"Commemorating the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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Franziskaner Bruder Massäus Stemeseder
​(1891 – 1940)









In stillem Gedenken: Frater Massäus (Josef) Stemeseder OFM (1891–1940/41)

8/28/2025

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Blog (EN) Frater Massäus Stemeseder (1891 - 1940)
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Foto Bruder Massäus Stemeseder. In: Archiv der Tiroler Franziskaner Provinz in Hall in Tirol.
Auf dieser Seite gedenken wir eines Mitbruders, dessen Leben auf grausame Weise das unermessliche Leid widerspiegelt, das die nationalsozialistische Gewaltherrschaft über unzählige unschuldige Menschen brachte. Wir erinnern an Frater Massäus Stemeseder, der ein einfaches Leben im Dienst an seiner Gemeinschaft führte und zum Opfer der sogenannten "Euthanasie"-Verbrechen wurde.

Ein Leben im Dienst am Nächsten

Josef Stemeseder wurde am 3. Februar 1891 in Obertrum am See im Salzburger Land geboren. Als Sohn eines Müllers fand er seine Berufung früh im franziskanischen Orden. Seine spirituelle Reise begann am 16. Jänner 1913 mit der Einkleidung als Terziar in Bozen, wo er am 5. Februar 1914 seine Profess ablegte.
Über mehr als ein Jahrzehnt diente er den Mitbrüdern in verschiedenen Klöstern Tirols und Salzburgs in den demütigen und essenziellen Aufgaben als Koch (coqu.) und Gärtner (hort.). Stationen seines Wirkens waren unter anderem Bozen (1913-1920), Hall im Tiroler Leopoldinum (1920-1921), Salzburg (1921-1922) und Schwaz (1922-1923).
Am 22. September 1923 trat er schließlich in Schwaz in den Ersten Orden der Franziskaner ein und legte am 23. September 1924 seine zeitliche Profess ab. Seine feierliche, endgültige Profess folgte am 6. Oktober 1927 in Salzburg. Bruder Massäus, im Kloster auch vulgo "Brillenschlang" genannt, war den Mitbrüdern als fleißiger und bescheidener Mann bekannt, der durch seine Arbeit in der Küche und im Garten zum Wohl aller beitrug.

Tragisches Schicksal und Martyrium

Im Jahr 1931 erkrankte Frater Massäus schwer und musste sich in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt in Hall in Tirol behandeln lassen. Die Diagnose einer "Geisteskrankheit" sollte ihm wenige Jahre später das Leben kosten.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 begannen die Nationalsozialisten mit der systematischen Ermordung von körperlich und geistig behinderten Menschen. Unter dem Tarnnamen "Aktion T4" wurden zehntausende Menschen als "unwertes Leben" deklariert und in eigens eingerichteten Tötungsanstalten ermordet.
Am 10. Dezember 1940 wurde Frater Massäus Stemeseder aus der Anstalt in Hall abgeholt und in einem Sammeltransport in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz gebracht. Dort, in der Gaskammer des Schlosses, wurde er kurz nach seiner Ankunft ermordet. Sein offiziell mitgeteilter Sterbetag ist der 9. Jänner 1941; ein fiktives Datum, das die Täter zur Vertuschung ihrer Verbrechen erfanden.
Frater Massäus war eines von schätzungsweise 30.000 Menschen, die zwischen 1940 und 1944 in Hartheim ermordet wurden. Der Franziskanerorden erhielt die traurige Nachricht von seinem Tod.

Unser Gedenken

Wir gedenken Frater Massäus nicht primär als Opfer, sondern als unseren Mitbruder, der ein Leben in Hingabe und Dienst führte. Sein gewaltsamer Tod mahnt uns, die Würde eines jeden menschlichen Lebens, besonders der Schwächsten und Hilfsbedürftigsten, immer und überall zu verteidigen.
Möge er in Frieden ruhen.
Requiescat in pace.
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    ​BA MA MA

    Historikerin-Ethnologin

    Archive
    Archiv der Tiroler Franziskaner Provinz in Hall in Tirol: Chronik der Franziskaner Provinz Hall in Tirol

    Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

    Tscholl, Helmut: Die katholische Kirche. Laien und kollektiver Widerstand. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S.251-284.

    Tschol, Helmut, Die Katholische Kirche. Allgemeine Verfolgungsmaßnahmen. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Widerstand in Tirol 1934-1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 234-235.

    Tschol,Helmut: Die katholische Kirche. 2. Verfolgung und Widerstand des Klerus. c.) Ordensleute. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 – 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 230-251, hier S. 242.

     Tschol,Helmut/Reiter, Johann: Maßnahmen gegen Klöster und Orden. 6. Liste der verhafteten Priester und Ordensleute. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 – 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 332-351, hier S. 335, sowie S. 615 Anmerkung Nr. 136.

    Privatarchiv  P. Johann Reiter Innsbruck
    ​
    Privatarchiv Helmut Tschol Schwaz

     Privatarchiv Dr. Paul Torggler Innsbruck

    Publikationen:

    Kuhl, Manfred et al. (Hrsg.): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Biografien Ergänzungsband (2). Tradition und Zukunft (18). Wien 2020.

    Lipp, Richard (Hrsg.): Die Geschichte der Tiroler Franziskanerprovinz (Bd. III). Die Jahre 1938-1945. Gießheim 1999, S.10-13.
     
    Klamper, Benedikta Maria: Priester vor Hitlers Tribunalen. München 1966, S. 101f. 

    August 2025

    Kategorie
    ​Zeitgeschichte

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