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Foto: Privatarchiv der Sternkorona Dr. Paul Torggler, Innsbruck. Wopfner, Helmut (Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888–1998. Thaur 1998, S. 101. Einleitung Die nationalsozialistische Herrschaft in Österreich zielte nicht nur auf politische Gleichschaltung, sondern auch auf die systematische Unterdrückung kirchlicher Einflüsse. Besonders im Fokus standen engagierte Geistliche wie Dr. jur. can. Walter Waitz, dessen unerschütterlicher Glaube und Widerstand gegen die NS-Ideologie ihn zu einem Ziel staatlicher Verfolgung machten. Sein Leben steht exemplarisch für den Kampf um moralische Integrität in einer Zeit der Tyrannei. Frühe Repressionen und Entlassung Bereits 1938, kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs, wurde Waitz als Religionslehrer von den NS-Behörden als „untragbar“ eingestuft und aus dem Schuldienst entlassen. Diese Maßnahme war Teil einer systematischen Kampagne, um kritische Stimmen aus dem Bildungswesen zu entfernen und die Jugend im Sinne der NS-Ideologie zu indoktrinieren. Verfolgung und Inhaftierungen Waitz’ Widerstand beschränkte sich nicht auf passive Resistenz. Als Pfarrer von Arzl bei Innsbruck nutzte er die Kanzel, um mutig Stellung zu beziehen. In einer Predigt in Matrei in Osttirol am 19. März 1940 verglich er die Situation der Kirche mit der Verfolgung in den Katakomben und kritisierte indirekt die staatliche Jugendpolitik: „Es war einmal eine Zeit, wo die Messen versteckt in Katakomben abgehalten werden mussten. Es ist durchaus möglich, dass diese Zeit einmal wieder kommt. Wir haben früher durchgekämpft und werden es auch heute tun. Uns wurde die Jugend aus der Hand geschlagen.“ Diese Worte wurden als „Kanzelmissbrauch“ ausgelegt, da sie den öffentlichen Frieden gefährden und die Autorität des Regimes untergraben würden. Waitz wurde zunächst für mehrere Wochen inhaftiert, aber überraschend freigesprochen, obwohl der Staatsanwalt eine sechsmonatige Haftstrafe gefordert hatte. Dennoch setzten die Repressionen ein: Im Dezember 1940 wurde Waitz erneut verhaftet – diesmal unter fadenscheinigen Vorwänden wie der angeblichen Weitergabe geweihten Öls oder der „illegalen“ Organisation der Pfarrjugend. Der Kreisleiter Primbs begründete die Haft mit Waitz’ angeblichen Verbindungen zu monarchistischen Kreisen und erklärte: „Dr. Waitz wegmüsse, zwar nicht in ein KZ, aber ein Gauverweis werde ausgesprochen werden.“ Diese Äußerung zeigt die Willkür des NS-Systems, das auch ohne gerichtliche Verurteilung Menschen ihrer Existenzgrundlage beraubte. Historischer KontextWaitz’ Schicksal war kein Einzelfall. Die NS-Behörden nutzten gezielt administrative Mittel wie Berufsverbote, Gauverweise und Haft, um regimekritische Geistliche zu isolieren und mundtot zu machen. Der Vorwurf des „Kanzelmissbrauchs“ diente dabei als Instrument, um unliebsame Predigten zu kriminalisieren. Waitz’ Fall illustriert, wie der NS-Staat versuchte, die Kirche zu entmündigen und ihren Einfluss auf die Gesellschaft zu brechen. Spätes Wirken und VermächtnisTrotz aller Repressionen setzte Waitz seinen Dienst als Geistlicher fort. Sein Leben steht für den unbeugsamen Widerstand von Menschen, die sich auch unter größtem Druck ihrem Gewissen verpflichtet fühlten. Sein Vermächtnis erinnert daran, dass Zivilcourage in dunklen Zeiten oft der einzige Weg war, menschliche Würde zu bewahren
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