Inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges und unterdrückt von den Schergen des Nationalsozialis-tischen Regimes trafen sich am 13. Mai 1940 sechs Personen unter Leitung von Dr. Eduard Ludescher <Mitglied der illegalen Frundsberg> in dessen Gartenhaus in der (heutigen) Archengasse in Schwaz und haben dort an diesem Tag die Ferialis „Swatensia” (Suates, Schwaz) gegründet. Aus heutiger Sicht ein wahrlich tollkühnes Unternehmen, waren doch damals Schüler- und Studentenverbindungen seit dem „Anschluss“ Österreichs 1938 dem Regime ein Dorn im Auge und daher (wie auch der damaligen Ferialverbindung Frundsberg) verboten. Die Gründungsmitglieder, die später untrennbar mit der Frundsberg genannt werden müssen, waren:
Man verfolgte den Grundgedanken „Weg vom Großdeutschen Reich, hin zum alten Österreich”; dementsprechend (und der damaligen Zeit geschuldet) lautet der Leitspruch der Swatensen: tacitus-fidelis-fortis: tacitus: verschwiegen (wichtig in der Zeit der Illegalität), fidelis: treu, fortis: stark (für das alte Österreich). Geheime Treffen und Symbole Farben: Die Swatensia hat die Farben blau-weiß-grün und die blauen Mützen, die „Insignien” der damals sistierten Handelsakademie-Verbindung [HAK-Verbindung] Merkuria aus Innsbruck, „übernommen“. Aus diesem Grund ziert auch der Merkurstab (das Zeichen des Handelsgottes Merkur) die Swatensenfahne, die heute noch regelmäßig auf Veranstaltungen mitgetragen wird, Die Bänder wurden damals von Frau Martha Heiss durch einfaches Zusammennähen von blauen Stoffstreifen mit alten Schützenbändern (grün-weiss) erstellt. Die Burschenstrophe der Swatensia (Text von Franz Marchiodi v/o Loki) lautet: Herrlich blau wölbt sich der Himmel über unser Land Tirol, hell erglänzen Gletscherfirne in der weiten Ferne wohl, und auf grünen Matten stehet stolz die alte Frundsberg da, darum lasst uns froh verkünden: Blau weiß grün – Swatensia. VerbindungsablaufMan traf sich zwar zu studentischen Betrieben wie Tabakcolloquien oder Bierdörfer und Kneipen, jedoch musste dies geheim geschehen. So versteckte man sorgfältig alle Uniformen, das Bier wurde in Milchkannen zu den Veranstaltungen gebracht.
Im Nordosten von Schwaz, wo heute die Zufahrtsbrücke zur Autobahn steht, gab es früher im Inn eine kleine Insel, die durch eine Brücke mit dem rechten Ufer verbunden war. In einer Hütte auf diesem „Eierle“ traf man sich im Geheimen. Nach Berichten von Dr. Hermann Waldhart plante man, bereits vorbereitete Flugschriften gegen das NS-Regime zu verteilen, was zum Glück durch die besonnen Eltern noch rechtzeitig verhindert werden konnte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war die Studentenverbindung Frundsberg durch die jahrelange erzwungene Inaktivität zwar geschwächt, aber keineswegs aufgelöst. Bereits am 2. September 1945 wurde bei den Behörden der Besatzungsmacht eine Eingabe um Wiedergenehmigung der Frundsberg gestellt und es wurden Neuwahlen abgehalten. Da das damalige studentische Potenzial in Schwaz für zwei Studentenverbindungen nicht ausreichte, beide Verbindungen aber die gleiche ideologische Einstellung hatten und man sich ohnedies recht gut verstand, trat man ab Juli 1945 in Kooperationsgespräche, die am 16. Oktober 1945 mit der Eingliederung (Fusion) der Swatensia in die Frundsbergendeten: Wortlaut des historischen Fusions-Beschlusses: „Mit BC-Beschluss vom 16.10.1945 sind die Mitglieder e.v. Swatensia Schwaz in die Frundsberg aufgenommen worden. Die Bedingung, dass sie ihre Tradition innerhalb der Frundsberg weiterführen können, wurde akzeptiert. Das bedeutet allerdings, dass mit Ableben des letzten Swatensen die Swatensia nicht weitergeführt wird.“ Seit dieser Eingliederung stellen bei offiziellen Veranstaltungen der Frundsberg - gemäß der getroffenen Vereinbarungen - immer drei Frundsberger eine symbolische Abordnung der Swatensia (schwarze Uniformen mit blau-weiß-grünen Schärpen), um so die Verbundenheit der Frundsberg mit der Swatensia zu bekunden. Bei Kommersen erklingt auch die Burschenstrophe der Swatensia. Da diese Tradition mit dem Tod des letzten Swatensen zu erlöschen drohte, beschloss man im Jahr 2000, auch in Zukunft bei allen hochoffiziellen Veranstaltungen drei Swatensen-Chargierte zu stellen, um so die Erinnerung an die mutigen Bundesbrüder wachzuhalten. <Franz Marchiodi v/o Dr. cer. Loki verstarb am 27.2.2024 als letzter Swatenser und Frundsberger in Schwaz.> Dies ist auch der Grund, warum man in Schwaz bei offiziellen Anlässen immer wieder Studenten in Schwarz (ehem. Swatensen) und in Bordeauxfarben (Frundsberger) sieht. Beim Wiederaufbau des studentischen Verbindungslebens nach dem Krieg waren es vor allem die Swatensen, die aufgrund ihrer jüngeren Altersstruktur das Rückgrat der Frundsberg bildeten, sodass ab 1945/46 das Verbindungsleben wieder vollständig florierte. Allerdings schaute man sich auch genau an, wer in der NS-Zeit welche Haltung gezeigt hatte und welche Rolle er gespielt hatte. So wurden zum Beispiel alle Mitglieder im Offiziersrang vorgeladen und mussten sich rechtfertigen. Manches Mitglied wurde aufgrund seiner damaligen Einstellung auf Dauer entlassen.
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Historikerin-Ethnologin Archives
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