Die Widerstandsgruppe um Dipl.-Ing. Anton v. Hradetzky formierte sich im Raum Innsbruck und Hall in Tirol aus ehemaligen hohen Verwaltungsbeamten, Juristen, Technikern und Intellektuellen, die bereits vor 1938 in führenden Positionen tätig waren. Viele von ihnen waren nach dem „Anschluss“ aus dem Staatsdienst entlassen oder inhaftiert worden. Ihr Widerstand gegen das NS-Regime war vor allem geistiger und organisatorischer Natur: In regelmäßigen Treffen bereiteten sie eine politische Neuordnung Österreichs vor. In den letzten Kriegstagen leistete die Gruppe aktiven Widerstand und spielte eine zentrale Rolle bei der friedlichen Übergabe der Tiroler Landesverwaltung. IntroductionThe resistance group surrounding Dipl.-Ing. Anton v. Hradetzky emerged in the Innsbruck and Hall in Tirol region and consisted of former senior civil servants, legal experts, engineers, and intellectuals—many of whom had held leading roles before 1938. After Austria's annexation by Nazi Germany, several members were dismissed from public service or imprisoned. Their resistance took the form of intellectual and organizational opposition: through regular meetings, they developed ideas for Austria’s democratic renewal. In the final days of the war, the group took active steps to secure a peaceful transition of administrative power in Tyrol. Dipl.-Ing. Anton von Hradetzky Widerstandsorganisator, Ingenieur, Verwaltungsbeamter Bereits in der Ersten Republik war Hradetzky politisch aktiv und überlebte 1934 ein Bombenattentat von Nationalsozialisten in seiner Wohnung. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er verhaftet und aus dem Staatsdienst entlassen. In der NS-Zeit baute er ein breites Netzwerk des geistigen und politischen Widerstands in Tirol auf. Er koordinierte Kontakte zwischen früheren Politikern, Beamten, Akademikern und Angehörigen unterschiedlicher politischer Lager. Im April/Mai 1945 spielte er eine zentrale Rolle bei der Übernahme des Landhauses in Innsbruck durch die Widerstandsbewegung. Dr. Leo Praxmarer (1910–1983 Jurist, Beamter, Widerstandskämpfer 1938 aus dem Staatsdienst entlassen, engagierte sich Praxmarer im engeren Kreis um Hradetzky. Er war an zentralen Treffen beteiligt und arbeitete aktiv an der Vorbereitung der politischen Wende mit. In den letzten Kriegstagen verhandelte er mit hochrangigen Verwaltungsbeamten und versuchte eine geordnete Übergabe der Tiroler Verwaltung zu sichern. Nach 1945 war er als Beamter in Tirol tätig. Dr. Anton Klotz (1889–1961)Jurist, Journalist, ehemaliger KZ-Häftling Nach seiner Rückkehr aus dem KZ Buchenwald am 8. Mai 1941 schloss sich Klotz der Gruppe um Hradetzky und dem Widerstand in Hall in Tirol an. Er wohnte in Hall in Tirol (Fuxmagengasse 25) und war mit Dr. Ernst Verdross befreundet. Aufgrund seiner klaren antinationalsozialistischen Haltung wurde er 1945 von den Alliierten zum Gründungschefredakteur der Tiroler Tageszeitung ernannt, die er bis zu seinem Tod 1961 leitete. Dr. Ernst Verdross (1892–1963)Jurist, Magistratsbeamter in Hall in Tirol, ehemaliger KZ-Häftling Verdross war als Jurist im Magistrat Hall tätig und wurde aufgrund seiner Haltung gegenüber dem NS-Regime verfolgt und im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Nach seiner Rückkehr engagierte er sich nicht nur im monarchistischen Widerstand, sondern auch im Widerstand von Anton Haller in Hall in Tirol und gemeinsam mit Dr. Anton Klotz im Widerstandskreis um Dipl.-Ing. Hradetzky. Gemeinsam mit weiteren früheren politischen Weggefährten arbeitete er an der geistigen Vorbereitung für den politischen Umbruch in Tirol. Verdross' juristische Erfahrung floss in die Überlegungen über eine zukünftige demokratische Verwaltung mit ein. Er war der Bruder des bekannten Völkerrechtlers Dr. Alfred Verdross (1890–1980). Dir. Ing. Wilfried EggerIngenieur, Verwaltungsbeamter Auch Egger wurde 1938 aus dem Staatsdienst entfernt. Er war ein enger Vertrauter von Hradetzky, bei dem viele Treffen stattfanden. Als technisch versierter und administrativ erfahrener Mann unterstützte er die organisatorische Arbeit des Widerstandskreises, insbesondere im Bereich der Kommunikation und Koordination in den Bezirken. Dr. Anton Melzer (1898–1951)Jurist, Politiker, Bürgermeister von Innsbruck Nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst 1938 war Melzer ein aktives Mitglied des Hradetzky-Kreises. Er wurde 1943 verhaftet und war bis Kriegsende in Haft. Nach der Befreiung wurde er erster demokratisch ernannter Bürgermeister von Innsbruck nach dem Krieg und war eine zentrale Figur beim Wiederaufbau der Stadt. Dr. Robert Skorpil (1894–1985)Richter, Schriftsteller, Kulturpolitiker Skorpil war in der Ersten Republik als Jurist und Kulturfunktionär tätig. Nach 1938 inhaftiert, schloss er sich später dem Widerstand an. Seine Interessen galten auch der politischen und kulturellen Erneuerung Österreichs. Er brachte juristisches Wissen und kulturpolitisches Denken in die Diskussionsrunden der Gruppe ein. Prof. Dr. Franz Mair (1910–1945)Lehrer, Pädagoge, Widerstandskämpfer
Dr. Mair engagierte sich besonders für die politische Bildung der Jugend. Er war in der Gruppe der „jungen Aktivisten“ um Karl Gruber tätig und unterstützte auch die Gruppe um Hradetzky. Beim militärischen Einsatz zur Befreiung des Innsbrucker Landhauses am 3. Mai 1945 wurde er erschossen – als einer der letzten Tiroler NS-Widerstandskämpfer, die ihr Leben für die Freiheit gaben.
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