"Commemorating the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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Amtlich ungehorsam
​(1938  - 1945)


​


Ungehorsam im Amt

5/9/2025

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Institutioneller Widerstand in Innsbruck: Post- und Wehrmeldeamt im Kampf gegen das NS-Regime

Bereits kurz nach dem „Anschluss“ im Jahr 1938 formierten sich in Innsbruck erste Widerstandsgruppen innerhalb staatlicher Einrichtungen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Post- und Telegraphenamts begannen, ein Netzwerk zum Informationsaustausch aufzubauen. Ab 1941 bildete sich zudem im Wehrmeldeamt eine eigenständige Gruppe, die bis 1945 aktiv an der Vorbereitung, Planung und schließlich auch an der Durchführung des Umsturzes beteiligt war. Diese beiden Gruppen stehen exemplarisch für institutionellen Widerstand innerhalb staatlicher Strukturen während der NS-Zeit – ein Aspekt, der in der öffentlichen Erinnerung bislang wenig beachtet wurde.
Blog 46 Anton Walder - Widerstandsgruppe Post Innsbruck
Blog 47 Anton Walder Widerstandsgruppe Wehrmeldeamt Innsbruck
Blog 60 Ing. Carl Hirnschrott Widerstandsgruppe Post Ibk.

Widerstand in der Stadtkaserne von Hall in Tirol

In Hall in Tirol formierte sich innerhalb der Stadtkaserne eine Gruppe um Hauptmann Baumgartner, der als Vertreter institutionellen Ungehorsams innerhalb der Wehrmacht galt. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Durchführung des Umsturzes in Hall und steht exemplarisch für widerständiges Handeln aus dem Inneren einer militärischen Struktur heraus.
Blog 44 Hauptmann Johann Baumgartner (1896-1958)
Blog 43 Anton Dosch (1914-1979)

Widerstand von Wehrmachtsangehörigen im Ausland

Auch außerhalb des Deutschen Reichs leisteten Angehörige der Wehrmacht Widerstand gegen das NS-Regime. Manche Soldaten entfernten sich gezielt von ihrer Einheit und schlossen sich in besetzten Ländern wie Norwegen lokalen Widerstandsgruppen an. Ein besonders prominentes Beispiel ist General Erwin Lahousen, der sich dem militärischen Widerstand um Admiral Wilhelm Canaris im Amt Ausland/Abwehr anschloss. Diese Fälle zeigen, dass Widerstand auch innerhalb militärischer Strukturen und im Ausland möglich war – oft unter Lebensgefahr.
Blog 51 Generalmajor Erwin Lahousen (1897 - 1955)
Blog 13 Wehrmachtsangehörige im Ausland
Blog 123 Dr. Hermes Massimo (1915- 1999)
Blog 124 Adolf Häninger (1920 - 2004)
Blog 125 Josef Pontoi (1911 - 1943)
Blog 126 Johann Anderle (1922 - 1956?)

Widerstand im Schulbetrieb: Josef Egg und der Ungehorsam im Unterricht

Auch im schulischen Bereich gab es Beispiele für Widerstand gegen das NS-Regime. Josef Egg, ein Lehrer in Hall, verweigerte 1938 den Eid auf den Führer und zeigte sich damit als Gegner der nationalsozialistischen Ideologie. Ab 1943, als er wieder an der Berufsschule in Hall unterrichtete, weigerte er sich, die Jugendlichen zu indoktrinieren. Er unterrichtete lediglich das, was er als notwendig erachtete, und stand so exemplarisch für Widerstand im schulischen System – ein aktiver, aber oft unsichtbarer Ungehorsam innerhalb der Institution Schule.
Blog 45 Josef Egg (1891-1958)
Blog 73 Direktor Josef Sieberer (1888-1961)

Widerstand bei Zwangsverpflichteten: Josef Anton King und sein Einsatz im Widerstand

Josef Anton King, ein Zwangsverpflichteter, der als Helfer der Gestapo arbeiten musste, entschied sich, trotz seiner unfreiwilligen Mitarbeit für das NS-Regime, gegen das System zu kämpfen. Durch seine Sprachkenntnisse unterstützte er Zwangsarbeiter im Widerstand. Er verfasste Flugblätter, die dazu aufriefen, dem Regime zu trotzen und durchzuhalten, weil er bereits 1944 ahnte, dass das NS-Regime kurz vor dem Zusammenbruch stand. Sein mutiger Einsatz kostete ihm schließlich das Leben – ein tragisches Beispiel für den Widerstand von Menschen, die in das System gezwungen wurden, aber dennoch ihren moralischen Kompass bewahrten.
Blog 54 Josef Anton King (1922-1945)

Die ambivalente Rolle des Kanzleileiters im Rathaus Solbad Hall: Ing. Walter Jud und die Pflicht zum Handeln

Ein Beitrag zum institutionalisierten Widerstand in Hall in Tirol

​Auf den ersten Blick war Walter Jud ein Rädchen im System der NS-Verwaltung: Als Kanzleileiter im Rathaus von Hall trug er die Parteiumiform und setzte Befehle um. Doch ein genauerer Blick zeigt: Manchmal sind es genau diese Räder im Getriebe, die das System von innen heraus ausbremsen können.
Die Philosophin Hannah Arendt prägte den Begriff der "Banalität des Bösen", um die mechanische Pflichterfüllung zu beschreiben, die unmenschliche Systeme am Laufen hält. In ihrem Werk "Über das Böse" betont sie jedoch die aktive Rolle, die jeder Einzelne trägt: „Die Folge des Nicht-Mithandelns ist, dass man sich allein in einer Welt vorfindet, in der dann niemand mehr mit einem handeln könnte."(Quelle: Hannah Arendt, Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik, Piper Verlag, 2006, S. 63)
Genau hier liegt die Bedeutung von Walter Juds Handeln. Er war kein Held im klassischen Sinne, sondern ein pragmatischer Funktionsträger, der sich entschied, mit anderen – der Widerstandsbewegung – zu handeln, anstatt sich in passiver Pflichterfüllung zu verlieren.

Sein Handeln im Rathaus zeigt, wie institutioneller Widerstand funktionieren konnte:

  • Sabotage durch Verwaltung: Er verzögerte oder verwässerte Befehle, etwa zur Sprengung der Haller Brücken, und arbeitete dabei mit dem Standortoffizier zusammen.
  • Hilfe durch Amtsgewalt: Er stellte gefälschte Bescheinigungen aus, verwahrte beschlagnahmtes Kirchengut sicher und setzte sich bei übergeordneten Stellen für Inhaftierte ein.
  • Informationsvorsprung: Sein Amt verschaffte ihm Kenntnis über geplante Verhaftungen, die er an die Widerstandsbewegung um Anton Haller weitergeben konnte.
Seine Biografie ist von Ambivalenz geprägt. Vor 1938 hatte er taktierend die Mitgliedschaft in der Vaterländischen Front genutzt, um seine Stelle zu bekommen, und sich nach dem "Anschluss" wieder bei der NSDAP angemeldet. Sein Widerstand erwuchs nicht aus einer ursprünglich reinen Gesinnung, sondern entwickelte sich aus der täglichen Konfrontation mit der Unmenschlichkeit des Systems.
Arendts Gedanke unterstreicht: Es ging nicht um Heldentum, sondern um die Entscheidung, die eigene Handlungsfähigkeit zu nutzen. Walter Jud nutzte seine Position im Apparat, um das System, dem er formal diente, zu untergraben. Sein Beispiel zeigt: Widerstand findet auch in den Amtsstuben statt – in der Entscheidung, ein Verfahren zu verzögern, eine Akte zu "verlegen" oder einem Verfolgten eine Warnung zukommen zu lassen. Es sind die Räder im System, die es – je nachdem, wie sie sich drehen – am Laufen halten oder zum Stillstand bringen können.
Blog 127 Ing. Walter Jud (*1906)

Wenn weiße Kittel aufbegehren – Ärztlicher Widerstand im Fokus

In unserem Blog „Widerstand von Institutionen“ widmen wir uns den Stimmen des Protests, die aus den vermeintlich unerschütterlichen Säulen der Gesellschaft selbst erklingen. Heute blicken wir auf eine Berufsgruppe, der wir im Alltag vor allem Vertrauen und Autorität entgegenbringen: Ärztinnen und Ärzte.
Doch was geschieht, wenn dieses Vertrauen missbraucht wird? Wenn medizinisches Wissen für Unmenschlichkeit instrumentalisiert werden soll? In solchen Momenten wird der Arztkittel zur Prüfung – und einige wenige bestehen sie auf beeindruckende Weise.
Es gab und gibt sie: die Mediziner, die ihren Eid, das Leben zu schützen, über blinden Gehorsam oder ideologische Vorgaben stellten. Sie leisteten Widerstand, nicht mit Waffen, sondern mit Stethoskop und moralischem Kompass. Sie riskierten ihre Karriere, ihre Freiheit und manchmal ihr Leben, um:
  • Unrechtssysteme zu untergraben,
·       Verfolgte zu retten und zu behandeln,
·       und die Würde des Menschen gegen die Pervertierung der Wissenschaft zu verteidigen.
Von den mutigen Seuchenärzten, die im Mittelalter gegen Aberglauben und Panik kämpften, über die Ärzte, die im Nationalsozialismus Juden versteckten oder die Euthanasie-Morde anprangerten, bis hin zu jenen, die sich in Diktaturen weigerten, Folter zu legitimieren – die Geschichte der Medizin ist auch eine Geschichte des stillen und lauten Aufbegehrens.
In den kommenden Beiträgen werden wir das Wirken von drei dieser bemerkenswerten Persönlichkeiten genauer beleuchten. Ihre Geschichten sind ein eindringliches Vermächtnis und erinnern uns daran, dass Zivilcourage auch in der vermeintlich sterilen Welt der Institutionen ihren Platz hat.
Bleiben Sie dran und lernen Sie mit uns die Ärztinnen und Ärzte kennen, die bewiesen, dass der größte Dienst am Menschen manchmal im Widerstand liegt.
Blog 78 Dr. med. Erika Pallua (1912 - 1995)
Blog 139 Dr. med. Viktor Schumacher (1894- 1981)
Blog 140 Dr. med. Ludwig Herbst (1903-1981)

Rechtsanwälte - zwischen Paragrafen und Gewissen 

Ihre Waffe war das Recht, ihr Schlachtfeld der Gerichtssaal. Als das NS-Regime Recht zu Unrecht pervertierte, stellten sich couragierte Rechtsanwälte wie Dr. Wilhelm Komarek entgegen. Sie nutzten ihre Kenntnisse, um Verfolgte zu verteidigen, und bezogen damit aktiv Stellung. Hier lernen Sie Anwälte kennen, für die Gerechtigkeit mehr war als ein Beruf – sie war eine Haltung.
BLOG 122 DR. JUR. FRIEDRICH PUNT (1898 - 1969)
blog 142 Dr. jur. Wilhelm Komarek (1877-1955)
Blog 144 Dr. Jur. Ludwig Margreiter (1885 – 1964)
BLOG 141 DR. JUR. Andreas Junger (1918 – 1970)
BLOG 145 DR. JUR. FRANZ NIKOLADONI (1889-1967)
BLOG 146 DR. JUR. ALFONS TROLL (1889-1964)
Blog 154 Dr. jur. Adolf Hörhager (1884-1940)

Die Macht des Wortes: Wie Journalisten im institutionellen Widerstand gegen den Nationalsozialismus kämpften

Lange bevor der Begriff "Fake News" in unseren Wortschatz Einzug hielt, standen Journalisten vor einer weitaus brutaleren Bewährungsprobe für ihre Integrität: dem Aufstieg totalitärer Regime. Angesichts des nationalsozialistischen Terrors wählten einige den Weg der Anpassung, doch andere machten ihre Feder zur Waffe. Diese Männer und Frauen, die oft in genau den Institutionen arbeiteten, die das Regime ins Visier nahm, führten einen gefährlichen Kampf der Ideen. Sie nutzten Zeitungen, Kirchenblätter und geheime Publikationen, um die NS-Ideologie zu entlarven, die Wahrheit zu verteidigen und die Menschenwürde zu bewahren. Dieser Blog ist ihren Geschichten gewidmet – den Journalisten, die erkannten, dass im Kampf gegen die Tyrannei das geschriebene Wort nicht nur ein Beruf, sondern ein Akt des Widerstands war.
Blog 148 Ludwig Stratmann (1903-1969)
Blog 104 Friedrich (Fritz) Würthle (1902 - 1976)
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    ​BA MA MA

    Historikerin-Ethnologin

    Archive

    DÖW:
    Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands

    Tiroler Landesarchiv

    Stadtarchiv Hall in Tirol

    Privatarchiv E. Walder Hall in Tirol

    May 2025

    Kategorie
    Zeitgeschichte

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