Josef Egg war seit den 1930er Jahren Mitglied des Haller Gemeinderats. In seiner beruflichen Funktion als Direktor der Haller Knaben-Bürgerschule stand er in engem Kontakt mit zahlreichen Eltern, Lehrern und Angehörigen. Sein öffentliches Wirken zeigt, wie viel persönlicher Mut erforderlich war, um sich einem Unrechtsregime zu widersetzen: Er verweigerte sowohl den geforderten Eid auf Adolf Hitler als auch den Beitritt zur NSDAP. Zunächst leistete Josef Egg passiven Widerstand, indem er es ablehnte, dem NS-Regime zu dienen. Bereits ab Herbst 1938 ging er jedoch zum aktiven Widerstand über, als er sich aufgrund der Sanktionen der Machthaber weigerte, Jugendliche im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu unterrichten. Seine Biografie steht exemplarisch für den zunächst passiven, zivilen Widerstand, den er aus tiefem katholischen Glauben heraus leistete. Foto: Josef Egg (1941). In Privatarchiv Claudia Weiler Hall in Tirol. Josef Egg NS-Widerstand 1938 - 1945Josef Egg wurde vom 13. März bis zum 12. April 1938 von der Gestapo in Schutzhaft genommen, da er sich weigerte, der NSDAP beizutreten und den Eid auf Adolf Hitler abzulegen. In der Folge wurde er als Direktor und Lehrer der Knaben-Bürgerschule in Hall sowie als Leiter der Fortbildungsschule in Hall in Tirol abgesetzt. Ab Herbst 1938 bis 1939 unterrichtete Egg als Hauptschullehrer mit gekürzten Bezügen in Landeck, von 1939 bis 1942 in Telfs. Während dieser Zeit stand er unter ständiger Beobachtung der Gestapo, durfte seinen Aufenthaltsort nicht verlassen und wurde regelmäßig überwacht. Trotz dieser Repressalien entschied sich Josef Egg, aktiv Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten. Er gründete in Landeck und Telfs mit Gleichgesinnten aus der Lehrerschaft antinationalsozialistische Widerstandsgruppen. Im Jahr 1943 wurde Josef Egg wieder nach Solbad Hall versetzt. Dort schloss er sich unmittelbar der Haller Widerstandsgruppe um Anton Haller an. Ein Schwerpunkt seiner Widerstandstätigkeit war die Aufklärung der Jugend im antinationalsozialistischen Sinn, ein zentrales Ziel der Haller Widerstandsbewegung, das er konsequent verfolgte. Foto: Familie Josef Egg (in der Mitte des Bildes), die Zwillinge Otto und Josef (links), die Mutter Anna geb. Bliem und der älteste Sohn Franz anlässlich des silbernen Hochzeitsjubiläums am 28. November 1941, in: Privatarchiv Claudia Weiler Hall in Tirol. Neben den schweren Repressionen durch die NS-Behörden musste Josef Egg den Verlust seiner beiden Zwillingssöhne ertragen: Otto Egg (1923–22. Mai 1943, gefallen in Nadino, Russland) und Josef Egg (1923–8. Februar 1944, gefallen in Nikopol, Russland) verloren ihr Leben im Zweiten Weltkrieg. Foto Städtischer Friedhof Hall in Tirol. In Privatarchiv E. Walder Hall in Tirol. Josef Egg 1945 - 1958Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Josef Egg als Direktor der Knaben-Bürgerschule in Hall rehabilitiert und wieder in sein Amt eingesetzt. Ab 1947 war Schulrat Josef Egg im Haller Gemeinderat tätig, wo er sich insbesondere im Dienst- und Rechtsausschuss engagierte. Anlässlich seines Ablebens wurde in den öffentlichen Nachrufen seine Widerstandstätigkeit während der Jahre 1938 bis 1945 nicht erwähnt. Diese Auslassung entspricht der damals in Österreich weit verbreiteten Praxis, Widerstandstätigkeiten gegen das NS-Regime in der öffentlichen Berichterstattung nicht zu thematisieren. Fiducit |
Autorin
|
Proudly powered by Weebly