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Im Juli 1947 stand der ehemalige Haller Primararzt Dr. med. Otto Luze (55) vor dem Volksgericht Innsbruck, angeklagt wegen „Verbrechen gegen Menschlichkeit und Anstand“. Der Fall wirft ein düsteres Licht auf die Rolle von Medizinern während der NS-Zeit in Österreich – zeigt aber auch, dass es Ärztinnen und Ärzte gab, die sich mutig dem Regime widersetzten. Your browser does not support viewing this document. Click here to download the document. Die Vorwürfe gegen Dr. LuzeDr. Luze, seit 1933 NSDAP-Mitglied, war vor 1938 als Arzt in Solbad Hall, im B-Lazarett und als Wehrmachtstruppenarzt tätig – zunächst ohne Beanstandungen. Nach dem „Anschluss“ 1938 änderte sich sein Verhalten jedoch radikal. Ihm wurde vorgeworfen:
Das „Engellandlied“ – NS-Propaganda in Liedform Das sogenannte „Engellandlied“ entstand Anfang der 1930er-Jahre im Umfeld der Hitlerjugend und wurde zu einem der bekanntesten Kampflieder des Nationalsozialismus. Der Text stammt von Baldur von Schirach, dem späteren Reichsjugendführer, und spiegelt den militaristischen Geist sowie die expansive Ideologie des NS-Regimes wider. In der Zeile „Heute gehört uns Deutschland – und morgen die ganze Welt“ verdichten sich die zentralen Macht- und Weltherrschaftsansprüche des Nationalsozialismus. Besonders die aggressive Bezugnahme auf England („Engelland, wir fahren gegen dich“) machte das Lied zu einem Instrument nationalsozialistischer Feindbildpflege und Kriegsvorbereitung. Es wurde insbesondere in der Hitlerjugend zur ideologischen Einstimmung auf den Krieg genutzt und diente der emotionalen Mobilisierung junger Menschen. Heute steht das Lied exemplarisch für die propagandistische Indoktrination von Jugendlichen im „Dritten Reich“. Eine kritische Auseinandersetzung mit solchen Liedern zeigt, wie Musik im Nationalsozialismus gezielt zur Verherrlichung von Gewalt, Gehorsam und Feindseligkeit instrumentalisiert wurde. Das Urteil Luze bestritt konkrete Beweise und verwies auf mögliche Diagnosefehler. Das Gericht sah dies anders und verurteilte ihn zu 2¾ Jahren schwerem Kerker sowie Vermögenseinzug. Das Urteil unterstrich die moralische Verwerflichkeit seines Handelns. Historische Bedeutung Der Fall Luze zeigt, wie Ärzte im NS-System zur Kriegsmaschinerie beitrugen – auch in Tirol. Die Verurteilung war Teil der oft umstrittenen, aber symbolisch wichtigen Entnazifizierung. Gleichzeitig erinnert er uns daran, dass es stets Menschen gab, die Zivilcourage bewiesen. Quelle: Tiroler Tageszeitung, 8. Juli 1947, S. 3. In: Anno Zeitschriften Suchportal. Online unter,https://anno.onb.ac.at (Stand: 19.7.2025) Hinweis für Leser: Dieser Bericht fasst historische Dokumente zusammen. Die NS-Verbrechen wurden regional unterschiedlich aufgearbeitet; weitere Quellen bieten vertiefende Einblicke. Wir gedenken aller Opfer der NS-Medizinverbrechen und ehren jene, die Widerstand leisteten. Foto Rathaus Hall in Tirol. Privatarchiv K. Walder Hall in Tirol. Ärzte im Widerstand: Die vergessenen Vorbilder |
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