Dr. Viktor Schumacher (1894 - 1981) Bürgermeister und Stadtarzt von Solbad Hall/Hall in Tirol4/30/2023 Foto: Dr. Viktor Schumacher (1952). Privatarchiv Andreas Schumacher. Dr. Viktor Schumacher 1914 - 1945 in Solbad HallDr. Viktor Schumacher war Arzt und politische Persönlichkeit in der Stadt Hall in Tirol. Er studierte am Franziskaner Gymnasium in Hall und war Mitglied mehrerer Studentenverbindungen, darunter K.ö.ST.V. Frundsberg Schwaz, Sternkorona-MKV Hall und ÖCV/A.V. Austria Innsbruck. 1914 wurde er zum Kaiserjäger-Regiment in Hall eingezogen und geriet 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft. Im Februar 1919 kehrte er nach Hall zurück und setzte seine Studien fort, wurde schließlich Arzt und übernahm die Praxis seines Vaters in Hall. Dr. Schumacher war seit dem Jahr 1929 in der Politik tätig. Er engagierte sich in der Wohltätigkeitsarbeit, insbesondere im Bereich der Armutsbekämpfung. Während der Nazi-Besetzung Österreichs war Dr. Schumacher maßgeblich an der Haller Widerstandsbewegung beteiligt. Bereits am 12. März 1938 half er mit, die Mitgliederlisten der Vaterländischen Front vor den Nazis zu schützen. Dr. Viktor Schumacher wurde noch am selben Tag in Schutzhaft genommen und blieb bis zum 24. März 1938 im Gerichtsgefängnis in Hall. Im Oktober 1944 wurde Dr. Viktor Schumacher erneut verhaftet. Trotz Inhaftierung, Überwachung durch die Gestapo und dem Verlust seiner Ämter setzte er seine Arbeit als Arzt fort und blieb seinen Widerstandsbemühungen treu. Dr. Viktor Schumacher 2./3. Mai 1945 Verhaftung in Solbad HallDr. Schumacher berichtete selbst über die letzten Tage des Zusammenbruchs und erwähnte, dass die US-amerikanischen Truppen von Norden und Westen aus Innsbruck erreichten. Am 2. Mai 1945 traf sich Dr. Schumacher mit den Widerstandskämpfern in Anton Hallers Wohnung, wobei Dosch Toni eine herausragende Rolle spielte. Während des Treffens fand eine Lagebesprechung statt, um den Aufstand gegen die Naziherrschaft auszuführen. Am Abend setzten sich die Besprechungen fort, an denen Walder Toni, Haller Toni und Dosch Toni erneut teilnahmen. Auch der amtsführende Bürgermeister Ing. Jud war anwesend. Die Widerstandsbewegung plante, dass Ing. Walter Jud mit einer weißen Fahne in der Hand den einrückenden US-Amerikanern entgegengehen sollte, damit diese die Stadt kampflos übernehmen konnten. Zu diesem Zweck nahm die Widerstandsbewegung mit dem Militärkommandanten von Solbad Hall Hauptmann Johann Baumgartner Kontakt auf, der die Widerstandsbewegung seit Jahren unterstützte. In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 kam es in der Wohnung von Anton Haller zu stündlichen Besprechungen über die Kampflage. Nachdem aus Innsbruck keine Nachricht über ein Losschlagen eintraf, fuhren Anton Haller und Anton Walder um 20:00 Uhr mit dem Auto nach Innsbruck ins Kaffee München, wo der Kampfstab der österreichischen Widerstandsbewegung unter der Führung von Dr. Karl Gruber tagte. Das Losungswort lautete: Palermo. Daraufhin wurden Haller und Walder zu Dr. Karl Gruber ins Telefunken-Büro gebracht. Es wurde vereinbart, dass der Zeitpunkt des Aufstandes über eine Radiomitteilung bekannt gegeben werde. Haller und Walder kehrten nach Solbad Hall zurück und erwarteten die Radionachricht, die nicht eintraf. Inzwischen erfolgte eine weitere Kampfbesprechung bei Anton Haller. Von Innsbruck kamen noch Albrecht und Stecher von der österreichischen Widerstandsbewegung dazu. Sie beharrten darauf, dass die Volderer Brücke unter allen Umständen gehalten werden musste. Es kam zu stündlichen Besprechungen bis zwei Uhr nachts. Danach fand eine letzte Besprechung in der Wohnung von Anton Haller für den bewaffneten Aufstand statt. Dr. Viktor Schumacher, der verantwortlich für die Planung des bewaffneten Aufstands war, ging gemeinsam mit Anton Demanega nach dem Treffen in seine Praxis, um telefonisch Kontakt mit der österreichischen Widerstandsbewegung in Innsbruck aufzunehmen. Das Telefongespräch wurde in der Nacht am 3. Mai 1945 geführt. Die Telefonistin E. A. im Postamt Solbad Hall hörte um 1 Uhr früh zufällig die Worte „dann schlagen wir jetzt los“. Sie wählte die Klappe des Telefonanschlusses von Gauleiter Franz Hofer und teilte ihm Details über dieses Gespräch mit. E.A. erklärte, dass die Klappe 111 der Anschluss von Dr. Viktor Schumacher sei. Auch Hauptmann Baumgartner wurde von E.A, informiert, dass Gauleiter Hofer SS-Offiziere zur Verhaftung von Dr. Schumacher schicke. Hauptmann Baumgartner, selbst Mitglied der Widerstandsbewegung, gelang es noch Anton Haller, Heinz Ehrenreich Thöni, Anton Dosch, Anton Demanega und Anton Walder zu warnen. Aber für Dr. Viktor Schumacher war es bereits zu spät, denn vor seiner Wohnung in der Bruckergasse 1 warteten SS-Offiziere, um ihn zu verhaften. Sie brachten ihn mit einem Auto ins Gauhaus nach Innsbruck. Dort wurde er von mehreren SS-Offizieren bis zum Morgen verhört. Dr. Schumacher weigerte sich standhaft Auskünfte über die Haller Widerstandsbewegung zu geben. Deshalb wurde er mit einer Standgerichtsverhandlung für 7 Uhr morgens bedroht: „Das Erschießungs- Kommando stehe in zwei Stunden bereit." Zusammenbruch des NS-Regimes am 3. Mai 1945Die Ereignisse überstürzten sich jedoch, sodass am nächsten Morgen die Stadt Innsbruck bereits in den Händen der österreichischen Widerstandsbewegung war. Dr. Viktor Schumacher befand sich immer noch im Vernehmungsraum der Gestapo, wurde jedoch nicht mehr verhört. Ein Mann mit einer weißen Armbinde betrat das Verhörzimmer. Dr. Schumacher erklärte ihm, dass er von SS-Mannschaften festgehalten werde. Nach einer Weile erkannte Dr. Schumacher, als er aus dem Zimmer geführt wurde, dass die Tür des Landhauses offen und ohne Bewachung war, sodass jeder ungehindert ein- und ausgehen konnte. Daraufhin verließ er einfach das Landhaus, ohne angehalten zu werden. Da er keinen Ausweis bei sich hatte, schien es ihm unmöglich, sich nach Hall durchzuschlagen. Ohne Kenntnis der Lage in der Stadt ging er direkt zu seinem Turnbruder Otto Steinegger in der Kaiser-Josef-Straße. Otto Steinegger empfahl ihm, zu seinem Bruder Luis Steinegger nach Innsbruck West zu gehen, da er dort sicherer sei. Otto erwartete stündlich seine eigene Verhaftung durch die SS. Die Familie von Luis Steinegger nahm ihn bei sich auf und berichtete ihm, dass die Amerikaner vom Oberland her im Anmarsch auf Innsbruck seien. Dr. Schumacher bat seinen Freund Luis, nach Rum zu gehen und den Schulleiter Holzknecht, den er als Patienten kannte, zu informieren, dass es ihm gut gehe. Holzknecht sollte nach Hall gehen und seine Leute verständigen, wo er sich befinde. Zitat: " Endlich so gegen 16 Uhr oder 17 Uhr hörte man im Radio "Österreicher und Österreicherinnen und einen Aufruf, dass Innsbruck frei sei." Das war nun für mich das Zeichen, ich muss nach Hall. Wegen der Unsicherheit auf der Bundesstraße wurde mir geraten, über die Dörfer zu gehen, bis außer Mühlau begleitete mich Luis Steinegger, dann sah ich auf dem Kirchturm von Arzt schon die weißrote Fahne, so ging ich weiter. In allen Dörfern war die weißrote Fahne am Kirchturm, es war gegen 19:30 Uhr, die Leute gingen in die Maiandacht, als ich nach Hall kam, ich ging dann in die Stadt, wo ich die Widerständler traf, mit ihnen gingen wir dann ins Rathaus, amerikanische Panzer waren noch nicht in der Stadt, wohl aber seien solche zum Lachhof gefahren zum Gauleiter. " (Quelle: Verfasser: Dr. Viktor Schumacher, Titel: 1945, Maschinschrift, ohne Ortsangabe und ohne Datum, S. 1- 6, hier S. 3 - 4. In: Privatarchiv Schumacher Hall in Tirol.) 4. Mai 1945 - Übergabe der Stadt Solbad Hall an die US-AmerikanerZitat: "Am nächsten Tag gegen 8 Uhr früh ging ich mit Haller und ich glaube auch, mit Dr. Verdross ins Rathaus, ging alle Kanzleien des Rathauses und der Stadtwerke durch und sagte, alle sollen weiter arbeiten, enthob die gefährlichsten Nazi, die nicht mehr im Rathaus erschienen, des Dienstes, da mich die Widerstandsbewegung bestimmt hat, vorläufig das Amt des Bürgermeisters zu übernehmen, bis die Amerikaner kommen und das Weitere veranlassen, diese bestätigten aber mich gleich und bestellten mich zum Bürgermeister." (Quelle: Verfasser: Dr. Viktor Schumacher, Titel: 1945, Maschinschrift, ohne Ortsangabe und ohne Datum, S. 1- 6, hier S. 4. In: Privatarchiv Schumacher Hall in Tirol.) Am Vormittag des 4. Mai 1945 konnte Dr. Viktor Schumacher im Beisein von Dr. Verdross und Anton Haller die Stadt Solbad Hall im Rathaus kampflos dem Vertreter der US-amerikanischen Militärregierung, Arthur G. Weeks 1. Lt. Inf., übergeben. Dr. Viktor Schumacher war von 1945 bis 1968 Bürgermeister von Solbad Hall. Er wurde im Jahr 1954 zum Ehrenbürger ernannt und erhielt 1964 den Ehrenring für seine Verdienste um das Gemeinwohl der Stadt. Foto: Rathaus Hall. Privatarchiv Walder. Quelle: Schreiben der NSDAP Solbad Hall: Betreff: Dr. Schumacher, 27. Juni 1938, in: Historisches Archiv Landespolizeidirektion Tirol. Quelle: Bericht von Dr. Viktor Schumacher, Titel: 1945, ohne Ortsangabe und ohne Datum, S. 1 - 6. In: Privatarchiv Andreas Schumacher Hall in Tirol. Quelle: Privatarchiv Sternkorona, Dr. Paul Torggler Innsbruck.
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