"Remembering the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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Spannungsfelder in Hall vor und während des Nationalsozialismus



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Hall vor dem Anschluss: Politische Lager, Repression und Kontinuitäten“

5/18/2025

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Blog Tensions in Hall before and during the National Socialism (EN)
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Bereits in den 1930er Jahren zeichnete sich in der Haller Bevölkerung ein Spannungsverhältnis ab, das sich in teils gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei, der paramilitärischen Heimatwehr und Anhängern der damals illegalen NSDAP-Ortsgruppe äußerte. Diese Konflikte fanden vor dem Hintergrund einer zunehmend autoritär geprägten Innenpolitik statt, die unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß maßgeblich verschärft wurde. Zu Beginn des folgenden Kapitels wird der Einfluss dieser politischen Entwicklungen auf die Gemeinde Hall analysiert.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen der Parteiverbote von SDAPÖ, KPÖ und NSDAP im Jahr 1934 und den Konsequenzen für die Haller Bevölkerung. Diese Ereignisse bilden nicht nur einen wichtigen Kontext für die Verhaftungen zahlreicher Haller Bürger*innen im März 1938, sondern werfen auch ein Licht auf mögliche Beweggründe für den späteren Widerstand Einzelner gegen das NS-Regime.
Gleichzeitig richtet sich der Blick auf Kontinuitäten innerhalb der lokalen Verwaltung und Polizei. Welche Funktionen oder Berufe hatten jene Personen inne, die als Opportunisten oder überzeugte Nationalsozialisten beschrieben werden können – sowohl vor dem „Anschluss“ als auch nach Kriegsende? Fanden sich einige von ihnen später erneut in politischen Ämtern wieder oder zogen sie sich aus der aktiven Parteipolitik zurück?
Diese Fragen verweisen auf die Komplexität lokaler Erinnerungskulturen und auf das Spannungsfeld zwischen Anpassung, Mitläufertum und Widerstand. Inwiefern beeinflussten die Handlungen einzelner Haller*innen in den 1930er Jahren die Ereignisse und Entwicklungen in den Jahren von 1938 bis 1945? Das Kapitel lädt zur Auseinandersetzung mit diesen vielschichtigen Zusammenhängen ein.

Politische Spannungen und soziale Herausforderungen in Hall in den 1930er Jahren

Das Zusammenleben in Hall in Tirol war in den 1930er Jahren von tiefgreifenden politischen und sozialen Spannungen geprägt. Die autoritäre Politik von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß sowie die allgemeine wirtschaftliche Notlage machten sich auch in der Kleinstadt bemerkbar.
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Nach den Gemeinderatswahlen im November 1928 setzte sich der Haller Gemeinderat aus mehreren politischen Lagern zusammen: Die Tiroler Volkspartei stellte mit 16 Mandaten die Mehrheit, gefolgt von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAPÖ) mit 8 Mandaten, einer gemeinsamen Liste der Großdeutschen und der Wirtschaftspartei mit 3 Mandaten sowie dem Reformbund mit einem Mandat.
Wichtige politische Funktionen nahmen unter anderem Anton Schlögl (Tabakhauptverleger) als Bürgermeister und Dr. Paul Kathrein (Rechtsanwalt) als 1. Vizebürgermeister für die Volkspartei ein. Innerhalb der 14 VP-Mandatare befanden sich Persönlichkeiten wie Josef Egg (Bürgerschuldirektor), Ludwig Walder (Schuhmachermeister), Josef Dosch (Postoberoffizial) und Dr. Viktor Schumacher (Arzt) – Männer, die später zwischen 1938 und 1945 dem Haller Widerstand angehörten.

Auf Seiten der Sozialdemokraten war Johann Schittelkopf als 2. Vizebürgermeister ein zentraler Akteur im späteren Kampf gegen das NS-Regime. Im Gegensatz dazu wird sein Parteikollege Josef Waldert in einem zeitgenössischen Schreiben kritisch erwähnt. In einem Brief an den Bürgermeister von Hall, Ing. Bauer, heißt es:
„Ich glaube, dass Sie über die Person Herrn Ignaz Letfühs sehr unrichtig informiert sind und dass Sie als der leitende Kommissar Bürgermeister sich die Sache genauer untersuchen, bevor Sie das Wort ‚Kommunist‘ bestätigen und weiterverbreiten. Dieser Vorwurf ist unwahr und vollkommen aus der Luft gegriffen. [...] Aushilfsweise hat lediglich der seinerzeit sozialdemokratische Gemeinderat Waldert Josef hin und wieder bei ihm gearbeitet, der ihm jedoch bei der damals in seinem Betriebe getätigten nationalsozialistischen Propaganda in jeder Weise behilflich war und gewollt oder ungewollt sich bei der Förderung des nationalsozialistischen Gedankens unterstützte.“[1]

Dieser Ausschnitt macht bereits deutlich, wie ambivalent das Verhältnis vieler Haller Bürger*innen zur NSDAP war – geprägt von Zustimmung, Mitwirkung, aber auch Ablehnung. Gleichzeitig stand die Stadtführung unter dem Druck, auf die wirtschaftliche Not zu reagieren. Große Teile der Bevölkerung litten unter Armut. Als Reaktion darauf beschloss der Gemeinderat im Februar 1933 die Ausgabe von Gutscheinen für Bedürftige und Bettelnde in Hall – ein Versuch, der sozialen Krise mit lokalen Maßnahmen zu begegnen.
 


[1] StAH, Karton Miscellania NS-Zeit 1938 – 1945, handschriftlicher Brief von Frau Amalia Perthold, wohnhaft in Solbad Hall-Rosengasse Nr. 23, Telefon 183 an BGM. Bauer, Betreff: Ersuchen um eine Aussprache, vom 25. Jänner 1939.

Soziale Not, Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Maßnahmen in Hall (1930–1938

In den frühen 1930er Jahren war die Stadt Hall in Tirol stark von der wirtschaftlichen Krise betroffen. Die zunehmende Verarmung großer Teile der Bevölkerung zwang die Stadtregierung zum Handeln. Unter der Leitung von Dr. Viktor Schumacher organisierte die Gemeinde im Winter 1933/34 eine groß angelegte Winterhilfsaktion, deren Ergebnisse in seinem Bericht zum Armenwesen eindrucksvoll dokumentiert sind:
„Winterhilfe 1933/34 – Abrechnung
Zeitraum 1.12.1933 bis 15.3.1934; 446 Parteien bzw. 1.125 Personen musste die Winterhilfe gewährt werden. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs von 186 Parteien oder 465 Personen. Auch im Winter 1933/34 wurde das Hauptgewicht auf die Ausspeisung und die Abgabe von Heizmitteln verlegt. Die städtische Notstandsküche hat in 31 Monaten nicht weniger als 18.947 Mahlzeiten (Mittag- und Abendessen) ausgegeben – täglich rund 170 Portionen.“
Die Unterstützung war nicht nur auf städtische Mittel beschränkt – zahlreiche Firmen aus Hall und Innsbruck leisteten mit Naturalspenden einen wichtigen Beitrag zur Linderung der Not. Darunter:
  • Fa. Rauch (Mühlau): 800 kg Polentamehl
  • Vereinigte Brauereien: 800 kg Bruchreis
  • Fa. Schindler (Innsbruck): 100 kg Marmelade
  • Bundesforste: 12 m³ Brennholz
  • Arbeiterkammer Innsbruck: 5 t Kohle
  • Fa. Josef Recheis (Hall): 125 kg Teigwaren
  • Land Tirol: 100 kg Malzkaffee
  • Weitere lokale Spender (Gollner, Scartezzini, Wedl, Zwick, Neuner, Haller Bäcker)[1]
Bei einer damaligen Einwohnerzahl von etwa 7.000 Menschen war die Hilfe für über 1.100 Personen ein bedeutender sozialer Eingriff. Allein im Winter 1933/34 erhöhte sich die Zahl der Hilfsbedürftigen um 446 Personen – ein drastischer Anstieg, der die Gemeinde zu weiteren Maßnahmen zwang.
Neben der karitativen Unterstützung versuchte die Stadt auch durch Beschäftigungsprogramme gegenzusteuern. Doch trotz dieser Bemühungen blieb die Arbeitslosigkeit hoch. In einer Gemeinderatssitzung vom 28. Februar 1938 heißt es unter Punkt 2:

„Produktive Arbeitslosenfürsorge: Der Bürgermeister verliest die aufrechte Erledigung unseres Ansuchens wegen der Straßenbauten in Hall im Jahre 1938. Wird zustimmend zur Kenntnis genommen. Es ist zu trachten, mit den Arbeiten bereits Anfang März zu beginnen.“[2]

Ein weiterer wirtschaftspolitischer Hoffnungsträger war der Tourismus. Die Stadt setzte auf den Kurbetrieb und den Ausbau der Infrastruktur: Am 9. Juni 1930 wurde das Kurmittelhaus feierlich eröffnet, gleichzeitig genehmigte man den Bau eines Stadthotels, errichtet durch Fritz Seeber nach Plänen des renommierten Architekten Lois Welzenbacher. Der Ausbau des Wintertourismus sollte Hall zu einem Ort mit zwei touristischen Saisonen machen.
Doch trotz dieser Investitionen blieb der große touristische Erfolg aus. Einerseits belastete die 1933 eingeführte "1000-Mark-Sperre" – eine Einreisegebühr für Reichsdeutsche – den Fremdenverkehr erheblich. Andererseits konnte Hall mit seinen Angeboten nicht ausreichend mit anderen Tiroler Gemeinden konkurrieren, denen es gelang, vom allgemeinen touristischen Aufschwung zu profitieren. Fehlende Attraktionen sowie eine schwache touristische Positionierung verhinderten eine nachhaltige Erholung der lokalen Wirtschaft.[3]


[1] StAH, GR-Protokolle, Beilage - Bericht über die Winterhilfe, Hall in T. 28.Juli 1934, Schreiben vom Obmann des Armenrates Dr. Schumacher an den BGM. von Hall in T.

[2] StAH, GR-Protokoll, Niederschrift vom 25.II. 1938, 4. Stadtratssitzung, 2. Antrag.

[3] StAH, GR-Protokoll, Oktober 1932, S. 53.
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    ​BA MA MA

    Historikerin-Ethnologin
    ​female historian-female ethnologist
     

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    ​Stadtarchiv Hall in Tirol 

    May 2025

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