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Foto Dr. jur. Andreas Junger. In: Wopfner, Helmut (Hrsg.): Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998. Thaur 1998, S.154. In der Reihe unserer historischen Persönlichkeiten werfen wir heute einen Blick auf das Leben von Dr. jur. Andreas Junger. Sein Werdegang ist ein Beispiel dafür, wie die politischen Wirren des 20. Jahrhunderts ein einzelnes Schicksal nachhaltig prägen konnten. Andreas Junger wurde am 29. Juni 1918 in Piesendorf im Pinzgau geboren. Seine schulische Laufbahn führte ihn vom Borromäum in Salzburg schließlich an das Franziskaner Gymnasium nach Hall in Tirol, eine Verbindung, die ihn nachhaltig prägte. Der junge Andreas entschied sich für den Priesterberuf und wurde 1938 ins Priesterseminar Salzburg aufgenommen. Doch sein Theologiestudium und seine Lebenspläne wurden jäh durch die politischen Ereignisse unterbrochen: 1939, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Schicksalsjahre an der EismeerfrontDer Kriegsdienst sollte zur tragischen Zäsur in seinem Leben werden. Während seines Einsatzes an der Eismeerfront machte Junger unüberlegte Äußerungen, die bei seinen Vorgesetzten den Verdacht auf Verbindungen zu Russland weckten. Die Folge war seine Verhaftung und die Versetzung in eine Strafkompanie – eine Einheit, die für ihre brutalen Bedingungen berüchtigt war. Die psychischen Strapazen dieser Zeit waren zu viel für ihn. Aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit wurde er schließlich aus dem Wehrdienst entlassen. Neuanfang mit bleibenden NarbenNach dem Ende des Krieges schaffte Andreas Junger einen bemerkenswerten Neuanfang. Er schloss ein Jurastudium ab und promovierte zum Doktor der Rechte. Die traumatischen Erlebnisse des Krieges ließen ihn jedoch zeitlebens nicht mehr los. Es war ihm nicht vergönnt, nach diesen Prüfungen noch einmal richtig im Leben Fuß zu fassen.
Dr. jur. Andreas Junger starb schließlich am 2. November 1970 in Reutte. Sein Leben steht für viele Schicksale einer Generation, die zwischen Berufung, Kriegstrauma und dem mühsamen Wiederaufbau eines zivilen Lebens hin- und hergerissen war. Wir erinnern an ihn.
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