Foto: Anton Haider. Privatarchiv Schober Thaur. Anton Haider wurde am 30. November 1903 in Absam geboren. Sein Vater, Max Haider, war Schneidermeister und Mesner in Absam bei Hall in Tirol. Nachdem Anton Haider seine Ausbildung zum Schlosser abgeschlossen hatte, übernahm er die Stelle des Pfarrmesners von seinem Vater. Er setzte sich für die Kirche und die Gemeinschaft ein und wurde für seine hilfsbereite Art geschätzt. Er betätigte sich bei der politischen Partei der Vaterländischen Front, wie zahlreiche seiner Absamer Kollegen und Freunde. Foto Mitglieder der VF in Absam (1936). Privatarchiv Schober Thaur. Anton Haider übte seine Tätigkeit als Pfarrmesner bis März 1938 aus, doch dann änderte sich die politische Situation in Österreich. An jenem schicksalhaften 12. März 1938 wurde er von einer Gruppe junger SA-Burschen im Alter von 15 bis 24 Jahren von seinem Zuhause abgeholt. Seine anwesenden Schwestern versuchten, ihn davon abzuhalten, mitzugehen, indem sie sagten: "Du wirst doch nicht mit diesen frechen Burschen mitgehen!" Doch Anton Haider antwortete geistesgegenwärtig: "Bitte, Schwestern, seid still, sonst nehmen sie euch auch noch mit!" Foto: Anton Haider (erster von links) beim Treffen der VF im Theresianum in Wien (Jänner 1938). Privatarchiv Schober Thaur. Anton Haider wurde verhaftet, nachdem ein Bewohner von Thaur ihn bei der NSDAP denunziert hatte, dass er im Jänner 1938 an einem Treffen der Vaterländischen Front in Wien im Theresianum teilgenommen hatte. Daraufhin wurde er zum Polizeiposten in Hall gebracht, der bereits von der Gestapo, SS und SA-Verbänden kontrolliert wurde. Man beschuldigte ihn, Waffen für einen Aufstand gegen die NSDAP hinter dem Altar der Basilika von Absam versteckt zu haben. Anton Haider wurde mehreren Verhören unterzogen und bis zum 2. April 1938 zusammen mit anderen Verhafteten im Polizeigefängnis in Hall festgehalten. In dieser schwierigen Zeit fanden er und andere Inhaftierte Mut und Trost durch den Besuch von Kooperator Josef Lambichler, Martin Berger und Dr. Paul Kathrein, die trotz der Bedrohung durch die NS-Machthaber nicht davon abgehalten wurden, ihnen Beistand zu leisten. Anton Haider wurde aufgrund seiner Mitgliedschaft bei der Vaterländischen Front denunziert. Allein wegen dieser politischen Zugehörigkeit kam es zur Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Dies verdeutlichte die harte Realität jener Zeit, in der eine solche Verhaftung auch die Deportation in ein Konzentrationslager zur Folge haben konnte. Foto: Eingang von einer Kirche mit Hakenkreuz Beschmierung. Privatarchiv Schober Thaur. Foto: Beschmierung eines Steines. Privatarchiv Schober Thaur. Nach seiner Entlassung aus dem Gerichtsgefängnis in Hall am 2. April 1938 kehrte Anton Haider zu seiner Familie in Absam zurück. Zu seiner Bestürzung erklärte ihm der dortige Pfarrer, dass er ihn nicht länger als Pfarrmesner beschäftigen könne, da er durch seine Inhaftierung politisch belastet sei. Dem Pfarrer antwortete Anton Haider: "Er habe die Mesnerei mit Handschlag übernommen, er halte sich daran und übe sie mit seiner Familie weiterhin aus." Auch in der Kriegszeit konnten so Verwandte die Vertretung übernehmen. Neben seiner bescheiden bezahlten Stelle als Mesner hatte Anton Haider einen kleinen Laden für katholische Votivgaben neben der Kirche in Absam. Die Nationalsozialisten zerstörten ihm die Fensterscheiben und die Einrichtung des Ladens. Von 1938 bis 1945 dienten die Räumlichkeiten den neuen Machthabern als Möbellager, während Anton Haider und seine Familie die wirtschaftlichen Folgen dieser Entscheidungen zu spüren bekamen. Im Jahr 1941 musste Anton Haider als Soldat zur Wehrmacht. Er befand sich bis zum Ende des Krieges auf jugoslawischem Kriegsgebiet. Im April 1945 entschied er, sich auf eigene Faust in die Heimat durchzuschlagen. Am Haller Friedhof wurde er von zwei Gendarmen überprüft. Er konnte keine gültigen Ausweispapiere vorzeigen, sodass er befürchtete, erschossen zu werden. Der jüngere der beiden wollte ihn festnehmen, aber der ältere, besonnenere Polizist erklärte Anton Haider, sich so schnell als möglich bei der nächsten Einheit in Absam/Eichat zu melden. An diesem Tag dankte er in Absam angekommen der Gottesmutter Maria für seine Errettung. Anton Haider konnte sich bis zum Kriegsende in Absam verstecken, sodass er den Zweiten Weltkrieg überlebte. Nach Ende des Krieges erhielt er seine Pfarrmesner Stelle und sein Geschäft zurück. Anton Haider betätigte sich am Wiederaufbau der Demokratie in Absam. Er war es auch, der sich für die Unabhängigkeit der Gemeinde von Solbad Hall einsetzte und sich für eine Volksabstimmung aussprach. Diese Abstimmung wurde im Jahr 1947 durchgeführt und sie ging mit überwiegender Mehrheit der Stimmen für die Unabhängigkeit Absams von Solbad Hall aus. Daraufhin war er langjähriger Gemeinderat und Vizebürgermeister der Gemeinde Absam. Foto Anton Haider. Privatarchiv Schober Thaur.
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