"Remembering the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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„Das Haller Freibad: NS-Zwangsarbeit hinter der Propaganda eines ‚Gemeinschaftswerks‘ (1938–1941)“


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Tourismus in Hall in Tirol zur NS-Zeit (1938–1945): Ein dunkles Kapitel

6/10/2025

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(EN) Blog 79 A Swimming Pool for Hall
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Während der NS-Herrschaft wurde der Tourismus in Hall in Tirol von Propaganda, Zwangsarbeit und der Ideologie der „Volksgemeinschaft“ geprägt. Projekte wie das Haller Freischwimmbad zeigen, wie Infrastruktur zur Machtdemonstration genutzt wurde – während die dunkle Realität verschleiert wurde.
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Innsbrucker Nachrichten 16. Juli 1938. Online unter Anno, https://anno.onb.ac.at/ (Stand: 10.6.2025)

1938: Ein Freibad für Hall - gebaut auf Zwang und Propaganda


„Die Haller bauen sich selbst ihr Bad“ (Quelle: „Neueste Zeitung“ am 17. August 1939)

Als Bürgermeister Heinz Bauer 1938 den Bau des Haller Freibads anordnete, inszenierten die Nationalsozialisten es als vorbildliche "Gemeinschaftsleistung". Doch das vermeintliche Volksprojekt beruhte auf einem System der Ausbeutung:
  • Pflichtarbeit statt Freiwilligkeit: Jeder Hallerin musste mindestens acht "Ehrenarbeits"-Stunden ableisten
  • Militärische Organisation: Männer ab 20 wurden zwangsverpflichtet, Arbeitsunfähige mussten zahlen
  • Propaganda-Maschinerie: NS-Zeitungen feierten den "Arbeitseifer", während später Kriegsgefangene eingesetzt wurden
Hinter der Fassade der "Volksgemeinschaft" verbarg sich die brutale Realität der NS-Diktatur - ein Lehrstück über die Methoden nationalsozialistischer Herrschaft vor Ort.
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Neueste Zeitung. 17. August 1939. ULB Online unter, https://www.uibk.ac.at/iza/ (Stand: 10.6.2025)

November 1940: Kriegsgefangene als billige Arbeitskräfte fürs Haller Freibad

Die Niederschrift des Ratsherren Protokolls vom 15. November 1940 enthüllt die brutale Realität hinter dem Bauprojekt:

„Die Arbeiten mussten vorübergehend eingestellt werden, da die Wehrmacht ihre Soldaten abzog. Nun setzen wir unsere Leute und Gefangene ein – die Stadt erhielt am 14. November 50 Gefangene, von denen zehn beim Freibad arbeiten."
– Bürgermeister Heinz Bauer
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Was diese nüchterne Notiz verschweigt:
  • Die „billige Weise“ des Fortschritts basierte auf Zwangsarbeit
  • Bei den „Gefangenen“ handelte es sich um Kriegsgefangene oder Häftlinge des Arbeitslagers Reichenau in Innsbruck
  • Die NS-Führung instrumentalisierte selbst lokale Projekte für ihre Kriegswirtschaft
Warum das wichtig ist:
Dieses Dokument belegt, wie selbst kommunale Verwaltungen in das NS-System der Zwangsarbeit verstrickt waren – direkt vor Ort in Hall.
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Juni 1941: NS-Propaganda zur Freibad-Eröffnung in Hall

Am 17. Juni 1941 feierte das NS-Regime die Eröffnung des Haller Freibads als angeblichen "Triumph der Volksgemeinschaft". Die Berichterstattung in den Innsbrucker Nachrichten offenbart typische Propagandamuster:
Zynische NS-Rhetorik Bürgermeister Heinz Bauer, gleichzeitig NSDAP-Ortsgruppenleiter, beschwor den Nazi-Grundsatz:
„Nur durch die Verwirklichung des nationalsozialistischen Prinzips ›Gemeinnutz geht vor Eigennutz‹ konnte dieses Werk entstehen."
Landrat Hirnigel steigerte die Geschichtsklitterung:
„Hall war im ‚alten Österreich‘ finanziell zerrüttet – erst das Reich schaffte Ordnung. Die 47.800 freiwilligen Arbeitsschichten und 2.803 Spenden beweisen den Opfergeist unserer Bürger!"
Die Wahrheit hinter den Phrasen
  • „Freiwillige Arbeit": Tatsächlich handelte es sich um Zwangsdienste (siehe Pflicht-"Ehrenstunden")
  • „Spenden": Viele "freiwillige" Gaben erfolgten unter politischem Druck
  • „Volkswohl": Das Bad diente vorrangig der NS-Imagepflege – parallel dazu deportierte das Regime Haller Jüd*innen und politische Gegner
Warum diese Quelle wichtig ist - Das Dokument zeigt, wie die NSDAP:
  1. Zwangsmaßnahmen als "Gemeinschaftswerk" umdeutete
  2. Kritik an Missständen der Ersten Republik instrumentalisierte
  3. Durch lokale Projekte die Machtübernahme legitimieren wollte
Hinweis:
Wir zitieren die Originalformulierungen (in Anführungszeichen), um die NS-Propagandatechniken erkennbar zu machen – nicht ohne kritische Einordnung.
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Innsbrucker Nachrichten, 17. Juni 1941. Nr. 140, S.5. Anno Suchportal. Online unter, https://anno.onb.ac.at/ (Stand: 10.6.2025)

"Gegen Widerstände in den eigenen Reihen: Die zwiespältige Entstehung des Haller Freibads (1939)"

Der Stadtchronist Prof. Dr. Franz Egger berichtet in seiner Chronik „Die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Hall 13.3.1938 bis 3. Mai 1945“ vom 4.5.1939 folgendes:

„Wenn Bgm. Bauer bei seiner Antrittsrede sagte, er werde sich gegen Widerstände zu wehren wissen, so meinte er weniger die eingeschüchterten Gegner außerhalb der Partei als die in der Partei. Der Widerstand richtete sich hauptsächlich gegen den Bau des Schwimmbades, das Bauer in Gemeinschaftsbau aller Haller und mit den Spenden derselben errichten wollte. Als nach vier Monaten 9000 RM eingegangen waren, war Bauer enttäuscht, wurden ja die Kosten auf 250 000 RM veranschlagt. Zur Beschaffung der nötigen Mittel wurde der Verkauf von Häusern aus dem Gemeindebesitz von Hall und Absam, das am 7.10.1938 eingemeindet worden war, in Aussicht genommen. Die Baufirma Vianova erhielt den Auftrag, die Zufahrtsstraße zum Schwimmbad zu erbauen. Der Grund für das Bad wurde von Frau Marianne Recheis geschenkt.“ 
(Quelle: Stadtarchiv  Hall in Tirol) 

Interne Machtkämpfe um ein NS-Prestigeprojekt

Die Chronik von Prof. Dr. Franz Egger enthüllt eine wenig bekannte Facette der Freibad-Geschichte: Selbst innerhalb der NSDAP gab es Widerstand gegen Bürgermeister Bauers Pläne.
Die brisanten Details:
  • Parteiinterne Konflikte: Bauers Drohung, sich "gegen Widerstände zu wehren", zielte vor allem auf Kritiker in den eigenen Reihen
  • Finanzdesaster: Nach 4 Monaten erst 9.000 RM von benötigten 250.000 RM – ein Armutszeugnis für die propagierte "Spendenbereitschaft"
  • Zwangsmaßnahmen:
    • Verkauf kommunaler Häuser (auch aus zwangseingemeindetem Absam)
    • Vergabe an die Baufirma Vianova (später in NS-Kriegswirtschaft verstrickt)
    • Grundstücksschenkung durch eine lokale Unternehmerfamilie ​

      ​Warum dieser Blick hinter die Kulissen wichtig ist
  1. Zerstört das NS-Mythos von der "geschlossenen Volksgemeinschaft"
  2. Zeigt, wie lokale NS-Funktionäre eigene Machtinteressen verfolgten
  3. Belegt die wirtschaftliche Hilflosigkeit des Systems trotz Repression
Historische Einordnung:
"Bauers Probleme widerlegen die NS-Propaganda vom effizienten 'Führerprinzip'. Selbst Terrorregime hatten mit Bürokratie und internen Grabenkämpfen zu kämpfen."

​„Die veranschlagten 250.000 RM (heute ca. 1,2 Mio. €) sollten durch Zwangsarbeit und Enteignungen finanziert werden – ein gigantisches Vorhaben für die kleine Stadt Hall.“

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Hubert Berger: Dunkle Historie einer beliebten Freizeitanlage. In: Kronen Zeitung. Donnerstag 12. Juni 2025, S. 51.
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    ​BA MA MA

    Historikerin-Ethnologin

    Archives

    Stadtarchiv Hall in Tirol 
    StAH, Karton Dr. Ernst Verdross. Stadtchronik Prof. Dr. Franz Egger: Die nationalsozialistische Herrschaft in Hall 13.3.1938 bis 3. Mai 1945. 

    Zeitungsportal Anno. Online unter: 
    https://anno.onb.ac.at/ (Stand: 10.6.2025)

    Zeitungsportal. ULB. Online unter, https://www.uibk.ac.at/iza/ (Stand: 10.6.2025)

    Hubert Berger: Dunkle Historie einer beliebten Freizeitanlage. In: Kronen Zeitung. Donnerstag 12. Juni 2025, S. 51.

    June 2025

    Kategorie
    ​Zeitgeschichte

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