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Joseph Freiherr von und zu Franckenstein wurde am 30. September 1910 auf Schloss Traunegg bei Wels geboren. Als Sohn des ehemaligen Landtagsabgeordneten Konrad Freiherr zu Franckenstein und seiner Frau Anna, geborene Gräfin Esterhazy, entstammte er einer bedeutenden Adelsfamilie. Seine Ablehnung des Nationalsozialismus zeigte sich früh: Als Lehrer am Privatgymnasium in Mégéve in Frankreich wurde er von einem Nazi-Skilehrer bedroht, und im September 1938 wagte er nicht einmal, zur Beerdigung seines Vaters nach Österreich zu kommen. Flucht und Rückkehr im Dienst der Befreiung Als die Wehrmacht in Frankreich vorrückte, gelang Franckenstein die Flucht nach Amerika. Dort meldete er sich zur US-Armee und wurde zum Fallschirmoffizier ausgebildet. Im Juli 1944 begann seine gefährliche Mission unter dem Codenamen "Deadwood Mission": In der Uniform eines deutschen Feldwebels mit dem Decknamen "Leutnant Horneck" sprang er über Süditalien ab. Gemeinsam mit den Brüdern Otto und Fritz Molden sowie dem Funker Ludwig Totzenberger überschritt er Anfang April 1945 die italienische Grenze nach Tirol, um die österreichische Widerstandsbewegung O5 unter Dr. Karl Gruber in Innsbruck zu unterstützen. Verrat, Verhaftung und spektakuläre Flucht Zunächst beteiligte sich Franckenstein an der Widerstandsbewegung um Bürgermeister Josef Kaltenhauser in Ampass. Als dort die Verhaftung drohte, zog er sich in die Axamer Lizum zurück, wo er mit anderen eine Sendestation betrieb. Doch SS-Einheiten entdeckten den Sender und verhafteten Franckenstein und alle Anwesenden. Bei dieser Verhaftung wurde der junge Funker Ludwig Totzenberger, Vater von vier kleinen Kindern, von den SS-Einheiten erschossen. Die französischen SS-Soldaten fesselten Franckenstein und führten ihn auf gefährlichen Wegen an Abgründen vorbei. In einer dramatischen Szene rief einer der Soldaten: "Wenn er sich rühren sollte, kann ich ihn dann gleich erschießen und in den Abgrund werfen?" Die Soldaten ahnten nicht, dass Franckenstein sie verstanden hatte. Umso größer war ihr Erstaunen, als er sich umdrehte und ihnen auf Französisch zurief: "Nun also, Andreas Hofer, habt Ihr ihn denn nicht gleicherweise behandelt wie mich?". Die Befreiung und späte Anerkennung Franckenstein wurde nach Innsbruck gebracht und im Gestapolager Reichenau festgehalten, wo er misshandelt und gequält wurde. Doch er weigerte sich, seine Kameraden zu verraten. Mit Hilfe einer kleinen Eisenfeile, die ihm ein Mädchen der Ampasser Widerstandsbewegung auf der Maria-Theresien-Straße zugesteckt hatte, gelang ihm die Flucht durch ein Toilettenfenster. Er erreichte den Wald von Ampass und das Haus von Bürgermeister Kaltenhauser.
Anfang Mai 1945 befreiten die heranrückenden Amerikaner Tirol von den Nationalsozialisten. Die amerikanische Militärbehörde ernannte Joseph Franckenstein zum obersten "Judge" beim Militärgericht in Innsbruck. Sein Vorgesetzter, Colonel Hudson, sagte zu seiner Mutter: "Seine Mutter kann stolz auf ihren Sohn sein." Nach dem Krieg lebte Franckenstein einige Wochen bei seinen Eltern in Heiligkreuz/Hall in Tirol, bevor er in den USA wieder seine Lehrtätigkeit aufnahm. Er starb am 7. Oktober 1963 in San Francisco. Sein mutiges Wirken bleibt ein beeindruckendes Beispiel für den österreichischen Widerstand gegen das NS-Regime und den unerschütterlichen Einsatz für Freiheit und Demokratie.
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