Einzelschicksal: Johann Oberleitner – Ein Solbad Haller bezahlte für den Widerstand mit seiner FreiheitIn den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur waren selbst scheinbar kleine Gesten des Widerstands ein Akt des Mutes. Das Schicksal von Johann Oberleitner aus Solbad Hall ist ein Beispiel dafür.
Johann Oberleitner, ein ehemaliger Pensionist der Reichsbahn, wohnte in der Schmiedgasse Nr. 30. Er war ein überzeugter Kommunist und gehörte der altkatholischen Konfession an – beides Überzeugungen, die ihn in scharfen Gegensatz zur NS-Ideologie brachten. Sein Vergehen in den Augen des Regimes: Das Abhören sogenannter „Feindsender“. Während des Zweiten Weltkriegs war das Hören von ausländischen Radiosendern, wie etwa der BBC, strengstens verboten. Das NS-Regime fürchtete nichts mehr als die Wahrheit und die Verbreitung von nicht zensierten Nachrichten. Wer erwischt wurde, riskierte drakonische Strafen. Oberleitner wurde denunziert und vor Gericht gestellt. Am 10. Oktober 1939 wurde er vom Oberlandesgericht Wien wegen „Hochverrats“ verurteilt. Die Anklage war schwerwiegend und die Justur ein willfähriges Instrument der NS-Herrschaft. Das Urteil lautete auf zwei Jahre und acht Monate Zuchthaus. Diese Haftstrafe bedeutete nicht nur den Verlust der Freiheit, sondern auch harte Arbeit und erniedrigende Behandlung unter unmenschlichen Bedingungen. Sein Fall steht stellvertretend für Tausende Österreicher und Deutsche, die aus politischer Überzeugung oder schlicht dem Bedürfnis nach Information ihr Leben riskierten und dafür brutal bestraft wurden. Johann Oberleitners Geschichte erinnert uns daran, dass der Wert der Presse- und Informationsfreiheit und das Recht auf eine eigene Meinung nie selbstverständlich sind. Sie wurden und werden von mutigen Menschen wie ihm erkämpft und verteidigt. Wir gedenken Johann Oberleitner und aller Opfer der NS-Unrechtsjustiz.
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