"Commemorating the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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Dr. Friedrich Punt
ein Rechtsanwalt im Widerstand des Wehrmeldeamtes in Innsbruck




Dr. Friedrich Punt (1898 - 1969) Innsbrucker Rechtsanwalt und Autor im NS-Widerstand

9/23/2025

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Blog (EN) Dr. Friedrich Punt
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Foto Dr. jur. Friedrich Punt (1939). In Privatarchiv Walder Hall in Tirol.

Mut zur Zivilcourage: Die Konfrontation mit der Heimwehr 

Friedrich Punt war mehr als nur ein Rechtsanwalt – er war eine Persönlichkeit mit unerschütterlicher Haltung und Mut. Dies zeigte sich bereits in den frühen 1930er Jahren im politisch aufgeheizten Klima Österreichs. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rudolf Leitgeb geriet er vor dem Café Central in Innsbruck in eine Schlägerei mit Angehörigen der Heimwehr. Der Grund? Die beiden Juristen hatten auf den Gruß „Heil Starhemberg“ bewusst mit „Grüß Gott“ geantwortet, eine klare Provokation gegenüber dem austrofaschistischen Lager. Die Affäre eskalierte derart, dass sich eine Abordnung der Heimwehr offiziell bei Punt entschuldigen musste – was sie jedoch gezielt an einem Samstagnachmittag tat, wenn nur die Putzfrau im Büro anwesend war.

Anwalt der Verfolgten: Eine Kanzlei als Zufluchtsort

Friedrich Punts Anwaltskanzlei entwickelte sich zu einem wichtigen Zufluchtsort für Verfolgte unterschiedlichster politischer Lager. Getreu seiner Überzeugung von Recht und Gerechtigkeit verteidigte und unterstützte er Menschen, die vom Regime bedroht wurden. Zu seinen Mandanten zählten unter anderem Dr. Leopold Markl, der bereits vor 1938 als „Illegaler“ verfolgt wurde, und Dr. Karl Kunst, ein Sozialist, der nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 ins Visier der Nationalsozialisten geriet. Punt stellte sein juristisches Können in den Dienst derer, die keine Stimme hatten.

Unter Druck: Der Vorwurf der Autorschaft am „Paul Pasquill"

Die nationalsozialistische Bedrohung wurde für Friedrich Punt unmittelbar nach dem „Anschluss“ 1938 spürbar. Ein Gestapo Beamter erschien in seiner Kanzlei und bezichtigte ihn, die unter dem Pseudonym Paul Pasquill im Satireblatt „Der Sumpf“ veröffentlichten, Regime kritischen Gedichte gegen Hitler und die NSDAP verfasst zu haben. Der Beamte wies zudem auf Punts eigene, als „russenfreundlich“ eingestufte politische Beiträge hin und stellte ihn vor die Wahl: Innerhalb von drei Tagen entweder die Autorschaft zuzugeben oder den wahren Verfasser zu nennen.
Punt, der die Gedichte nicht geschrieben hatte, stand vor einer existenziellen Bedrohung. Er verständigte sofort seine Freunde, darunter die Brüder Leitgeb, Dallago und Sailer. Nach drei bangen Tagen der Ungewissheit geschah – nichts. Die Gestapo erhob keine weiteren Anschuldigungen. Erst nach Kriegsende erfuhr Punt den Grund: Sein Freund Sailer hatte beim Vater des ehemaligen Gauleiters Edmund Christoph interveniert und so die Niederschlagung der Ermittlungen erreicht.

Ein Zeugnis des Widerstands

Diese Episode, kommentiert von Christine Riccabona und Anton Unterkircher in der Veröffentlichung „Zuflucht im Wortgehäuse 1941-1943“ (Brenner-Archiv, 2001), steht exemplarisch für Friedrich Punts Charakter. Sie zeigt einen Mann, der für seine Überzeugungen einstand, der Bedrohten half und der selbst in größter Gefahr die Nerven bewahrte. Sein Wirken ist ein bedeutendes Kapitel des juristischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus in Tirol.

Im Auge des Sturms: Friedrich Punt und der Widerstand im Wehrmeldeamt 

Das Trauma des „Anschlusses“ – Ein kollektiver „politischer Irrsinn“ 

Friedrich Punt beschrieb die Ereignisse des Jahres 1938 als zutiefst erschütternd: "Wer das Jahr 1938 nicht miterlebt hatte, kann sich seine Auswirkungen auf das Gefühlsleben eines phantasiebegabten Mannes nicht vorstellen." Für ihn und viele Gleichgesinnte war der „Anschluss“ Österreichs eine Naturkatastrophe, ein um sich greifender „politischer Irrsinn“. Die Gesellschaft spaltete sich in depressive, die den Untergang spürten, und manisch erregte Anhänger des Regimes. Punt beobachtete, dass selbst überzeugte Gegner des Nationalsozialismus „gegen ihren eigenen Willen im Strome mitschwammen“. Angesichts der überwältigenden Staatsmacht, die nur „Fanatiker und Unvorsichtige“ sich opfern ließ, fasste er einen Plan: Widerstand zu leisten, sobald sich eine realistische Möglichkeit bieten würde.
​Diese Haltung des inneren Widerstands und des Abwartens einer günstigen Gelegenheit steht in einem schwer zu deutenden Kontrast zu seinen zeitgleichen biografischen Entscheidungen: Bereits am 1. Mai 1938, nur wenige Wochen nach dem „Anschluss“, trat Friedrich Punt der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 6 357 647) und erhielt ab 1940 die Zulassung, als Rechtsanwalt im nationalsozialistischen Regime zu praktizieren. Seine eigenen Beschreibungen der gespaltenen Gesellschaft und des „Mitschwimmens gegen den eigenen Willen“ werfen die Frage auf, inwieweit diese Schritte von Überzeugung, Opportunismus oder dem Überlebenswillen in einem überwältigenden System diktiert waren.

Die ungewöhnliche Widerstandszelle: Das Wehrmeldeamt in Innsbruck 

1939 zur Wehrmacht eingezogen, konnte der kriegsversehrte Punt als Feldwebel beim Wehrmeldeamt in Innsbruck Dienst tun. Diese scheinbar regimekonforme Position erwies sich als perfekte Tarnung. Hier traf er auf Gleichgesinnte wie Leo Praxmarer, Oswald Peterlunger, Raimund Salchner, Engelbert Trager und Anton Walder. Zusammen bildeten sie eine geheime Zelle überzeugter Regimegegner.

Ihre scheinbare Anpassung an das System ging zum Teil sehr weit und diente der Tarnung. Während Punt selbst NSDAP-Mitglied war, zeigt das Beispiel eines Mitverschworenen, Engelbert Trager, die ambivalenten Strategien des Überlebens und Widerstehens: Trager, der in der Innsbruckerstraße 50 in Solbad Hall wohnte und sich der Widerstandsgruppe "Anton Haller" zurechnete, beantragte am 1. Jänner 1939 sogar seinen Eintritt in die NSDAP. Sein Status blieb jedoch bis zum Kriegsende der eines "Anwärters". Im Gegensatz zu Vollmitgliedern wurden Anwärter zwar aufgenommen, aber aufgrund von Zweifeln an ihrer politischen Zuverlässigkeit oder anderer Bedenken der Partei nie in die NSDAP aufgenommen. Tragers Fall legt nahe, dass sein Aufnahmegesuch taktischer Natur war, um Verdacht zu zerstreuen, die Partei ihm jedoch misstraute und ihn auf Distanz hielt.
Diese perfekte Tarnung im Herzen der Militärverwaltung ermöglichte es der Gruppe unter dem Schutz der militärischen Fassade des Wehrmeldeamtes  Verfolgte mit gefälschten Dokumenten auszustatten und so vor der Gestapo zu schützen. Die Gruppe erhielt entscheidenden Zulauf durch die Versetzung des Journalisten und Schriftstellers Friedrich (Fritz) Würthle aus Salzburg nach Innsbruck im Jahr 1940. Fritz Würthle hielt am 12. Juni 1942 bereits eine Besprechung mit Baldauf, Ronczay und Buzas in seiner Wohnung über einen Zusammenschluss ab. Würthle, der 1945 unter Dr. Karl Gruber stellvertretender Leiter der Tiroler Widerstandsbewegung wurde, trieb den Zusammenschluss und die Koordination der vielen kleinen Widerstandszellen in Tirol voran. 

Widerstand mit der Waffe des Wortes: Die Gedichte Friedrich Punts

Von 1941 bis 1943 verfasste Friedrich Punt seine schärfste Waffe gegen das Regime: Gedichte. In diesen Texten verarbeitete er seine Ablehnung des Nationalsozialismus, und er trug sie sogar mutig im Kreise seiner Vertrauten im Wehrmeldeamt vor. Bis zum Sommer 1943 entstanden etwa 120 dieser Werke. Dann machten Verhaftungen von Soldaten der Dienststelle durch die Gestapo die Lage zu gefährlich; Punt versteckte seine Dichtungen, um sie und sich zu schützen.

Verrat, Verhaftung und die Rettung in letzter Minute

Im Frühjahr 1945 intensivierte die Widerstandsbewegung ihre Aktionen. Die Antwort des Regimes waren brutale Razzien, in denen viele Kämpfer verhaftet wurden. Unter der Folter nannte der Radiohändler Alfred Altstätter auch den Namen Friedrich Punt als Mitwisser.
Am 25. April 1945 wurde Punt von der Gestapo verhaftet und stundenlang schwer misshandelt. Anschließend brachte man ihn ins Arbeitslager Reichenau, wo seine Exekution für den 30. April 1945, 15:30 Uhr, angesetzt war.
In ihrer Verzweiflung wandte sich seine Ehefrau Anny Punt an Engelbert Trager von der Widerstandsgruppe um Anton Haller in Hall. Diese Gruppe kannte einen SS-Angehörigen namens Jakob Strickner, der seine Mitarbeit angeboten hatte. Man hatte ihn abgelehnt, doch nun bot sich die Chance, seinen angeblichen Gesinnungswandel zu testen. Strickner besorgte sich ein Heeresmotorrad, fuhr am Hinrichtungstag ins Lager Reichenau und befahl Punt, mitzukommen. Punt glaubte, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Doch Strickner brachte ihn tatsächlich in Sicherheit in die Berge, wo Punt sich vier Wochen lang von seinen Verletzungen erholen konnte. Die Widerstandsbewegung, die den Exekutionsbefehl durch Verrat kannte, hatte ihn in letzter Minute gerettet.
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    ​BA MA MA

    Historikerin - Ethnologin 

    Archive

    DÖW: Dokumentation Archiv des österreichischen Widerstands (Hrshg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945. Eine Dokumentation (2). Wien/München 1984, S. 568.

    Tiroler Landesarchiv

    Personalakt Dr. Friedrich Punt

    Parteistatistische Erhebung 1. 1. 1939 Akt zu Engelbert Trager.

    Quellen:
    ​
    Anny Punt an Friedrich Zangerle, 23. 2. 1980.

    Friedrich Punt: Lebenslauf. Walter Methlagl: Brenner - Gespräche, S. 10.

    Otto Molden: Der Ruf des Gewissens. Der österreichische Freiheitskampf 1938 - 1945. Wien/München 1958, S. 114- 124.

    Horst Schreiber: Widerstand und Erinnerung in Tirol 1938 - 1998. Franz Mair. Lehrer, Freigeist, Widerstandskämpfer. Innsbruck/Wien/München. Studienverlag 2000, S. 50 - 55.

    Protokoll der Aussage von Friedrich Punt vor dem Landesgericht Innsbruck betreffend seine Misshandlung bei der Gestapo Innsbruck, 9.9.1947. In: DÖW (Hrsg.): Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 - 1945. Eine Dokumentation (2), Wien/München 1984, S. 568 f.  Georg Punt an Walter Methlagl, 20. 5. 1998.

    Friedrich Punt: Zuflucht im Wortgehäuse 1941 - 1943. In: Christine Riccabona/Anton Unterkircher (Hrsg.) im Auftrag des Forschungsinstituts Brenner Archiv und der Stadt Innsbruck . Skarabaeus. Reihe Brennertexte (4). Innsbruck, S. 142 - 150.

    September 2025

    Kategorie
    ​Zeitgeschichte

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