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Foto Adrian Höck. In: Helmut Wopfner (Hrsg.), Unsere Sternkorona Hall in Tirol. Mitgliederverzeichnis 1888 – 1998, Thaur 1998, S.114. Ein Blogbeitrag über Mut, Widerstand und das Bekenntnis zum österreichischen Gedanken In den dunkelsten Jahren der österreichischen Geschichte, als nach dem „Anschluss“ 1938 das Hakenkreuz wehte und der nationalsozialistische Terror jeden Widerstand zu ersticken drohte, gab es Menschen, die dennoch den Mut zum Aufbegehren fanden. Einer von ihnen war Pfarrer Adrian Höck. Seine Geschichte ist ein eindrückliches Zeugnis des katholisch-legitimistischen Widerstands in Tirol und steht exemplarisch für den ungebrochenen österreichischen Patriotismus, der ins Exil, in die Gefängnisse oder in den Tod führte. Kindheit und Berufung Adrian Höck wurde am 12. Februar 1903 in Wörgl in Tirol geboren. Über seine frühen Jahre ist wenig bekannt, doch sein Werdegang führte ihn in den Priesterstand. Zur Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus bekleidete er das Amt des Pfarrers von Hötting bei Innsbruck. In dieser Position war er nicht nur Seelsorger, sondern auch eine geistliche und moralische Autorität für seine Gemeinde. Der erste Konflikt: Die Bittmesse für Schuschnigg Bereits wenige Monate nach dem Einmarsch der deutschen Truppen zeigte Höck Zivilcourage. Am 3. Juli 1938, am Tag vor Fronleichnam, ließ er an der Kirchentüre eine Bittmesse für den früheren Bundeskanzler Dr. Kurt von Schuschnigg anschlagen und verkündete diese mehrfach von der Kanzel. Historischer Hintergrund: Kurt Schuschnigg war der letzte Kanzler des austrofaschistischen Ständestaates vor dem „Anschluss“. Er hatte sich gegen Hitler gestemmt und war nach der Machtübernahme der Nazis verhaftet worden. Eine öffentliche Fürbitte für ihn war eine klare politische Provokation und ein Akt des Widerstands gegen die neue Herrschaft. Die Reaktion des Regimes ließ nicht lange auf sich warten. Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) nahm die Sache sofort auf. In einem Bericht hieß es: „Über mein Ersuchen hat die Geheime Staatspolizei diesen Fall einer gründlichen Untersuchung unterzogen und ist nunmehr (...) zur Verhaftung des Pfarrers geschritten.“ Vom 4. bis zum 16. Juli 1938 wurde Adrian Höck in Schutzhaft genommen. Diese erste Inhaftierung war eine Warnung, die ihn jedoch nicht einschüchtern sollte. Die Gründung der Widerstandsgruppe Noch im selben Jahr, 1938, ging Pfarrer Höck einen Schritt weiter. Er gründete in Innsbruck eine legitimistisch-katholische Widerstandsgruppe. Der Fokus lag auf der Jugend, die er über die Pfarrjugend organisierte. Ein zentrales Mitglied war der erst 19-jährige Karl Pfötscher aus Hall. Was bedeutet "legitimistisch"? Im historischen Kontext Österreichs bezog sich der Legitimismus auf die Treue zum Haus Habsburg und die Ablehnung der republikanischen wie der nationalsozialistischen Staatsform. Legitimisten strebten die Wiedereinsetzung der Monarchie an und sahen in der Österreich-Idee einen Gegenpol zum großdeutschen Reich Hitlers. Die Gruppe traf sich an verschiedenen Orten, ein wichtiger Treffpunkt war „das Waldhüttl“, ein Gasthaus in Völs bei Innsbruck. Dort, in der Abgeschiedenheit, konnten konspirative Treffen abgehalten werden. Mutigerweise legte die Gruppe dort sogar ein Waffenversteck an, ein Beweis dafür, dass sie nicht nur geistigen, sondern auch auf einen potenziell aktiven Widerstand vorbereitet war. Das Symbol des Widerstands: Vergissmeinnicht und "Seidosch" Die Organisation entwickelte eine eigene Symbolsprache, die den Geist des österreichischen Ständestaates atmete:
Das Ende der Gruppe und die Flucht nach Brasilien Noch bevor die Gestapo die Gruppe zerschlagen konnte, gelang Adrian Höck die Flucht nach Brasilien. Seine Ausreise rettete ihm vermutlich das Leben. Die Organisation jedoch wurde 1939 durch ein Mitglied verraten und von der Gestapo aufgedeckt. Die Verhaftungswelle traf vor allem die jungen Mitglieder im Alter zwischen 17 und 26 Jahren. Die Gestapo berichtete, dass die Organisation eine „größere Dimension“ angenommen habe und sich bereits auf ganz Österreich ausgedehnt haben soll. Auch Verbindungen zu anderen oppositionellen Kreisen, wie zur Nachfolgeorganisation der „Bayrischen Volkspartei“, wurden vermutet. Die Gruppe habe, so die Gestapo, im August 1939 einen Systemwechsel im Reich erwartet und dafür geworben. Die Konsequenzen für die Verhafteten waren brutal: Sie erhielten zum Teil mehrjährige Haftstrafen, die bis zum Ende des Krieges 1945 andauerten. Vermächtnis Adrian Höck kehrte nach dem Krieg nach Österreich zurück und starb 1973. Seine Geschichte ist heute kaum mehr bekannt, doch sie verdient es, erinnert zu werden. Sie zeigt:
(siehe Blogbeitrag:
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