Bild: Rektor Dr. August Haffner (1932/33). Bildnachweis Universität Innsbruck. Dr. August Haffner, Professor der Semitischen Sprachwissenschaften an der Universität Innsbruck, wurde im März 1938 von den NS-Behörden entlassen und im Juni ohne Bezüge in den Ruhestand versetzt. Haffner war ein scharfer Gegner des Nationalsozialismus. Er wurde aufgrund dieser politischen Ansichten aus seinem Amt enthoben. Die Anschuldigungen gegen Dr. Haffner lauteten: "[...]Bestrebungen zur Klerikalisierung unserer Universität[...]". Der Vorwurf beinhaltete wohl, dass er angeblich versuchte, die Universität stärker unter kirchlichen Einfluss zu bringen.[...]" Dr. August Haffner wurde seines Amtes enthoben, obwohl er zum Zeitpunkt seiner Amtsenthebung bereits 70 Jahre zählte. Denn es erhielt sich ein Schreiben des kommissarischen Leiters des NS-Dozentenbundes Ludwig Kofler, ein Professor der Pharmakognosie, der die Entlassung von Dr. August Haffner mit folgenden Worten forderte: „Ich ersuche beim Ministerium die sofortige Enthebung Prof. Dr. August Haffners zu beantragen. Prof. Haffner war Jahre hindurch führend bei den Bestrebungen zur Klerikalisierung unserer Universität. Er war ein Vertrauensmann des Ministers Hans Pernter (1887- 1951), Bundesminister für Unterricht von 1936 bis 11.3. 1938 und ein scharfer Gegner des Nationalsozialismus. Sein weiteres Verbleiben an der Universität ist daher untragbar.[...]" Fotos Dr. August Haffner. Brennerarchiv Innsbruck. Im Jahr 1941 musste man auch den Tod des Universitätsprofessors Dr. August Haffner verzeichnen, dem die Villa in der Rudolfstraße gehörte, wie es in der Pfarrchronik berichtet wurde. Dr. August Haffner verstarb am 1. Juni 1941. Der Geologe Raimund Klebelsberg, als deutschnational bekannt, schrieb im Jahr 1953 in seinen Innsbrucker Erinnerungen: „In Haffner wusste ich einen Gegner. Wennschon in bester Form, so doch gerade deswegen nicht leicht zu nehmen. Haffner war in seiner Richtung die stärkste Persönlichkeit der Universität, spiritus rector jener Bestrebungen, die die Universität gerne aktivistisch-katholisch ausgerichtet hätten." Eine ausführliche Biografie von Univ. Prof. Dr. August Haffner wurde vor drei Jahren von Dr. Peter Goller, Büro Vizerektorin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit, veröffentlicht, die unter folgenden Links abrufbar sind: https://www.uibk.ac.at/universitaetsarchiv/august-haffner/ Dr. Gertrud Theiner-Haffner (1912–1989) Foto Dr. Gertrud Theiner-Haffner. Brennerarchiv Innsbruck. "Jugendarbeit und Widerstand: Gertrud Theiner-Haffners Kampf gegen NS-Propaganda"Die spätere österreichische Autorin Gertrud Theiner-Haffner (Pseudonym Gabriel d`Esquilino) wurde am 9. Oktober 1912 in Hall in Tirol als Tochter des Universitätsprofessors August Haffner und der Lydia Haffner (geb. Hepperger) geboren. Sie studierte Geschichte und Musikgeschichte an der Universität Innsbruck und schloss mit Dr. phil. im Jahr 1937 ab. Bis zum Jahr 1938 arbeitete sie als Sachbearbeiterin des Tiroler Mädchenverbandes. Von 1939 bis 1940 engagierte sie sich für die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch in der weiblichen Jugendarbeit für die Diözese. Sie wandte sich im Zuge ihrer Tätigkeit vehement gegen die NS-Propaganda und trat gegen die Schulungen des Bundes Deutscher Mädels auf. Es kam zunächst zu Hausdurchsuchungen durch die Gestapo. Danach wurde sie von Oktober bis November 1940 von der Gestapo inhaftiert. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie ihre Arbeit beenden und studierte von 1942 bis 1944 Medizin an der Universität in Innsbruck, ohne Abschluss. Im Dezember 1944 heiratete sie den Stabsarzt Dr. Gebhard Theiner während seines Fronturlaubes in Tirol. Gebhard Theiner war ebenso wie Dr. Walter Krajnc Mitglied der katholischen Studentenverbindung A.V. Vindelicia in Innsbruck. Er verstarb im Jahr 1946 in Kriegsgefangenschaft in Sambor als Lagerarzt an Fleckfieber. Sie erklärte in ihren Lebenserinnerungen im Jahr 1945: „Wenn wir nur echte Christen gewesen wären- nicht die müden Scheinkatholiken der Systemzeit“, dann hätte der Nationalsozialismus in Tirol gar nicht aufkommen können." Ausweis Gertrud Haffner. Nachlass Theiner-Haffner Brennerarchiv Innsbruck. Gertrud Haffner war mit dem Haller Widerstandskämpfer Dr. Walter Krajnc (1916–1944) befreundet. Dieser war Vereinsmitglied der „Katholisch deutschen Studentenverbindung Vindelicia“ in Innsbruck, wo er Gertrud Haffner kennenlernte. Gertrud Theiner-Haffner bewahrte neben den an sie gerichteten Abschiedsbriefen von Dr. Walter Krajnc, auch einige Fotos sowie ein Typoskript von ihm mit dem Titel: „Letzte Aufzeichnungen für meine Mutter, Maria Berger, Hall in Tirol, Stadtgraben 1, die er im Gefängnis vom 20.-29.7.1944 verfasste, auf. In diesen tagebuchähnlichen Aufzeichnungen hält er seine Jugenderlebnisse, seine Studienzeit im Franziskaner Gymnasium in Hall fest. Er berichtete wenig über seine Haftbedingungen, denen er unterworfen war: „Eingekerkert unter der furchtbarsten Anklage, durch ein Zusammentreffen heilloser Umstände in sehr bedrohlicher Lage, ja selbst den schimpflichen Tod einer Hinrichtung vor Augen. [...] Aufgewühlt und durchgeschüttelt von der höchsten Not der Seele und des Leibes, in wenigen Augenblicken alles verloren, was nach bürgerlichen Begriffen die Güter menschlichen Lebens ausmacht, die Achtung der Mitmenschen, das Vertrauen der Vorgesetzten, die Zuneigung der Kameraden, die primitivsten menschlichen Rechte, stand ich innerhalb kurzer Zeit da, wie ein Baum auf einsamer Heide, in den ein Blitz gefahren ist und ihm das Lebensmark zersplittert hat.[...] " Das folgende Schreiben ist der angekündigte Abschiedsbrief, der bereits am 28. Juli 1944 von Dr. Walter Krajnc verfasst werden musste: 28.7.44. „Liebste Gertrud! Bevor ich dazugekommen bin, meinen ersten Brief abzusenden, muss ich bereits den zweiten und letzten an Dich schreiben und füge ihn bei. Die Ereignisse sind schneller gekommen, als ich gedacht habe. Heute Vormittag hatte ich Verhandlung, das Urteil überraschte mich nicht. In wenigen Tagen, vielleicht schon morgen, werde ich die dunkle Schwelle überschreiten. Gott tröste meine armen Eltern. Ich sterbe nicht schwer Gertrud, die Todesangst wird noch kommen, ich weiß es, aber vorläufig bin ich noch sehr gelassen. [...] Gertrud mein Leben geht zu Ende, auch Deines wird früher oder später seine Grenze finden, aber uns bleibt die Hoffnung, nein die Gewissheit, dass wir uns dereinst wieder treffen und nicht nur für einige Stunden, nein, für die Ewigkeit – ein Begriff, den wir mit unserer schwachen Erkenntnis nicht zu durchdringen vermögen. Bald werde ich ihn jedoch fassen können, wie auch manche anderen Geheimnisse der letzten Erkenntnisse. Ist das nicht auch schön und begehrenswert? Der Tod – erscheint mir wie eine kurze Operation, durch die dem geistigen Auge die volle Sehkraft wiedergegeben wird. Wie man Angst vor einer Operation hat, so hat man auch Angst vor dem Tode. Aber nur einen Augenblick - dann ist alles gut. Leb wohl, geliebte Freundin, grüß mir die Heimat und freue Dich, wie ich mich, auf unser Wiedersehen. Leb wohl! Walter" Anton Unterkircher, „Nur einen Augenblick – dann ist alles gut“. Die Abschiedsbriefe des Widerstandskämpfers Walter Krajnc an Gertrud Theiner-Haffner. In: Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv, 30, 2011, S. 167-173.
Dieses Heft ist über die UB Innsbruck digital abzurufen: http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1049764&page=1&viewmode=fullscreen. Unter folgendem Link ist eine ausführliche Biografie von Dr. Gertrud Theiner-Haffner zu finden: https://www.uibk.ac.at/brenner-archiv/archiv/theinerhaffner.html
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