Foto: Obere Sakristei St. Nikolaus Pfarrkirche Hall in Tirol. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Im Jahr 1938 diente die obere Sakristei als Treffpunkt des ersten Widerstandskreises gegen die Nationalsozialisten, der von jungen Katholiken wie Dr. Walter Krajnc (1916-1944), Peter (1925–2012) und Michael Zwetkoff (1923–2002), Martin Berger (1885–1953) und Dr. Matthias Pahle (1905–1953) angeführt wurde. In der Nacht vom 23. März auf den 24. März 1939 wurde die Gruppe denunziert, von der Gestapo verhaftet, verhört und misshandelt. Die Jugendlichen, die sich in der oberen Sakristei der Haller Pfarrkirche trafen, hatten einen klaren Wahlspruch "Trotz Verbot nicht tot!" Unter ihnen befand sich auch Katechet Ivo Zeller-Uchatius (1912–1942), der die Gruppe unterstützte und mit ihnen gemeinsam für ihre Überzeugungen eintrat. Die Festnahmen und Beschränkungen bestärkten die jungen Leute noch in ihrem Vorhaben den NS-Staat zu bekämpfen. Dieser Gruppe schlossen sich weitere Jugendliche an, wie Otto Vogth, Otto Grünmandl (1924–2000), Ernst Corazza und Franz Niederwolfsgruber (1928–2012). Im Jahr 1939 wurden die älteren Mitglieder des Widerstandskreises, wie Dr. Walter Krajnc und Dr. Matthias Pahle zur Wehrmacht eingezogen und konnten in Solbad Hall nicht mehr aktiv am Widerstand teilnehmen. Jedoch setzten die jüngeren Mitglieder, wie Michael und Peter Zwetkoff den Widerstandskreis fort und arbeiteten weiterhin daran, den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Im Jahr 1941 wurde der 13-jährige Franz Niederwolfsgruber von einem Gestapo-Mann in SS-Uniform von der Schule abgeholt und für mehrere Stunden verhört. Er war als "Schwarzer " bekannt, weil er als einziger Schüler der Klasse keine HJ-Uniform hatte und nicht aktiv an der HJ mitarbeitete. Er ministrierte vor Schulbeginn um 6:00 Uhr morgens in der Pfarrkirche. Nach der Messe erhielt er von den Kooperatoren Dr. Hermann Blassnig und Dr. Nikolaus Pfeifauf die Nachricht, dass ein Gestapo-Mann ihn am Vormittag in der Schule abholen würde. Der Grund für das Verhör war die Verteilung von Bischof Galen Schriften, die sich gegen das Euthanasie Programm der Nationalsozialisten wandten. Die Gestapo war auf den Jungen aufmerksam geworden, weil ein Bewohner von Heiligkreuz den 13-jährigen Buben als Überbringer dieser Briefe nannte. Die Verhaftung von Franz Niederwolfsgruber führte dazu, dass er von der Oberschule für Jungen ausgeschlossen und später zur Heimatflak in Innsbruck eingezogen wurde. Im Februar 1945 schloss er sich als 17-jähriger der Widerstandsbewegung um Anton Haller in Solbad Hall an. Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Quelle: Dr. Franz Niederwolfsgruber, in: Privatarchiv Monika Niederwolfsgruber Innsbruck. Fridolin Dörrer über die Arbeit der katholischen Jugend 1938 - 1945Der Terror gegen die Laien, die in der Pfarrjugend tätig waren, wurden unterdrückt und vor die Gestapo gebracht. Jede Tätigkeit wurde von nationalsozialistischen Gesinnungsgenossen überwacht, ausspioniert und zur Anzeige gebracht. Beispielsweise wurde der Pfarrer Carl Maria Weber von St. Georgen sofort zur Gestapo gebracht, weil er eine schriftliche Benachrichtigung an die Pfarrjugend sandte.
Die Nationalsozialisten übten in der Schule "schärfsten Terror auf die katholische Jugend aus." Im Jahre 1942 wurde der Großteil der Schüler der Matura-Klasse des Pädagogiums in Innsbruck nicht zur Matura zugelassen, weil sie bekanntermaßen in der Pfarrjugend mitgearbeitet hatten. Die besonders als katholisch bekannten Schüler, wie Schafferer, Löcker, Madersbacher und zahlreiche weitere wurden sofort der Schule verwiesen... .. Aber man arbeitete nicht bloß mit Verhaftungen und Gefängnis, meistens versuchte man durch allgemeinen "Gewissensterror, durch Ungerechtigkeiten, die katholischen Jugendlichen und ihre Eltern einzuschüchtern." Im November 1940 wurden in der Jesuitenkirche, Dreiheiligenkirche, Saggenkirche, im Stift Wilten, in den Pfarrhäusern und den Wohnungen der Jugendseelsorger durch Steinwürfe die Fenster eingeschlagen. "Vor allem wurden für die Zeit der Steinwürfe in die Kirchen die Zeit der Jugendgottesdienste bevorzugt." "Der HJ Streifendienst kontrollierte dauernd die Gottesdienste und Glaubensstunden für Jugendliche.... dauernde Ausweiskontrollen wurden vorgenommen. Jugendliche, die sich nur mangelhaft ausweisen konnten, wurden festgenommen. Ein weiteres Druckmittel fand die HJ im "Gesetz zum Schutze der Jugend in Kriegszeiten." Durch dieses Gesetz wurde das unbeaufsichtigte Herumlungern der Jugendlichen nach Einbruch der Dunkelheit verboten. Das Gesetz wurde nun so ausgelegt, dass der Aufenthalt der Jugend in der Kirche ebenfalls ein unbeaufsichtigtes Herumlungern und eine moralische Gefährdung wäre. Besonders im Winter wurden mit Hilfe des Gesetzes viele Jugendliche verhaftet." Die bei der Jugend sehr beliebte Bergwallfahrt Maria Waldrast wurde verboten, und das Bergheim und die Wallfahrtskirche wurden durch die Gestapo geschlossen. Die katholische Jugend zog daraufhin von den verschiedensten Gemeinden im Wipptal und Stubaital mit etwa 200 Jugendlichen vor die gesperrte Gnadenkirche. Aus diesem Grund wurden folgende Geistliche, Laien und Jugendliche verhaftet und zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt: Dekan Sieberer von Matrei, Mons. Kolb von Matrei, Pfarrer Knittel von Trins, Georg Schuchter - Trins, die drei Theologen/Studenten Hermann Lugger, Reinhold Stecher und Anton Hilber (DÖW 162)" (Quelle: Helmut Tschol, 3. Laien und kollektiver Widerstand, DÖW 586. Bericht von Fridolin Dörrer über die Arbeit der katholischen Jugend 1938 - 1945 und deren Unterdrückung durch den Nationalsozialismus, 15. 8. 1945, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.), Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945, Eine Dokumentation (2), Wien/München 1984, S. 270 - 272.)
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AutorinElisabeth Walder Archive
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