"Commemorating the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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Joseph Freiherr von Franckenstein 
​(1910 – 1963)
:
Ein österreichischer Widerstandskämpfer im OSS-Einsatz








Joseph Freiherr von Franckenstein (1910-1963): Vom Lehrer zum Geheimagenten

11/2/2025

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Blog (EN) Joseph von Franckenstein (1910-1963)
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Joseph Freiherr von und zu Franckenstein wurde am 30. September 1910 auf Schloss Traunegg bei Wels geboren. Als Sohn des ehemaligen Landtagsabgeordneten Konrad Freiherr zu Franckenstein und seiner Frau Anna, geborene Gräfin Esterhazy, entstammte er einer bedeutenden Adelsfamilie. Seine Ablehnung des Nationalsozialismus zeigte sich früh: Als Lehrer am Privatgymnasium in Mégéve in Frankreich wurde er von einem Nazi-Skilehrer bedroht, und im September 1938 wagte er nicht einmal, zur Beerdigung seines Vaters nach Österreich zu kommen.

Flucht und Rückkehr im Dienst der Befreiung

Als die Wehrmacht in Frankreich vorrückte, gelang Franckenstein die Flucht nach Amerika. Dort meldete er sich zur US-Armee und wurde zum Fallschirmoffizier ausgebildet. Im Juli 1944 begann seine gefährliche Mission unter dem Codenamen "Deadwood Mission": In der Uniform eines deutschen Feldwebels mit dem Decknamen "Leutnant Horneck" sprang er über Süditalien ab.
Gemeinsam mit den Brüdern Otto und Fritz Molden sowie dem Funker Ludwig Totzenberger überschritt er Anfang April 1945 die italienische Grenze nach Tirol, um die österreichische Widerstandsbewegung O5 unter Dr. Karl Gruber in Innsbruck zu unterstützen.

Verrat, Verhaftung und spektakuläre Flucht

Zunächst beteiligte sich Franckenstein an der Widerstandsbewegung um Bürgermeister Josef Kaltenhauser in Ampass. Als dort die Verhaftung drohte, zog er sich in die Axamer Lizum zurück, wo er mit anderen eine Sendestation betrieb. Doch SS-Einheiten entdeckten den Sender und verhafteten Franckenstein und alle Anwesenden. Bei dieser Verhaftung wurde der junge Funker Ludwig Totzenberger, Vater von vier kleinen Kindern, von den SS-Einheiten erschossen.
Die französischen SS-Soldaten fesselten Franckenstein und führten ihn auf gefährlichen Wegen an Abgründen vorbei. In einer dramatischen Szene rief einer der Soldaten: "Wenn er sich rühren sollte, kann ich ihn dann gleich erschießen und in den Abgrund werfen?" Die Soldaten ahnten nicht, dass Franckenstein sie verstanden hatte. Umso größer war ihr Erstaunen, als er sich umdrehte und ihnen auf Französisch zurief: "Nun also, Andreas Hofer, habt Ihr ihn denn nicht gleicherweise behandelt wie mich?".

Die Befreiung und späte Anerkennung

Franckenstein wurde nach Innsbruck gebracht und im Gestapolager Reichenau festgehalten, wo er misshandelt und gequält wurde. Doch er weigerte sich, seine Kameraden zu verraten. Mit Hilfe einer kleinen Eisenfeile, die ihm ein Mädchen der Ampasser Widerstandsbewegung auf der Maria-Theresien-Straße zugesteckt hatte, gelang ihm die Flucht durch ein Toilettenfenster. Er erreichte den Wald von Ampass und das Haus von Bürgermeister Kaltenhauser.
Anfang Mai 1945 befreiten die heranrückenden Amerikaner Tirol von den Nationalsozialisten. Die amerikanische Militärbehörde ernannte Joseph Franckenstein zum obersten "Judge" beim Militärgericht in Innsbruck. Sein Vorgesetzter, Colonel Hudson, sagte zu seiner Mutter: "Seine Mutter kann stolz auf ihren Sohn sein."
Nach dem Krieg lebte Franckenstein einige Wochen bei seinen Eltern in Heiligkreuz/Hall in Tirol, bevor er in den USA wieder seine Lehrtätigkeit aufnahm. Er starb am 7. Oktober 1963 in San Francisco.
Sein mutiges Wirken bleibt ein beeindruckendes Beispiel für den österreichischen Widerstand gegen das NS-Regime und den unerschütterlichen Einsatz für Freiheit und Demokratie.
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    ​BA MA MA

    Historikerin-Ethnologin

    Archive

    Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

    Maislinger, Andreas: 6. Organisierter Widerstand. f) Die Gruppe um Anton Haller. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/ München 1984, S. 448-451, hier S. 450.

    Tschol,Helmut/Reiter,Johann:  Liste der verhafteten Priester und Ordensleute. Dr. Walter Waitz. In: Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 – 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 348.

     Tschol, Helmut: Die katholische Kirche. 2. Verfolgung und Widerstand des Klerus. c.) Ordensleute. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 – 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 230-251, hier S. 231. 

    Quelle: DÖW 493. Aus Schreiben der Gauleitung der NSDAP Tirol an Reichskommissar Bürckel in Wien betreffend Schutzhaft des Pfarrers Adrian Höck OPraem. von Hötting bei Innsbruck wegen Ansetzung einer Bittmesse für Schuschnigg, 5. 7. 1938 (120) AVA, Bürckel-Akten 2511; DÖW 9660. 

    Mascher, Hubert : Der legitimistische Widerstand. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 – 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 462-504, hier S. 472-473.

    Weiß, Sabine :Widerstand von Einzelnen. Wehrkraftzersetzung und ähnliche Delikte.  In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation (1). Wien/München 1984, S. 212-356, hier S. 312.

    Rot-Weiß-Rot Buch. Gerechtigkeit für Österreich! Darstellungen, Dokumente und Nachweises zur Vorgeschichte und Geschichte der Okkupation Österreichs (nach amtlichen Quellen), Wien 1946, S. 86.

    Maislinger, ​Andreas: Lagebericht an den SD-Führer des SS-Oberabschnittes Donau in Wien.  In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.):  Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation (1). Wien/München 1984, S. 472-473.

    Brief von G. Franckenstein an Dr. Ernst v. Verdross-Drossberg, vom 8. 9. 1945. DÖW 7447, S. 524f. DÖW 7203. 

    Tiroler Landesarchiv Innsbruck

    TLA, Opferfürsorgeakt Karl Pfötscher.

    Stadtarchiv Hall in Tirol

    StAH, Karton Dr. Ernst v. Verdross-Drossberg. Die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Hall 13.3.1938 bis 3. Mai 1945, S. 1-2. In: Stadtarchiv Hall in Tirol.

    StAH, Karton Dr. Ernst Verdross, Lebenslauf und Erlebnisse des tapferen Österreichers und Widerstandskämpfers Joseph Freiherr zu Franckenstein. In: 
    Stadtarchiv Hall in Tirol.


    StAH, GR-Protokoll vom 18.12.1936 Bürgermeister Wagner als Nachfolger. Vbgm. Dr. Schumacher,. Beilage Brief von Otto von Habsburg an den Bürgermeister von Hall am Weihnachtstag 1936. Hall in Tirol, S. 2-3. In: 
    Stadtarchiv Hall in Tirol.


    StAH, Niederschrift, Sitzung des Gemeindetages, vom 21. Juni 1935, Kapitel II. Anträge des Stadtrates: 1.) Verleihung des Heimatsrechtes an die Familie Sr. M. des Kaisers K a r l, Hall in Tirol 1935, S.23-25.In: 
    Stadtarchiv Hall in Tirol.


    StAH, Gemeinderatsprotokoll vom 21.6.1935, II. Antrag, Otto von Habsburg Heimatrecht am 21.6.1935 erteilt.In: 
    Stadtarchiv Hall in Tirol.


    StAH, Karton Dr. Ernst Verdross, Handschriftlicher Lebenslauf Joseph Freiherr von und zu Franckenstein, Heiligkreuz 1946, S. 1-6. In: 
    Stadtarchiv Hall in Tirol.


     StAH, Karton Dr. Ernst Verdross, Akt N.S. D. A. P. Widerstandsbewegung 1938 – 1945. Lebenslauf von Josef Conte Veith- Linienschiffsleutnant i. R, maschingeschrieben, undatiert, handschriftlich unsigniert, Verfasser Klemens M. Mayr, S. 1-4. In: 
    Stadtarchiv Hall in Tirol.


    StAH, Karton Dr. Ernst Verdross. Akt Materialsammlung. Dr. Ernst Verdross. Geschichte Halls 1921. In: Dr. Ernst Verdross (Hrsg.): Die Geschichte Halls von 1918 - 1960 (unpubliziert),  Solbad Hall o. D. , S. 13. In: 
    Stadtarchiv Hall in Tirol.


    ​Pfarrarchiv Hall in Tirol

    Pfarrarchiv, Das Jahr 1939 in: Haller Pfarrchronik 1893-1945.

    Privatarchiv Dr. Kripp 6067 Absam

    Lebensgeschichtliches Gespräch der Autorin Elisabeth Walder mit Dr. Jakob v. Kripp am 29.3.2023 in Absam.


    Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol.

    Publikationen

    Luza,​​Radomir : Der Widerstand in Nord- und Osttirol 1938-1945. In: Reinalter,Helmut/Pelinka, Anton /Maislinger ,Andreas (Hrsg.): Handbuch zur Neueren Geschichte Tirols. Zeitgeschichte- Politische Geschichte (2). Innsbruck 1993, S.319.

    Manfred Kuhl  et al. (Hrsg.): Farbe tragen Farbe bekennen. Katholisch-Koporierte im Widerstand. Ergänzungsband-Biografien (2). Wien 2020, S. 261.

    Stauber, Reinhard: Der europäische Adel am Übergang von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft. Familienpolitik. In: Ammerer,Gerhard/Lobenwein,Elisabeth / Scheutz , Martin (Hrsg.): Adel im 18. Jahrhundert Umrisse einer sozialen Gruppe in der Krise.  Innsbruck/Wien/Bozen 2015, S. 20-41.
    ​
    Wopfner,Helmut  (Hrsg.): Unsere Sternkorona. Mitgliederverzeichnis 1888-1998. Thaur 1998.


    Mitglieder der österreichischen Widerstandsbewegung O5. Wikipedia. Die freie Enzyklopädie . Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/O5 (Stand: 10.8.2024).

    ​
    Ludwig Totzenbergers (Leutnant Novacek) Name steht auf dem Befreiungsdenkmal für die Verstorbenen des Befreiungskampfes um Tirol in Innsbruck. Wikipedia. Die freie Enzyklopädie . Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Befreiungsdenkmal_(Innsbruck) (Stand: 10.8.2024).


    Foto 1945: Josef Freiherr von Franckenstein. Wikipedia. Die freie Enzyklopädie . Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Freiherr_von_und_zu_Franckenstein ; https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Freiherr_von_und_zu_Franckenstein (Stand: 10.8.2024). Sowie online unter: https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Joseph_Freiherr_von_und_zu_Franckenstein (Stand 10.8.2024).

    Bericht von Dr. Ernst Verdross über die Tätigkeit der Widerstandsgruppe Haller.  In: Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands (Hrsg.):  Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 450-451.

    ​
    Weiß, Sabine: Widerstand von Einzelnen. Abhören ausländischer Rundfunksender, DÖW 11463. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945. Eine Dokumentation (1). Wien/München 1984, S. 333.

    Weiß, Sabine : Widerstand von Einzelnen.  Wehrkraftzersetzung und ähnliche Delikte. DÖW 9145. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945. Eine Dokumentation (1). Wien/München 1984, S. 311-313.
     

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    November 2025

    Kategorie
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