Wappen der Nibelungia Hall. Online unter: https://www.nibelungia-hall.com/wappenvector2021.png (Stand: 9.6..2025). Die Nibelungia zu Hall in Tirol – Eine Studentenverbindung im Widerstand Die K.ö.St.V. Nibelungia wurde 1926 in Hall in Tirol als katholische Studentenverbindung gegründet. Zu ihren frühen Mitgliedern zählte Anton Dosch, der sich bereits während seiner Schulzeit am Franziskanergymnasium der Verbindung anschloss. Als erster Chronist der Nibelungia führte er die Vereinschronik auch während der NS-Zeit weiter – trotz drohender Verfolgung. Mit bemerkenswertem Mut dokumentierte Dosch Ereignisse und Haltungen, die bei einer Entdeckung durch die Gestapo zu seiner Verhaftung hätten führen können. Dennoch setzte er die Chronik von 1938 bis 1945 fort und bewahrte so das Erbe der Verbindung in dunkelster Zeit. Das Chargenkabinett der Nibelungia im März 1938Zum Zeitpunkt des „Anschlusses“ Österreichs bestand der aktive Vorstand der Nibelungia in Solbad Hall aus:
Nach der erzwungenen Auflösung der Verbindung wählten die Alten Herren (Philister) neue Vertreter:
Höttinger Saalschlacht 1932Die Höttinger Saalschlacht war ein politisch motivierter, gewaltsamer Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten am 15. Oktober 1932 im Innsbrucker Stadtteil Hötting. Sie zählt zu den heftigsten Auseinandersetzungen der Ersten Republik in Tirol und war Ausdruck der eskalierenden politischen Spannungen zwischen den Lagern der politischen Rechten (v. a. NSDAP) und der Linken (v. a. SDAP) in der Endphase der Demokratie in Österreich. Hintergrund
Die Studentenverbindung der Nibelungia war bereits im Jahr 1932 antinationalsozialistisch eingestellt, wie nachstehende Fotos der "Höttinger Saalschlacht" zeigen. Am 10. Juni 1938 musste sich die Nibelungia als Verein auflösen und das Vermögen wurde von der NSDAP eingezogen. Foto Anton Dosch. Privatarchiv der Studentenverbindung Nibelungia Hall in Tirol. "Die Verfolgung der Nibelungia - Anton Doschs trotzige Chronik" Bei Anton Dosch als Schriftführer und Chronist erschien die Gestapo, Polizei und NS-Parteiangehörige, um ihn zu nötigen, die Namen und Adressen seiner Bundesbrüder zu nennen. Dazu schrieb er in die Chronik: „Zu mir ins Haus kommen immer wieder Anfragen von Gestapo- Polizei – Partei usw. über die ehemalige Nibelungia – die sollten wissen, dass wir auch heute noch in unverbrüchlicher Treue zusammenhalten – da würde wohl dieser ganze reaktionäre Komplott nach Dachau marschieren – aber bis dato ist es mir immer gelungen, die Brüder irgendwie blind zu schlagen! Unsere Fahne sollen diese Schweine nie beschmutzen können!! Sie kommen nicht nur offen als Hyänen, um uns zu zerreißen – sie kommen auch im Schafspelz wie das beigeheftete Schreiben zeigt! Für uns gilt aber nur eines und das ist auch unser Kampfruf gegen die braunen Henker: „Für die Heimat – Für den Freund – und unsere Heimat heißt nie „Großdeutschland“, unsere Heimat heißt „Österreich-Tirol“! (Siehe Blogbeitrag: 43 Anton Dosch) Am 10. Mai 1945 wurde die Chronik der Nibelungia von Anton Dosch wieder fortgesetzt: Ein Bundesbruder schrieb in die Chronik: Die anderen sagen: „Sie sind nicht mehr, die sich genannt „Nibelungen“ zerfetzt ist ihr Wappen, die Halle ist leer das Nichts hat sie wieder verschlungen! Täuscht, Henker, Euch nicht! Wir sind nicht tot Wenn heute auch glaubt ihr zu siegen Wir kennen den Kampf, wie kennen die Not Wir kennen auch Eure Lügen! Wir kehren zurück und sprengen die Macht Gefesselter Hände Ketten. Wir schreiten durch Elend, Kerker und Nacht Den Freund und die Heimat zu retten! Wir retten Euch Brüder – aus Henkershand, Wir retten Dich herrliches Ostmarkland. Weitere Mitglieder der Nibelungen im NS-Widerstand:Foto: Hofrat Dr. Adolf Rauch. Privatarchiv Dr. Paul Torggler. Hofrat Dr. Adolf Rauch (1914- 2006) Kurzbiografie
Dr. Matthias Pahle (1905 - 1953) Kurzbiografie
Foto Dr. Matthias Pahle. Privatarchiv der Studentenverbindung Nibelungia- MKV Hall in Tirol. TTI-Ing. Carl Hirnschrott (1907- 1981)Carl Hirnschrott – Kurzbiografie
*(Quellenverweis: Blog 46 Anton Walder, NS-Widerstand 1938-1945, sowie Blog „Ing. Hirnschrott“.)* Dr. Nikolaus Pfeifauf (1910-1971) Dr. Hermann Blassnig und Dr. Nikolaus Pfeifauf hielten in Solbad Hall heimliche Sing- und Gebetsstunden mit katholischen Jugendlichen ab, bei denen Predigten von Bischof Galen übermittelt wurden. Die nationalsozialistischen Behörden betrachteten diese Aktivitäten als illegal und ließen beide von der Gestapo am 26. Oktober 1941verhaften. Nach drei Tagen scharfer Verhöre wurden sie unter strenger Beobachtung entlassen. siehe Blogbeitrag Dr. Nikolaus Pfeifauf und Dr. Hermann Blassnig Foto Sterbebild Dr. Nikolaus Pfeifauf. Diözesanarchiv Innsbruck. Plattner Anton O.Präm. (1906 - 1958)Chorherr von Wilten, Stadtpfarrer in Ibk. Amras TMV-Amelungia; TMV-Nibelungia Hall; CV-Vindelicia Ibk. Anton Plattner, ein katholischer Priester aus Hall in Tirol, predigte in seinen Gottesdiensten gegen den Nationalsozialismus. Er kritisierte die Unterdrückung der Kirche durch die Nazis und die Gleichschaltung Österreichs mit dem Deutschen Reich. Es erfolgten Hausdurchsuchungen und schikanöse Behandlungen durch die Gestapo. Am 1. Juli 1939 wurde Plattner von der Gestapo festgenommen und in das Polizeigefängnis in Innsbruck gebracht. Dort wurde er verhört und bis zum 27. September 1939 festgehalten. Im Jahr 1940 wurde Anton Plattner wegen unerlaubter kirchlicher Sammlungen vor Gericht gestellt. Plattner wurde vorgeworfen, dass er das Reichsschriftums- Gesetz durch Druck von Gebetszetteln übertreten habe. Bei der Hauptverhandlung am 1. November 1940 wurde er freigesprochen. Im Jahr 1941 wurde Anton Plattner zusammen mit Msgr. Michael Weisskopf (1890-?), Leiter des Seelsorgeamtes in Innsbruck, vom 18. April 1941 bis zum 1. Mai 1941 im Polizeigefängnis in Innsbruck wegen Entwendung des Waldrast-Gnadenbildes inhaftiert. Foto: Anton Plattner O.Präm. Wopfner Helmut (Hrsg.), Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888- 1998, Hall in Tirol 1998, S. 156. Juni 2023 - Erinnerung an den NS-Widerstand der K. Ö. ST.V. Nibelungia in Hall in TirolPhilisterbrief, Juni 2023. In: Privatarchiv Elisabeth Walder Hall in Tirol.
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