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Foto Dr. jur. Wilhelm Komarek. In: Wopfner, Helmut (Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998. Thaur 1998, S.28. Wilhelm Komarek: Ein Leben zwischen Juristenrobe und politischem Widerstand Die Lebensgeschichte von Dr. Wilhelm Komarek liest sich wie ein Roman – geprägt von persönlichem Schicksal, politischen Kämpfen und der unerschütterlichen Kraft von Netzwerken in dunklen Zeiten. Geboren am 2. August 1877 im mährischen Olmütz, verlor er früh seinen Vater und fand in Tirol, genauer in Fiecht bei Schwaz, eine neue Heimat. Seine schulische Prägung erhielt er am traditionsreichen Franziskaner Gymnasium in Hall, wo er 1895 die Reifeprüfung ablegte. Das Tor zur Zukunft stand offen, und Komarek entschied sich für ein Jurastudium in Innsbruck. Nach seiner Promotion im Jahr 1910 schlug er seine Zelte als Rechtsanwalt im tirolerischen Reutte auf. Dort engagierte er sich nicht nur beruflich, sondern auch politisch bei der Tiroler Volkspartei und brachte es sogar zum Vizebürgermeister. Eine vielversprechende Karriere schien vorgezeichnet. Doch das Schicksal meinte es nicht immer gut mit ihm: Ein Fehler eines Mitarbeiters führte zu einer rechtlichen Haftung, die seine politischen Gegner skrupellos gegen ihn ausspielten. Die berufliche Zukunft in Reutte war verbaut. Neuanfang und konsequenter WiderstandKomarek verließ Reutte und wagte in Melk einen Neuanfang. Doch hier sollte er auf eine weitaus größere Bedrohung treffen als auf lokale politische Ränkespiele: den aufkeimenden Nationalsozialismus. Komarek erwies sich als vehementer und mutiger Gegner des Regimes, was ihm schnell politischen Druck und berufliche Schwierigkeiten einbrachte. Der Aufbau einer sicheren Existenz für seine Familie gestaltete sich unter diesen Umständen äußerst mühsam. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde der regimekritische Anwalt zur Zielscheibe. Die Nationalsozialisten nahmen ihn für ein ganzes Jahr in sogenannte "Schutzhaft". In dieser aussichtslosen Situation bewies sich die Macht der Kameradschaft: Seine Cartellbrüder – also Mitglieder seiner studentischen Verbindung – in Wien halfen ihm, nach der Haftentlassung eine neue Lebensgrundlage zu finden. Rückkehr in die HeimatDie Nachkriegszeit bedeutete für Komarek das verdiente Ende eines bewegten Lebens. Im Jahr 1951 legte er, mittlerweile 74-jährig, seine Zulassung als Rechtsanwalt nieder und kehrte zurück in seine tirolische Heimat. Seine Familie lebte bereits in Hall, dem Ort, an dem einst sein Bildungsweg begonnen hatte. Dort verstarb er 1955.
Die Biografie Wilhelm Komareks ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Daten. Sie ist ein Zeugnis von Resilienz, Zivilcourage und der Bedeutung von Verbundenheit, die selbst die dunkelsten Stunden überdauern kann.
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