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Foto Dr. jur. Troll, Alfons. In: Wopfner, Helmut (Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998. Thaur 1998, S. 71. Wer die jüngere Geschichte Vorarlbergs verstehen will, kommt an Dr. Alfons Troll nicht vorbei. Seine Biografie spiegelt die Brüche und Wendungen des 20. Jahrhunderts wider – von der k.u.k.-Monarchie über die Erste Republik, die Diktatur des Ständestaates, die NS-Herrschaft bis hin zum wiedererrichteten Österreich. Prägende Jahre und akademische Wurzeln Alfons Troll wurde am 9. November 1889 in Schwarzach im Vorarlberg geboren. Seine Ausbildung an renommierten Schulen, dem Jesuitenkolleg Stella Matutina in Feldkirch und dem Franziskaner Gymnasium in Hall in Tirol, legte den Grundstein für seine intellektuelle Laufbahn. Schon früh zeigte sich seine Verbundenheit mit studentischen Traditionen: 1908 wurde er Mitglied der studentischen Verbindung Sternkorona in Hall. Sein Studium der Rechtswissenschaften führte ihn nach Innsbruck und Wien. In Innsbruck schloss er sich der katholischen Studentenverbindung CV-Raeto-Bavaria an, ein Netzwerk, das für seinen weiteren Werdegang prägend sein sollte. Politische Karriere und jähes Ende In der Zeit des Austrofaschismus engagierte sich Troll politisch in der Vaterländischen Front. Sein Höhepunkt in dieser Ära war das Amt des Landesstatthalters von Vorarlberg, das er von 1934 bis 1938 innehatte. Als rechte Hand des Landeshauptmanns war er eine der einflussreichsten politischen Figuren des Landes. Doch mit dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 endete diese Karriere jäh. Wie viele regimekritische Politiker wurde auch Alfons Troll von den neuen Machthabern verhaftet und inhaftiert. Er wurde gezwungen, alle seine Ämter niederzulegen. Jahre des Schweigens und der Widerstandskraft"Die Zeit nach seiner Haftentlassung war geprägt vom Kampf um das tägliche Überleben. Da er keine Pension aus seiner früheren Tätigkeit erhielt, war er gezwungen, sich bei einem Verwandten in der Landwirtschaft zu verdingen und als Buchhalter zu arbeiten. Diese Jahre der Zurückgezogenheit und beruflichen Zurücksetzung müssen eine immense persönliche Zäsur für den ehemaligen Landesstatthalter dargestellt haben. Neubeginn und richterliches Wirken nach 1945 Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Wiedergeburt Österreichs bot sich für Alfons Troll die Chance auf einen Neuanfang. Seine juristische Expertise und seine unbelastete Haltung während der NS-Zeit machten ihn zu einer wertvollen Kraft für den Aufbau eines demokratischen Justizwesens. Er wurde zunächst Gerichtsvorsteher des Bezirksgerichts Bregenz. In Anerkennung seiner Fähigkeiten und Verdienste stieg er schließlich 1951 zum Präsidenten des Landesgerichts Feldkirch auf, ein Amt, das er bis 1955 innehatte. In dieser Position prägte er maßgeblich die Justiz in Vorarlberg in den frühen, entscheidenden Jahren der Zweiten Republik. Ein bewegtes Leben im Dienste Vorarlbergs Dr. Alfons Troll starb 1964. Sein Leben war ein Wegbegleiter der turbulenten österreichischen Geschichte. Vom Schüler über den Politiker bis hin zum Richter durchlief er mehrere Lebensphasen, die von äußeren Umständen gewaltsam verändert wurden. Sein Schicksal steht beispielhaft für die Brüche, aber auch für die Möglichkeiten des Neuanfangs, die die Geschichte für den Einzelnen bereithält. Er bleibt eine bemerkenswerte Persönlichkeit in der Vorarlberger Landesgeschichte. Kategorien: #VorarlbergGeschichte #Justiz #ÖsterreichischeGeschichte #Biografie #Ständestaat
Schlagworte: Alfons Troll, Landesstatthalter, Landesgericht Feldkirch, Vaterländische Front, Sternkorona, CV Raeto-Bavaria
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