"Haus zum Guten Hirten" Opfer und Zerstörung im Zufluchtskloster in Hall in Tirol 1938 - 19456/17/2023 Foto: Haus zum Guten Hirten in Hall in Tirol. K. Walder Hall in Tirol. Das Zufluchtskloster „Haus zum Guten Hirten" in Hall hat eine lange Geschichte. Es wurde in den Jahren 1863 bis 1865 als "Zufluchtshaus zum Hl. Vinzenz von Paul " erbaut. Ursprünglich diente es straffällig gewordenen Mädchen und jungen Frauen als Unterkunft, um ihnen nach Verbüßung ihrer Strafe eine Ausbildung, Wiedereingliederung in die Gesellschaft und eine sinnvolle Zukunft zu ermöglichen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich weitere Einrichtungen innerhalb des "Haus zum Guten Hirten", wie ein Kinderheim und ein Mädchenpensionat, die mit einer privaten Volks- und Hauptschule verbunden waren. Zudem gab es eine Industrie- (Hauswirtschafts-) und Handelsschule. Diese Einrichtungen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus aufgelöst. Bereits im Juli 1938 war den Schulen das Öffentlichkeitsrecht entzogen worden. Im Jahr 1938 wurden fünf Lehrschwestern der Barmherzigen Schwestern in Zams, die auch in Hall in der Privat-Hauptschule tätig waren, sowie sechs Lehrschwestern an der Kaufmännischen Wirtschaftsschule in Hall, aus dem Schuldienst entlassen. Diese Schwestern wurden unter der Begründung suspendiert, dass sie nicht in der Lage seien, die Kinder im Sinne des nationalsozialistischen Geistes zu erziehen. Die aus dem Schuldienst entlassenen Schwestern mussten in Krankenanstalten, Altersheimen und Lazaretten arbeiten. Foto: Gymnasialdirektor a. D. Franziskaner Pater Epiphan Redhammer. Archiv der Franziskaner Provinz in Hall in Tirol. Den Barmherzigen Schwestern stand der Franziskaner Pater Epiphan Redhammer (1889-?) als Kaplan im Zufluchtskloster „Haus zum Guten Hirten“ bis zu seiner Verhaftung am 4. November 1940 und seinem anschließenden Gauverweis zur Seite. Schwester Erharda Hendlmeier (1874-1954) Foto: Schwester Erharda Hendlmeier. Mutterhaus-Archiv der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Zams/Tirol. Auch Ordensschwestern wurden nicht von Verfolgung und Verhaftung verschont, beispielsweise Schwester Erharda (Franziska) Hendlmeier, die Direktorin der Haupt- und Handelsschule im "Haus zum Guten Hirten" in Hall war. Schwester Erharda Hendlmeier, eine Barmherzige Schwester aus Zams, die in Hall im Zufluchtshaus lebte, wurde für etwa 14 Tage im Gestapogefängnis (Hotel Sonne) in Innsbruck festgehalten. Der genaue Grund für ihre Verhaftung wurde nicht genannt. Foto: Links, Schwester Ezechiela (Elisabeth) Endrass. Mutterhaus-Archiv der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Zams/Tirol. Schwester Ezechiela (Elisabeth) Endrass (1877 - 1974) Schwester Ezechiela (Elisabeth) Endrass, eine Barmherzige Schwester von Zams (1877–1974), war die Oberin des Zufluchtsklosters "Haus zum Guten Hirten" in Hall in Tirol. Am 12. Juli 1941 wurde sie im Gestapo Gefängnis Hotel Sonne in Innsbruck inhaftiert. Erst am 19. November 1941 wurde Schwester Ezechiela aufgrund einer Verletzung der Verbrauchsregelungsstrafverordnung (VRSTVO) zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Schwester Ezechiela (Elisabeth) Endrass befand sich vom 12. Juli 1941 bis zum 24. Dezember 1941 beim Landesgericht in Innsbruck in Strafhaft. Der Beschluss datiert vom 19. Dezember 1941: „Auf Grund /der/ Ermächtigung durch den Reichsminister der Justiz (§20 Abs. 1 der Gnadenordnung v. 6.2.1935) wird die Vollstreckung des Strafarrests der durch Urteil des Landesgerichtes Innsbruck als Sondergericht vom 19.11.1941, KLs 74/41, gegen Elisabeth Endrass wegen Vergehens gegen die Verbrauchsregelungsstrafverordnung erkannten Gefängnisstrafe von sechs Monaten nach Verbüßung von 5 Monaten und 11 Tagen am 24.12.1941 mit Bewährungsfrist bis 30.11.1944 ausgesetzt." Während des Zweiten Weltkrieges waren die Bombenangriffe auf Hall eine schwere Belastung für die Stadt. Insbesondere der Angriff am 16. Februar 1945 forderte das Leben von 71 Menschen. Besonders schwer betroffen war der Westen der Stadt, das Gebiet um den Bahnhof. Auch das Haus "Zum Guten Hirten" (Zufluchtskloster) blieb von den verheerenden Auswirkungen nicht verschont. In dem Kloster verloren 24 Personen ihr Leben, darunter 22 Schwestern und 2 Pfleglinge. Foto: Bombenzerstörung des Zufluchtsklosters (16. Februar 1945) in Hall in Tirol. Mutterhaus-Archiv der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Zams/Tirol. Abbildung: Sterbebilder für 22 Ordensschwestern. Mutterhaus-Archiv der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Zams/Tirol. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs musste das Zufluchtskloster neu aufgebaut werden. Nach Abschluss des Wiederaufbaus wurde das "Haus zum Guten Hirten" als Wohn- und Pflegeheim für ältere Menschen eröffnet. Foto: Haus zum Guten Hirten. Privatarchiv Walder.
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