"Commemorating the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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​Stille Rebellion: Unkonventionelles Verhalten von Frauen als Regime Gegnerinnen in Absam

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Stille Rebellion: Unkonventioneller Widerstand von Frauen in Absam

9/10/2023

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Blog (EN) 20 Silent Rebellion: Unconventional Resistance by Women in Absam
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In Absam leisteten Einzelpersonen Widerstand gegen das NS-Regime, ohne einer organisierten politischen Bewegung anzugehören. Sie wurden von den nationalsozialistischen Behörden mit Hilfe des sogenannten "Heimtücke-Gesetzes" verfolgt. Die historischen Quellen belegen, dass es neben formellen Widerstandsgruppen auch Einzelnen gelang, durch abweichendes Verhalten den Staat herauszufordern.
Solbad Hall scheint ein besonderer Ort des Aufbegehrens gewesen zu sein, an dem zahlreiche Bürgerinnen den Mund nicht hielten. Besonders bemerkenswert ist der Mut der Frauen, die ihre regimekritische Haltung öffentlich kundtaten – wohl wissend, dass sie sich damit der ständigen Gefahr von Denunziation durch NS-Anhänger aussetzten. Dies macht deutlich, dass der Widerstand gegen das NS-Regime in der Stadt von Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen und von beiden Geschlechtern getragen wurde.
*Anmerkung: Absam wurde auf Anweisung von Gauleiter Hofer in die Stadt Solbad Hall eingemeindet und blieb dies bis zur Volksabstimmung im Jahr 1947.

Die Prophezeiung von 720: Eine verschlüsselte Botschaft des Widerstands

In den Jahren 1941 bis 1943 verbreiteten die Absamer Frauen Julie Huber, Elisabeth Hafner und Rosa Brindlmayer eine angebliche Prophezeiung aus dem Jahr 720 n. Chr. Julie Huber hatte diese Schrift im Jahr 1941 von der bereits verstorbenen Kordula Geiger erhalten, die darin in prophetischer Form einen verschlüsselten Protest verfasst hatte.
Der Text lautete unter anderem:

„Es kommt die Zeit, da Germanien das kriegerische Volk genannt wird. Aus seinem Schoß wird ein Krieger hervorgehen, der einen Weltkrieg entfesselt. Die Völker werden ihn Antichrist nennen. [...] Der Krieg, den er entfesselt, wird der schrecklichste sein, den die Menschen je gesehen haben. [...] Gegen Mitte des 6. Monats des zweiten Kriegsjahres wird der Eroberer den Höhepunkt seines Triumphes erreicht haben. Die erste Periode, die Periode der blutigen Siege, ist vorbei. Er glaubt, seine Bedingungen diktieren zu können.
Die zweite Periode gleicht an Dauer der ersten. Sie kann die Periode der Verkleinerungen genannt werden. Sie wird reich sein an Überraschungen. Gegen die Mitte werden die dem Eroberer unterworfenen Völker nach Frieden rufen, er kommt aber nicht. Ein großer Kampf findet statt in der Stadt der Städte. In dieser Zeit werden viele der Seinigen ihn steinigen wollen. Es werden viele Dinge im Orient geschehen.
Die dritte Periode wird von kurzer Dauer sein. Es ist die Periode der Invasion. Von allen Seiten werden die Völker in das Land des Eroberers eindringen. Sein Heer wird von einem großen Übel heimgesucht werden. Alle werden sagen, hier ist der Finger Gottes. Das Szepter wird in eine andere Hand übergehen, und alle werden sich freuen. [...]“

Die Nationalsozialisten stuften diese Prophezeiung als Hetzschrift ein, da sie das NS-Regime unmissverständlich als das Werk des Antichristen brandmarkte und den von Deutschland entfesselten Krieg als schrecklichsten aller Zeiten verurteilte.
Der Widerstand der drei Frauen wurde auf dem Heimweg vom Kirchgang aufgedeckt. Bei einem Zusammentreffen übergab Julie Huber ihrer Bekannten Elisabeth Hafner die Schrift, die davon eine Abschrift anfertigte. Elisabeth Hafner wiederum gab ihre Kopie an Rosa Brindlmayer weiter mit der Bitte, diese zu vervielfältigen.
Im November oder Dezember 1942 geriet die Prophezeiung in weitere Hände, als der Theologiestudent und Wehrmachtssoldat Peter Klingler bei einem Urlaubsbesuch Rosa Brindlmayer traf. Während eines Gesprächs über die Kriegsdauer las Klingler aus der bei Brindlmayer aufbewahrten Prophezeiung sogenannte "Heilandsworte" vor und bat um eine maschinengeschriebene Abschrift, um sie seinen Kameraden an der Front zu zeigen.
Diese Weitergabe führte schließlich zur Verhaftung der Frauen. Peter Klingler war in Serbien in eine Denunziationsfalle geraten, als er die Schrift unter seinen Kameraden verbreitete. Daraufhin nahm die Gestapo Julie Huber, Elisabeth Hafner und Rosa Brindlmayer fest, die sofort zugaben, die Prophezeiung verbreitet zu haben.
Am 20. Mai 1943 wurden die drei Frauen schließlich wegen Wehrkraftzersetzung und Verbreiten von Hetzschriften zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Diese Informationen basieren auf dem Dokument Nr. 8779 des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW).

Julie Huber (1891–1970)

Julie Huber (1891–1970) gehörte keiner Organisation der NSDAP oder ihrer Frauengliederungen an. Aufgrund ihrer tiefen religiösen Überzeugung war sie in ihrem Umfeld als entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus bekannt. Am 23. Januar 1943 wurde sie aus politischen Gründen von der Gestapo verhaftet.
Das Sondergericht Innsbruck verurteilte sie anschließend zu einer 18-monatigen Kerkerstrafe wegen "Zersetzung der Wehrkraft". Von dieser Haft verbüßte sie zwölf Monate, ehe sie am 23. Dezember 1943 aufgrund einer schweren Lungenerkrankung vorzeitig entlassen wurde. Die Haftbedingungen hinterließen bei Julie Huber schwere körperliche und seelische Folgen.

Elisabeth Hafner (1875–1969)

Elisabeth Hafner, geboren am 5. März 1875 in Meran, lebte als unverheiratete Pensionistin im Föhrenweg 18 in Absam. Sie war für ihre tiefe Religiosität bekannt und lehnte die nationalsozialistische Ideologie entschieden ab, was sie in ihrem Umfeld als Regimegegnerin kennzeichnete.
Im Januar 1943 wurde sie von der Gestapo in Innsbruck wegen des Vorwurfs der "Zersetzung der Wehrkraft" verhaftet. Nach 16-tägiger Haft zunächst freigelassen, führten ihre Geständnisse – insbesondere die Verbreitung einer angeblichen Prophezeiung der Heiligen Ottilia aus dem Jahr 720 – schließlich doch zu ihrer Verurteilung. Die Schrift sagte die Niederlage Deutschlands und Österreichs im von Hitler entfesselten Krieg voraus. Im Mai 1943 verurteilte sie das Sondergericht Innsbruck zu einer einjährigen Gefängnisstrafe.
Ihre Haft trat sie am 10. Mai 1943 im Gerichtsgefängnis Laufen in Bayern an. Nach vier Monaten wurde sie in die Haftanstalt Deggendorf im Bayerischen Wald verlegt, wo sie die verbleibenden acht Monate bis zu ihrer Entlassung am 17. Oktober 1944 verbüßte.
Elisabeth Hafners Widerstand manifestierte sich in ihrer unerschütterlichen Haltung: Gestützt auf ihre religiösen Überzeugungen verbreitete sie regimekritische Prophezeiungen, die gezielt die Kampfmoral untergraben sollten.
(Quelle: Schreiben des Gendarmeriepostenkommandos Solbad Hall, Bezirk Innsbruck, Tirol, an die Bezirkshauptmannschaft Innsbruck vom 24. Februar 1947, Zl. Nr. 1161/47a)

Rosa Brindlmayer (1896-?)

In einer Zeit, als der Nationalsozialismus in Österreich bereits fest verwurzelt war, fand Rosa Brindlmayer ihren eigenen Weg des Widerstands. Sie war mit Johann Brindlmayer verheiratet, einem Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille aus dem Ersten Weltkrieg. Trotz dieser Auszeichnung wurde er aufgrund seiner antinationalsozialistischen Haltung aus dem Militärdienst entlassen und fand schließlich eine Stelle als Militärbeamter in der Bauabteilung des Militärs in Innsbruck.
Am 8. Januar 1943 wurde das Leben der Familie jäh aus der Bahn geworfen, als Rosa Brindlmayer von der Gestapo in Innsbruck verhaftet wurde. Der Vorwurf: die Verbreitung einer regimefeindlichen Prophezeiung und kritische Äußerungen über den NS-Staat. Nach ihrer Festnahme folgten fünf Monate Untersuchungshaft – zunächst im Polizeigefängnis Innsbruck, später am Landesgericht. Schließlich wurde sie zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, die sie in den Gefängnissen von Augsburg, Nürnberg und Deggendorf verbüßte.
Während Rosas Inhaftierung musste ihre Tochter die Mittelschule verlassen, um den Haushalt zu führen und die Familie zu unterstützen. Gleichzeitig kämpfte ihr Sohn seit dem 4. Januar 1940 an der Front – in Frankreich, Jugoslawien und Russland. Seine Kriegserlebnisse waren grauenvoll: vier Monate in Stalingrad, schwere Verwundungen bei Dnjepropetrowsk.
Die Geschichte der Familie Brindlmayer steht beispielhaft für den Mut und die Entschlossenheit, die einige Menschen in finsterster Zeit aufbrachten. Sie bezahlten für ihre Haltung einen hohen Preis, doch ihre Geschichte erinnert uns daran, dass es stets Menschen gab, die dem Unrecht die Stirn boten – selbst wenn die Umstände düster erschienen.

Maria Graf aus Absam: Widerstand durch Verweigerung

Der Widerstand Einzelner zeigte sich in vielfältigen, oft ambivalenten Formen – von der Verweigerung des Hitlergrußes über regimekritische Äußerungen bis hin zum Abhören von "Feindsendern". Ein exemplarischer Fall ist Maria Graf aus Absam, die sich beharrlich weigerte, den Deutschen Gruß zu entbieten. Ihr konsequentes Auftreten führte dazu, dass sie wiederholt von BDM-Mädchen provoziert und schließlich denunziert wurde.
Ein Schreiben des Solbad Haller Bürgermeisters Ing. Heinz Bauer an den Gendarmerieposten vom 25. Juni 1940 dokumentiert den Vorgang:
„Mit der Bitte um Einschreiten in folgender Angelegenheit:
*Maria Graf geb. Wirtemberger in Absam Nr. 181 (gegenüber Gasthaus Ebner) ist als unleidige Person bekannt. Wenn BDM-Mädchen, die den Auftrag und die selbstverständliche Pflicht haben, mit 'Heil Hitler' zu grüßen, diese auf diese Art grüßen, dann tut sie empört und trägt den Mädchen Ohrfeigen an. Daraufhin wurde sie zur Rede gestellt und erklärte, dass sie diesen Gruß als Vopperei auffasst.*
Ich habe Sie schon vor langer Zeit zum persönlichen Erscheinen vorgeladen, um ihr den Standpunkt klarzumachen, doch ist sie nicht erschienen.
Ich bitte daher, die Obgenannte ganz entschieden zur Rede zu stellen, wobei darauf Bedacht zu nehmen sein dürfte, zu erfahren, ob sie boshaft oder tatsächlich nur verkalkt ist.
Solbad Hall i. T. am 25.VI. 1940, Der Bürgermeister i. A. (Unterschrift unleserlich)“

Das Schreiben trägt die Stempel der Stadt Solbad Hall und des Gendarmeriepostens Solbad Hall, Landkreis Innsbruck, mit dem Eingangsvermerk vom 26.6.1940, Nr. 4012.
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    BA MA MA

    Historikerin und Ethnologin

    Archive

    Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands

     Tschol,Helmut:  Die katholische Kirche. 3. Laien und kollektiver Widerstand.  In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.),: Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934 – 1945. Eine Dokumentation (2),. Wien/München 1984, S. 251-284, hier S. 269-270, sowie S. 617.

    Tiroler Landesarchiv 

    ​Tiroler Landes Archiv: Rosa Brindlmayer: ATLR Va.+Vf.-Opferfürsorge 176 - Julie Huber : ATLR Va.+Vf.-Opferfürsorge 428 - Hafner [Akt lautet auf den Namen Elise]: ATLR Va.+Vf.-Opferfürsorge 378

    Stadtarchiv Hall in Tirol



    StAH, Karton Miscellania NS-Zeit 1938-1945, Der Gendarmerie: Hier: Schreiben des BGM. vom 26. 6.1940, Zl. Nr. 4012, an den Gendarmerie Posten Solbad Hall, Landkreis Innsbruck, Reichsgau Tirol. In: Stadtarchiv Hall in Tirol.


    September 2023

    Kategorie
    ​Zeitgeschichte

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