Koop.Dr. Nikolaus Pfeifauf und Kaplan Dr. Hermann BlassnigIn der dunklen Zeit des Nationalsozialismus gab es mutige Priester in Solbad Hall, die sich unerschrocken für Menschlichkeit und Meinungsfreiheit einsetzten. Trotz der Bedrohung durch das NS-Regime und dessen Verfolgung von Andersdenkenden und Minderheiten, wagten es diese beiden Männer, ihre Stimme zu erheben und sich für die Rechte und Würde jedes Einzelnen einzusetzen. Mit ihrem unerschütterlichen Glauben und ihrem tiefen Verständnis für die Bedeutung von Freiheit und Gleichheit, setzten sie ein Beispiel für alle, die sich gegen Tyrannei und Unterdrückung erheben. Mögen wir ihre tapferen Taten niemals vergessen und uns von ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit leiten lassen, uns für eine gerechte und freie Welt zu engagieren. Am 29. Juli 1934 feierte Koop. Dr. Nikolaus Pfeifauf, Sohn des Professors Alois Pfeifauf aus Hall, seine Primiz in Absam. Von April 1938 bis 1946 war er Kooperator in Solbad Hall. Kaplan Dr. Hermann Blassnig war vom September 1939 bis September 1945 in Solbad Hall. Kaplan Dr. Hermann Blassnig und Kooperator Dr. Nikolaus Pfeifauf führten in Solbad Hall heimliche Sing-und Gebetsstunden mit katholischen Jugendlichen durch. Dabei übermittelten sie Predigten des bekannten Bischofs Galen an die Teilnehmer. Diese Aktivitäten wurden von den nationalsozialistischen Behörden als illegal angesehen und führten zur Verhaftung von Dr. Blassnig und Dr. Pfeifauf durch die Gestapo am 26. Oktober 1941. Sie wurden ins Polizeigefängnis Innsbruck transportiert und vom Gestapo Leiter selbst verhört. Nach drei Tagen scharfen Verhörs wurden sie unter Auflagen und strenger Beobachtung durch die Gestapo wieder nach Solbad Hall entlassen. Bischof Galen wurde der „Löwe von Münster“ genannt, weil er öffentlich die Euthanasiepraxis der Nationalsozialisten als Massenmord bezeichnete. Er verfasste geheime Predigten, die von den beiden Priestern in Hall verteilt wurden. Bischof Galen erhielt für seine Tätigkeit die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, woraufhin diese von den NS-Behörden als einzige im deutschen Sprachraum geschlossen wurde. Quelle: Präsidialakt Heinrich Andergassen 1233/46 in: Historisches Archiv der Landespolizeidirektion Tirol. Gestapo Beamter Heinrich Andergassen (1908-1946)Heinrich Andergassen war Gestapobeamter, der in Hall geboren wurde und auch wohnte. Seine Eltern waren der Polizist August Andergassen und seine Mutter Maria Andergassen. Er war überzeugter Nationalsozialist, Mitgliedsnummer 6. 181.471 (Bundesarchiv R 9361-IX Kartei 480008) und wurde am 15. November 1939 in die Waffen SS aufgenommen (Bundesarchiv R 9361-III 2304). Andergassen arbeitete bei der Ausforschungsabteilung der Kriminal Polizei in Innsbruck. Er wird als Mann mit zwei Gesichtern beschrieben. Zum einem warnte er die Opfer vor einer bevorstehenden Verhaftung durch die Gestapo, beispielsweise Dr. Nikolaus Pfeifauf. Zum anderen gingen diese Verhaftungen von ihm selbst aus, sodass er sich sehr freundlich zeigte, aber die Personen auf sein Betreiben hin festgenommen wurden. (Siehe Blogeintrag Dr. Ernst Verdross) Seit dem Jahr 1943 befand er sich in Meran, als dessen SD-Leiter er ernannt wurde. Unter seiner Leitung wurden die letzten in Meran verbliebenen jüdischen Angehörigen deportiert. Anschließend erhielt er den Posten des Judenreferenten beim Kommando der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Operationszone Alpenvorland mit Sitz in Bozen. Der italienische Widerstandskämpfer Manlio Longon wurde von Heinrich Andergassen am 1. Jänner 1945 nach tagelanger Folter durch Heinrich Andergassen und anderen, im Keller des Bozner Armeekorps auf Befehl von Gestapo Chef August Schiffer, erhängt. Der OSS Offizier Roderick Hall wurde in Cortina D`Ampezzo am 26. Jänner 1945 festgenommen und nach wochenlangen Verhören und Folterungen am 19. Februar 1945 von Heinrich Andergassen, auf Befehl von August Schiffer, mit Hilfe von Oberscharführer Albert Storz, erdrosselt. Heinrich Andergassen wurde nach seiner Flucht nach Innsbruck im Mai 1945 von den US-amerikanischen Behörden festgenommen und nach Neapel gebracht. Das Kriegsverbrechertribunal in Neapel verhängte die Todesstrafe durch Erhängen über Heinrich Andergassen. Foto Eingang Pfarrkirche St. Nikolaus (2024). Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Quelle: Pfarrchronik 1893-1945, Das Jahr 1939, S. 45 in : Pfarrarchiv Hall in Tirol. Verfolgung von Priestern im Dekanat Hall in TirolIm Jahr 1939 war bereits die Durchführung einer Fronleichnamsprozession, wie sie beispielsweise in Hall in Tirol stattfand, ein deutliches Zeichen der christlichen Verbundenheit und des Widerstands gegen das NS-Regime. Diese Prozession, die früher von der Oberen zur Unteren Stadt und zurück führte, wurde 1939 nur auf dem kürzesten Weg von den Behörden erlaubt. Sie verlief über den langen Graben, durch die Salvatorgasse, über die Ritter Waldauf-Straße zurück zur Pfarrkirche St. Nikolaus. Trotz dieser Einschränkungen erhielt die Prozession eine starke Beteiligung mit zahlreichen Teilnehmern. Es ist wichtig anzumerken, dass die Teilnahme an dieser Prozession als deutlicher Protest gegen die NS-Regierung und ihre Unterdrückungsmaßnahmen zu verstehen ist. (siehe Blogbeitrag Dekanat Hall in Tirol) Quelle: Haller Pfarrchronik 1893 - 1945, Das Jahr 1940, S. 47 in: Pfarrarchiv Hall in Tirol.
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