Während der NS-Herrschaft wurde der Tourismus in Hall in Tirol von Propaganda, Zwangsarbeit und der Ideologie der „Volksgemeinschaft“ geprägt. Projekte wie das Haller Freischwimmbad zeigen, wie Infrastruktur zur Machtdemonstration genutzt wurde – während die dunkle Realität verschleiert wurde. Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Innsbrucker Nachrichten 16. Juli 1938. Online unter Anno, https://anno.onb.ac.at/ (Stand: 10.6.2025) 1938: Ein Freibad für Hall - gebaut auf Zwang und Propaganda„Die Haller bauen sich selbst ihr Bad“ (Quelle: „Neueste Zeitung“ am 17. August 1939) Als Bürgermeister Heinz Bauer 1938 den Bau des Haller Freibads anordnete, inszenierten die Nationalsozialisten es als vorbildliche "Gemeinschaftsleistung". Doch das vermeintliche Volksprojekt beruhte auf einem System der Ausbeutung:
Neueste Zeitung. 17. August 1939. ULB Online unter, https://www.uibk.ac.at/iza/ (Stand: 10.6.2025) November 1940: Kriegsgefangene als billige Arbeitskräfte fürs Haller FreibadDie Niederschrift des Ratsherren Protokolls vom 15. November 1940 enthüllt die brutale Realität hinter dem Bauprojekt: „Die Arbeiten mussten vorübergehend eingestellt werden, da die Wehrmacht ihre Soldaten abzog. Nun setzen wir unsere Leute und Gefangene ein – die Stadt erhielt am 14. November 50 Gefangene, von denen zehn beim Freibad arbeiten." – Bürgermeister Heinz Bauer Was diese nüchterne Notiz verschweigt:
Dieses Dokument belegt, wie selbst kommunale Verwaltungen in das NS-System der Zwangsarbeit verstrickt waren – direkt vor Ort in Hall. Juni 1941: NS-Propaganda zur Freibad-Eröffnung in HallAm 17. Juni 1941 feierte das NS-Regime die Eröffnung des Haller Freibads als angeblichen "Triumph der Volksgemeinschaft". Die Berichterstattung in den Innsbrucker Nachrichten offenbart typische Propagandamuster: Zynische NS-Rhetorik Bürgermeister Heinz Bauer, gleichzeitig NSDAP-Ortsgruppenleiter, beschwor den Nazi-Grundsatz: „Nur durch die Verwirklichung des nationalsozialistischen Prinzips ›Gemeinnutz geht vor Eigennutz‹ konnte dieses Werk entstehen." Landrat Hirnigel steigerte die Geschichtsklitterung: „Hall war im ‚alten Österreich‘ finanziell zerrüttet – erst das Reich schaffte Ordnung. Die 47.800 freiwilligen Arbeitsschichten und 2.803 Spenden beweisen den Opfergeist unserer Bürger!" Die Wahrheit hinter den Phrasen
Wir zitieren die Originalformulierungen (in Anführungszeichen), um die NS-Propagandatechniken erkennbar zu machen – nicht ohne kritische Einordnung. Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Innsbrucker Nachrichten, 17. Juni 1941. Nr. 140, S.5. Anno Suchportal. Online unter, https://anno.onb.ac.at/ (Stand: 10.6.2025) "Gegen Widerstände in den eigenen Reihen: Die zwiespältige Entstehung des Haller Freibads (1939)"Der Stadtchronist Prof. Dr. Franz Egger berichtet in seiner Chronik „Die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Hall 13.3.1938 bis 3. Mai 1945“ vom 4.5.1939 folgendes: „Wenn Bgm. Bauer bei seiner Antrittsrede sagte, er werde sich gegen Widerstände zu wehren wissen, so meinte er weniger die eingeschüchterten Gegner außerhalb der Partei als die in der Partei. Der Widerstand richtete sich hauptsächlich gegen den Bau des Schwimmbades, das Bauer in Gemeinschaftsbau aller Haller und mit den Spenden derselben errichten wollte. Als nach vier Monaten 9000 RM eingegangen waren, war Bauer enttäuscht, wurden ja die Kosten auf 250 000 RM veranschlagt. Zur Beschaffung der nötigen Mittel wurde der Verkauf von Häusern aus dem Gemeindebesitz von Hall und Absam, das am 7.10.1938 eingemeindet worden war, in Aussicht genommen. Die Baufirma Vianova erhielt den Auftrag, die Zufahrtsstraße zum Schwimmbad zu erbauen. Der Grund für das Bad wurde von Frau Marianne Recheis geschenkt.“ (Quelle: Stadtarchiv Hall in Tirol) Interne Machtkämpfe um ein NS-PrestigeprojektDie Chronik von Prof. Dr. Franz Egger enthüllt eine wenig bekannte Facette der Freibad-Geschichte: Selbst innerhalb der NSDAP gab es Widerstand gegen Bürgermeister Bauers Pläne. Die brisanten Details:
"Bauers Probleme widerlegen die NS-Propaganda vom effizienten 'Führerprinzip'. Selbst Terrorregime hatten mit Bürokratie und internen Grabenkämpfen zu kämpfen." „Die veranschlagten 250.000 RM (heute ca. 1,2 Mio. €) sollten durch Zwangsarbeit und Enteignungen finanziert werden – ein gigantisches Vorhaben für die kleine Stadt Hall.“ Hubert Berger: Dunkle Historie einer beliebten Freizeitanlage. In: Kronen Zeitung. Donnerstag 12. Juni 2025, S. 51.
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