Die Nibelungia ist eine Studentenverbindung, die in Hall in Tirol im Jahr 1926 gegründet wurde. Anton Dosch schloss sich der Nibelungia bereits als Student am Franziskaner Gymnasium an. Er war deren erster Chronist, deren Chronik er auch während der nationalsozialistischen Ära trotz Strafandrohung weiterführte. Anton Dosch hatte den Mut, in dieser Chronik Aussagen zu schreiben, die ihn bei einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo in Gefahr gebracht hätten. Trotz dieses Risikos schrieb er seine Einträge von 1938 bis 1945 weiter. Die Studentenverbindung Nibelungia umfasste im März 1938 in Solbad Hall folgendes aktives Chargen-Kabinett: Franz Obholzer (1920–2005) vulgo Sigurt, Herbert Egger (1920–1994) vg. Armin und als FM Michael Sojer (1920–2016) vg. Locki. Als Philister Chargen wurden am 23. September 1938 gewählt: Phil. Dr. Matthias Pahle (1905–1953) vg. Hagen, Phil. Karl Weber (1915–1967) vg. Schlauch und als Kassier und Schriftführer Anton Dosch (1914–1979) vg. Tell. Die Studentenverbindung der Nibelungia war bereits im Jahr 1932 antinationalsozialistisch eingestellt, wie nachstehende Fotos zeigen. (Höttinger Saalschlacht) Am 10. Juni 1938 musste sich die Nibelungia als Verein auflösen und das Vermögen wurde von der NSDAP eingezogen. Bei Anton Dosch als Schriftführer und Chronist erschien die Gestapo, Polizei und NS-Parteiangehörige, um ihn zu nötigen, die Namen und Adressen seiner Bundesbrüder zu nennen. Dazu schrieb er in die Chronik: „Zu mir ins Haus kommen immer wieder Anfragen von Gestapo- Polizei – Partei usw. über die ehemalige Nibelungia – die sollten wissen, dass wir auch heute noch in unverbrüchlicher Treue zusammenhalten – da würde wohl dieser ganze reaktionäre Komplott nach Dachau marschieren – aber bis dato ist es mir immer gelungen, die Brüder irgendwie blind zu schlagen! Unsere Fahne sollen diese Schweine nie beschmutzen können!! Sie kommen nicht nur offen als Hyänen, um uns zu zerreißen – sie kommen auch im Schafspelz wie das beigeheftete Schreiben zeigt! Für uns gilt aber nur eines und das ist auch unser Kampfruf gegen die braunen Henker: „Für die Heimat – Für den Freund – und unsere Heimat heißt nie „Großdeutschland“, unsere Heimat heißt „Österreich-Tirol“! Foto Anton Dosch. Privatarchiv der Studentenverbindung Nibelungia Hall in Tirol. Siehe Blogbeitrag Anton Dosch. Weitere Mitglieder der Nibelungia im WiderstandFoto: Hofrat Dr. Adolf Rauch. Privatarchiv Dr. Paul Torggler. Hofrat Dr. Adolf Rauch (1914- 2006) Adolf Rauch wurde 1914 im Tiroler Lechtal in einer bäuerlichen Familie geboren. Ab 1926 besuchte er das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol. 1931 wurde er Mitglied der katholischen Mittelschulverbindung Nibelungia. Nach der Matura 1935 absolvierte er das Einjährig-Freiwilligenjahr beim österreichischen Bundesheer und begann gleichzeitig sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck. Am 17. Oktober 1935 trat er der Studentenverbindung Vindelicia in Innsbruck bei. Im März 1938 opponierte Adolf Rauch aktiv in der Vindelicia gegen die nationalsozialistischen Übergriffe auf die Studentenverbindung. Er rettete Verbindungseigentum vor den Nationalsozialisten, indem er die Verbindungsfahne und andere Besitztümer in einem großen Koffer ins Lechtal transportierte und dort im bäuerlichen Anwesen unter einem großen Heuhaufen versteckte. Diese Tat wurde jedoch verraten und Adolf Rauch wurde im Herbst 1938 mit einem Schulverbot belegt und in Innsbruck inhaftiert. Mit einer SS-Eskorte wurde er nach Elbigenalp gebracht, wo er den Koffer der SS übergeben musste. Nach einem weiteren Arresttag wurde er dem Richter vorgeführt. Seine Freilassung verdankte er dem Umstand, dass der Leiter der Sonderkommission sein Bekannter aus der Einjährig-Freiwilligen Zeit beim österreichischen Bundesheer war. Es wurde auch das Studienverbot aufgehoben. Im Jahr 1945 gelang ihm die Flucht aus einem Gefangenlager der Partisanen in Jugoslawien und er konnte nach Tirol zurückkehren. Dr. Adolf Rauch verstarb am 15. September 2006 im Alter von 93 Jahren in Innsbruck. Dr. Matthias Pahle v/o Hagen Dr. jur. Oberfinanzrat, Stadtrat in Innsbruck Geboren 12.10. 1905 in Brixlegg Gestorben 10.5. 1953 in Innsbruck Aktivenzeit 1922-1928 TMV – Ehrenschild 1951 CV-Austria Ibk.; TMV – Nibelungia Hall-Mitbegründer (Dr.cer.) siehe Blogbeitrag Dr. Matthias Pahle Foto Dr. Matthias Pahle. Privatarchiv der Studentenverbindung Nibelungia Hall in Tirol. Ing. Carl Hirnschrott (1907- 1981) Der Südtiroler Carl Hirnschrott besuchte das Gymnasium in Meran. Nach der Übersiedlung seiner Familie nach Innsbruck im Jahr 1919 absolvierte er dort die Realschule. Er war Mitglied der Studentenverbindung Nibelungia in Hall in Tirol. Nach dem 12. März 1938 wurde er von den Nationalsozialisten aufgrund seiner Mitgliedschaft in der christlichen Gewerkschaft aus dem Post-Dienst entlassen. Es kam zu einer Hausdurchsuchung, jedoch konnte kein belastendes Material sichergestellt werden. Am 22. März 1938 wurde er wieder in den Postdienst eingestellt, jedoch auf einer niedrigen Position. Ab dem Sommer 1943 wurde er im Reichspostzentralamt in Berlin eingesetzt. 1943 gründete TTI Ing. Carl Hirnschrott eine spezielle Nachrichtengruppe bestehend aus österreichischen Reichspostangehörigen. Carl Hirnschrott leitete seit Herbst 1943 die Störleitstelle Berlin-Beelitz und nutzte sie als Zentrum des Widerstands, auch für die Gruppe Post in Innsbruck. Carl Hirnschrott kehrte am 17. April 1945 nach Innsbruck zurück und übernahm am 18. April 1945 die Widerstandsgruppe Post. Unter seiner Leitung erhielt die Gruppe den wichtigen Auftrag, die Fernmeldeanlagen zu schützen und einen Abhördienst einzurichten. Siehe eigener Blogeintrag Anton Walder NS-Widerstand 1938-1945, Widerstandsgruppe Post in Innsbruck) Dr. Nikolaus Pfeifauf (1910-1971) Dr. Hermann Blassnig und Dr. Nikolaus Pfeifauf hielten in Solbad Hall heimliche Sing- und Gebetsstunden mit katholischen Jugendlichen ab, bei denen Predigten von Bischof Galen übermittelt wurden. Die nationalsozialistischen Behörden betrachteten diese Aktivitäten als illegal und verhafteten beide durch die Gestapo am 26. Oktober 1941. Nach drei Tagen scharfer Verhöre wurden sie unter strenger Beobachtung entlassen. siehe Blogbeitrag Dr. Nikolaus Pfeifauf Foto Sterbebild Dr. Nikolaus Pfeifauf. Diözesanarchiv Innsbruck. Plattner Anton O.Präm. (1906 - 1958) Chorherr von Wilten, Stadtpfarrer in Ibk. Amras TMV-Amelungia; TMV-Nibelungia Hall; CV-Vindelicia Ibk. Anton Plattner, ein katholischer Priester aus Hall in Tirol, predigte in seinen Gottesdiensten gegen den Nationalsozialismus. Er kritisierte die Unterdrückung der Kirche durch die Nazis und die Gleichschaltung Österreichs mit dem Deutschen Reich. Es erfolgten Hausdurchsuchungen und schikanöse Behandlungen durch die Gestapo. Am 1. Juli 1939 wurde Plattner von der Gestapo festgenommen und in das Polizeigefängnis in Innsbruck gebracht. Dort wurde er verhört und bis zum 27. September 1939 festgehalten. Im Jahr 1940 wurde Anton Plattner wegen unerlaubter kirchlicher Sammlungen vor Gericht gestellt. Plattner wurde vorgeworfen, dass er das Reichsschriftums- Gesetz durch Druck von Gebetszetteln übertreten habe. Bei der Hauptverhandlung am 1. November 1940 wurde er freigesprochen. Im Jahr 1941 wurde Anton Plattner zusammen mit Msgr. Michael Weisskopf (1890-?), Leiter des Seelsorgeamtes in Innsbruck, vom 18. April 1941 bis zum 1. Mai 1941 im Polizeigefängnis in Innsbruck wegen Entwendung des Waldrast-Gnadenbildes inhaftiert. Foto: Anton Plattner O.Präm. Wopfner Helmut (Hrsg.), Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888- 1998, Hall in Tirol 1998, S. 156. Am 10. Mai 1945 wurde die Chronik der Nibelungia von Anton Dosch wieder fortgesetzt.
Ein Bundesbruder schrieb in die Chronik: Die anderen sagen: „Sie sind nicht mehr, die sich genannt „Nibelungen“ zerfetzt ist ihr Wappen, die Halle ist leer das Nichts hat sie wieder verschlungen! Täuscht, Henker, Euch nicht! Wir sind nicht tot Wenn heute auch glaubt ihr zu siegen Wir kennen den Kampf, wie kennen die Not Wir kennen auch Eure Lügen! Wir kehren zurück und sprengen die Macht Gefesselter Hände Ketten. Wir schreiten durch Elend, Kerker und Nacht Den Freund und die Heimat zu retten! Wir retten Euch Brüder – aus Henkershand, Wir retten Dich herrliches Ostmarkland.
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