Widerstand am Kraftwerk: Der mutige Einsatz des Adam Steidl gegen das NS-RegimeIn der Zeit des Nationalsozialismus bedeutete offener Widerstand oft Verfolgung, Haft oder sogar den Tod. Dennoch gab es immer wieder Menschen, die den Mut fanden, sich der Diktatur entgegenzustellen. Einer von ihnen war Adam Steidl (*1912) aus Solbad Hall (heute Hall in Tirol). Trotz der allgegenwärtigen Überwachung und Propaganda ließen sich Steidl und einige seiner Kollegen nicht einschüchtern. Sie bewahrten sich ihren eigenen Verstand und ihre politische Überzeugung, auch wenn dies schwerwiegende Konsequenzen haben konnte. Widerstand an der ArbeitsfrontAdam Steidl, von Beruf Hilfsarbeiter und römisch-katholischen Glaubens, war beim Bau des Inntalkraftwerks in Kirchbichl beschäftigt. Auf dieser Großbaustelle arbeiteten mehrere Männer mit kommunistischer oder sozialistischer Gesinnung zusammen. Die Arbeitszeit wurde nicht nur für die körperliche Arbeit genutzt, sondern auch für politische Diskussionen. Sie betrieben offen kommunistische Propaganda, kritisierten mutig das NS-Regime und seine Politik. Ihr Widerstand äußerte sich in deutlichen Worten: Sie priesen die Zustände in der Sowjetunion und prophezeiten, dass die Rote Armee eines Tages kommen würde, um Österreich und Deutschland von der Unterdrückung durch den Nationalsozialismus zu befreien. Für das Regime war dies Hochverrat. Das Verbrechen: Der Blick über den propagandistischen TellerrandDie Gefahr, der sich Steidl und seine Kameraden Franz Leo und Peter Markl aussetzten, ging über verbale Kritik hinaus. In einer Zeit, in der das Abhören ausländischer Radiosender – von den Nazis als „Feindsender“ gebrandmarkt – strikt verboten war, riskierten sie genau das. Sie hörten regelmäßig diese Sender, um sich jenseits der gleichgeschalteten deutschen Medien eine eigene, unabhängige Meinung über den tatsächlichen Verlauf des Krieges zu bilden. Ihre Haltung ließen sie keinen Zweifel aufkommen: Sie erklärten einem SA-Mann unverblümt, dass sie das „heutige Russland“ dem „heutigen Deutschen Reich“ vorzögen. Eine solche Aussage war eine direkte Kampfansage an die staatliche Ideologie. Die Strafe: Zuchthaus und BeschlagnahmungIhr Widerstand blieb nicht unentdeckt. Die Staatsmacht schlug zu. Adam Steidl wurde für sein aufrechtes Eintreten gegen die Nationalsozialisten verhaftet und vor Gericht gestellt. Das Urteil: Ein Jahr Gefängnis. Zusätzlich wurde sein Rundfunkgerät beschlagnahmt – das Werkzeug, das ihm den Zugang zu unabhängigen Informationen ermöglicht hatte. Ein Beispiel für ZivilcourageDie Geschichte von Adam Steidl ist ein beeindruckendes Beispiel für den Widerstand von „einfachen“ Leuten. Er war kein hochrangiger Politiker oder Militär, der einen Umsturz plante, sondern ein Arbeiter, der sich weigerte, seinen Verstand und seine Überzeugung abzugeben. Sein Kampf fand nicht mit der Waffe, sondern mit dem Wort und der Information statt. Sein Schicksal erinnert uns daran, dass Widerstand viele Gesichter hatte und dass jeder Akt des Widerspruchs in einer Diktatur ein bedeutendes Wagnis war.
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