Rudolf Schiessl: Vom Schüler der Sternkorona zum Widerstandskämpfer im „Widerstand Anton Haller“10/11/2025 Foto: Schiessl Rudolf. In: Wopfner,Helmut (Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998. Thaur 1998, S.101. In den Wirren der letzten Kriegstage, als der nationalsozialistische Terror seinem Ende entgegenlief, schrieben mutige Männer und Frauen in Hall Geschichte. Eine dieser Personen war Dr. Rudolf Schiessl, dessen Lebensweg tief mit der Stadt verbunden ist. Frühe Prägung und die Zeit des Umbruchs Geboren 1919 in Schönbichl, besuchte Schiessl das Franziskanergymnasium in Hall und wurde Mitglied in der Schülerverbindung Sternkorona. Eine prägende Zeit, die jäh endete: Als Aktivsenior sollte er eigentlich das 50. Stiftungsfest im Juni 1938 ausrichten. Doch nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde der Verbindungsbetrieb verboten. Schiessl wurde von der Gestapo verhört – ein erstes, deutliches Zeichen des Widerstands, der noch folgen sollte. Studium im Untergrund und Rückkehr nach Hall Nach seiner Matura 1939 musste Schiessl für sein Lehramtsstudium nach Wien gehen, da die Universität Innsbruck geschlossen war. Dort schloss er sich im November 1939 der Leopoldina an, einer Hochschulverbindung, die im Untergrund weiterarbeitete. Nach einer Verwundung und Lazarettaufenthalten kehrte er als Lehrer an die Oberschule in Hall zurück. Der Widerstand: Mut ohne Waffen Im März 1945 trat Schiessl der Widerstandsbewegung „Anton Haller“ bei. Seine Haltung war dabei von bemerkenswerter Weitsicht und Menschlichkeit geprägt. Wie er selbst später schrieb, war seine Gruppe „gegen jeden Einsatz von Waffen, der nur zu einem sinnlosen Massaker geführt hätte“. Stattdessen setzten sie auf kluge Aktionen. Ihr bedeutendster Beitrag war die Beschaffung eines Autos, um Bürgermeister Dr. Viktor Schumacher aus seinem Exil zu holen. Schumacher hatte sich versteckt, um einer Geiselnahme durch die SS zu entgehen, während die Amerikaner bereits im Rathaus auf ihn warteten. Diese friedliche Aktion sollte die Übergabe der Stadt sicherstellen. Ein Vermächtnis des zivilen Ungehorsams Die Geschichte Rudolf Schiessls erinnert uns daran, dass Widerstand nicht immer bewaffnet sein muss. Sein Mut, sich einer unmenschlichen Diktatur zu widersetzen, und seine kluge, gewaltfreie Aktion zur Rettung des Bürgermeisters sind ein beeindruckendes Zeugnis von Zivilcourage in finsterster Zeit. Er steht für die vielen stillen Helden, die im Kleinen das Richtige taten.
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