Foto: Anton Walder (1944). Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Anton Walder wurde am 30. Januar 1913 in Albeins/Südtirol geboren. 1922 zog die Familie Anton und Maria Walder aufgrund politischer Veränderungen, dem Verlust von Südtirol an Italien, nach Hall in Tirol. Sie lebten vorübergehend in einem Waggon am Bahnhof aufgrund der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Vater Anton Walder sen. erhielt eine Anstellung als Pfarrmesner in der Pfarrkirche in Hall in Tirol. Anton Walder besuchte von 1928 bis 1935 die Bundesoberrealschule am Adolf-Pichler-Platz in Innsbruck bis zur Reifeprüfung. Nach Abschluss der Matura absolvierte Anton Walder eine Ausbildung zum Versicherungsangestellten. Im Jahr 1937 trat er in den Staatsdienst als Postbeamter ein und blieb dort bis zu seiner Entlassung im März 1938 durch die NS-Behörde. Diese Entfernung aus dem Staatsdienst erfolgte aufgrund seiner antinazistischen Einstellung, die er bereits vor 1938 vertrat, obwohl er nicht der Vaterländischen Front angehörte. Anton Walder lebte in einer eng verbundenen Gemeinschaft in der Kleinstadt Hall in Tirol. Die Menschen kannten einander durch gemeinsame Sportveranstaltungen, Fußballspiele, Turnausflüge und Wettkämpfe. Die Teilnahme an den sonntäglichen Gottesdiensten und die Bindung an die katholische Kirchengemeinschaft waren für ihn selbstverständlich. Ab dem Jahr 1939 wohnte er mit seiner jungen Familie im Erdgeschoss Krippgasse 12 in Hall in Tirol in einer kleinen Wohnung im Hause des jüdischen Kaufmannes Alfred Grünmandl. Foto: Krippgasse 12, 6060 Hall in Tirol (2020). (beide Fenster mit Plakaten) Wohnung von Anton Walder 1939-1945. In. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. In dieser engen Gemeinschaft nahm Anton Walder vor dem Anschluss 1938 an Ausflügen des Sportvereins teil, die auch während des NS-Regimes fortgesetzt wurden. Neben der Geselligkeit und sportlichen Aktivitäten dienten diese Fahrten auch einem Meinungsaustausch unter Gleichgesinnten. Hier konnten sich die jungen Männer diskret über ihre Aktivitäten gegen das Regime absprechen und ihre Widerstandsaktivitäten planen, ohne aufzufallen. Die Vereinsfahrten boten somit einen geschützten Raum, um sich unter Vertrauten auszutauschen und gegen das Regime zu engagieren. Anton Walder (1913- 1985) Widerstandsgruppe Post InnsbruckZur Zeit des Anschlusses im März 1938 war die Arbeitslosenrate sowohl in Österreich als auch in Tirol sehr hoch, und die Wirtschaft erholte sich nur langsam. Die Tiroler Bevölkerung erhoffte sich von der Machtübernahme einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Der Gedanke des Anschlusses war in Tirol seit dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie und den Bestimmungen von St. Germain sowie dem Verlust Südtirols präsent. Die Idee des Großdeutschen Reiches wirkte hier besonders verlockend. Im Jahr 1938 traten in Tirol 14,6% (48.149 Personen) der Bevölkerung der NSDAP bei. Tirol belegte damit den zweiten Platz hinter Salzburg mit 10,9%, gemessen an allen österreichischen Ländern. Bis zur Machtübernahme gab es in vielen Gemeinden Tirols nur wenige Anhänger der NSDAP, doch diese Zahl stieg 1938 sprunghaft an. Dennoch machte sich in der Innsbrucker Bevölkerung nach einigen Monaten Unzufriedenheit breit, obwohl Widerstand gegen die Obrigkeit in der Geschichte Tirols etwas Neues war. Der Widerstand in Tirol war äußerst vielfältig, da verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Motiven entstanden. Die Gruppe Post bestand zum einen aus Postbediensteten, die sich nicht mit dem Gedanken des Anschlusses anfreunden konnten, da sie überzeugte vaterländisch gesinnte Österreicher waren. Zum anderen lehnten sie die NS-Propaganda ab, da sie skeptisch darauf hinwiesen, dass die Versprechungen der Nationalsozialisten erst erwirtschaftet werden müssten. Foto: 31. Oktober 1937 - Postbeamte der Postdirektion für Tirol-Vorarlberg in Innsbruck. Anton Walder dritte Reihe hinten, zweiter von links. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Anton Walder war Postbeamter und wurde im März 1938 aus dem Postdienst in Innsbruck wegen politischer Unzuverlässigkeit von den Nationalsozialisten entlassen. Er schloss sich bereits zu diesem Zeitpunkt der Widerstands-Gruppe Post an, der er von 1938 bis 1945 angehörte. Die Gruppe benannte sich nicht Reichspost Widerstandsgruppe, weil die Angehörigen dieses Widerstandskreises sowohl den Anschluss ans Deutsche Reich als auch den Begriff „Deutsche Reichspost“ ablehnten. Bereits ab Sommer 1938 beschlossen in Innsbruck eine kleine Zahl von Postbediensteten unter der Leitung von TTI Haberditzl einen Widerstandskreis Post zu bilden. Zunächst wurde unter den Widerstandswilligen beraten, wie sie sich für „die Stunde der Befreiung" vorbereiten konnten. Zu diesem Zeitpunkt musste die Gruppe sehr vorsichtig sein und es wurden weder Aktionen ausgeführt noch Stimmung gegen die NSDAP gemacht. Die Gruppenmitglieder trafen sich in Innsbrucker Kaffeehäusern und pflegten einen regen Meinungsaustausch. Auch wurde Angehörigen von Kameraden, die sich in Haft befanden, aktive Hilfe durch Geld und Sachspenden geleistet. Nach seiner Entlassung aus dem Postdienst im März 1938 fand Anton Walder eine Anstellung bei einer privaten Handelsfirma in Hall in Tirol, wo er bis zum 1. Februar 1942 tätig war. Am 1. Februar 1939 wurde Anton Walder zum Wehrbezirkskommando Innsbruck einberufen, um als Ersatzreserve II geführt zu werden. Trotzdem wurde Anton Walder vom 1. Februar bis September 1942 bei der Bahnpost zwangsverpflichtet, da es aufgrund des Krieges an ausreichendem Personal für das Postwesen mangelte. Es ist wichtig zu betonen, dass er als Staatsbediensteter der Postdirektion in Innsbruck von einem höherwertigen Posten entlassen wurde, da diese Positionen bevorzugt mit Nationalsozialisten besetzt wurden. Eine Tätigkeit bei der Bahnpost wurde als Degradierung betrachtet. Fotos: Anton Walder bei der Bahnpost, Februar-März 1942. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Foto: Bahnpost - Zug Waggon März 1942. In: Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Das obige Foto zeigt Anton Walder bei der Arbeit in einem Bahnpost-Waggon. Mit seinen Kollegen fuhr er in dieser mobilen Sortierstation von Innsbruck zu den nächsten größeren Bahnhöfen wie Jenbach, Wörgl und Kufstein, wo neue Post übernommen und sortiert werden musste. Während der Zugfahrt wurden die Postsendungen sortiert und in Postsäcken oder Bündeln zusammengestellt. Die Züge fuhren in der Regel bis nach Salzburg, wo eine weitere Verteilung der Postsäcke, beispielsweise nach Linz, Wien oder Graz, stattfand. Auf der Rückfahrt übernahm man Postwurfsendungen aus Graz, Wien oder anderen Orten des Ostens, sortierte sie aus und leitete sie an die Verteilerpostämter in Tirol oder Vorarlberg weiter. Durch diese Zugfahrten hatte Anton Walder die Gelegenheit, mit Bahnbediensteten, Postangestellten und anderen Widerstandswilligen in Kontakt zu treten und ein Netzwerk für den Widerstand zu knüpfen. Er verblieb bis zum 1. September 1942 beim Bahnpostdienst. Am 1. September 1942 wurde Anton Walder dem Wehrmeldeamt Innsbruck zugeteilt und vereidigt. Zu dieser Zeit leitete Oberst Rauch das Wehrmeldeamt in Innsbruck. Am 18. November 1942 stellte Rauch einen Entlassungsantrag für Anton Walder, da er nach seiner Einschätzung kaum als Schreiber im Wehrmeldeamt geeignet sei. Im Jahr 1943 kam es zu einem Kommandowechsel im Wehrmeldeamt in Innsbruck. In der Folge wurde Anton Walder vom 21. Januar 1943 bis zum 16. April 1945 als Wehrmeldeamtsangehöriger beim Wehrmeldeamt Innsbruck (Truppen= Kriegsstammrollen, Ranglisten Nr. 68) geführt. Obwohl er beim Wehrmeldeamt gemeldet war, wurde er mehrmals im Jahr für einige Wochen zum Postdienst abkommandiert. Im Sommer 1943 gründeten TTI Haberditzl, Ing. Hubert Schittelkopf (1909-1948) und Anton Walder (1913-1985) die Widerstandsgruppe Post in Innsbruck (DÖW 8390). Die Mitglieder dieser Gruppe setzten sich einerseits aus entlassenen Postbeamten zusammen, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1938 ihren Postdienst verloren hatten. Andererseits gehörten auch einige wenige Postbedienstete dazu, die zwar seit 1938 weiterhin im Dienst standen, jedoch eine antinationalsozialistische Einstellung hatten. Diese Personen wurden ständig von ideologisch der NSDAP verpflichteten Vorgesetzten kontrolliert und mussten sich insgesamt unauffällig verhalten, um ihre Widerstandsaktivitäten zu verbergen. Die Männer arbeiteten in unterschiedlichen Abteilungen, in der Postinspektion, Briefumleitung, Briefsortierung, Rundfunk- und Fernsprechamt, Abhördienst, Rundfunksender und der Kraftfahrstelle, um nur einige zu nennen. Die gesamte Organisation musste streng geheim bleiben und im Verborgenen operieren. Die Gruppe bestand aus ungefähr fünfzehn bis zwanzig Personen. Ihre Tätigkeit beschränkte sich darauf, Kontakt zu anderen Widerstandsgruppen aufzunehmen, beispielsweise der Widerstandsgruppe des Wehrmeldeamtes in Innsbruck, die Lage zu beobachten und Nachrichten auszutauschen und zu übermitteln. Im Herbst 1943 und Anfang 1944 wurden die Hälfte der Postbediensteten des Widerstandskreises Post zur Wehrmacht eingezogen, und ihre Positionen wurden mit Technikern aus dem Fernsprech- und Telegrafenamt besetzt. Dadurch konnte die Tätigkeit der Gruppe auf Abhördienste ausgeweitet werden, und es konnten wehrwichtige Nachrichten mit Postbeamten in Berlin ausgetauscht werden. Angespornt durch die Moskauer Deklaration beabsichtigten die Angehörigen der Widerstandsgruppe Post ab dem Winter 1943, aktiv auf die Beseitigung des NS-Regimes hinzuarbeiten. Foto: Postauto (1942). In: Privatarchiv Walder Hall i. T. Netzwerk zur Widerstandsgruppe „AGFA-AF“ in BerlinIm Jahr 1943 bildete sich in Berlin eine Widerstandsgruppe von antinationalsozialistisch eingestellten Österreichern. Diese Gruppe bestand aus etwa 80 Personen, darunter Industrieangestellte, Offiziere und Beamte, die nach Berlin versetzt worden waren. Scherzhaft bezeichneten sich die Mitglieder selbst als die "AGFA", was in Wirklichkeit für "antifaschistische Front" stand. Ein Mitglied dieser Gruppe war Dr. Karl Gruber. Im Jahr 1943 gründete er zusammen mit TTI Karl Hirnschrott, der ebenfalls nach Berlin versetzt wurde, eine besondere Nachrichtengruppe der österreichischen Reichspostangehörigen. Karl Hirnschrott, in seiner Funktion als Leiter der Störleitstelle Berlin-Beelitz, besetzte diese mit zuverlässigen österreichischen Beamten wie TTI Herbert Guglberger, TI Stiegleithner, Neumann und Appel. Karl Hirnschrott übermittelte wichtige Nachrichten an TTI Haberditzl in Innsbruck, der ihm wiederum die Lage in Oberitalien und Tirol erläuterte. Das umfassende Nachrichtennetz der Störbefehlsstellen erstreckte sich in den besetzten Gebieten von Paris über Kopenhagen bis nach Mailand. Dies war möglich, da zuverlässige Österreicher an diesen Standorten für den Widerstand gewonnen werden konnten. Über die Störbefehlsstelle in Mailand gelangten bedeutende Nachrichten, die PR Dipl. Ing. Dr. Willy Rutscher während dienstlicher Besprechungen der Wehrmacht erfuhr, nach Innsbruck. Von dort aus übermittelte Haberditzl wichtige wehrwichtige Nachrichten aus Italien zur Verteidigung Tirols an Karl Hirnschrott in Berlin. Auch OPI Rudolf Federspiel und PI Alois Raupp engagierten sich im Rahmen der Wehrmachtsgruppe für die Widerstandsgruppe Post. Im April 1945 wurden sie während einer umfassenden Verhaftungswelle von Gauleiter Hofer ins KZ Reichenau bei Innsbruck gebracht. Erst nach dem Abzug der SS-Verbände bei Kriegsende wurden sie durch die Alliierten befreit. Dr. Karl Gruber in Innsbruck- „vereinter Tiroler Widerstand“ Foto: Dr. Karl Gruber. Online unter: https://www.parlament.gv.at/person/530 (Stand: 11.8.2024). Am 14. März 1945 kehrte Dr. Karl Gruber nach Innsbruck zurück, um seinen Urlaub zu verbringen. Sein Ziel war es, seine Kontakte zu erneuern und einen Zusammenschluss aller aktiven Widerstandskreise in Tirol zu fördern. In diesem Zusammenhang führte er Vorbesprechungen mit zuverlässigen Postbeamten durch, darunter Viktor Haberditzl und Anton Walder. Gegen Ende März 1945 trafen auch Karl Hirnschrott, Herbert Guglberger und Stiegleithner in Innsbruck ein. Eigenmächtig hatten sie ihre Dienststelle in Berlin verlassen und schlossen sich der Gruppe Post in Innsbruck an. TTI Ing. Karl Hirnschrott übernahm die Leitung der Widerstandsgruppe Post, während TTI Viktor Haberditzl sein Stellvertreter wurde. PI Anton Walder fungierte als Verbindungsmann zum Kampfkommando und zur Gruppe Hall. TTI Ing. Herbert Guglberger übernahm die Verantwortung für das Funknetz der WiB und agierte als Verbindungsmann zur Division Hemicycle der 1. französischen Armee. Die Widerstandsgruppe Post in Innsbruck umfasste während der Jahre 1944/45 etwa zwanzig Personen, die in verschiedenen Dienststellen tätig waren. TTI Adolf Aigner leitete den Abhördienst, zu dem auch Hafran, Pojer, Gretschner, Prackwieser, Link und Pochop gehörten. Wkm. Oberforcher arbeitete im Rundfunksender, während TTI Hubert Schittelkopf die Überwachung des Rundfunkamtes übernahm und die Verbindung zum Fernsprechamt aufrechterhielt. TTI Trenkwalder, OTI Weiss und Wkm. Schmuck waren für die Überwachung des Fernsprechamtes verantwortlich und hielten die Verbindung zum Luftschutzkommando aufrecht. PI Zeller fungierte als Verbindungsmann zur Kraftfahrstelle. Pass. Haider und OPI Bader waren für die Waffenversorgung verantwortlich. OPI Martin Berger koordinierte die Sammlung und Durchschleusung fahnenflüchtiger, widerstandswilliger österreichischer Soldaten zu den Berglagern. Am 9. April 1945 fand auf Vermittlung von Anton Walder eine Besprechung mit Dr. Karl Gruber von der österreichischen Widerstandsbewegung im Sanatorium der Kreuzschwestern- Kettenbrücke in Innsbruck statt. Im Krankenzimmer von Ing. Guglberger trafen sich Anton Walder, Anton Haller von der Widerstandsgruppe in Hall und Fritz Würthle von der Widerstandsgruppe Wehrmeldeamt in Innsbruck. Bei dieser Begegnung unterbreitete Dr. Karl Gruber den Vertretern dieser Widerstandsgruppen seine politischen Ziele. Er betonte die Notwendigkeit eines raschen Handelns, die Zusammenarbeit mit allen zivilen Gruppen ohne Rücksicht auf ihre politische Einstellung, die Aufstellung eines Offiziersstabes zur Durchführung militärischer Aufgaben, Ausbau des Nachrichtendienstes und die zuverlässige Nachrichtenübermittlung innerhalb der Widerstandsbewegung, sowie schnelle Bewaffnung der Widerstandskämpfer. Karl Gruber definierte bei dieser Besprechung sehr klar seine politischen Ziele. Es wurde beschlossen Decknamen für die Mitglieder und ein allgemeines Kennzeichen – nämlich ein Streichholz, einzuführen. Mit dieser nächtlichen Aussprache trat der Kampf gegen den Nationalsozialismus in Innsbruck in seine letzte entscheidende Phase. Im Originalbericht (DÖW 8390) über die Tätigkeit des Widerstandes der Gruppe Post in Innsbruck wird über die entscheidende Phase des Umsturzes folgendes berichtet: „Dr. Gruber übernahm am 24.4. 1945 nach vielen Verhandlungen mit den Führern der einzelnen Gruppen das Kommando über alle bestehenden Widerstandszentren und stellte eine Einheitsfront her. In Innsbruck wurde ein gemeinsamer Befehlsstand eingerichtet. Die Alliierten rückten zu dieser Zeit bereits gegen Bregenz und in Bayern über München hinaus nach dem Süden vor. Es war von äußerster Wichtigkeit ein Nachrichtennetz zu schaffen, das die einzelnen Widerstandsorganisationen miteinander in Fühlung zu bringen hatte. [...]" Im April 1945 wurde in Innsbruck eine Kommandozentrale der Gruppe Post eingerichtet. Karl Hirnschrott organisierte die Gruppe Post neu, die bisher von Viktor Haberditzl, Hubert Schittelkopf und Anton Walder geleitet wurde. Die Aktionen der Gruppe Post gestalteten sich als schwierig, aber effizient. Der Überwachungsdienst der Gruppe wurde ausgeweitet und Ferngespräche wurden über amtliche Leitungen vermittelt. Der Schutz der Fernmeldeanlagen wurde vorrangig ausgeführt. „Die Gruppe Post erhielt die Aufgabe, sofort einen Überwachungsdienst einzurichten, der zum Teil schon bestand, Ferngespräche über amtliche Leitungen zu vermitteln und die wertvollen Fernmeldeanlagen vor der Zerstörung zu schützen. Die Wehrmacht hatte alle Vorkehrungen getroffen, den Rundfunksender und das Ortswählamt beim Herannahen der Alliierten zu sprengen. Dies musste unter allen Umständen verhindert werden. [...]“ Durch die Einrichtung eines Abhör- und Überwachungsdienstes beim Fernamt unter der Leitung von Karl Hirnschrott war die Widerstandsbewegung umfassend über alle Vorgänge informiert. Dies ermöglichte das Abhören sämtlicher Telefongespräche der Wehrmacht-Befehlshaber und der NS-Behörden mit ihren Vorgesetzten. So wurden verschiedene Gespräche von Gauleiter Hofer mit Feldmarschall Kesselring (1885–1960), Generaloberst Heinrich von Vietinghoff (1887–1952), General Hans Böhaimb (1895–1972), Gauleiter Dr. Gustav Adolf Scheel (1907–1999) und Gauleiter Dr. Friedrich Rainer (1903–1947) mitverfolgt. Besonders bedeutend war das Abhören der Konferenzschaltung zwischen Dr. Joseph Goebbels (1897–1945) und Gauleiter Franz Hofer (1902–1975), sowie der Anschlüsse zum Wehrmachtsführungsstab auf der Hungerburg und des Wehrmachtsbefehlshabers Generalmajor Hans Böhaimb (1895–1972). Es wurden Fernsprechleitungen in Betrieb gehalten, die laut Wehrmachtsbefehl hätten unterbrochen werden müssen, beispielsweise die Leitung nach Garmisch. Dieser Ort wurde am 30. April 1945 von den Amerikanern besetzt, sodass es für die Widerstandsgruppe Post möglich wurde mit den Amerikanern direkt in Verbindung zu treten: „So hat der Widerstandskamerad Mech. Pojer vom Verstärkeramt Innsbruck am 30.4.1945 abends ein Ultimatum der Amerikaner, durchgegeben von Oberleutnant Miller, Adjutant des Chefs der 7. amerikanischen Armee, entgegengenommen und vermittelt. Da dieses Gespräch abgehört und dem Wehrmachtsbefehlshaber gemeldet worden war, sollte Pojer am nächsten Tag verhaftet werden, entzog sich aber der Verhaftung durch Flucht. [...] Durch diesen Kontakt wurde es Karl Gruber möglich Befehle für eine planmäßige Besetzung der Kasernen, öffentlichen Gebäude, beispielsweise die Postdirektion in Innsbruck am 1. Mai 1945 abends zu erteilen. Der vereinte Tiroler Widerstand besetzte am 2. Mai die Konrad-und die Klosterkaserne in Innsbruck und richtete dort ein Kampfkommando ein. Am 3. Mai 1945 versammelten sich die Männer der Gruppe Post in Innsbruck und drangen in die ehemalige NS-Kreisleitung in der Maximilianstraße ein. Dort sicherten sie die zurückgelassenen Waffen des Volkssturmes und betraten um 15:00 Uhr mit lediglich zwölf Mann das Gebäude der Postdirektion. Obwohl sie auf keinen Widerstand stießen, musste der Postpräsident Dr. Damrau zur Übergabe der Geschäfte gezwungen werden. Die zwölf Postbediensteten der Gruppe Post ernannten OPR Dr. Bennat zum provisorischen Leiter, der nach der Bestätigung durch den Ordnungsausschuss der Widerstandsbewegung die Leitung der Postdirektion übernahm. Alle Fernmeldeanlagen und der Rundfunksender konnten unbeschädigt übernommen werden. Um 15:30 Uhr erfolgte die erste Rundfunksendung des Ordnungsausschusses der Widerstandsbewegung aus dem Landhaus, gefolgt von einer Ansprache von Karl Gruber. Um 19:00 Uhr rückten die ersten amerikanischen Panzer in Innsbruck ein, und um 21:00 Uhr erschien ein amerikanischer Nachrichtenoffizier der 7. amerikanischen Armee in der Postdirektion. Abschließend ist zu betonen, dass der wechselseitige Nachrichtenaustausch zwischen der Berliner und der Innsbrucker Gruppe Post ihre Widerstandstätigkeit erheblich effizienter gestaltete. Diese Kooperation ermöglichte es beiden Gruppen, gezielte Nachrichten ins Ausland zu übermitteln. Von entscheidender Bedeutung war auch, dass die telefonische Verbindung von Innsbruck zur alliierten Streitmacht in Garmisch aufrechterhalten werden konnte. Im Gesamten lässt sich festhalten, dass Dr. Karl Grubers Einsatz wesentlich dazu beitrug, den vereinten Tiroler Widerstand erfolgreich zu gestalten. Die Vereinigung dieser Gruppen unter seiner Führung war besonders bedeutend, da sie die Grundlage für das Zusammenbrechen des NS-Regimes schuf. Bericht im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands. Originalbericht im Tiroler Landes Archiv Innsbruck verfasst von Ing. Carl Hirnschrott: o. D. o. O. In: Nachlass Ing. Carl Hirnschrott, Tiroler Landes Archiv. Martin Berger und Josef Pöschl - Gruppe PostFoto Martin Berger in: Unsere Sternkorona, S. 57. (Foto: 18. Juli 1948) und Foto rechts Josef Pöschl, in: Unsere Sternkorona – Mitglied Nr. 395, S. 101. Wopfner, Helmut : Berger, Martin. In: Wopfner, Helmut (Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998. Thaur 1998, S. 57. Wopfner, Helmut: Pöschl, Josef. In: Wopfner, Helmut (Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998. Thaur 1998, S. 101.. Martin Berger (1885 – 1953) gehörte zum Widerstandskreis Post-Telegraphenamt in Innsbruck und war für die Sammlung und das Durchschleusen von fahnenflüchtigen, widerstandswilligen Soldaten in die Berglager zuständig. (siehe Blogeintrag Sternkorona III) Josef Pöschl (1898-1945) war für die Vermittlung von Ferngesprächen und die Gesprächsüberwachung für die Widerstandsgruppe Post tätig. (Siehe eigene Beiträge Sternkorona III) Josef Dosch (1907-1955) gehörte zum Widerstandskreis Post in Innsbruck und Hall in Tirol und wurde am 4. Mai 1945 von Anton Walder als Leiter des Postamtes Hall in Tirol eingesetzt. (siehe Blogeintrag Sternkorona III und Blogeintrag Monarchistisch-Legitimistischer Widerstand) Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Dokument für Verschlüsselung von Nachrichten, in: TLA, Nachlass Ing. Carl Hirnschrott. Das vorliegende Dokument wurde von der Widerstandsgruppe "Post" als Mittel zur Übermittlung verschlüsselter Nachrichten genutzt. Es diente sowohl dem Verfassen von Antworten als auch dem Lesen eingehender Mitteilungen. Lediglich ein Mitglied der Widerstandsgruppe hatte Zugang zu dieser Tabelle, wodurch sichergestellt wurde, dass Unbefugte die Nachrichten nicht als solche identifizieren konnten. Diese Tabelle befindet sich heute im Nachlass von Ing. Carl Hirnschrott im Tiroler Landesarchiv und stellt eine bedeutende Quelle für die geheime Kommunikation während der nationalsozialistischen Ära dar. Ing. Carl Hirnschrott (1907- 1981)Im Jahr 1932 trat Ing. Carl Hirnschrott in den Postdienst ein und arbeitete im Peildienst und in der Funküberwachung. Nach dem 12. März 1938 wurde er von den Nationalsozialisten aufgrund seiner Mitgliedschaft in der christlichen Gewerkschaft aus dem Post-Dienst entlassen. Es kam zu einer Hausdurchsuchung, jedoch konnte kein belastendes Material sichergestellt werden. Am 22. März 1938 wurde er wieder in den Postdienst eingestellt, jedoch auf einer niedrigen Position. Am 2. Jänner 1939 erfolgte seine Versetzung nach Berlin. 1943 gründete TTI Ing. Karl Hirnschrott (1907- 1981) eine spezielle Nachrichtengruppe bestehend aus österreichischen Reichspostangehörigen. Als Leiter der Störleitstelle Berlin-Beelitz besetzte Carl Hirnschrott diese Einheit mit zuverlässigen österreichischen Beamten. Am 18. April 1945 übernahm Ing. Carl Hirnschrott die Leitung der Gruppe Post innerhalb der Tiroler Widerstandsbewegung. Anton Walder, der als PI (Post-Inspektor) tätig war, war von Anfang an am Aufbau der Widerstandsgruppe beteiligt. Er agierte als Verbindungsmann zum Innsbrucker Widerstand im Wehrmeldeamt und zur Haller Widerstandsbewegung. Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Mitglieder der Widerstandsgruppe, einschließlich PI Anton Walder, mutige Entscheidungen getroffen haben, um ihr Land von der NS-Herrschaft zu befreien. Der Beitrag der Gruppe Post zur Beendigung des Krieges in Innsbruck/Tirol sollte als Beispiel für den Einsatz für die Freiheit und das Gemeinwohl gewürdigt werden. Ing. Carl Hirnschrott siehe Blogbeitrag Nibelungia Hall in Tirol. Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Zusammensetzung des Beirates und Dokumente von Ing. Carl Hirnschrott im Tiroler Landesarchiv, Schachtel Nachlass Ing. Carl Hirnschrott. Opfer der Gruppe Post des nationalsozialistischen Regimes in TirolVier Todesopfer: Oskar Frank - Postamt Innsbruck- wurde wegen Abhörens von ausländischen Sendern am 1. August 1941 zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt und erlag am 25. Februar 1945 im KZ-Mauthausen der unmenschlichen Behandlung. Alois Graus - Postamt Wörgl -wurde am 5. Februar 1942 wegen defätistischer Äußerung und wegen versuchten Landesverrats zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und starb am 5. November 1943 im KZ-Mauthausen. Alois Hupfau - Postamt Innsbruck - wurde mit Standgerichtsurteil des Befehlshabers der Auffanglinie 1 des Reichsführers SS am 26. Februar 1945 in Prenzlau wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt und erschossen. Ferdinand Triendl - Postamt Jenbach- wurde am gleichen Tage wie Hupfau (26. Februar 1945) ebenfalls wegen versuchter Fahnenflucht in Danzig standrechtlich erschossen. Gefängnisstrafen: Heinrich Huter - Postamt Prutz - wurde am 13. März 1938 vom NS-Ortsgruppenleiter angeschossen und hernach vom 2. August 1941 bis zum 6. April 1943 inhaftiert. Edmund Burger - Postamt Innsbruck- wurde vom Volksgerichtshof in Wien zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Er war 1404 Tage in Gefängnissen und Konzentrationslagern . Sein Vergehen war Abhören von Auslandssendern und antinationalsozialistische Propaganda. Inguin Auer - Postamt Innsbruck 2- 1149 Tage Gefängnis, wegen Abhörens von Feindsendern. Alfred Salomon -Postdirektion Buchhaltung- 982 Tage Gefängnis, wegen Abhörens von Feindsendern. Frau Maria Tscholl - Postamt Innsbruck 1 - 445 Tage Gefängnis wegen Abhörens von Feindsendern. Frau Juliane Weinmann - Postdirektion Buchhaltung- 446 Tage Gefängnis, wegen Abhörens von Feindsendern. Alexander Graf Künigl - Postamt Innsbruck 1- 375 Tage Gefängnis, wegen Abhörens von Feindsendern. Dr. Franz v. Schullern - Postdirektion - 150 Tage Gefängnis, wegen des Verdachts der monarchistischen Betätigung. Albert Jestl - Postamt Innsbruck 3 - und Walter Kareis (TBS Feldkirch) - wurden wegen ihrer Abstammung in ein Lager gebracht und zur Zwangsarbeit verurteilt. Jestl verbrachte 206 Tage und Kareis 181 Tage in Haft. Beiden gelang es einem von der SS geplanten Massaker zu entkommen. Franz Beiler - Postamt Innsbruck 2 - wurde wegen defätistischer Äußerungen zu 150 Tagen Haft und Gefängnis verurteilt. Bericht Ing. Carl Hirnschrott: In: Tiroler Landes Archiv, Nachlass Ing. Karl Hirnschrott.
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