von 1935 bis 1938 in Wien, wo er als Mitarbeiter der Nachrichtenabteilung tätig war. Seit 1937 war er Stellvertreter des Vorstandes Franz Böhme (1885–1947) im österreichischen Verteidigungsministerium. Nach dem Anschluss Österreichs wurde er als Nachrichtenoffizier übernommen und von Juni 1938 bis 1939 in Berlin als Mitarbeiter der Abteilung I im Amt Ausland/Abwehr des OKW unter Admiral Wilhelm Canaris (1887–1945) eingesetzt. Von 1939 bis 1943 leitete er die Abteilung II (Sabotage/Zersetzung) im Amt Ausland/Abwehr des OKW. Von Juli 1943 bis Juli 1944 befehligte er als Oberst mehrere Regimenter, darunter das Grenadierregiment 96, später das Grenadierregiment 4 und ab April 1944 das Luftwaffen-Jäger-Regiment 41. Ab Januar 1945 wurde er als Generalmajor der Führerreserve zugeteilt. Erwin Lahousen, ein österreichischer Offizier, bekleidete während des Zweiten Weltkrieges den Rang eines Generalmajors in der Wehrmacht. Er war leitender Geheimdienstoffizier im Amt/Ausland und zugleich Mitglied des militärischen Widerstands. Zwischen 1939 und 1943 leitete er die Abteilung für Sabotage und Spezialaufträge im Amt Ausland/Abwehr der Wehrmacht. Von August 1943 bis Juli 1944 kommandierte er als Oberst verschiedene Regimenter an der Ostfront. Nach Kriegsende trat er als Zeuge der Anklage bei den Nürnberger Prozessen auf. Foto Erwin Lahousen. Im Zeugenstand beim Nürnberger Prozess. Erwin Lahousen. Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. Online unter, (23. Mai 2005), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163175 (Stand 10.8. 2024). Die Nürnberger Prozesse gelten als zentraler Bestandteil des Bestrafungsprogramms der Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie wurden vom 20. November 1945 bis zum 14. April 1949 in Nürnberg abgehalten. Erwin Lahousen fungierte als Kronzeuge beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Am 30. November 1945 betrat Erwin Lahousen als erster Zeuge der Anklage den Gerichtssaal in Nürnberg. Er war als Generalmajor der ranghöchste Offizier der Abwehr, der den Krieg und die Verfolgungen nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 überlebte. Lahousen hatte bereits in der Ersten Republik Österreichs bedeutende Positionen im Bundesheer inne. Nach der Ermordung von Bundeskanzler Dr. Dollfuss im Juli 1934 erkannte er die Anzeichen eines Putschversuchs seitens der Nationalsozialisten. Seit dem Tod von Bundeskanzler Dollfuß unterstand das Verteidigungsministerium Dr. Kurt Schuschnigg, das aber von einem Vertrauensmann von ihm dem Staatssekretär Willhelm Zehner (1883-1938) , geleitet wurde. Zehner kannte Lahousen aus seiner Dienstzeit von Linz und betraute ihn mit besonders sensiblen Aufgaben. Etwa zu dieser Zeit lernte Lahousen Madeleine Bihet-Richou kennen, eine französische Agentin, und zwischen ihnen entwickelte sich eine enge Beziehung. Am 15. Jänner 1936 wurde er zum Major des Generalstabes und ein halbes Jahr später zum Oberstleutnant im Generalstab ernannt. Er übernahm als Sachbearbeiter für „angrenzende Staaten, vor allem für die Tschechoslowakei“ eine führende Position im österreichischen militärischen Nachrichtendienst. (Quelle: Harry Carl Schaub, Abwehr General Erwin Lahousen, (2015), S. 13; S.34) Das Juli Abkommen 1936 zwischen Österreich und dem Deutschen Reich enthielt neben den offiziellen auch geheime Bedingungen, darunter eine diktatorisch verordnete verstärkte Zusammenarbeit beider militärischer Nachrichtendienste. Ab dem Jahr 1937 fand die Übergabe von Nachrichten durch die beiderseitigen Militärattachés statt. Im Zuge dieser Vereinbarung besuchte Admiral Canaris, Leiter des deutschen-militärischen Nachrichtendienstes, Amt Ausland-Abwehr, den Chef des österreichisch-militärischen Nachrichtendienst Oberst Franz Boehme (1885 - 1947) . Bei diesem Treffen machte Oberst Boehme seinen Mitarbeiter Erwin Lahousen mit Admiral Canaris und dessen Begleitung, Oberst i.G. Hans Piekenbrock (1893 - 1959) , Leiter der Abt. I des Amtes Ausland-Abwehr, bekannt. Als Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg (1897-1977) am 11. März 1938 abends seinen Rücktritt und den der Regierung im Radio bekannt gab, trat der ehemalige k.u.k. General Major und Geheimdienstchef Oberst Maximilian Ronge (1874 - 1953), mit Lahousen und einigen Helfern in Aktion. Sie vernichteten die ganze Nacht hindurch sensible Akten im Reißwolf. Am frühen Morgen des 12. März 1938 erschien Admiral Canaris im Verteidigungsministerium bei Oberst Ronge und Lahousen und beschlagnahmte die noch nicht vernichteten geheimen Dokumente des Evidenzbüros, des österreichischen Nachrichtendienstes. Zwei Stunden später kam der SS-Führer Walter Schellenberg (1910-1952) und konfiszierte persönliche Akten Hitlers, Görings, Heydrichs und Himmlers, sowie anderer führender NS-Funktionäre. Bereits am 12. März 1938 übernahm Oberst Rudolf Graf von Marogna-Redwitz (1886-1944) bis zum Jahr 1944 als Leiter den Nachrichtendienst in Wien. Marogna-Redwitz war Oberst der Wehrmacht und deutscher Widerstandskämpfer, der am Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 beteiligt war. Marogna-Redwitz gehörte zum engsten Kreis des militärischen Widerstandes um Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944). In diesem Zusammenhang wurde Marogna-Redwitz, langjähriger Leiter der Abwehrstelle Wien, am 12. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee durch Erhängen hingerichtet. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht am 12. März 1938 in Österreich trat Lahousen im April 1938 in den Dienst der Abwehr mit Sitz in Berlin unter der Leitung von Admiral Wilhelm Canaris. Die nachfolgende Weisung erteilte Admiral Canaris dem Oberstleutnant Lahousen unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch in Wien: „Bringen Sie, besonders in die Zentrale nach Berlin, keine Nazis mit, bringen Sie Österreicher, keine Ostmärkler." (Zit. n. Karl-Heinz Abshagen, Canaris, Patriot und Weltbürger, Stuttgart 1955. Diese Darstellung Abshagens beruhe auf Originalaussagen von GM Lahousen. Es stellt somit eine historische Quelle dar. IMT, Bd. II, S. 491.) Admiral Canaris stellte somit von vornherein klar, welche politischen Positionen er vertrat. Bei Lahousens Antrittsbesuch in Berlin erklärte sein Vorgesetzter Oberst Hans Paul Oster (1887 - 1945) , Leiter der Zentralabteilung des Amtes Ausland-Abwehr, dass „an der Spitze des Reiches ein Verbrecher stehe." (Quelle: Abshagen, Canaris, Patriot und Weltbürger, S. 182.) Oberst Oster engagierte sich im militärischen Widerstand und verlor sein Leben am 9. April 1945 im KZ-Flossenbürg. Lahousen übernahm Anfang 1939 die Leitung der Abteilung II (Sabotage und Zersetzung). Lahousen war wie viele andere hochrangige Militärs ein entschiedener Gegner des NS-Regimes, das das Dritte Reich in einen Krieg drängte. Lahousens eigene Position beschreibt er wie folgt: „dass wir damaligen Chefs der Abwehr durch die Persönlichkeit von Admiral Canaris- in seiner inneren Haltung, die uns, das heißt einem kleinen Kreis völlig klar und eindeutig war- verbunden und gebunden waren." (IMT, Bd. II, S. 488.) Daher hatte Lahousen keine Skrupel, militärische Geheimnisse an den französischen Nachrichtendienst weiterzugeben. Der Kontakt wurde weiterhin über Bihet-Richou aufrechterhalten, die ab 1938 als Mitarbeiterin des Institut français nach Berlin umzog. Nach dem Überfall auf Polen fanden die Treffen von Lahousen und Bihet-Richou bis zum Kriegsende in Budapest statt. Generalmajor Lahousen und Oberst Georg Freiherr von Boeselager (1915 - 1944) begaben sich an die Front, da die drohende Katastrophe nicht mehr abzuwenden schien. Boeselager erfüllte bis zu seinem frühen Tod in schwersten Abwehrkämpfen vorbildlich seine militärischen Aufgaben. Lahousen befand sich am 17. Juli 1944 in einem Gefechtsstand an der Ostfront, der unter schwerem Granatbeschuss der russischen Armee stand. Sein Funker wurde getötet, Lahousen und sein Adjutant wurden schwer verwundet. Seine Soldaten zogen ihn auf einer Plane in der Nacht durch Weizenfelder zum Verbandplatz, doch aufgrund des anhaltenden Beschusses konnte er erst Tage später ins Feldlazarett gebracht werden. Am 19. Juli 1944 wurde Lahousen mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet, und am 1. Januar 1945 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor (Rangziffer 1). Mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 erreichte der militärische Widerstand seinen Höhepunkt und gleichzeitig sein tragisches Ende. Alle an diesem Widerstand beteiligten ranghohen Militärangehörigen verfolgten nicht das Ziel der Sabotage auf Kosten der kämpfenden Truppe. Vielmehr strebten sie durch einen Staatsstreich die Beendigung des Krieges und die Beseitigung des NS-Regimes an, um das Deutsche Reich und die Wehrmacht vor der drohenden Katastrophe zu bewahren. Vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg formulierte Lahousen als Zeuge der Anklage am 30. November 1945 die politische Einstellung von Admiral Canaris wie folgt: „Es ist uns nicht gelungen, diesen Angriffskrieg zu verhindern. Der Krieg bedeutete das Ende Deutschlands und unser Ende, somit ein Unglück und eine Katastrophe größten Ausmaßes. Ein Unglück, das aber noch viel größer wäre als diese Katastrophe, wäre ein Triumph dieses Systems, den mit allen nur irgendwie möglichen Mitteln zu verhindern der letzte Sinn und Zweck unseres Kampfes sein muss." (IMT, Bd. II, S. 490. ) Von Mai 1945 bis 1947 befand sich Erwin Lahousen in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Nürnberg. Ab November 1945 war er Kronzeuge der Anklage beim Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg. Von August 1946 bis Dezember 1946 war er in Bad Nenndorf bei Hannover in britischer Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft (1947) verlegte Lahousen seinen Wohnsitz in das französische Militärprotektorat Tirol. Einer der vermeintlichen Gründe war, dass in der Zeit des Kalten Krieges ehemalige Nachrichtendienstoffiziere von sowjetischen Behörden kontaktiert und auch gefangen genommen wurden. Deshalb wohnte er von 1947 bis zum 31. Juli 1951 in Seefeld in Tirol, im Haus Nr. 219. Im Anschluss daran lebte er vom 31. Juli 1951 bis 2. September 1953 in Solbad Hall, Obere Lend Nr.14, bei Sperling. Dieses Haus befand sich in der Nähe der Firma Zimmermann in Hall. Heute existiert dieses Gebäude nicht mehr. Vermutlich fiel die Wahl von GM Erwin Lahousen auf die Stadt Solbad Hall als Wohnort, da die Stadtverwaltung Halls aus ehemaligen Widerstandskämpfern bestand und diese sehr gute Beziehungen zum französischen Kommandanten Monsieur Langzan pflegte. Es ist auch anzumerken, dass GM Lahousen von 1947 bis 1951 in Seefeld residierte und hernach ein Ortswechsel nach Solbad Hall vorgenommen wurde. Diese Adresse erweist sich nicht als bevorzugte Wohngegend, sodass es auch sein kann, dass es sich um ein Versteck handelte. GM Lahousen war als ehemaliger höchstrangiger Nachrichten Offizier und Kronzeuge des Nürnberger Prozesses durchaus eine Person, die einen Anschlag auf sein Leben durch ehemalige fanatische Nationalsozialisten befürchten musste, der sogenannten Verbindung der "Werwölfe". Daher ist es nicht auszuschließen, dass es sich bei dieser Meldeadresse nicht um den tatsächlichen Wohnsitz von GM Lahousen handelte. Der darauffolgende Ortswechsel nach nur zwei Jahren in Hall gemeldetem Wohnort nach Innsbruck deutet ebenfalls daraufhin, dass das Leben von GM Lahousen gefährdet gewesen sein könnte. Ab 1953 verlegte GM Erwin Lahousen seinen Wohnsitz nach Innsbruck. In Innsbruck heiratete Erwin Lahousen am 18. Mai 1953 Stefanie Neumann-Pintarics, verw. Zuidaric (1917-?) und wohnte in der Ing.-Thommen-Str. 2, wo er im Jahr 1955 seinem langjährigen Herzleiden erlag. Frau Stefanie Lahousen wohnte ab dem Jahr 1957 in Absam. Es ist festzuhalten, dass militärischer Widerstand in Österreich bis heute keine Würdigung fand. Es wurde auch Generalmajor Erwin Lahousen nicht gedankt, obwohl er sein Leben für die Freiheit Österreichs riskierte und als Kronzeuge im Nürnberger Prozess aussagte. Ab Juli 1945 - 1955 Französische Besatzung in Österreich/Tirol/Solbad Hall Ab Juli 1945 übernahmen die französischen Alliierten die Verantwortung für Tirol von den US-amerikanischen Truppen. Die Leitung der Stadt Solbad Hall lag in den Händen von Kommandant Langzan. Der Bürgermeister Dr. Viktor Schumacher und der Gemeinderat bestanden aus ehemaligen Widerstandskämpfern der Gruppe von Anton Haller, was von Anfang an eine sehr gute Zusammenarbeit mit der französischen Besatzungsbehörde ermöglichte. Zunächst wurde eine Ausgangssperre ab 19 Uhr erlassen. Bewohner von Hall, wie Ärzte, Hebammen, Sanitäter, Elektriker, Bäcker und andere erhielten Passierscheine, die sie ab 19 Uhr mitführen mussten, um sich auszuweisen, wenn sie von der französischen Militärstreife kontrolliert wurden. Französischer Passierschein für Abdon Marsoner, Verkehrsbüro in Hall, und Nikolaus Madersbacher, Priester in Absam, ausgestellt von der französischen Verwaltungsbehörde der Stadt Solbad Hall, in: Stadtarchiv Hall in Tirol, Schachtel französische Polizeiakten, Juli/August 1945. Unten: Französischer Ausweis für den Bäcker Eugen Bulacher, Stadtarchiv Hall in Tirol, Schachtel französische Polizeiakten, Juli 1945. Darunter: Ausweis für Alois Hornsteiner, Otto Nieser, Hans Pfluger, Freiwillige Rettungsgesellschaft Solbad Hall. Die Stadtverwaltung und die Besatzung waren mit drängenden Problemen wie Wohnungs- und Hungersnot, Flüchtlingen, ehemaligen Soldaten der Wehrmacht und der Entnazifizierung betraut. Bereits am 20. Juli 1945 erhielt die Polizeiexpositur Solbad Hall von den französischen Behörden den Auftrag, alle Nationalsozialisten schriftlich festzustellen. Von der französischen Behörde wurden Radios, Möbel und Wohnungen von Nationalsozialisten beschlagnahmt, während die Wohnhäuser von Widerstandskämpfern verschont blieben. StAH, Miscellania. Schreiben der Stadtregierung an die amerikanische Militärregierung, Solbad Hall, 16. Juni 1945. In: Stadtarchiv Hall in Tirol. Der Schwarzhandel sollte unterbunden werden, was jedoch nicht immer erfolgreich war. Es gab eine Strafanzeige wegen des Diebstahls von 60 Metern Kupferdraht für die französische Telefonleitung. Anfangs herrschte Misstrauen, wie ein Polizeibericht zeigte, der eine Anzeige der französischen Militärbehörde über das Streuen von Nägeln auf der Bundesstraße von Innsbruck nach Hall dokumentierte. Dies konnte von der Polizei jedoch aufgeklärt werden: Ein französischer Soldat hatte mehrere Pakete Nägel in Innsbruck abgeholt und auf seinem Motorrad transportiert. Eines dieser Pakete war defekt, wodurch Nägel auf der Strecke von Innsbruck nach Solbad Hall verstreut wurden und in Hall nur noch leere Pakete vorzufinden waren. Die Ausgangssperre für die Bevölkerung von Solbad Hall wurde am 3. Mai 1946, also ein Jahr nach Einmarsch der alliierten Truppen in Tirol und der Beendigung der nationalsozialistischen Herrschaft, sowie des Zweiten Weltkrieges für Tirol, von 22 Uhr bis 5 Uhr früh festgesetzt. Bisher galt die Ausgangssperre von 19 Uhr bis 5 Uhr früh. (Quelle: Dokument in Stadtarchiv Hall in Tirol, Französische Polizeiakten, Solbad Hall 3.5.1946.) StAH, Schachtel Französische Polizei-und Militärakten. Verfallenheit vom 22. 9. 1946, Solbad Hall in Tirol. In: Stadtarchiv Hall in Tirol. StAH, Schachtel Französische Polizei-und Militärakten. 9. August 1945, Solbad Hall. In: Stadtarchiv Hall in Tirol. StAH, Schachtel Miscellania. Kundmachung von Dr. Schumacher. Solbad Hall, 15. September 1947. In: Stadtarchiv Hall in Tirol. StAH, Schachtel französische Polizei-und Militärakten. Solbad Hall, Juli 1945. In: Stadtarchiv Hall in Tirol. StAH, Schachtel Miscellania. Schreiben vom 3. Juli 1945. In: Stadtarchiv Hall in Tirol. Das Zusammenleben in der Stadt Solbad Hall gestaltete sich keineswegs konfliktfrei, wie untenstehendes Dokument illustriert. (Quelle: Stadtarchiv Hall in Tirol, Schachtel Französische Polizeiakten. Verfallenheit vom 31. Mai 1947)
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