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Wopfner,Helmut, Marberger, Blasius. In: Wopfner, Helmut Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998. Thaur 1998. EinleitungIn der düsteren Zeit des Nationalsozialismus war der Mut einzelner oft die letzte Bastion der Menschlichkeit. Einer, der diesen Mut bewies, war Pater Blasius Marberger (geb. als Ernst Marberger), ein Prämonstratenser-Chorherr aus dem Stift Wilten. Seine Geschichte ist ein beeindruckendes Zeugnis des gewaltlosen Widerstands, der sich in scheinbar kleinen, aber bedeutungsvollen Handlungen manifestierte. Vom Schüler zum Seelsorger: Die frühen Jahre Geboren am 2. Jänner 1888 in St. Marein in Niederösterreich, fand Ernst Marberger seine geistige Heimat in Tirol. Er besuchte das Franz-Josef-Gymnasium (später Franziskaner-Gymnasium) in Hall und trat nach der Matura in das Stift Wilten ein, wo er den Ordensnamen Blasius annahm. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1910 wirkte er als Seelsorger in den Gemeinden Ellbögen, Gries, Mutters und Natters. Dort sollte er später direkt mit der Unterdrückungspolitik des NS-Regimes konfrontiert werden. Die unerlaubte Prozession: Ein Akt des Glaubens Ein entscheidendes Ereignis fand am 25. Juni 1939 in Mutters statt. Anlässlich einer Firmung hielt Pater Blasius einen feierlichen Einzug vom Pfarrhof in die Pfarrkirche – eine schlichte Glaubenshandlung, die das Regime als Provokation ansah, da sie nicht genehmigt war. Die Reaktion der Gestapo folgte prompt und kam in Form einer strengen Verwarnung: „Sie haben ... einen feierlichen Einzug nach Art einer Prozession ohne Erlaubnis abgehalten und dadurch eine Übertretung der erlassenen Vorschriften ... begangen. ... wird Ihnen in diesem Fall ausnahmsweise nur eine strenge Verwarnung erteilt. Sollten Sie sich trotzdem wieder einer derartigen Übertretung zuschulden kommen lassen, so müsste mit der Verhängung der strengsten Strafen vorgegangen werden." Diese "milde" Strafe war in Wirklichkeit eine unmissverständliche Drohung. Für die Gläubigen vor Ort war die Prozession jedoch ein kraftvolles Symbol: Ihr Glaube war stärker als die staatliche Willkür. Willkür und Drangsal: Haft und Geldstrafe Die Schikanen gegen Pater Blasius eskalierte. Vom 27. bis 31. Juli 1940 wurde er im Innsbrucker Landesgericht inhaftiert. In den Akten wurde diese Willkürmaßnahme mit dem zynischen Vermerk „propter nihil incarceriert" („für nichts eingesperrt“) festgehalten. Doch damit nicht genug. Am 29. Dezember 1941 verurteilte ihn das Regime erneut, diesmal zu einer Geldstrafe wegen Verstoßes gegen das Personenstandsgesetz. Sein "Verbrechen"? Er hatte eine Beerdigung durchgeführt, ohne sie den NS-Behörden zu melden. Selbst im Tod sollten die Menschen der totalitären Kontrolle unterliegen – doch Pater Blasius verweigerte sich diesem unmenschlichen System bis zuletzt. Ein Vermächtnis des gewaltlosen Widerstands Pater Blasius Marberger steht für einen Widerstand, der nicht mit Waffen, sondern mit ungebrochenem Willen geführt wurde. Sein Einsatz für den Glauben und die menschliche Würde angesichts von Terror und Unterdrückung macht ihn zu einer eindrücklichen historischen Figur. Sein Vermächtnis erinnert uns daran, dass Zivilcourage auch im beharrlichen Festhalten an der Menschlichkeit liegt – selbst in den dunkelsten Zeiten.
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