"Commemorating the Anti-Nazi Resistance and Victims of the Nazi Regime in Hall in Tirol"
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Gedenken an die Novemberpogrome 1938: Die Zerstörung der Innsbrucker Synagoge – Eine Lüge und ihre Entlarvung







11. November 1938 - Innsbrucker Nachrichten, S. 11.

10/30/2025

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Blog (EN) 11. November 1938 The Destruction of the Innsbruck Synagogue
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Jedes Jahr im November sind wir aufgefordert, uns an die schrecklichen Ereignisse der Pogromnacht von 1938 zu erinnern. Es war der Beginn der offenen, gewalttätigen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, die in den Holocaust mündete. Das Gedenken lebt von konkreten Geschichten. Eine davon spielte sich in Innsbruck ab, dokumentiert durch einen perfiden Zeitungsartikel und die Wahrheit einer Augenzeugin.
Am 11. November 1938, einen Tag nach der eigentlichen "Reichspogromnacht", erschien in den Innsbrucker Nachrichten folgender Artikel, der die Geschehnisse verzerrt und als "Volkszorn" darstellt:

Die Synagoge in Innsbruck zertrümmert
Verständliche Vergeltungsmaßnahmen der empörten Innsbrucker Bevölkerung

Innsbruck am 11. November 1938
Die feige Bluttat des Mordbuben Grünspan in Paris hat in allen Teilen des Reiches zu schweren Kundgebungen gegen die Hebräer geführt. Wie in allen deutschen Städten ist es auch in Innsbruck zu ähnlichen Zusammenstößen gekommen. Die berechtigte und verständliche Empörung hat auch in unserer Stadt zu Ausschreitungen geführt, die durch ihren elementaren Ausbruch der zutiefst erregten Bevölkerung Opfer gefordert hat.
Unter anderem wurde die jüdische Synagoge in der Straße der Sudetendeutschen von einer Menschenmenge in der Nacht zum Donnerstag gestürmt und im Innern zerstört. Die Menge zertrümmerte in ihrer berechtigten Wut über die erbärmliche Bluttat die Einrichtungsgegenstände des jüdischen Hauses und machte in erregten Rufen gegen die Juden ihrer verständlichen Empörung Luft.
Auch die wenigen sich nicht entjudeten Geschäfte fielen dieser Empörung zum Opfer. Zwei Innsbrucker Judengeschäfte wurden in den frühen Morgenstunden des Donnerstag gründlich zerstört.
Um weitere Ausschreitungen zu verhindern, musste eine Reihe von Juden in Schutzhaft genommen werden.
Die Erklärung der Reichsregierung durch gesetzliche Maßnahmen das brennende Problem dieser unerwünschten Gäste zu lösen, macht künftige Ausschreitungen überflüssig. Die Bevölkerung wird diszipliniert diese Maßnahmen zur Kenntnis nehmen und nach ihr handeln. Im Übrigen ist durch die großen Fortschritte der Entjudungsaktion gerade Innsbruck und damit unser Gau in der glücklichen Lage, in allerkürzester Zeit von jeglicher jüdischer Belastung endgültig befreit zu werden.

Was der Artikel verschweigt: Die Wahrheit hinter der Propaganda

Dieser Artikel ist ein Meisterstück der nationalsozialistischen Propaganda. Er konstruiert ein Bild eines spontanen, gerechtfertigten Volkszorns, um die systematische Zerstörung jüdischen Lebens und die Plünderung jüdischen Eigentums zu legitimieren. Doch die historische Wahrheit sieht völlig anders aus.
Eine Augenzeugin berichtet, was in jener Nacht wirklich geschah: Sie war mit ihrem Bräutigam in der Innenstadt unterwegs. Von einem "Volksaufstand" war keine Spur. Stattdessen kam eine Rotte junger Nationalsozialisten angestürmt, so bedrohlich, dass sich das Paar aus Angst in einem Hauseingang versteckte, um nicht selbst attackiert zu werden. Es waren keine "empörten Innsbrucker Bürger", sondern organisierte Schlägertrupps der NSDAP, die ihr Zerstörungswerk verrichteten.
Die angebliche "Spontaneität" war eine inszenierte Lüge. Die Ermordung eines deutschen Diplomaten in Paris durch Herschel Grynszpan diente den Machthabern lediglich als willkommener Vorwand, um die schon lange geplante offene Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung zu starten. Selbst der Gauleiter Hofer hielt sich zum Tatzeitpunkt in München auf, um eine direkte Verbindung zu ihm zu verschleiern – obwohl ein solcher gewalttätiger Akt ohne seine Zustimmung niemals möglich gewesen wäre.

Die wahren Motive: Hass, Gier und systematische Verfolgung

Die Vorfahren der jüdischen Bevölkerung Innsbrucks lebten zum Teil seit dem 15. Jahrhundert in Tirol und waren ein integrierter und angesehener Teil der Gesellschaft. Ein spontaner Hass der Bevölkerung gegen sie existierte nicht; er wurde von den Nationalsozialisten systematisch geschürt.
Hinter den Pogromen standen zutiefst zynische Motive:
  1. Ideologische Radikalisierung: Die vollständige Ausgrenzung und Vertreibung der Juden aus dem deutschen "Volkskörper".
  2. Persönliche Bereicherung: Wie am Beispiel des jüdischen Kaufmanns Grünmandl in Hall, dem Geschäft und Häuser "arisiert" (geraubt) wurden, ging es vielen Nationalsozialisten um die schamlose Aneignung jüdischen Vermögens.
  3. Systematische Inhaftierung: Die Aussage, Juden seien in "Schutzhaft" genommen worden, war eine zynische Umschreibung für ihre Verhaftung und Deportation in Konzentrationslager. Die Aufzeichnungen von Dr. Ernst Verdross im KZ Dachau belegen, dass die Lagerinsassen bereits einen Monat vor den Pogromen damit begannen, mit Strohsackstopfen neue Baracken für die erwarteten jüdischen Häftlinge vorzubereiten. Es handelte sich gezielt um vermögende Personen – Rechtsanwälte, Ärzte, Fabrikanten –, deren Besitz der Staat beschlagnahmen konnte.

Unser Auftrag des Erinnerns

Der Artikel der Innsbrucker Nachrichten ist mehr als nur historisches Quellenmaterial. Er ist ein warnendes Beispiel dafür, wie Sprache zur Verbreitung von Lügen, zur Verharmlosung von Gewalt und zur Entmenschlichung ganzer Bevölkerungsgruppen benutzt wird. Er zeigt, wie aus einem geplanten, brutalen Pogrom eine "verständliche Vergeltungsmaßnahme" konstruiert wird.
Indem wir diese Lüge entlarven und die wahre Geschichte der Opfer und der Täter erzählen, erfüllen wir unsere Pflicht des Gedenkens. Wir gedenken der zerstörten Synagoge, der geplünderten Geschäfte und der Menschen, die ihrer Heimat, ihrer Würde und oft auch ihres Lebens beraubt wurden. Wir erinnern daran, dass die jüdische Gemeinde Tirols keine "unerwünschten Gäste", sondern tief verwurzelte Mitbürger waren.

Dieses Gedenken ist nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern ein beständiger Auftrag für die Gegenwart: Wachsam zu sein gegen Antisemitismus, Rassismus und die Verfälschung der Geschichte – heute und in Zukunft.
 
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    Autorin
    Elisabeth Walder
    ​BA MA MA

    Historikerin- Ethnologin 

    Archives
    Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

    Tiroler Landesarchiv

    Stadtarchiv Hall in Tirol

    Pfarrarchiv Hall in Tirol

    Anno. Zeitschriftenportal. Online unter, 
    https://anno.onb.ac.at/ (11. November 1938).


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    October 2025

    Kategorie
    ​Zeitgeschichte

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