In May 1945, the National Socialist regime came to an end in Tyrol—not solely due to the advance of Allied troops, but also thanks to the courageous efforts of committed resistance fighters from civil society. One often overlooked yet central figure in this context was engineer Carl Hirnschrott (1907–1981), who, together with like-minded individuals in the field of postal and telecommunications services, played a decisive role in the non-violent handover of vital infrastructure. In a four-page report written after the war, Hirnschrott vividly describes the secret planning and execution of the occupation of key telecommunications facilities in Innsbruck on May 3, 1945—carried out with the aim of preventing their planned destruction by Nazi loyalists. The precisely coordinated operation, supported by technicians, Wehrmacht soldiers, and former officials, became a significant contribution to the peaceful liberation of Tyrol. Hirnschrott’s report, now preserved in the Tyrolean State Archives, offers profound insights into the civic responsibility and technical expertise of those who fought in secret for a free Austria. Die stille Rettung Tirols: Ing. Carl Hirnschrott (1907–1981) und der Widerstand im Fernmeldewesen 1945Im Mai 1945 endete die nationalsozialistische Gewaltherrschaft auch in Tirol – nicht allein durch das Vorrücken alliierter Truppen, sondern auch durch den mutigen Einsatz engagierter Widerstandskämpfer aus der Zivilgesellschaft. Eine oft übersehene, aber zentrale Rolle spielte dabei der Ingenieur Carl Hirnschrott (1907–1981), der gemeinsam mit Gleichgesinnten im Bereich der Post- und Fernmeldetechnik entscheidend zur kampflosen Übergabe lebenswichtiger Infrastruktur beitrug. In einem nach dem Krieg verfassten, vierseitigen Bericht schildert Hirnschrott eindrücklich die geheime Planung und Durchführung der Besetzung zentraler Fernmeldeanlagen in Innsbruck am 3. Mai 1945 – mit dem Ziel, diese vor der geplanten Sprengung durch NS-treue Kräfte zu bewahren. Die präzise organisierte Aktion, unterstützt durch Techniker, Wehrmachtsangehörige und ehemalige Funktionäre, wurde zu einem wichtigen Beitrag zur friedlichen Befreiung Tirols. Hirnschrotts Bericht, heute im Tiroler Landesarchiv überliefert, gewährt tiefe Einblicke in die zivilgesellschaftliche Verantwortung und das technische Geschick jener, die im Verborgenen für ein freies Österreich kämpften. Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Foto: Ehemalige Postdirektion 6020 Innsbruck (2024) K. Walder Hall in Tirol. Akt Ing. Carl Hirnschrott vermutlich (1973) verfasst. In: Tiroler Landesarchiv. Der 3. Mai 1945: Wie Tirols Widerstandsgruppe „Post“ Innsbrucks Kommunikationseinrichtungen rettet Am 3. Mai 1945 schrieb sich in Innsbruck ein Kapitel österreichischer Widerstandsgeschichte, das lange im Schatten der großen militärischen Entwicklungen stand. Während noch an mehreren Stellen der Stadt gekämpft wurde, übernahm die zivil organisierte Widerstandsgruppe „Post“ unter der technischen Leitung von Ing. Carl Hirnschrott mit großer Entschlossenheit und Präzision zentrale Fernmelde- und Rundfunkanlagen der Tiroler Landeshauptstadt – ein entscheidender Schritt zur Wiederherstellung einer freien Kommunikation in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Der Tag begann dramatisch: Gegen 2 Uhr morgens wurde die von Widerstandskräften besetzte Danklkaserne am Innrain nach einem Gefecht von deutschen Wehrmachtseinheiten zurückerobert. Der junge Widerstandskämpfer Hermann Unterwurzacher, erst 17 Jahre alt, wurde vor der Kaserne aufgegriffen und entging nur knapp einer standrechtlichen Erschießung – seine Jugend rettete ihm das Leben. Im Laufe des Tages spitzte sich die Lage zu. Während Dr. Karl Gruber mit wenigen Begleitern das verlassene Büro des Gauleiters im Landhaus besetzte, formierte sich die Widerstandsgruppe „Post“ zum entscheidenden Schlag gegen die verbliebenen NS-Strukturen. Die zentrale Besetzung der Postdirektion Innsbruck sowie der Fernsprech- und Rundfunkanlagen wurde um 14 Uhr mit einer zwölfköpfigen, bewaffneten Gruppe durchgeführt. Der Plan war klar strukturiert: drei Teams sollten gleichzeitig verschiedene Gebäudeteile einnehmen und den NS-Postschutz entwaffnen. Im Erdgeschoss der Postdirektion gelang dies zunächst ohne Widerstand. Im Obergeschoss traf die erste Gruppe auf den Präsidenten der Postdirektion, Dr. Damrau, sowie die Postschutzführer Sambs und Pock. Diese wurden entwaffnet und in den Luftschutzkeller gebracht; Damrau und ein weiterer Funktionär durften das Gebäude verlassen. Der Widerstand ernannte daraufhin Oberpostrat Dr. Rudolf Bennat zum neuen Leiter der Postdirektion. Parallel dazu wurden das Verstärkeramt und das Ortswählamt gewaltlos übernommen. Der von der Gestapo gesuchte Verbindungsmann I. Petschnig konnte allerdings fliehen. Bereits um 15:45 Uhr meldete Ing. Hirnschrott telefonisch an Dr. Gruber die erfolgreiche, unblutige Übernahme. Wenig später ertönte aus der von Widerstandspolizisten besetzten Rundfunkstation in Aldrans die erste freie Nachrichtensendung – technisch betreut vom Widerstandskämpfer Karl Oberforcher. Ein stiller Sieg: Die Widerstandsgruppe „Post“ Am Abend des 3. Mai 1945 rollten amerikanische Panzer durch die Maria-Theresien-Straße in Innsbruck – die Stadt war teilweise bereits in Rot-Weiß-Rot beflaggt. Doch der Boden für diese Befreiung war schon bereitet: Die zivile Widerstandsgruppe „Post“ unter der Leitung von Ing. Carl Hirnschrott hatte wenige Stunden zuvor mit Mut und Präzision die Postdirektion Innsbruck sowie die Fernsprech- und Rundfunkanlagen gewaltlos übernommen und so eine zentrale Infrastruktur vor der Zerstörung durch NS-Kräfte bewahrt.
Gegen 22 Uhr traf der amerikanische Verbindungsoffizier Lt. Col. Fletcher in der Postdirektion ein. Ihm wurden die Waffen des entwaffneten Postschutzes übergeben – darunter 40 Panzerfäuste, Handgranaten und Sprengmittel. Die beiden inhaftierten NS-Funktionäre wurden auf seinen Befehl hin freigelassen. Obwohl die Mitglieder der Widerstandsgruppe – darunter auch Wehrmachtsangehörige – aus reinem Idealismus gehandelt hatten, wurde ihnen später weder öffentliche Anerkennung noch Auszeichnung zuteil. Im Gegenteil: Viele fanden sich nach dem Krieg erneut unter der Führung jener NS-Funktionäre wieder, die sie einst verdrängt hatten. Um die Leistung der Gruppe nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hielt Ing. Hirnschrott die Ereignisse dieses entscheidenden Tages schriftlich fest – als Zeugnis für die Nachwelt und als Erinnerung an einen mutigen, oft übersehenen Akt des zivilen Widerstandes in den letzten Stunden des Zweiten Weltkriegs.
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AutorinElisabeth Walder Archive
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