Unerlaubtes Verlassen der Einheit: Josef Pontois Entschluss mit schwerwiegenden Konsequenzen9/27/2025 Josef Pontoi (1911 – 1943) ): Ein Tiroler Schicksal in der Zeit des Nationalsozialismus Diese Seite gedenkt des Lebens von Josef Pontoi aus Hall in Tirol. Sein Schicksal steht exemplarisch für die brutale Unmenschlichkeit des NS-Regimes und die Tragik vieler einfacher Soldaten, die Opfer einer verbrecherischen Justiz wurden. Kindheit und Jugend in Tirol Josef Pontoi wurde am 31. Juli 1911 in der historischen Salinenstadt Hall in Tirol geboren. Er wuchs in der Weissenbachstraße 12 auf. Vor seiner Einberufung lebte er in Ampass, einer Gemeinde nahe Innsbruck, und arbeitete als Gärtner in Innsbruck. Diese wenigen Daten zeichnen das Bild eines Mannes, der in der ländlichen Idylle Tirols verwurzelt war und einem einfachen, bürgerlichen Beruf nachging. Sein Leben verlief, wie das vieler seiner Generation, zunächst in geordneten Bahnen – bis die politischen Ereignisse in Deutschland und der „Anschluss“ Österreichs 1938 alles veränderten. Der historische Kontext: Wehrmachtjustiz und Fahnenflucht Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurden auch die österreichischen Männer Teil der deutschen Wehrpflicht. Josef Pontoi, wie zehntausende andere Tiroler, wurde in die Deutsche Wehrmacht einberufen. Während des Krieges entwickelte sich die Militärjustiz der Wehrmacht zu einem willfährigen Instrument des NS-Terrors. Disziplin und absoluter Gehorsam wurden über alles gestellt. Das Verbrechen der Fahnenflucht – das unerlaubte Entfernen von der Truppe – wurde mit unerbittlicher Härte bestraft. Nicht militärische Notwendigkeit, sondern Abschreckung war das primäre Ziel der Urteile. Zwischen 1939 und 1945 fällten deutsche Militärgerichte über 30.000 Todesurteile, von denen etwa 20.000 vollstreckt wurden. Die Anklage der "Zersetzung der Wehrkraft" wurde oft willkürlich verwendet, um jeden Durchhaltewillen zu brechen. Einberufung, Desertion und Verurteilung Josef Pontoi wurde nach Lehrte bei Hannover versetzt, wo er als Jäger (eine Infanteriebezeichnung) diente. Die Gründe, warum er sich im Sommer 1943 unerlaubt von seiner Einheit entfernte, liegen im Dunkeln. Es könnten Verzweiflung, Angst vor der immer aussichtsloser werdenden Kriegslage oder einfach die Sehnsucht nach der Heimat gewesen sein. Seine Desertion hatte fatale Folgen. Er wurde gefasst und vor ein Militärgericht gestellt. Am 7. August 1943 wurde Josef Pontoi wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt. Die Verfahren waren in der Regel kurz und ohne eine wirkliche Chance auf Verteidigung. Nur zwei Tage später, am 9. August 1943 um 16:30 Uhr, wurde das Urteil in der Hinrichtungsstätte des Zuchthauses Brandenburg-Görden vollstreckt. Diese Justizvollzugsanstalt war einer der zentralen Orte des NS-Terrors, an dem tausende Menschen durch das Fallbeil oder Erschießungskommandos starben. (siehe Blogbeitrag Pallottiner Pater Franz Reinisch) Gedenken und Rehabilitation Josef Pontoi war kein politischer Widerstandskämpfer, sondern ein Mann, der in einer ausweglosen Situation einen verzweifelten Schritt unternahm. Sein Schicksal erinnert uns daran, dass der Unrechtsstaat des Nationalsozialismus seine eigenen Soldaten nicht schonte, sobald sie nicht mehr den unmenschlichen Befehlen gehorchten. Erst sehr spät, nach jahrzehntelangem Kämpfen von Angehörigen und Initiativen, wurden die Urteile der NS-Militärjustiz moralisch und juristisch rehabilitiert. 2002 beschloss der Deutsche Bundestag pauschal die Aufhebung aller Urteile gegen Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz. Josef Pontoi war, wie wir heute wissen, ein Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Möge diese Seite dazu beitragen, sein Andenken zu bewahren und an die grausame Realität des Krieges und der Diktatur zu erinnern. Hinweis für weitere Informationen: Link zur Gedenkstätte Brandenburg-Görden ( https://www.stiftung-bg.de/ )
Link Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ( https://www.doew.at/ )
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