Institutioneller Widerstand in Innsbruck: Post- und Wehrmeldeamt im Kampf gegen das NS-RegimeBereits kurz nach dem „Anschluss“ im Jahr 1938 formierten sich in Innsbruck erste Widerstandsgruppen innerhalb staatlicher Einrichtungen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Post- und Telegraphenamts begannen, ein Netzwerk zum Informationsaustausch aufzubauen. Ab 1941 bildete sich zudem im Wehrmeldeamt eine eigenständige Gruppe, die bis 1945 aktiv an der Vorbereitung, Planung und schließlich auch an der Durchführung des Umsturzes beteiligt war. Diese beiden Gruppen stehen exemplarisch für institutionellen Widerstand innerhalb staatlicher Strukturen während der NS-Zeit – ein Aspekt, der in der öffentlichen Erinnerung bislang wenig beachtet wurde. Widerstand in der Stadtkaserne von Hall in TirolIn Hall in Tirol formierte sich innerhalb der Stadtkaserne eine Gruppe um Hauptmann Baumgartner, der als Vertreter institutionellen Ungehorsams innerhalb der Wehrmacht galt. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Durchführung des Umsturzes in Hall und steht exemplarisch für widerständiges Handeln aus dem Inneren einer militärischen Struktur heraus. Widerstand von Wehrmachtsangehörigen im AuslandAuch außerhalb des Deutschen Reichs leisteten Angehörige der Wehrmacht Widerstand gegen das NS-Regime. Manche Soldaten entfernten sich gezielt von ihrer Einheit und schlossen sich in besetzten Ländern wie Norwegen lokalen Widerstandsgruppen an. Ein besonders prominentes Beispiel ist General Erwin Lahousen, der sich dem militärischen Widerstand um Admiral Wilhelm Canaris im Amt Ausland/Abwehr anschloss. Diese Fälle zeigen, dass Widerstand auch innerhalb militärischer Strukturen und im Ausland möglich war – oft unter Lebensgefahr. Widerstand im Schulbetrieb: Josef Egg und der Ungehorsam im UnterrichtAuch im schulischen Bereich gab es Beispiele für Widerstand gegen das NS-Regime. Josef Egg, ein Lehrer in Hall, verweigerte 1938 den Eid auf den Führer und zeigte sich damit als Gegner der nationalsozialistischen Ideologie. Ab 1943, als er wieder an der Berufsschule in Hall unterrichtete, weigerte er sich, die Jugendlichen zu indoktrinieren. Er unterrichtete lediglich das, was er als notwendig erachtete, und stand so exemplarisch für Widerstand im schulischen System – ein aktiver, aber oft unsichtbarer Ungehorsam innerhalb der Institution Schule. Widerstand bei Zwangsverpflichteten: Josef Anton King und sein Einsatz im WiderstandJosef Anton King, ein Zwangsverpflichteter, der als Helfer der Gestapo arbeiten musste, entschied sich, trotz seiner unfreiwilligen Mitarbeit für das NS-Regime, gegen das System zu kämpfen. Durch seine Sprachkenntnisse unterstützte er Zwangsarbeiter im Widerstand. Er verfasste Flugblätter, die dazu aufriefen, dem Regime zu trotzen und durchzuhalten, weil er bereits 1944 ahnte, dass das NS-Regime kurz vor dem Zusammenbruch stand. Sein mutiger Einsatz kostete ihm schließlich das Leben – ein tragisches Beispiel für den Widerstand von Menschen, die in das System gezwungen wurden, aber dennoch ihren moralischen Kompass bewahrten. Die ambivalente Rolle des Kanzleileiters im Rathaus Solbad Hall: Ing. Walter Jud und die Pflicht zum Handeln Ein Beitrag zum institutionalisierten Widerstand in Hall in Tirol Auf den ersten Blick war Walter Jud ein Rädchen im System der NS-Verwaltung: Als Kanzleileiter im Rathaus von Hall trug er die Parteiumiform und setzte Befehle um. Doch ein genauerer Blick zeigt: Manchmal sind es genau diese Räder im Getriebe, die das System von innen heraus ausbremsen können. Die Philosophin Hannah Arendt prägte den Begriff der "Banalität des Bösen", um die mechanische Pflichterfüllung zu beschreiben, die unmenschliche Systeme am Laufen hält. In ihrem Werk "Über das Böse" betont sie jedoch die aktive Rolle, die jeder Einzelne trägt: „Die Folge des Nicht-Mithandelns ist, dass man sich allein in einer Welt vorfindet, in der dann niemand mehr mit einem handeln könnte."(Quelle: Hannah Arendt, Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik, Piper Verlag, 2006, S. 63) Genau hier liegt die Bedeutung von Walter Juds Handeln. Er war kein Held im klassischen Sinne, sondern ein pragmatischer Funktionsträger, der sich entschied, mit anderen – der Widerstandsbewegung – zu handeln, anstatt sich in passiver Pflichterfüllung zu verlieren. Sein Handeln im Rathaus zeigt, wie institutioneller Widerstand funktionieren konnte:
Arendts Gedanke unterstreicht: Es ging nicht um Heldentum, sondern um die Entscheidung, die eigene Handlungsfähigkeit zu nutzen. Walter Jud nutzte seine Position im Apparat, um das System, dem er formal diente, zu untergraben. Sein Beispiel zeigt: Widerstand findet auch in den Amtsstuben statt – in der Entscheidung, ein Verfahren zu verzögern, eine Akte zu "verlegen" oder einem Verfolgten eine Warnung zukommen zu lassen. Es sind die Räder im System, die es – je nachdem, wie sie sich drehen – am Laufen halten oder zum Stillstand bringen können. Wenn weiße Kittel aufbegehren – Ärztlicher Widerstand im Fokus In unserem Blog „Widerstand von Institutionen“ widmen wir uns den Stimmen des Protests, die aus den vermeintlich unerschütterlichen Säulen der Gesellschaft selbst erklingen. Heute blicken wir auf eine Berufsgruppe, der wir im Alltag vor allem Vertrauen und Autorität entgegenbringen: Ärztinnen und Ärzte. Doch was geschieht, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird? Wenn medizinisches Wissen für Unmenschlichkeit instrumentalisiert werden soll? In solchen Momenten wird der Arztkittel zur Prüfung – und einige wenige bestehen sie auf beeindruckende Weise. Es gab und gibt sie: die Mediziner, die ihren Eid, das Leben zu schützen, über blinden Gehorsam oder ideologische Vorgaben stellten. Sie leisteten Widerstand, nicht mit Waffen, sondern mit Stethoskop und moralischem Kompass. Sie riskierten ihre Karriere, ihre Freiheit und manchmal ihr Leben, um:
· und die Würde des Menschen gegen die Pervertierung der Wissenschaft zu verteidigen. Von den mutigen Seuchenärzten, die im Mittelalter gegen Aberglauben und Panik kämpften, über die Ärzte, die im Nationalsozialismus Juden versteckten oder die Euthanasie-Morde anprangerten, bis hin zu jenen, die sich in Diktaturen weigerten, Folter zu legitimieren – die Geschichte der Medizin ist auch eine Geschichte des stillen und lauten Aufbegehrens. In den kommenden Beiträgen werden wir das Wirken von drei dieser bemerkenswerten Persönlichkeiten genauer beleuchten. Ihre Geschichten sind ein eindringliches Vermächtnis und erinnern uns daran, dass Zivilcourage auch in der vermeintlich sterilen Welt der Institutionen ihren Platz hat. Bleiben Sie dran und lernen Sie mit uns die Ärztinnen und Ärzte kennen, die bewiesen, dass der größte Dienst am Menschen manchmal im Widerstand liegt. Rechtsanwälte - zwischen Paragrafen und GewissenIhre Waffe war das Recht, ihr Schlachtfeld der Gerichtssaal. Als das NS-Regime Recht zu Unrecht pervertierte, stellten sich couragierte Rechtsanwälte wie Dr. Wilhelm Komarek entgegen. Sie nutzten ihre Kenntnisse, um Verfolgte zu verteidigen, und bezogen damit aktiv Stellung. Hier lernen Sie Anwälte kennen, für die Gerechtigkeit mehr war als ein Beruf – sie war eine Haltung. Die Macht des Wortes: Wie Journalisten im institutionellen Widerstand gegen den Nationalsozialismus kämpftenLange bevor der Begriff "Fake News" in unseren Wortschatz Einzug hielt, standen Journalisten vor einer weitaus brutaleren Bewährungsprobe für ihre Integrität: dem Aufstieg totalitärer Regime. Angesichts des nationalsozialistischen Terrors wählten einige den Weg der Anpassung, doch andere machten ihre Feder zur Waffe. Diese Männer und Frauen, die oft in genau den Institutionen arbeiteten, die das Regime ins Visier nahm, führten einen gefährlichen Kampf der Ideen. Sie nutzten Zeitungen, Kirchenblätter und geheime Publikationen, um die NS-Ideologie zu entlarven, die Wahrheit zu verteidigen und die Menschenwürde zu bewahren. Dieser Blog ist ihren Geschichten gewidmet – den Journalisten, die erkannten, dass im Kampf gegen die Tyrannei das geschriebene Wort nicht nur ein Beruf, sondern ein Akt des Widerstands war.
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