Foto : Anton Walder (1942) Wehrmeldeamt Gruppe. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Die Gruppe Würthle erwies sich als eine der aktivsten Widerstandsgruppen in Tirol. Fritz Würthle, ein Schriftsteller und Journalist aus Salzburg, gründete die Gruppe in Tirol. Bereits 1933 war er journalistisch beim Berliner Tagblatt tätig und hatte während dieser Zeit Einblicke in den Nationalsozialismus gewonnen. Im Jahr 1936 verfasste Würthle eine anti-nationalsozialistische Broschüre, die bei Einmarsch der deutschen Truppen ohne seinen Namen, aber mit von ihm stammenden handschriftlichen Korrekturen im Schreibtisch des damaligen Landesschulinspektors von Tirol, Dr. Hans Gamper, Mitglied der Studentenverbindung A.V. Vindelicia, von der Gestapo gefunden wurde. Aus Sicherheitsgründen schloss sich Würthle der Wehrmacht an und wurde schließlich 1940 ins Wehrmeldeamt Innsbruck abkommandiert, in dem zu dieser Zeit bereits eine Zelle überzeugter Gegner des Nationalsozialismus aktiv war. Es ist von wesentlicher Bedeutung, den erheblichen Beitrag des Wehrmeldeamtes und insbesondere der Gruppe um Fritz Würthle in Innsbruck zum kollektiven Widerstand gegen das NS-Regime zu würdigen. Um ein tieferes Verständnis zu ermöglichen, sollten wir die Arbeitsweise und Funktion des Wehrmeldeamtes näher erläutern. Das Wehrmeldeamt in Innsbruck unterstand dem stellvertretenden Generalkommando XVIII. A.K. – II b in Salzburg. Jeder Antrag auf Einstellung oder Entlassung eines Wehrpflichtigen, der im Wehrmeldeamt ausgestellt wurde, musste nach Salzburg gemeldet und von dort genehmigt werden. Der spätere Leiter der Wiener Staatspolizei, Dr. Peterlunger, und Dr. Leo Praxmarer (1910-1983) , Mitglied der Studentenverbindung A.V. Austria Innsbruck, gehörten unter anderem dieser Widerstandszelle an. Ihnen gelang es mehrfach, Gegner des Nationalsozialismus vor der Einberufung zur Wehrmacht zu schützen bzw. deren Versetzung an die Front zu verhindern. Dr. Leo Praxmarer war bis 1938 Regierungskommissär der Tiroler Landesregierung. Nach dem Anschluss wurde er inhaftiert. Im Sommer 1940 gründete er mit ehemaligen entlassenen Beamten die sogenannte "Mittwochsgruppe". Zu dieser Gruppe gehörte Ing. Anton Hradetzky (CI). Während des Krieges verhinderte und verzögerte Praxmarer im Wehrmeldeamt die Einberufung und die Versetzung von Soldaten. Er beteiligte sich ebenfalls aktiv am Tiroler Befreiungskampf. Der enge Kreis um Fritz Würthle unterhielt enge Verbindungen zu Hans Bator, dem Leiter des Bruder-Willram-Bundes. Dieser Kreis stand wiederum in intensivem Kontakt mit den Mitgliedern des sogenannten Flora-Kreises. Dieser Kreis hatte sich um Dr. Hermann Flora sen., Mitglied der A.V. Rhaetia-Bavaria und angesehener katholischer Arzt in Innsbruck, versammelt. Dr. Flora verbrachte 30 Monate im Konzentrationslager, Dr. Marcel Würth (ehemaliger Staatsanwalt von Luxemburg) wurde zwei Jahre in einem polnischen Konzentrationslager festgehalten. Dem Flora-Kreis gehörte unter anderem auch der Jesuitenpater Johann Steinmayr an. Johann Steiinmayr (1890-1944) wurde von den Nationalsozialisten inhaftiert und in Brandenburg-Görden ermordet. Des Weiteren bestand eine enge Verbindung zwischen dem Flora-Kreis und der Mittwoch-Gruppe durch Dr. Melzer und den bekannten Tiroler Schriftsteller sowie Kaiserjägeroffizier des Ersten Weltkrieges, Dr. Robert Skorpil. Diese Verknüpfung führte somit zur engen Verflechtung zwischen dem Flora-Kreis und der Gruppe um Fritz Würthle. Stabsarzt Dr. Stricker sammelte eine zahlreiche Gruppe für den Widerstand, die sich vor allem auf Lazarette stützte. Sein besonderer Wirkungskreis war das Lazarett in Zams. Fritz Würthle strebte danach, die Grundlagen für mögliche zukünftige bewaffnete Aktionen zu schaffen. Zu diesem Zweck knüpfte er Verbindungen zum kommunistisch-linkssozialistischen Kreis um Josef Ronczay, der wiederum über Kanäle zu kommunistischen Gruppen in Linz und Kufstein verfügte. Am 20. Juni 1942 fand in der Wohnung von Josef Ronczay eine bedeutende Versammlung statt, bei der zahlreiche Fragen, die sich bei einem plötzlichen politischen Umschwung ergeben könnten, erörtert wurden. In der Erkenntnis, dass ein immer dichteres Netz über Tirol gespannt werden musste, um den Anforderungen des "Tag X" gerecht zu werden, wurde mit zunehmendem Fokus die Verbindung zu mehreren anderen Gruppen angestrebt, abgesehen von den bereits erwähnten. Tatsächlich gelang es im Jahr 1943, sowohl eine engere Verbindung durch Anton Walder zur Gruppe um Anton Haller in Solbad Hall herzustellen als auch lockeren Kontakt zu den Gruppen um Vater und Sohn Grünewald sowie zu Dr. Hans Gamper, Mitglied der Studentenverbindung A.V. Vindelicia, und über diesen zu dem führenden Sozialisten und Innsbrucker Rechtsanwalt Dr. Gottfried Uffenheimer aufzubauen. Während dem Kreis um Würthle nach und nach prominente Persönlichkeiten wie der renommierte Innsbrucker Arzt Dr. Stricker, der spätere Landesrat Ing. Ortner und der Physik-Professor March beitraten, wurden verschiedene Verbindungen nach außen geknüpft. Dies geschah unter anderem durch Paul Flora, der eine Verbindung zur Münchner Studentengruppe der Geschwister Scholl, dem sogenannten "Kreis der Weißen Rose", herstellte. Das Propagandamaterial dieses Kreises wurde auch über die Netzwerke von Dr. Hermann Flora sen. und Fritz Würthle in Innsbruck verbreitet. Zusätzlich bestanden über Ing. Ortner Verbindungen zu sozialistischen Gruppen in Wien. Durch den Luxemburger Armand Mergen, der zu dieser Zeit sowohl als Fremdarbeiter als auch als Student in Innsbruck lebte, wurden Verbindungen zu Luxemburger Widerstandskreisen hergestellt. Darüber hinaus standen dem Flora-Kreis und dem Kreis um Fritz Würthle der junge Arzt Dr. Emil Eckel und der Architekt Jörg Sackenheim nahe. Jörg Sackenheim begann bereits im Sommer 1936 mit antinationalsozialistischer Tätigkeit. Auf einer Reise durchs Deutsche Reich wurde er im Frühjahr 1939 in Heidelberg von der Gestapo verhaftet. Mach zehnmonatiger Haft und 26 Verhören wurde er vom Sondergericht zu einem Jahr Haft verurteilt. Dennoch wurde er am 6. Juni 1940 völlig überraschend entlassen. Er kehrte nach Österreich zurück und konnte sich durch zahlreiche Wohnungs-und Ortswechsel dem Zugriff der Gestapo entziehen. Dennoch erfolgte am 1. Oktober 1940 seine Einberufung zur Wehrmacht. Sackenheim machte den Balkankrieg mit und wurde am 22. Mai 1941 beim Unternehmen "Kreta" schwer verwundet. Mit zertrümmertem Arm und Lungendurchschuss kam er nach Wien ins Lazarett. Während seiner langwierigen Genesung begann er wieder mit seinen Widerstandsaktivitäten. Im Sommer 1942 versuchte er über Ungarn zu desertieren, wurde wieder verhaftet und zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Durch die Unterstützung von Wiener (Dr. Vering) und Innsbrucker Widerstandsaktivisten (Dr. Stricker) wurde der Vollzug der Strafe und die Aufdeckung seiner Tätigkeit verhindert. Darauf kehrte er nach Innsbruck zurück und nahm mit dem Widerstandskreis um Fritz Würthle und Dr. Flora Kontakte auf. Jörg Sackenheim wurde im Jahr 1944 offiziell aus der Wehrmacht entlassen. Dadurch konnte er durch seinen berufliche Tätigkeit als Architekt die Verbindungen zu Widerstandsgruppen in Tirol, Bayern, Österreich, Luxemburg und Lothringen herstellen. Dadurch erhielt er Nachrichten über die Lage und die Situation des Widerstandes. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung des Aufstandsplanes um Dr. Karl Gruber in Innsbruck beteiligt. Aufgrund dessen wurde der Zusammenschluss von Widerstandsgruppen organisiert, um eine Gesamtorganisation zu schaffen. Anfang April wurde mit der Einigung des Tiroler Widerstandes begonnen. Durch Würthle wurde Sackenheim mit Karl Gruber bekannt, der zum gemeinsamen Leiter des Widerstandes gewählt wurde. Unteroffizier Kampmann, Conradkaserne Innsbruck, war ein langjähriger Freund von Sackenheim. Jener machte ihn mit Oskar Görz bekannt, der in den militärischen Dienststellen Widerstandsarbeit leistete. Oskar Görz aus Innsbruck leistete seit Oktober 1941 Zersetzungsarbeit in der deutschen Wehrmacht. Ab Jänner 1942 wurde er wegen seiner widersetzlichen Arbeit in der Heimat an die Front versetzt. Ab September 1942 kommt er nach Russland, wo er mit russischen Partisanen zusammenarbeitet. Im russischen Dienst lernte er gleichgesinnte Offiziere kennen, die wie er in der Schreibstube arbeiteten. Dr. Andreas Fiedler und Oskar Görz stellten Arbeitsdienste zusammen, die es Soldaten ermöglichen sollten, zu den Partisanen überzulaufen, was auch vereinzelt erfolgte. Die Kompanie umfasste an die 700-800 Soldaten. Görz und Fiedler stellten gefälschte Urlaubsscheine aus und schickten die Männer entweder in die Heimat oder in die Berge und konnten viele somit der Front entziehen. Die Kompanie hatte bald nur noch einen Mannschaftsstand von 300-400 Leuten. Bei jedem Morgenappell mussten wir die beurlaubten Soldaten als auf der Krankenstation liegend oder als Urlauber deklarieren. Im Juni 1944 wurde die ganze Angelegenheit dem Kompaniechef bekannt. Er übergab sie jedenfalls nicht dem Militärgericht, weil er selbst dadurch nicht im besten Licht dastand. Der Kommandant stellte sie nach 14-tägigem Arrest an die Front ab. Daraufhin kam Görz zur Panzerjäger Ersatzkompanie 137. in die Conradkaserne nach Innsbruck im August 1944. Die Panzerjäger Ersatzkompanie des Gebirgsjägerersatzregimentes 137 in der Conradkaserne stand unter der Leitung von Oberleutnant Anton Huber, der sah, „dass der Krieg nicht nur verloren, sondern auch sinnlos war.“ Görz besorgte sich ein ärztliches Attest vom Truppenarzt Dr. Kosch, der selbst ein NS-Gegner war, und wurde als vorübergehend untauglich geschrieben. Danach arbeitete er in der Schreibstube als Karteisachbearbeiter und war wiederum für das Ausstellen von Urlaubsscheinen zuständig. Görz konnte in der Kaserne ein Widerstandsnetz aufbauen. Bei der Einberufung der Soldaten wurde jeder Neuankömmling gefragt, ob er bei der Partei sei. Wenn der Wehrmann mit Ja antwortete, wurde er vom Stabsarzt kriegsverwendungsfähig geschrieben und weiter an die Front geschickt. Jeder, der Nein sagte, wurde in Tirol belassen, und viele von ihnen konnten mit gefälschten Urlaubsscheinen in die Berge geschickt werden. Hauptfeldwebel Pühringer half Görz bei der Verschickung der Soldaten, denn er unterhielt gute Verbindungen ins Zillertal, wo sie als Partisanen tätig wurden. Auch hatte Pühringer gute Kontakte ins Ötztal, wo sich viele nationalsozialistische Gegner aufhielten. Oskar Görz warb auch unter Zivilisten für den Widerstand und wurde mit Prof. Mair in Innsbruck bekannt, der ihm wiederum den amerikanischen Leutnant Fred Mayer und Lt. Zöllner vorstellte. Auch Helmut Heuberger wurde von Görz für die Widerstandstätigkeit angeworben. Heuberger konnte zur Widerstandsgruppe O 5 Verbindung aufnehmen. Somit konnte Görz sich eines großen Tiroler Netzwerkes von Widerstandswilligen bedienen, das vom oberen Unterinntal bis ins gesamte Oberinntal reichte. Görz legte zusätzlich in seinem Keller ein umfangreiches Waffenlager an, das für den Umsturz bereitstand. Im Februar 1945 lernte Görz den Architekten Jörg Sackenheim kennen, der ihm von Fritz Würthle vom Wehrmeldeamt vorgestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Görz zu allen militärischen Dienststellen mit Erfolg Kontakte geknüpft. Oskar Görz führte Sackenheim in den militärischen Innsbrucker Widerstandskreis ein. Er machte neben Sackenheim, Major Heine, Mjr. Schneeberger und Herrn Oberstleutnant von Paumgarten mit Gruber bekannt. Kommandant Karl Gruber beauftragte Sackenheim mit der Landesorganisation des Widerstandes für das Oberinntal. Daraufhin organisierte Sackenheim die Ausrüstung für eine 200 Mann starke Kampfgruppe für Landeck, Ötztal und Seefeld. Im Jahr 1943 fand auf der Hungerburg bei Innsbruck eine Besprechung statt, an der Dr. Leo Praxmarer, Mitglied der Studentenverbindung A.V. Austria Innsbruck, Ing. Ortner, Fritz Würthle und Jörg Sackenheim teilnahmen. Bei dieser Gelegenheit wurde erstmals intensiv über die Vorbereitung militärischer Aktionen der Widerstandsbewegung diskutiert. Es wurde auch erwogen, neu zu bildende Aktivistengruppen möglicherweise in näheren Kontakt mit bereits bestehenden Gruppen in München zu bringen. Kurz nachdem es dem Architekten Jörg Sackenheim, der gemeinsam mit Fritz Würthle aktiv die Aufstellung bewaffneter Einsatztruppen befürwortete, gelungen war, mit Hilfe gefälschter Papiere die Verbindung zur luxemburgischen Widerstandsbewegung zu vertiefen, sowie den Kontakt zu einigen höheren Militärs in München zu etablieren, wurde der Kreis um Dr. Hermann Flora sen. von der Gestapo aufgedeckt. Hermann Flora selbst, Pater Steinmayr und weitere Personen wurden verhaftet. Vor diesem Ereignis hatte Fritz Würthle in Innsbruck seine erste Zusammenkunft mit Dr. Karl Gruber, Mitglied der Mittelschulverbindung Vindobona II und der Studentenverbindung Austria Wien. Obwohl Gruber in Berlin tätig war, leitete er von dort aus eine Wiener Widerstandsgruppe. Als gebürtiger Tiroler strebte er nun auch an, Verbindungen zu den Widerstandskräften in Innsbruck herzustellen. Bereits zuvor hatte er Kontakt mit dem Funkspezialisten Ing. Carl Hirnschrott, Mitglied der Mittelschulverbindung Ambronia Innsbruck, sowie über die Gruppe Post in Innsbruck durch Anton Walder zur Gruppe um Anton Haller in Solbad Hall aufgenommen. Zur gleichen Zeit hatte die Gruppe Würthle Verbindungen zu verschiedenen bewaffneten Maquis-Gruppen in den Bergen um Innsbruck aufgenommen. In diesen Gruppen sammelten sich Tiroler, Wiener und Reichsdeutsche, die entweder durch Vermittlung von Widerstandsleuten aus Gefängnissen entkommen oder von der Wehrmacht desertiert waren. Die Zentren dieser Partisanen befanden sich vor allem bei Gnadenwald sowie im Ötztal und in der Nähe der Schweiz. Trotz der Verhaftung einiger führender Mitglieder des Flora-Kreises, die auch den anderen größere Vorsichtsmaßnahmen auferlegte, konnten verschiedene Waffen- und Munitionslager angelegt werden. Über den mit Fallschirmen in Tirol abgesprungenen französischen Offizier Ferdinand Zöllner wurde eine erste systematische Verbindung mit den alliierten Truppen hergestellt. Bereits Anfang des Jahres 1944 wurde Fritz Würthle aufgrund seiner politischen Aktivitäten, ohne dass ihm etwas nachgewiesen werden konnte, strafweise nach Lienz in Osttirol versetzt. Der Prozess des Zusammenwachsens der verschiedenen Widerstandsgruppen und die verstärkten Vorbereitungen für einen bewaffneten Aufstand wurden zwar durch Strafversetzungen und Verhaftungen behindert und verzögert, konnten jedoch nicht vollständig gestoppt werden. Am 9. April 1945 nahm Fritz Würthle auf Vermittlung von PI Anton Walder an einem nächtlichen Krankenbesuch im Sanatorium der Kreuzschwestern teil, um Karl Gruber von der österreichischen Widerstandsbewegung zu treffen. Bei dieser Gelegenheit erläuterte Karl Gruber seine politischen und militärischen Ziele für die Befreiung Tirols. Sein Hauptziel war es, die verschiedenen Widerstandsbewegungen zu vereinen, um im Falle der Annäherung der amerikanischen Truppen einen bewaffneten Aufstand durchführen zu können. Karl Gruber war sich bewusst, dass ein direkter Schlag gegen die Nazi-Herrschaft dazu beitragen würde, den Anspruch Österreichs auf Unabhängigkeit glaubwürdiger zu machen. Nach weiteren Beratungen, an denen insbesondere Fritz Würthle teilnahm, fand am 13. April 1945 ein militärisches Treffen in der Wohnung von Jörg Sackenheim in Innsbruck statt. Dort wurde Karl Gruber zum Anführer der Widerstandsgruppen ernannt.. Es wurde beschlossen, dass Fritz Würthle als Stellvertreter von Karl Gruber fungieren sollte, während Oskar Görz als Hauptverbindungsmann zu den Widerstandszellen innerhalb der Wehrmacht und Jörg Sackenheim als Leiter der zivilen Kampfgruppen gewählt wurden. Sackenheim übernahm die Organisation der Bewaffnung für eine 200 Mann starke Kampfgruppe, die für die Regionen Landeck, Ötztal und Seefeld zuständig war. In den folgenden Wochen bemühte sich Karl Gruber darum, sowohl die militärischen als auch zivilen Aktivisten in seine Vorbereitungen für den bevorstehenden bewaffneten Aufstand einzubeziehen. Unter seiner Führung sammelten sich die folgenden Gruppen: Ronczkay, Hradetzky, Flora, Mair, Gamper, Winkler sowie die Polizeizelle von Rudolf Jünger. Am 26. April 1945 schloss sich Helmut Heuberger von der Gruppe O5 bedingungslos den Zielen von Karl Gruber an. Die O5-Gruppe bildete ein starkes Netzwerk, das von Otto und Fritz Molden in Tirol organisiert wurde. Der Großteil der zerstreuten Untergrundzellen wusste nichts voneinander, sodass das Fehlen überregionaler Strukturen die Tätigkeit des Widerstands auf den eigenen lokalen Wohnbereich beschränkte. Erst die Erwartung des Zusammenbruchs der nationalsozialistischen Herrschaft löste politische und persönliche Differenzen unter den wichtigsten Gruppen. All dies änderte sich als Fritz Molden die Untergrundtätigkeit auf eine neue Grundlage stellte. Er war eng mit der Widerstandsbewegung in Wien verbunden und floh von seiner in Italien stationierten Wehrmachtseinheit im Sommer 1944 in die Schweiz. Er konnte sowohl das Vertrauen der amerikanischen als auch Unterstützung vom Schweizer Nachrichtendienst erhalten. Dadurch konnte er wichtige Kontakte mit den Alliierten knüpfen und ein Nachrichtennetz in Österreich aufbauen. Er wusste um die Wichtigkeit eines vereinten Widerstandes in Österreich und konnte in zwölf illegalen Reisen, die er in Wehrmachtsuniform und mit gefälschten Papieren unternahm, eine Zentralisierung des Widerstandes erreichen. Er organisierte weitere österreichische Kontakte zum US-Office of Strategic Services (OSS) in der Schweiz. Ziel der Gruppe war es einen Aufbau von Fluchtwegen, Nachrichtenlinien, Anlaufstellen und Verstecken für OSS-Mitglieder aufzubauen. Ein weiteres wichtiges Ziel war es, die Zerstörung von Kraftwerken, Brücken und öffentlichen Einrichtungen durch die Nazis zu verhindern, um den Vormarsch der alliierten Truppen zu beschleunigen. Durch die Aufdeckung des Wiener Zentrums des Provisorischen Österreichischen Zentralkomitees (POEN) durch die Gestapo am 3. März 1945 kam dem Tiroler Widerstand eine erhöhte Bedeutung zu. Dennoch war es Heuberger bis in die letzten Kriegsmonate nicht möglich das Misstrauen der unterschiedlichen Untergrundgruppen zu zerstreuen. Dennoch wurde die Innsbrucker Wohnung von Univ. Prof. Dr. Richard Heuberger, ein Onkel Moldens, zur Anlaufstelle für O5 Kuriere. Unter den Verbindungsleuten zeichneten sich zwei Innsbrucker Medizinstudenten besonders aus: Herwig Wallnöfer und Louis Mittermayer. Sie meldeten sich freiwillig in der Schweiz für lebensgefährliche Bergübergänge nach Vorarlberg. Im Dezember 1944 brachte Fritz Molden zwei französische Offiziere nach Tirol, die von Prof. Heubergers Universitätsbüro aus operierten. Die Anwesenheit der OSS-Männer ermöglichte erst einen Zusammenschluss des zerstreuten Tiroler Untergrundes. Im Nachrichten-und Kurierdienst gab es auch eine Reihe mutiger Frauen in Innsbruck. Sie boten Schutz und Unterkunft für Widerstandskämpfer. Dazu gehörten: Dora Scheibenpflug, Anni Vogelsberger, Ruth Kopriva, Frau Fischer, Herthi Pfeffer, Trude Schönherr, zwei Schwestern Häfele, Thea Bianci und viele weitere. Die eintreffenden alliierten Verbindungsoffiziere, der französische Leutnant Ferdinand Zöllner und der österreichisch-amerikanische OSS Verbindungsoffizier Leutnant Joe Horneck (siehe Blogeintrag Monarchisten Joseph Freiherr von Franckenstein) mit seinem Funker Karl Novacek (Leutnant Totzenberger) wurden bei der Gruppe Mair-Grünewald und Hartl-Pezzei untergebracht. Diese OSS-Operation lief unter dem Namen "Deadwood Mission". Der OSS-Offizier Fred Mayr, der im Februar 1945 im Ötztal mit dem Fallschirm landete, organisierte die Operation "Greenup" im Ötztal. Es wurden Waffenabwürfe vereinbart. Fred Mayr nahm Kontakt auf zu Stabsarzt Dr. Willi Stricker, den Gruppen um Edi Olinowetz und Alois Kuen von der Kriminal-Polizeistelle in Innsbruck, dem Kreuzschwestern Sanatorium und der Zelle "Kemater Alm"-"Adolf Pichler Hütte". Auf der Kemater Alm hatte Feldwebel Egon Horst und Leo Makovec einen Widerstandsstützpunkt aufgebaut. Das Bataillon wurde vom Ritterkreuzträger Major Werner Heine kommandiert. Sein Adjutant war Leutnant Ludwig Steiner. Steiner trat auf Vermittlung von Stabsarzt Stricker der Gruppe 05 bei. Steiner bildete in Zusammenarbeit mit Truppenarzt Dr. Emil Eckl Verbindungen mit den Vertrauensleuten in allen Innsbrucker Kasernen. Darüber hinaus knüpfte er Kontakte zu den Gruppen im Zillertal und Navistal. Die Widerstandsbewegung in Tirol wurde zwischen dem 21. und 27. April 1945 von einer Verhaftungswelle getroffen, wodurch viele Mitglieder untertauchen mussten. Dr. Arthur Andreatta, Besitzer des Innsbrucker Hotels "Kreid" und Chef der Nachrichten Stellen des O5 wurde zusammen mit Fred Mayer, Alois Kuen, Robert Moser, Kopf einer weiteren Widerstandsgruppe, am 20. April 1945 verhaftet. Robert Moser wurde in der Herrengasse in Innsbruck zu Tode gefoltert. Mayer wurde brutal verhört. Er wurde in den letzten Tagen des NS-Regimes zu Gauleiter Franz Hofer auf den Lachhof bei Volders gebracht. Er wurde von ihm als Vermittler für die Kapitulationsverhandlungen mit dem Kommando der 7. US-Armee eingesetzt. (DÖW 7093) Der OSS-Offizier Franckenstein wurde am 27. April 1945 auf der Kemater Alm verhaftet und der Funker Novacek bei einem Feuergefecht getötet. (DÖW 1385). Ebenfalls festgenommen wurden Edi Grünwald, sein Vater Ernst Grünwald und die Mitglieder der Verbindungsgruppen "Deadwood und Greenup". Die Widerstandskräfte wurden dadurch stark eingeschränkt. Bereits am 28. April 1945 beschloss Karl Gruber die Aktionen für eine allgemeine Erhebung einzuschränken und sich auf die Besetzung der öffentlichen Gebäude in der Tiroler Landeshauptstadt zu beschränken. Seine Mitkämpfer in den Kasernen der Wehrmacht planten die Kasernen zu besetzen, sobald die 7. US-Armee den Angriff auf den Frontabschnitt Seefeld startete. Major Schneebergers Einheit hielt in Seefeld einen Frontabschnitt besetzt. Der militärische Stab stand unter der Leitung von Major Heine unter Mitwirkung von Major Schneeberger, Oberleutnant Huber, Oskar Görz, Steiner und Dr. Eckl. Dem zivilen Stab gehörten Würthle, Hirnschrott, Sackenheim, Heubergger und Laugges an. (DÖW 7093) Am 1. Mai gab Karl Gruber die letzten Anweisungen für den geplanten Aufstand, der am 2. Mai stattfinden sollte, um einen entscheidenden Schlag gegen das NS-Regime auszuführen. Etwa 2000 Mann besetzten alle Innsbrucker Kasernen im Rahmen dieser Aktion. Währenddessen traf das Kommando auf zwei Offiziere der amerikanischen 7. US-Armee, die für Verhandlungen über die bedingungslose Kapitulation erschienen waren. Am 3. Mai wurde über Rundfunk eine Durchsage gemacht, die alle Dienststellen des Landes anwies, die Kampfhandlungen einzustellen. Die Nachricht vom Sieg des Widerstands und dem raschen Vorrücken der US-Truppen verbreitete sich in allen Teilen Tirols. In den folgenden Tagen im Mai trafen sich Politiker und Karl Gruber wurde zum Vorsitzenden des Exekutivausschusses gewählt. Die Widerstandsbewegung in Tirol war erfolgreich darin, die amerikanischen Truppen zu unterstützen und die nationalsozialistische Herrschaft zu beseitigen. Karl Gruber und seine Mitstreiter leisteten einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Tirols. „Die Befreiung unserer Heimat Tirol! Weltgeschichtliche Maitage, Innsbruck 4. Mai [...] Auf der Maria-Theresien-Straße ruft ein Österreicher einem anderen zu: ` Tirol gehört wieder uns. Sechs Jahre lang hab´ ich mich geduckt, jetzt kann ich wieder tun, wie a echter Tiroler.“ [...] Unsere Befreier sind da[...] Nun treten mehrere andere amerikanische Offiziere unter Führung des Majors Jow, des Standortältesten von Innsbruck ein und werden die f ü h r e n d e n PERSÖNLICHKEITEN der Österr. Widerstandsbewegung in Tirol vorgestellt. Dem Ausschuss gehören an: Chef: Dr. Karl Gruber, Universitätsprofessor Dr. Reut-Nicolussi, Ing. Hradetzky, Franz Hüttenberger, Dr. Karl Höflinger, Oberstaatsanwalt Dr. Grünewald, Prof. Dr. Franz Gamper und die Herren Würthle und Zechner. [...] Major Elliot erkundigt sich darauf ausführlich nach den politischen Häftlingen im Lager Reichenau, worauf Herr Dr. Gruber erwiderte, dass bereits alle politischen Häftlinge von der Österr. Widerstandsbewegung b e f r e i t wurden. Dem ebenfalls im Lager Reichenau festgehaltenen Offizier des amerikanischen Nachrichtendienstes, Oberleutnant Fred Majer, gilt eine weitere Frage des amerikanischen Offiziers. Da der Aufenthalt des Oberleutnants Majer nicht bekannt ist, wird von Dr. Gruber Anweisung gegeben, durch den Rundfunk Nachfrage nach ihm zu halten. [...] „Oesterreicher! Tiroler! Innsbrucker! Die Stunde Eurer Befreiung ist gekommen. Die gesamte Südfront hat kapituliert. Die alliierten Truppen stehen vor Innsbruck. Jeder weitere Widerstand wäre nicht nur zwecklos, sondern er ist ein Verbrechen an Volk und Staat. [...] Hisst von allen Häusern die Fahnen! Nicht weiße sollen es sein, sondern rot-weiß-rote oder rot-weiße, die Farben unseres heißgeliebten Österreichs, unseres Tirols. [...] Es lebe die Freiheit! Es lebe Tirol! Es lebe Österreich! Innsbruck, den 3. Mai 1945 Exekutivausschuss der Österr. Widerstandsbewegung in Tirol“ „Die führenden Männer der Österreichischen Widerstandsbewegung für Tirol Der Exekutivausschuss der Österr. Widerstandsbewegung für Tirol setzt sich aus folgenden Männern zusammen: Vorsitzender: Dr. Ing. Karl Gruber, Oberstaatsanwalt Dr. Grünwald (Innsbruck), Prof. Dr. Gamper (Innsbruck), Rechtsanwalt Dr. Höflinger (Innsbruck), Hofrat Dr. Kundratitz (Innsbruck/Osttirol), Buchdrucker Thurner (Innsbruck), Universitätsprof. Dr. Reut-Nicolussi (Innsbruck), Vizeleutnant Zechner (Arzl), Univ. Prof. Dr. March (Innsbruck), Dipl. Ing. Anton v. Hradetzky (Innsbruck), Regierungsrat Dr. Melzer (Innsbruck), Krankenhausbeamter Hüttenberger (Innsbruck), Schriftsteller Fritz Würthle“[1] [1] StAH, Schachtel Zeitungsberichte 1945, Erste Ausgabe Tiroler Nachrichten, Nummer 1, 1. Jahrgang, Freitag, den 4. Mai 1945, S. 1. In: Stadtarchiv Hall in Tirol. "Im Dienst des Widerstands: Anton Walder und die Gruppen von Fritz Würthle und Anton Haller"Foto: Anton Walder (1942) Gruppe Wehrmeldeamt Innsbruck. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Anton Walder, ein Postbeamter, wurde im März 1938 aufgrund politischer Unzuverlässigkeit von den Nationalsozialisten aus dem Postdienst in Innsbruck entlassen. Bereits zu diesem Zeitpunkt schloss er sich der Widerstandsgruppe Post an, der er von 1938 bis 1945 angehörte. Im Jahr 1939 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, jedoch aufgrund einer Verletzung an seiner linken Hand, die zwei Finger betraf, konnte er nicht zur kämpfenden Truppe rekrutiert werden. Stattdessen wurde er als Schreiber im Wehrmeldeamt in Innsbruck dienstverpflichtet und wurde Mitglied dieses Widerstandskreises unter der Leitung von Fritz Würthle. Ab 1942 wurde er auf Betreiben von Ing. Richard Matt Mitglied der Widerstandsbewegung von Anton Haller in Solbad Hall. Dort gehörte er dem aktiven Kampfstab der Haller Gruppe an. Bis zum Ende der NS-Herrschaft am 2./3. Mai 1945 fungierte er in Hall als Verbindungsmann zur Gruppe Post und zur Gruppe Wehrmeldeamt. (siehe Blogeintrag Anton Walder-Gruppe Post und Gruppe Anton Haller in Solbad Hall) Am 1. September 1942 wurde Anton Walder schließlich dem Wehrmeldeamt Innsbruck zugeteilt und dort vereidigt. Gleichzeitig fand unter der Leitung von Major Pneu die erste Schulung zur militärischen Praxis und Spionageabwehr im Wehrmeldeamt statt. Von diesem Zeitpunkt bis zum 20. Januar 1943 (Truppen=Kriegsstammrollen Nr. Ranglisten Nr. 68) fungierte Anton Walder als Schreiber im Wehrmeldeamt in Innsbruck. Vom 21. Januar 1943 bis zum 31. März 1943 wurde er der Standort-Kompanie Innsbruck zugeteilt (Truppen=Kriegsstammrollen Nr. Ranglisten Nr. 8/815), und vom 1. April 1943 bis zum 16. April 1945 war er wieder im Wehrmeldeamt Innsbruck angestellt (Truppen=Kriegsstammrollen Nr. Ranglisten Nr. 68). Im Jahr 1942 leitete Oberst Rauch das Wehrmeldeamt in Innsbruck. Er stellte einen Entlassungsantrag für Anton Walder, da er der Meinung war, dass dieser kaum als Schreiber im Wehrmeldeamt benötigt wurde. Die genauen Dienstzeiten wurden im Soldbuch vermerkt und zeigen, wie die nachfolgende Abbildung illustriert, dass es mehrere Wechsel in der Kommandantenführung des Wehrmeldeamtes gegeben hat. Anton Walder durchlief zu Beginn seiner Tätigkeit im Wehrmeldeamt (W.M.A.) eine Schulung zu militärischen Angelegenheiten sowie zur Spionageabwehr. Seine Unterschrift unter Bestätigungen dokumentierte sein Verständnis dafür, absolute Verschwiegenheit über die zu bearbeitenden Akten und andere Aufgaben im W.M.A. zu wahren. Diese Dokumente verdeutlichen, dass Anton Walder sich der Gefahren, die bei einer Zuwiderhandlung drohten, sehr wohl bewusst war. Trotz dieses Wissens entschied er sich jedoch von Anfang an, im W.M.A. auf Seiten des Widerstandskreises zu agieren. Foto: Anton Walder Bestätigung über Spionageabwehr Schulung und Belehrung über Verschwiegenheitspflicht. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Fotos: Anton Walder Ausgehschein und Dauerausweis der Wehrmeldeamtes in Innsbruck. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Die Widerstandsgruppe des Wehrmeldeamtes in Innsbruck wurde von Fritz Würthle geleitet und führte über Jahre hinweg einen Kleinkrieg gegen die nationalsozialistische Regierung. Innerhalb des Wehrmeldeamtes existierten verschiedene Widerstandsgruppen, die nach Bezirken gegliedert waren. Eine ihrer Hauptaufgaben bestand darin, auf Urlauber einzuwirken, damit diese nicht mehr an die Front zurückkehrten. Frontsoldaten erhielten gefälschte Papiere und konnten sich in den Bergen Tirols verstecken. Antinazistisch eingestellte Bauern übernahmen oft bis zu drei Jahren die Verpflegung von Wehrmachtsdeserteuren und politischen Häftlingen, die entwichen waren. Anton Walder, als Bearbeiter des Wehrmeldeamtes Innsbruck, spielte eine entscheidende Rolle in diesem Widerstand. Schon früh, im Jahr 1942, wurde er von seinem Vorgesetzten im Wehrmeldeamt in die Aktivitäten der kleinen Widerstandsgruppe eingeweiht. Jeder Soldat der Wehrmacht erhielt ein Soldbuch, das gleichzeitig als Personalausweis fungierte und alle relevanten Daten eines Wehrmannes enthielt. In seiner Funktion im Wehrmeldeamt konnte Anton Walder durch die Ausstellung gefälschter Papiere vielen Soldaten Fronteinsätze ersparen. Diese koordinierte Aktion trug wesentlich zur Rettung von Menschenleben und zur Unterminierung des nationalsozialistischen Regimes bei. Foto: Soldbuch Anton Walder Wehrmeldeamt Innsbruck. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Im Soldbuch von Anton Walder sind auf Seite 1 das Foto des Soldaten sowie die Soldbuchnummer 94 für den Dienstgrad handschriftlich vermerkt: Schützen, Jäger, Schütze. Ebenfalls aufgeführt sind die Beförderungen ab dem 1. November 1943 zum Gefreiten, ab dem 1. Oktober 1944 zum Obergefreiten und ab dem 1. November 1944 zum Unteroffizier. Der Name "Anton Walder", die Erkennungsmarke "W.M.A. Ibk. 69", die Gasmaskengröße 1 und die Wehrnummer "Innsbruck 13/21/6/5" sind ebenfalls notiert. Auf Seite 2 sind handschriftlich folgende Daten eingetragen: Geboren am 30. Januar 1913 in Albeins, Brixen, Italien; Religion: römisch-katholisch; Stand und Beruf: Postangestellter. Eine detaillierte Personenbeschreibung folgt: Größe 176 cm, Gestalt schlank, Gesicht schmal, Haut braun, Bart kein, Augen blau. Zusätzlich wird angegeben, dass Anton Walder Brillenträger ist und Schuhgröße 42 hat. Am Ende der Seite befindet sich die eigenhändige Unterschrift von Anton Walder über die Richtigkeit der gemachten Angaben. Darunter steht die Bestätigung des Wehrmeldeamtes mit Amtsstempel und der Unterschrift des Wehrmeldeamtsleiters, hier Oberst Rauch, datiert auf den 1. September 1942. Auf Seite 3 sind die Beförderungen des Soldaten aufgelistet: Am 1. November 1943 wurde er zum Gefreiten befördert und dies durch Oberst Rauch bestätigt. Am 1. Oktober 1944 erfolgte die Beförderung zum Obergefreiten, bestätigt durch den Wehrmeldeamtsleiter Oberstleutnant Hooleny, sowie am 1. November 1944 die Beförderung zum Unteroffizier, ebenfalls bestätigt durch den Wehrmeldeamtsleiter Oberstleutnant Hooleny. Foto: Karteikarte- Vorderseite Anton Walder. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Anton Walders Widerstandstätigkeit im Wehrmeldeamt umfasste hauptsächlich, jedoch nicht ausschließlich, das Ausstellen von gefälschten Dokumenten, beispielsweise Kriegsurlaubsscheinen. Darüber hinaus entfernte er systematisch Karteikarten bereits einberufener Soldaten, sodass diese nicht mehr im System aufschienen. Als Mitglied des Wehrmeldeamtes in Innsbruck übernahm Anton Walder die gefährliche Aufgabe, Einberufungen von Männern, die sich dem NS-Staat entziehen wollten, zu manipulieren. Er sorgte dafür, dass jene, die eingezogen wurden, neue gefälschte Papiere erhielten, um bei einer zufälligen Überprüfung durch die Feldpolizei oder Gestapo nicht inhaftiert zu werden. Durch Treffen in der Schusterwerkstatt von Anton Haller in Hall in Tirol kam er auf unauffällige Weise mit Männern in Kontakt, die sich dem Widerstand anschließen wollten. Auf diese Weise beteiligte er sich aktiv an der Sabotage, indem er die Zuführung von Soldaten, die das Überleben des Regimes an den Fronten sichern sollten, verweigerte. Besondere Bedeutung hatte die Beschaffung von gefälschten Legitimationen für Männer, die von der Gestapo verfolgt wurden. Die Zusammenarbeit mit militärischen Dienststellen war so fortgeschritten, dass es in vielen Fällen gelang, Bauern und andere, die sich für die Freiheit Österreichs einsetzten, außer Dienst zu stellen (uk.). Dies bedeutete eine Art Schutzmaßnahme oder Umschulungskurs, um sie vor dem Zugriff der Gestapo zu bewahren. Das Ausstellen von uk.-Bescheinigungen war eine der häufigsten Praktiken, die Anton Walder für Männer des Widerstandes anwenden konnte. Nachfolgende Abbildungen zeigen den Wehrpass von Anton Walder. Diese Bescheinigung musste stets mitgeführt werden und konnte von der Militärpolizei überprüft werden. Wehrpass Anton Walder. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Die offizielle Ausmusterung aus der Wehrmacht für Anton Walder erfolgte am 4. Dezember 1944,. Trotz dieser offiziellen Entlassung setzte er seine Arbeit im Untergrund für die Widerstandsbewegung des Wehrmeldeamtes fort, indem er alle relevanten Formulare, Stempel und Belege nach Hause mitnahm. Am 16. April 1945 erhielt Anton Walder von seinen Widerstandskollegen im Wehrmeldeamt die offizielle Entlassung. Dieser Entlassungsschein war von entscheidender Bedeutung, da er ab diesem Datum notwendig war, um sich vom Wehrmeldeamt fernzuhalten und einer möglichen Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen. Die unsichere Lage in Tirol zwang Anton Walder dazu, sich bis zum 30. April 1945 als Unteroffizier im Wehrmeldeamt in Innsbruck weiter zu beschäftigen. Um nicht in die Hände der Gestapo zu fallen, musste er sich selbst einige Tage im Gemeindegebiet von Gnadenwald im Vomperloch verstecken. Diese Vorsichtsmaßnahme war insbesondere wichtig, da der Haller Widerstand gute Verbindungen zur Deserteurs Gruppe im Vomperloch unterhielt. Foto: 31. Dezember 1944 Silvesterfeier im Wehrmeldeamt in Innsbruck. Anton Walder, zweiter von hinten links. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Das obige Bild zeigt den Widerstandskreis um Anton Walder im Wehrmeldeamt in Innsbruck und wurde zu Silvester am 31. Dezember 1944 aufgenommen. Die Zusammenkunft wurde unter dem Deckmantel einer Silvesterfeier getarnt. Dabei wurde besprochen, wie die Widerstandstätigkeit im Januar 1945 intensiviert und fortgesetzt werden konnte. Die nachfolgende Aufnahme verdeutlicht den bedeutenden Frauenanteil an der aktiven Widerstandsbewegung. Es ist anzunehmen, dass die Mitarbeit von Frauen den Widerstandskreis erheblich gestärkt hat, da vermutlich zu wenige männliche Sachbearbeiter zur Verfügung standen. Dieses Foto verleiht dem Innsbrucker Widerstand der Wehrmeldeamt-Gruppe um Anton Walder ein Gesicht. Es macht anschaulich, dass es sich bei diesem Widerstandskreis um fünf männliche Wehrmachtsangehörige handelt, die von sechs weiblichen Bediensteten des Wehrmeldeamtes aktiv unterstützt wurden. Die weiblichen Bediensteten waren für die Widerstandstätigkeit von entscheidender Bedeutung. Sie konnten sich ohne Verdacht im Wehrmeldeamt bewegen und waren in der Lage, Informationen über die Soldaten zu sammeln und zu verbreiten. Ohne ihre Hilfe wäre die Widerstandstätigkeit der Gruppe unmöglich gewesen. Die Tatsache, dass sich drei weibliche Bedienstete aktiv am Widerstand beteiligten, ist ein Zeichen dafür, dass Frauen während des Nationalsozialismus nicht nur Opfer waren, sondern auch Widerstand geleistet haben. Sie haben einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Herrschaft geleistet. Foto: Geburtstagskarte vom Wehrmeldeamt Innsbruck. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Am 30. Januar 1945 gratulierten die Mitglieder des Widerstands des Wehrmeldeamtes Anton Walder zu seinem Geburtstag. Es waren dies Hans Konzert, Louis Holzer, Sam Mayr, Elise Mayr, Ida Meth, Grete Götsch, Gisela Tablander, Hedy Perathoner und Annie Konstantini. Der Frauenanteil von sechs Personen gegenüber drei Wehrmachtsangehörigen macht deutlich, dass Widerstand gegen das NS-Regime nicht nur von Männern, sondern in diesem Fall mehrheitlich von weiblichen Bediensteten unterstützt und ausgeführt wurde. Ohne die Zusammenarbeit der ganzen Abteilung wäre es für einen Einzelnen unmöglich gewesen, Widerstandshandlungen zu setzen. Die Geburtstagsgrüße an Anton Walder bedeuteten den Hinweis, dass seine Untergrundtätigkeit nicht aufgedeckt worden ist. Das Netzwerk funktionierte, denn die Geburtstagsgrüße signalisierten, dass die Zusammenarbeit aufrechterhalten wurde. Grete Götsch -Lebensretterin und Widerstandskämpferin |
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